Gedichte-Eiland

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-   -   Ritornelle-Potpourri (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=12037)

Lailany 17.06.2014 06:28

Ritornelle-Potpourri
 
In der Kapelle
Die Kerze, Herr, hab ich dir schon gespendet.
Nun schick mir per Express die Ritornelle.

Hibiskusblüte
Wie stolz du prunkst im Haar des Inselmädchens,
um dessen Gunst ich mich umsonst bemühte.

Knorrige Reben
Im Herbst erst werden euch die Dichter preisen,
wenn sie die goldgefüllten Gläser heben.

Venusfalle
Es wird gemunkelt, du wärst Kannibale -
lockst Missionare an und frisst sie alle.

Purpurglöckchen
Sobald der Lenz dich küsst, du lieblich Schöne,
hebst du mit Anmut dein Flamencoröckchen.

Welkende Rosen
Seid letzter Gruß für die vergess'ne Seele,
die Frieden fand im Grab der Namenlosen.

Bärlauchstängel
Ein "Guten Morgen!" aus erlauchtem Munde
ist Sitzplatzgarantie im Busgedrängel.

Duftloses Veilchen
Dein tiefes Blau umrahmt mein linkes Auge.
Ihn warf ich raus. Du bleibst mir noch ein Weilchen.

juli 17.06.2014 09:51

Liebe Lailany
 
Ein Ritornellen-Potpourri habe ich noch nicht gesehen.
Deines hier läßt mich schmunzeln.

Bis auf die Kapelle hast Du Blumen beschrieben.

Venusfalle
Es wird gemunkelt, du wärst Kannibale -
lockst Missionare an und frisst sie alle.:D

Duftloses Veilchen
Dein tiefes Blau umrahmt mein linkes Auge.
Ihn warf ich raus. Du bleibst mir noch ein Weilchen.:D

Mir gefällt Dein Ritornellen-Potpourri, es ist bunt.

Sehr gerne gelesen und dazu gelernt:)
sy

Narvik 18.06.2014 05:36

Hallo Lailany,

auch mir war diese Strophenform unbekannt und dann las ich dieses interessante Gedicht. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, damit es über eine solche Länge nicht langweilig wird.
Und ich finde, das ist dir sehr gut gelungen.
Am besten gefällt mir die Venusfalle. Wo kann man eine solche bekommen? Nur um diese lästigen Geister auszutreiben selbstverständlich.
Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Chavali 21.06.2014 19:09

Liebe Lailany,

was ist denn das :o
Zitat:

Zitat von Wiki
Auszug
Ein Ritornell ist eine aus der italienischen Volksdichtung stammende Gedichtform. Es besteht aus einer Abfolge dreizeiliger Strophen, ähnlich der Terzine. Sein Versmaß ist zwar beliebig, doch bevorzugen die meisten Ritornell-Dichter fünfhebige Jamben .
Das Reimschema lautet meist a-x-a, seltener x-a-a oder a-a-x – ein „x“ bezeichnet dabei reimlose Zeilenschlüsse.
Der erste Vers ist in der Regel deutlich kürzer als die zwei folgenden; ...
Im deutschen Sprachraum wird im ersten Vers gern eine Blume angerufen (Apostrophe) – klassische Beispiele dafür stammen von Friedrich Rückert, Wilhelm Müller, Oskar Loerke und Christian Morgenstern. Hier ein Beispiel von Theodor Storm:
Dunkle Zypressen!Die Welt ist gar zu lustig;es wird doch alles vergessen.

DAS muss man sich erst einmal zu Gemüte führen :D

Aber wenn du danach gedichtet hast - ist das nicht etwas anders geraten? :confused:

Man lernt nie aus.
Auch darum sind wir hier ;)


Gestaunt und geschmunzelt hat mit lieben Grüßen
Chavi

Lailany 23.06.2014 01:12

Liebe Sy,
das Ritornell war mal eine Hausaufgabe.
Das erste beschreibt, wie ich dabei vorgegangen bin::cool:
Anfangs wollte mir dazu überhaupt nix einfallen, also marschierte ich, mit dem Rest einer Adventkerze in der Tasche, zur Kapelle, um mich hilfesuchend 'nach oben' zu wenden. Tja, die Bestechung hat sich doch rentiert, nicht wahr? :D
Es dauerte nicht lange, bis die Blumenrufe auf mich niedergeprasselt sind. :D

Lieber Narvik,
auch mir war diese Strophenform unbekannt. Die eingehende Beschäftigung damit weckte jedoch meine Begeisterung. Als die ersten 2 standen, konnte ich gar nicht mehr aufhören und an nix anderes mehr denken als an Grünzeug, das sich dafür eignen könnte.

Liebe Chavi,
ich hab von diversen Strophenformen kaum Ahnung und befasse mich damit nur näher, wenn ich muss, oder, wenn mich eine besonders fasziniert.
Wie ein Ritornell auszusehen hat, darüber scheiden sich anscheinend die Geister, denn meine damaligen Recherchen förderten DAS zutage:
"Das Ritornell (ital. ritornello, Wiederkehr) ist eine alte Form der ital. Volksdichtung.
In der Regel, beginnend mit einem 'Blumenruf' (Aufruf/Frage) ist die 1. Zeile meist kurz, oft bestehend aus nur einem Wort.
Die 2. Zeile ist eine Waise und findet keine Reimentsprechung.
Die 3. Zeile reimt sich auf den Blumenruf.
Die Verse sind gewöhnlich fünffüßige Jamben, die 1.Zeile häufig ein Halbvers.
Das Ritornell besteht aus beliebig vielen 3zeiligen Strophen. Ursprünglich bildete eine Strophe allein das ganze Gedicht, in der ital. volkstümlichen Tradition oft mit satirischen Tendenzen.
2 Beispiele von Gustav Falke:
Weiße Syringen
Ein schlankes Mädchen weint im Frühlingsgarten.
Ich kann das Bild nicht aus der Seele bringen.

Gelbe Narzissen
Ein Feuerfalter ward vom jähen Winde
Gleich einem Funken eurem Schoß entrissen.

Theodor Storm:
Blühende Myrte
Ich hoffte, süße Frucht von dir zu pflücken;
Die Blüte fiel; nun seh ich, dass ich irrte.

F. Rückert:
Himmlischer Friede!
Mir blieb kein Obdach mehr auf dieser Erde,
als unter meiner Freundin Augenlide.
************************************************

An diesem Metrikmuster hab ich mich orientiert. :)

Es gibt ja viele Beispiele alter Strophenformen, bei denen mit der Zeit das stenge Korsett nach und nach gelockert wurde.
ICH weise alle Schuld von mir. :D Ich hab mich in eins reingezwängt, das schon da hing. :p

Euch allen...
herzlichen Dank für Euren Besuch, Euer Interesse und Feedback. :)

LG von Lai

Falderwald 01.08.2014 13:35

Kia ora Lailany,

ich finde das eine gute Idee und zudem noch meist sehr humorvoll umgesetzt.

Das "meist" habe ich absichtlich gesetzt, denn eine Strophe tritt hervor, die aus dem Rahmen fällt: "Welkende Rosen". Die ist ja doch sehr nachdenklich und melancholisch im Gegensatz zu den anderen.

Aber ich finde den ganzen Text trotzdem sehr gut verdichtet, auch die Charaktere stimmen und es macht Spaß, sich durch die Strophen zu lesen.

Mir hat das gut gefallen. :)


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Lailany 23.09.2014 07:31

Kia ora Faldi...
mit Ausnahme des 1. (sozusagen das Vorwort :D) sind meine Ritornelle alles "Blumenrufe" und als solche ist / wäre jedes ein eigenständiges Werk.

Wegen der Kürze erschien es mir sinnvoller, sie zusammen zu posten, als jeden Tag eins, oder 2 ? (jetzt weiß ich doch nicht mal mehr, was die Postingbeschränkung besagt..) und so ist das 'Potpourri' entstanden.

Was meinst Du, soll ich die 'welkenden Rosen' einfach rausnehmen? Du hast Recht, die anderen haben alle den fröhlich-humorigen Anstrich, der meinen Gefallen an dieser Strophenform und den Spaß beim Basteln deutlich reflektiert.

Freut mich, dass Du ebenfalls daran Gefallen gefunden hast und herzlichen Dank für Besuch und Kommi.:)

LG von Lai :Blume:

Falderwald 23.09.2014 18:35

Kia ora Lailany,

nein, nicht rausnehmen, das war nicht meine Absicht.

Diese eine Ritornelle fiel mir nur aufgrund ihrer etwas ernsteren Aussage auf.

Ich finde sie Klasse, lass sie bloß stehen...:)


Liebe Grüße

Falderwald





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