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Frühlingsgefühle eines älteren Herrn (Diskussion)
Oh Freunde, ich habe den Frühling gesehn. |
Hallo Fridolin
da tust du dich auch mit schreiben schwer, kein Wunder wenn man eine Abfuhr erleidet. Schön ist aber, du lässt uns an dieser teilnehmen. :rolleyes: Schöne Grüß der Knacki |
Hallo Knacki,
ich dachte, da kommt noch ein Kommi, war aber dann doch nicht. Dir vielen Dank dafür. LG Fridolin |
Hallo Fridolin,
wat dem enen sien Lenz, is dem andern sien Frühling.:D Hübsch und gekonnt verdichtet. Ich habe es sofort mit dem Sprichwort: "Wat dem enen sien Uhl, is dem annern sien Nachtigall." in Verbindung gebracht. Hier enden die Frühlingsgefühle eines älteren Herren zwar bedröppelt, aber er durfte immerhin wärmend "zugreifen". Schön auch die Steigerung in der 3. Strophe (hinüber zur Stallung) und noch schöner die kalte Dusche in der 4. Strope. ;) Da fällt mir noch ein Sprichwort ein: "Schuster bleib bei deinen Leisten.":p Ein schöner und lustiger "Frühlingsbote".:) Liebe Grüße Dana |
Hallo Dana,
vielen Dank auch dir fürs Lesen und Kommentieren. Schade, dass die "Stimme" verstummt ist (zumindest bei mir), ihr wäre das Versmaß aufgefallen. Meine Reimerei war nämlich mal nur eine Übung in Daktylen. Damit tue ich mich immer noch recht schwer, muss ich als Humordichter auch nicht unbedingt beherrschen. LG Fridolin |
Hallo Fridolin,
wenn ich jetzt fies wäre, schriebe ich, das geschieht dem alten geilen Sack recht...:D Nein, das ist ein wirklich süßer Schmunzeltext und steht zu Recht hier in der Humorabteilung, vor allem weil zu erkennen ist, daß sich der Protagonist hier selbst mächtig auf den Arm nimmt. Das sind wirklich vier nette Schmunzelstrophen, die jede Menge feinen Humor transportieren. So sollte ein humoriger Text sein. Übrigens ist das Versmaß hier kein richtiger Daktylus. ;) Nein, nein, es ist völlig in Ordnung und ohne Fehler: Oh Freunde, ich habe den Frühling gesehn. Er sagte bedauernd: "Muss gleich wieder gehn." Es war schon der Himmel von Wolken verhangen. So hat es bald heftig zu schnein angefangen. xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx Ich dachte, das kann doch der Frühling nicht sein. Dann schneite es weiter und mich beinah ein. Da sah ich ein Mädchen! Es trug wenig Kleider. "Ich wart auf den Lenz." Ach, sie fror wie ein Schneider. xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx Ich konnte nicht anders, ich musste sie wärmen. Von ihr wollt ich gerne noch mehr als nur schwärmen. Ich hielt sie umfangen und kam schnell in Wallung. Dann zog sie mich plötzlich hinüber zur Stallung. xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx Dort rief sie auf einmal: "Da ist ja der Lenz!" Das war nicht der Frühling! Denn Lenz hieß ihr Stenz! Ich hörte ihn sagen: "Hau ab, alter Knacker!" Und machte mich ziemlich bedröppelt vom Acker. xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx Aber ein Daktylus ist das nicht. Es ist ein Amphibrachys. Der Daktylus beginnt mit einer Hebung, also einer betonten Silbe, der zwei unbetonte folgen. Beispiel (4-hebig, wechselnde männliche und weibliche Kadenz): XxxXxxXxxX XxxXxxXxxXx Beim Amphibrachys wird eine betonte Silbe von zwei unbetonten umschlossen. Beispiel (4-hebig, wechselnde männliche und weibliche Kadenz): xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx Somit wäre also der Amphibrachys ein Mittelding zwischen Daktylus und Anapäst. Denn beim Anapäst folgt auf zwei unbetonte Silben eine betonte. Beispiel (4-hebig, wechselnde männliche und weibliche Kadenz): xxXxxXxxXxxX xxXxxXxxXxxXx Somit ergäbe sich folgendes Gesamtbild: Beispiel (4-hebig, weibliche Kadenz): XxxXxxXxxXx (Daktylus) xXxxXxxXxxXx (Amphibrachys) xxXxxXxxXxxXx (Anapäst) Da sieht man auch im logischen Aufbau, daß die Silbenanzahl immer um eine zunimmt. Eine Metrikanalyse habe ich oben schon erstellt, so daß ich jetzt zu den formalen Dingen folgende Zusammenfassung geben könnte: Der Text ist im Paarreim geschrieben. Das verwendete Versmaß ist ein 4-hebiger Amphibrachys. Es gibt vier Strophen mit jeweils vier Zeilen. Auf zwei Zeilen mit männlichen Kadenzen folgen zwei Zeilen mit weiblichen Endungen. Ausnahme: Strophe 3, wo ausschließlich weibliche Kadenzen verwendet werden und somit die einzige Abweichung in einem ansonst einwandfrei durchgehaltenen Schema zu erkennen ist. Ich hoffe, mein Kommentar konnte dir ein wenig geben...:) Gerne gelesen, geschmunzelt und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hallo Falderwald,
ich danke sehr für deine lobenden Worte und die ausführliche metrische Erläuterung. An sich weiß ich schon, dass dreisilbige Verse, die mit einem unbetonten Auftakt beginnen, auf die zwei unbetonte Silben folgen, amphibrachisch genannt werden. Ich folgte aber in meiner Bezeichnung der Verslehre von Wolfgang Kayser, der auch bei solchen Versen von daktylischen Versen spricht, ebenso Erwin Arndt in "Deutsche Verslehre". Wichtig ist für mich, dass die Verse ein einheitliches Versmaß haben, das ich künftig gern amphibrachisch nenne. Ich habe mich hier und andernorts umgesehen, Gedichte mit durchgehend daktylischen Versen aber nicht gefunden. Für mich wäre es sehr interessant, wenn du mir Beispiele nennen könntest. LG Fridolin |
Hallo Fridolin,
genau das ist der Punkt, weil das eben völlig falsch verbreitet wird. Der Amphibrachys wird einfach zum Daktylus gemacht, obwohl er genau zwischen dem Daktylus und dem Anapäst anzusiedeln ist. Beispiele: Friedrich Schiller "Würde der Frauen" Zitat:
Zitat:
Befreiungsschlag Zitat:
Jeweils in der ersten Zeile wurde nach dem Komma eine unbetonte Silbe fortgelassen. Der Rest ist ein astreiner Daktylus. Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hallo Falderwald,
vielen Dank für deine Mühe, mir die Feinheiten des Daktylus nahe zu bringen. Allerdings verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass selbst diese großen Meister der Dichtkunst in deinen Beispielen nicht durchgängig daktylisch gedichtet haben. So enden, wenn ich es richtig sehe, zwei Strophen in Schillers Gedicht "Ehret die Frauen" nicht daktylisch: Treue Töchter der frommen Natur XxXxxXxxX = ich sehe es so, dass auf einen Trochäus zwei Anapäste folgen Und ver-ei-nen, was e-wig sich flieht. xxXxxXxxX = Anapäste Bei Erich Mühsams Gedicht "Zum Beginn" fällt schon die zweite Zeile Wollt ihr das Glück, so schaffet das Rechte! XxxXxXxxXx aus der daktylischen Metrik. In der folgenden Strophe kann ich die Metrik stellenweise überhaupt nicht mehr zuordnen, zumindest kann ich keine Daktylen mehr erkennen. Pestluft lagert über der Welt; XxXxXxxX um das Große drängt sich die Kleinheit; xxXxXxxXx trübe Dünste verfinstern die Reinheit, XxXxxXxxXx und der Mensch ist vom Haß entstellt. xxXxxXxX Um des Daseins armselige Brocken XxXxXxxxXx? sind alle Fäuste wütend geballt. XxxXxXxxX Da hältst du in deinem Gedicht das Versmaß noch besser ein, wenn es auch nicht ganz durchgängig daktylisch ist. Für mich als Humordichter scheidet dieses Versmaß aus, es schränkt meine Möglichkeiten, mich mit Wortspielen auszudrücken, zu sehr ein. Das gilt sogar für Limericks, die ich generell amphibrachisch anlege, wobei ich Limericks bisher metrisch als Daktylen mit unbetontem Auftakt angesehen habe. LG Fridolin |
Hallo Fridolin,
deshalb habe ich auch mit Absicht nur Schillers erste Strophe eingestellt. ;) Zitat:
Zitat:
Ich finde, wenn ein Gedicht fließt, dann fließt es, egal in welchem Metrum. Man sollte nichts ausschließen, denn das schließt pauschal auch vorhandene Möglichkeiten aus. Lass es einfach laufen, so wie es kommt...:) Zitat:
Ich finde es wichtig, daß auch z. B. junge Dichter, die noch etwas lernen wollen, das System der gebunden Lyrik richtig dargestellt bekommen, denn es ist rein logisch und mathematisch aufgebaut. Haben wir es nur mit zwei wechselnden Silben zu tun, also einer unbetonten und einer betonten, dann gibt es auch nur zwei Metren: Jambus und Trochäus. Haben wir es aber mit drei Silben, also zwei unbetonten und einer betonten, ergeben sich drei Kombinationen: xxX = Anapäst, Umkehr davon Xxx = Daktylus und wenn wir das jetzt auseinanderreißen, bekommen wir unseren Amphibrachys = xXx (der erst durch die Wiederholung zum Daktylus wird ;)) Übrigens findest du hier auch einen indirekten Beweis meiner Behauptung, es gäbe in der Deutschen Sprache keine zwei betonten Silben hintereinander. Es gibt kein Metrum, mit zwei solchen aufeinanderfolgenden und es gibt keines, mit drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben. Wenn so etwas vorkommt, dann braucht es eine Zäsur, wie z.B. an einem Zeilenende. Weil wir in der nächsten Zeile ja wieder von vorne anfangen müssen, nicht wahr? ;) Das ist nur die reine Theorie des Handwerks, sonst nichts. Schreiben können wir das alle, darum geht es gar nicht...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
hallo fridolin,
also man merkt richtig, dass du dieses gedicht mit daktylust geschrieben hast! ein jammer, dass die süße schon verbandelt war! aber macht ja nix, denn: hat der lenz sie erst "gebändigt", (weiß man ja, wie sowas endigt) kannst du sie des sommers trösten und mit ihr am poole rösten! sicher schenkt dir dann die biene viele kleine fridoline! :D hat spaß gemacht, dein gedicht zu lesen! lg, larin |
Zitat:
Hallo larin, stimmt, ich habe mit Daktylust gereimt, aber gelernt, dass ich dabei amphibrachitisch war. Vielen Dank für deine aufmunternden Zeilen. LG Fridolin |
Hi Fridolin,
die mir bekannten Limericks sind alle im Amphibrachys geschrieben, die von dir benannten Wanderer Limericks kenne ich nicht (Dann hättest du ja deine Beispiele für durchgehend daktylische Verse). Ich behaupte sogar, ein streng klassischer Limerick sollte im A. geschrieben sein: Puella Rigensis ridebat Quam tigris in tergo vehebat. Externa profecta Interna revecta Sed risus cum tigre manebat. Variationen gibt es natürlich immer (so z. B. auch im Sonett). Und so bestätigt sich mal wieder der alte Spruch, keine Regel ohne Ausnahme. Aber ich lerne immer wieder dazu. Gerne relatviere ich deshalb meine Aussage: Zitat:
Ich bin ja auch nur näher darauf eingegangen, weil du in einer Antwort schriebst: Zitat:
Zitat:
Meinerzeit hatte ich ein ganz simples und einfaches Büchlein mit dem unscheinbaren Titel "Verse schmieden leicht gemacht" von Christa Kilian, welches im Bassermann Verlag erschienen ist. Selbst in diesem recht schlicht gehaltenen Buch unterscheidet Frau Kilian zwischen den drei genannten dreisilbigen Versfüßen und benennt eindeutig den Amphibrachys, der im sogenannten "Mitteltakt" geschrieben ist. Ich wollte hier auch niemanden belehren, sondern lediglich eine Textanalyse vornehmen und mich mit Interesse darüber austauschen...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hallo Falderwald,
Ich bin dir außerordentlich dankbar, dass du mir so ausführlich geantwortet hast. Da ich wegen meiner Behinderung große Probleme mit dem Schreiben habe, hat meine Antwort etwas länger gedauert. Ein paar Gedanken noch: Zitat:
Zitat:
Wanderer, kommst du nach Thurgau, gibt Acht auf die Gräfin von Burgau. Besonders im Jänner, da schlachtet sie Männer und füttert die Kerle der Burgsau. Zitat:
da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam da da dam Die Crux bei dieser Theorie ist aber in der deutschen Sprache, dass es kaum Wörter gibt, die anapästisch sind, also muss man hier wieder mit Auftakten arbeiten, und schon sind wir wieder bei Daktylen oder Amphibrachen, je nachdem, wo die Hebung zu stehen kommt. Diese innige Beziehung dieser dreisilbigen Versfüße hat wohl auch die von mir genannten Autoren veranlasst, Daktylen, Amphibrachen und Anapäste unter dem Oberbegriff "Daktylische Verse" abzuhandeln. Auch die im Internet zugänglichen Systeme zur Metrumanalyse (z.B. Metricalizer) treffen diesbezüglich keine Unterscheidung. LG Fridolin |
Hallo Fridolin
Äußerst lehrreiche Diskussion zum humorvollen Gedicht. LG Ingo
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Zitat:
LG Fridolin |
Hallo Fridolin,
da wir jetzt vom eigentlichen Gedicht abkommen, habe ich diesen Faden einmal in unser Diskussionsforum kopiert. D.h. es ist nach wie vor in der Humorabteilung zu finden, um zum Text Stellung zu nehmen und wir können hier in dieser Kopie frei und fröhlich über Daktylus und Limerick diskutieren. Zitat:
Ja, ich erinnere mich, das war ein Faden von norbert. Das war also sein vorgegebenes Versmaß, welches ich lediglich dort kopiert habe und auf den "Wanderer" eingegangen bin. (Kein Wunder, daß Google nix über die "Wanderer-Limericks ausgespuckt hat.) Zitat:
Aber wie wir Dichter nun mal sind, nehmen wir so etwas immer gerne an. Auf die Dauer wird das sicherlich langatmig, da gebe ich dir Recht. Die Grundidee war aber ganz nett. Zitat:
Zitat:
Anapästische Verse sind tatsächlich schwer und daher auch selten zu finden. Zitat:
Es liegt wohl mehr an meiner persönlichen Pfennigfuchserei, denn ich finde, man sollte die verschiedene Versmaße ruhig beim Namen nennen, damit die "jungen Dichter" zumindest mal ein Bild davon bekommen, worüber wir "Alten" uns hier unterhalten. Nur damit der Vollständigkeit Genüge getan wird. Denn gute theoretische Kenntnisse haben dem praktischen Handwerker noch nie geschadet, eher im Gegenteil. Das war mein ganzes Anliegen...:) Liebe Grüße Falderwald |
Also, lb. Fridolin und lb. Falderwald,
ich habe jetzt was dazugelernt, und amüsiert habe ich mich auch! :) Danke und Grüße W. |
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Dana und Falderwald
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