Gedichte-Eiland

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Falderwald 10.04.2010 22:37

Toter Soldat
 
Toter Soldat


In Schwarz-Rot-Gold fein eingehüllt
stehst du bereit zum letzten Gang,
der Kirchensaal ist dumpf erfüllt
von Trauer und von Glockenklang.

Du bist zwar jetzt ein großer Held,
doch fragt sich, was dir das noch nützt,
denn wenn ein Mann im Kampfe fällt,
wird er von keinem Staat beschützt.

Der hat sich vor dem Tod verneigt,
im Leben war er niemals hier,
doch deine Leiche liegt und schweigt,
wie deine Freunde neben dir.

Du kämpftest für das Vaterland,
so redeten es sie dir ein,
weil es sich nicht im Krieg befand
und niemand will jetzt schuldig sein.

Man schickte ohne jeden Plan,
bevor man sich in Unschuld wusch,
Soldaten nach Afghanistan
zum Sterben an den Hindukusch.


Falderwald
. .. .

Dana 11.04.2010 21:22

Lieber Faldi,

die Nachrichten selbst machten bereits betroffen - dein Gedicht jedoch bewirkt noch mehr.
Du sprichst mit bildreichen Strophen die gemischten Gefühle an und triffst den Nerv unserer neuen Zeit.
Auf der einen Seite "feiern" wir für Deutschland 60 Jahre Frieden und tragen zugleich tote Soldaten "feierlich" zu Grabe.

Ich bleibe jedoch beim Gedicht, das den gesamten Irrsinn beinhaltet und die große Wut "ausbremst" aus Achtung vor den Betroffenen und ihren Familien. Beim Lesen kommen diese Gefühle stark durch.

Ein ernstes und am Thema sehr gut umgesetztes Werk, das ich zu deinen besten zähle.

Die Strophen hallen lange nach und Angst steigt auf - was kommt noch?

Liebe Grüße
Dana

ginTon 12.04.2010 00:08

hi faldi,,

ich habe die letzten Tage Nachrichten geschaut, wie wir alle wahrscheinlich
und finde den Umstand genauso bedenklich wie du es in diesem Werk hier be-
schreibst...vor allem etwas nicht Krieg zu nennen, obwohl es kriegerische Akte
zweier Völker gegeneinander sind finde ich äußerst bedenklich..gerade vorhin
wurde in einem Beitrag nach besseren Waffen usw debattiert, dass dann eben
die Soldaten besser ausgerüstet werden müssen...in meinen Augen bedeutet
dies jedoch die Abkehr von Frieden, so wie es dana schon schreibt...

andererseits muss ich natürlich dazu sagen, dass sich jeder frei entscheiden kann
Soldat zu werden oder auch nicht, ich weiß nicht ob es Staatsschuld ist,
dass diejenigen jetzt tot sind...natürlich könnte man sagen, der Staat schickt
die Soldaten dort hin, aber sind das net alles Berufssoldaten? also dazu wurde
doch niemand überredet, oder?

.. LG gin

Chavali 14.04.2010 23:13

Lieber Faldi,

dein Gedicht über das irre und irrsinnige Kämpfen in Afghanistan spricht alles das an und aus,
was die Menschen derzeit bewegt.
Man muss kein Interpretationsgenie sein, um zu erkennen, dass in deinem Text alles drin ist,
worüber die Menschen diskutieren und traurig und wütend sind.

Dein Gedicht lässt den Leser betroffen zurück.
Du solltest es einschicken an das Bundesministerium für "Verteidigung".
Oder anderswo veröffentlichen lassen.

Chapeau für Idee und Umsetzung!

Kämpferische Grüße,
Chavali

Hans Beislschmidt 19.04.2010 09:07

Hey Faldi,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Was mir am besten gefällt, ist die Tatsache, dass der Dichter Falderwald am Leben teilnimmt in all seiner Konsequenz - eben auch der Ungerechtigkeit im Leben und das mit seinen Stilmitteln zum Ausdruck bringt. Ein Dichter kann nicht die Welt verändern aber er kann dem Aufschrei des Entsetzens eine Stimme verleihen.

Du hast dem Pathos Gesülze dein Il Silenzio geblasen.

Gruß vom Hans

Falderwald 27.04.2010 19:04

Liebe Dana,

ja, ich war auch tief betroffen von den Nachrichten und anfangs machte es mich sprachlos.
Ich frage mich nur, was in diesem Land dort erreicht werden soll.

Der Widerstand wird nicht aufgeben und es besteht kaum Aussicht auf Erfolg, das Volk komplett auf die Seite der dortigen Regierung oder der alliierten Streitkräfte zu ziehen.
Und die Amerikaner wollen angeblich in 2011 dort abziehen.
Und dann?

Ich danke dir für das schöne Lob. .. .:)


Hi gin,

du hast sehr recht mit deinen Ausführungen.
Auch stimme ich dir bei der Freiwilligkeit der Soldaten zu und ich denke, das waren auch ganz besonders gut ausgebildete Männer, jedoch ist die Frage nach der Schuld allgemeiner zu sehen.

Ich meine, wir befinden uns schließlich im 21. Jahrhundert und da ist es nicht möglich, Konflikte anders auszutragen?
Wir lehren unsere Kinder in den Schulen Gewaltlosigkeit. Das ist sogar das oberste Gebot, mischen aber in einem Konflikt mit, der uns nichts angeht.
Und dafür werden Menschen geopfert.

Ist es das wert, frage ich mich...:)


Liebe Chavali,

genau, dieses Gedicht spricht klar aus, was viele Menschen denken.

Die Idee, es anderweitig zu verwenden, ist gut, was glaubst du, was ich alles versucht habe.
Bis an den deutschen Bundestag habe ich es geschickt, doch niemand hat geantwortet.
Bei "Welt online" ist es immer wieder aus den Kommentarbloggs gelöscht worden.
Keiner wollte es haben.

Nur der Ratzeburger Markt hat sich getraut und dafür möchte ich Herrn Anders an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Die besaßen den nötigen Schneid...:)

Vielen Dank für das anerkennende Lob...:)


Hey Hans,

auch deine Antwort empfinde ich als zustimmendes Lob.

Man kann alle Traurigkeit schönreden, sie ausschmücken und daran teilnehmen, aber es bleibt eine Tatsache, daß es sich um eine graue Wahrheit handelt, an der es nichts zu beschönigen gibt.

Du hast Recht. Der Dichter kann wenigstens ein bisschen aufschreien...:)


Moin Limes,

ich weiß aus alten Diskussionen, daß du das alles ein wenig realistischer siehst.
Dagegen ist auch gar nichts einzuwenden. Aber ich klage hier mit diesem Text niemanden an und ich mache mich ganz sicherlich auch nicht lustig über die Gefallenen.
Ich beklage diese Situation im Allgemeinen.
Du schreibst es ja selbst schon, im Jahre 2010 gehören bewaffnete Konflikte leider immer noch zum Alltag.
Aber ist das nicht traurig?
Könnte diese Welt nicht eigentlich viel besser auf so etwas verzichten?

Zum Thema Helden: Mein LI sprach in diesem Text einen toten Soldaten an.
Wen, kann sich der Leser aussuchen und seine Freunde wurden auch erwähnt, es sollte klar sein, daß auch sie Helden sind.
Damit schließe ich alle bisher gefallenen Soldaten ein.

Mir geht es auch hier nicht um die Definition des Begriffs "Held", das war schon ehrlich gemeint, doch die Frage ist immer, was nützt es einem Toten, ein Held zu sein?
Mehr war damit nicht gemeint.

Strophe vier erklärt dann aber, warum es richtige Helden waren.

Sie waren davon überzeugt, das Richtige zu tun.
Diese Überzeugung zu hinterfragen, weil sie von einem Außenstehenden schwer zu verstehen ist, sollte erlaubt sein, weil sich eben unser Land nicht im Krieg befindet.

Die Ziele sind unklar, einen langfristigen Plan gibt es nicht und es stellt sich die Frage nach dem "Wofür".
Ich weiß auch, daß unsere Regierung bestimmten Verpflichtungen unterworfen ist, jedoch gilt es immer abzuwägen, ob es das wert ist, Menschenleben dafür zu opfern.

Ich bin froh, daß ich darüber nicht entscheiden muss, ganz ehrlich.

Es wird noch viele Helden geben: Tote Helden.

Danke für deine interessanten Gedanken und teilweise Zustimmung...:)


Vielen Dank für eure Kommentare...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali 27.04.2010 19:53

Zitat:

Die Idee, es anderweitig zu verwenden, ist gut, was glaubst du, was ich alles versucht habe.
Bis an den deutschen Bundestag habe ich es geschickt, doch niemand hat geantwortet.
Bei "Welt online" ist es immer wieder aus den Kommentarbloggs gelöscht worden.
Keiner wollte es haben.
Lieber Faldi,

kann ich mir gut denken.
Hier wird ja auch gnadenlos etwas angesprochen, was der Politik unserer Regierung zu hundert Prozent widerspricht.
Zitat:

Nur der Ratzeburger Markt hat sich getraut und
dafür möchte ich Herrn Anders an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Die besaßen den nötigen Schneid..
Ehrlich...?
Das ist doch mal was!
Gut so und immer weiter versuchen - vielleicht beim Spiegel...? ;)

Liebe Grüße,
Chavali





Falderwald 09.05.2010 19:50

Liebe Chavali,

das ist ja alles schon wieder Schnee von gestern und die Zeitungsverlage werden sicherlich mit Leserbriefen und Kommentaren überschwemmt.

Es wird solange neue tote Helden geben, solange sich welche für diesen Kampf finden und überzeugen lassen.
Für mich scheint das alles ziemlich sinnlos, aber das zählt ja nicht...:(

Wie dem auch sei, einen kleinen Aufschrei war es wohl wert.

Vielen Dank für die erneute Rückmeldung. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Mike_S 09.05.2010 20:16

Hallo Falderwald,

es freut mich sehr, mal wieder ein Gedicht von Dir kommentieren zu können und dann noch eins mit einem so aktuellen und politischen Hintergrund.

Mein erster Gedanke beim Lesen war: Typischer Falderwald-Style
-> kreuzreimig, fünfstrophig und achtsilbig.:)

Zitat:

In Schwarz-Rot-Gold fein eingehüllt
stehst du bereit zum letzten Gang,
der Kirchensaal ist dumpf erfüllt
von Trauer und von Glockenklang.



Die erste Strophe ist jambisch mit männlicher Endung. Liest sich gut und flüssig, d.h. es macht Spaß, durch die Zeilen zu gehen.

Zum Inhalt:

"stehst du bereit" ist, ich weiß, geläufig im Zusammenhang mit dem Spalierstehen eines Soldaten und Du hast es einfach übertragen, aber hier kommt es schon ein wenig ungewöhnlich für mich rüber. Er liegt ja eher bereit fürs letzte Geleit.

Kirchensaal? Ok, auch ungewöhnlich, kann man machen und wahrscheinlich wurden die Soldaten auch in einer Kirche aufgebahrt und nicht in einer Friedhofskapelle, keine Ahnung. Aber die Umschreibung der Trauer und des Glockenklangs mit dumpf kann ich persönlich nicht nachempfinden bzw mir nicht vorstellen.

Zitat:

Du bist zwar jetzt ein großer Held,
doch fragt sich, was dir das noch nützt,
denn wenn ein Mann im Kampfe fällt,
wird er von keinem Staat beschützt
.
Ok, auch hier gleiches Versmaß wie zuvor.

Ein großer Held ist in unseren Breiten, glaube ich, keiner mehr, der auf dem Feld fällt. Insofern eine gelungene Überspitzung und sachgerechte Kritik an dem ganzen Unsinn. Ja und nützen tut es dem Toten schon dreimal nichts, ein Held zu sein oder für unseren Kapitalismus gefallen zu sein.

Die letzen beiden Verse verstehe ich leider nicht. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Vers drei und vier.

Ich lass jetzt mal ein paar Strophen aus und werde mich folgender als letzter Strophe zuwenden:

Zitat:

Du kämpftest für das Vaterland,
so redeten es sie dir ein,
weil es sich nicht im Krieg befand
und niemand will jetzt schuldig sein
.
Also Vers zwei liest sich für mich nicht harmonisch. Vielleicht liegt es an den ganzen Einsilbern, die man für die Betonung brechen muss? Vielleicht ist es aber auch mein Problem.

Fazit:

Insgesamt finde ich es toll, dass dieses Thema lyrisch aufgegriffen wird. Kritik nannte ich oben bereits. Handwerklich gibt es nicht viel zu beanstanden. Allerdings erschließen sich mir manche Passagen nicht so.

Für mich persönlich könnte es noch knackiger sein und mehr an die Verantwortlichen direkt gerichtet sein. Nun gut, das ist Geschmackssache und darüber lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Ich danke Dir für diesen Gedichtbeitrag.

Beste Grüße
Mike S

Falderwald 13.05.2010 22:07

Hallo Mike,

Typischer Falderwald-Style?

Jetzt wo du es sagst, ja, stimmt.
Ich schreibe oft im Kreuzreim, fünfhebigen Jambus und fünfstrophig.
Das ist mir selbst noch gar nicht so aufgefallen...:)

Diese Diskussion um "stehen" und "liegen" hatte ich schon im Vorfeld der Veröffentlichung mit Dana.
Ich habe mich für "stehen" entschieden, denn für den "letzten Gang" liegt man nicht bereit. Außerdem steht ein Körper und ein Sarg bereit.
Vielleicht kannst du das nachvollziehen, weil du auch das Spalierstehen erwähntest.

Es war tatsächlich ein Kirchensaal, weil die Trauerfeier am 09.04.2010 in der St. Lamberti Kirche in Selsingen stattfand.

Wenn ich mich in einer Trauergemeinde aufhalte, dann empfinde ich das immer als ein dumpfes Gefühl.
Es umgibt mich fast körperlich, lässt mich alles wie durch einen Vorhang aus Watte empfinden. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, denn es ist wohl sehr subjektiv.

Wenn ich am Sonntag Morgen auf dem Balkon sitze und die Ratzeburger Domglocken höre, empfinde ich das nicht als dumpf.
Es kommt auf die Situation an.
Ziemlich subjektiv eben.

Der Begriff "Held" ist heutzutage ja kaum noch gebräuchlich.
Die Definition des Begriffes ist auch unterschiedlich, denn die Merkmale eines Helden sind verschieden.
Seine Fähigkeiten können auch geistiger Natur sein, z. B. Mut, Aufopferungsbereitschaft, Einsatzbereitschaft für Ideale oder Mitmenschen.
Und genau das sind ja die Eigenschaften, mit der die Gefallenen offiziell durch die Kanzlerin und den Verteidigungsminister geehrt wurden.

Genau diese haben den toten Soldaten zum Helden erklärt und somit repräsentieren sie auch den Staat, der sie zwar in den Krieg schickt, sie aber nicht wirklich schützen kann.
Hinterher kann man sie zu Helden machen, nicht wahr?

Wäre damit der Zusammenhang jetzt deutlicher?

Die Zeile "so redeten es sie dir ein" war auch ein Diskussionspunkt zwischen Dana und mir.
Man könnte es noch drehen (so redeten sie es dir ein), was aber auch nicht wirklich etwas an der Betonung ändert.

Ich weiß, daß diese Stelle ein wenig unharmonisch klingt, es ist jedoch im Deutschen so, daß es im Zweifelsfalle keine drei unbetonten Silben hintereinander gibt.
Bei drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben hast du in der Mitte dann immer eine leichte Betonung.

Ich finde, es geht so.

So redeten es sie dir ein

xXxXxXxX

Normalerweise achte ich auch auf eine wesentlich klarere metrische Betonung.


Fazit:

Du hast genau die beiden Punkte berührt, die schon zu Diskussionen zwischen Dana und mir geführt haben.

Deshalb war ich vorbereitet...;)

Ich wollte hier nicht unbedingt direkter werden, denn Schuldzuweisungen sind immer schwierig.
Wer trägt die Verantwortung dafür?
Der deutsche Bundestag beschloss Ende 2001 auf Antrag von Bundeskanzler Schröder und seiner rot-grünen Regierungen sich an diesem Einsatz zu beteiligen.
Die jetzige Regierung beharrt auf diesen Einsatz, obwohl die Mehrheit der Deutschen ihn nach beinahe neun Jahren Krieg ablehnt.

Ich schrieb schon, daß ich froh bin, nicht darüber entscheiden zu müssen.
Und diejenigen, die das in der Hand haben/hatten, müssen dies vor ihrem eigenen Gewissen verantworten.

Es fiele mir nicht leicht, wenn ich damit leben müsste, daß meine Stimme dazu beitrug, daß bisher 43 deutsche Soldaten, Menschen, ihr Leben lassen mussten.

Den Schuh muss sich jeder Verantwortliche selbst anziehen.


Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die Auseinandersetzung mit diesem Gedicht...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Mike_S 14.05.2010 09:06

Hallo Faderwald,

ich danke Dir, dass Du meinem Kommentar eine Antwort gönnst.



Zitat:


Typischer Falderwald-Style?

Jetzt wo du es sagst, ja, stimmt.
Ich schreibe oft im Kreuzreim, fünfhebigen Jambus und fünfstrophig.
Das ist mir selbst noch gar nicht so aufgefallen..
.
Da staunt der Fachmann und die Laien wundern sich, wie Aufmerksam der Mike S Falderwalds Lyrik wahrnimmt.:rolleyes:

Zitat:

Diese Diskussion um "stehen" und "liegen" hatte ich schon im Vorfeld der Veröffentlichung mit Dana.
Ich habe mich für "stehen" entschieden, denn für den "letzten Gang" liegt man nicht bereit. Außerdem steht ein Körper und ein Sarg bereit.
Vielleicht kannst du das nachvollziehen, weil du auch das Spalierstehen erwähntest.

Ich würde mal sagen, reine Geschmackssache. Oder? Mir selbst gefällt das "Stehen" im Todesfall nicht so, aber über Geschmack zu streiten, ist sehr müßig. Mal so nebenbei: Ich find's klasse, dass Du mit Dana Deine Gedichte auch durchgehst und besprichst. Nun gut, Dir kann's auch egal sein, ob ich das klasse finde, aber ich wollte es nur mal eben gesagt bzw. geschrieben haben.

Zitat:

Wenn ich mich in einer Trauergemeinde aufhalte, dann empfinde ich das immer als ein dumpfes Gefühl.
Es umgibt mich fast körperlich, lässt mich alles wie durch einen Vorhang aus Watte empfinden. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, denn es ist wohl sehr subjektiv.

Wenn ich am Sonntag Morgen auf dem Balkon sitze und die Ratzeburger Domglocken höre, empfinde ich das nicht als dumpf.
Es kommt auf die Situation an.
Ziemlich subjektiv eben

.

Ok, wenn das für Dich Begründung genug ist, dann ist es so. Es wäre wohl müßig, sich allzu lange damit zu beschäftigen. Für mich ist es nicht so.

Zitat:

denn wenn ein Mann im Kampfe fällt,
wird er von keinem Staat beschützt.

Ist mir noch immer nicht klar.:(

Zitat:

Die Zeile "so redeten es sie dir ein" war auch ein Diskussionspunkt zwischen Dana und mir.
Man könnte es noch drehen (so redeten sie es dir ein), was aber auch nicht wirklich etwas an der Betonung ändert.

Ich weiß, daß diese Stelle ein wenig unharmonisch klingt, es ist jedoch im Deutschen so, daß es im Zweifelsfalle keine drei unbetonten Silben hintereinander gibt.
Bei drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben hast du in der Mitte dann immer eine leichte Betonung.

Ich finde, es geht so.

So redeten es sie dir ein

xXxXxXxX

Normalerweise achte ich auch auf eine wesentlich klarere metrische Betonung.

Nein, ich habe es jetzt noch einmal laut gelesen. Du musst es drehen. Dana hat vollkommen Recht. "So redeten es sie dir ein" ist schwer zu lesen. Es ist als einzelner Satz schwer und im Gefüge der Strophe noch unangenehmer. Wenn Du "sie" vor "es" stellst, klingt es runder. Das liegt daran, weil die letzte Silbe von "redeten" im Grunde unbetont ist. Wenn Du dann das schwache "es" dranballerst, kommt der Rhythmus zum erliegen. "sie" ist stärker und würde sich fein machen. Ich habe es ausprobiert und ich finde es dann klasse. Mit den Einsilbern hat man aber auch immer so seine Probleme.:rolleyes:

Beste Grüße
Mike S

JimPfeffer 14.05.2010 14:07

Hallo Falderwald,

ich beobachte schon seit längerem dein Gedicht und auch die Kommentare. Wie du ja weißt,interessiert mich kritische Lyrik sehr. Warum, weil ich ein Mensch bin und einfach nicht einsehen will, warum wir immer wieder auf die Tricks der regierenden Bonzen und ihren gut bezahlten Sklaven/ Beamten reinfallen, die uns das schlechte Gewissen direkt ins Wohnzimmer tragen. Das sind aber keine Zaubertricks, sondern das ist eine böse Realität für die wir als Gemeinschaft bezahlen. Also sind wir auch alle verantwortlich dafür. Niemand von uns sollte später behaupten, er hätte nichts davon gewusst. Niemand! Ich persönlich bin seit der Kriegszusage der Rot-Grünen Regierung im Jahr 1999 ständig auf Demos gewesen und habe mir die Füße wund gelaufen.Was war passiert? Der eigene Staat hatte gegen seine Verfassung verstoßen und hat wieder deutsche Truppen losgeschickt. Schon damals war klar, da kommt noch mehr. Wenn ich überlege wie viele Menschen in Berlin wohnen und und wie wenig sich an Anti-Kriegs Demos bis heute beteiligen und doch statistisch so viele dagegen sind ( angeblich). Nichts von dem was die Statistiken sagen, entspricht der Realität.Und die genormt Studierten labern von Frieden, vom Tierschutz, der Umwelt und sie sind nicht mal in der Lage ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen, ohne sich dem Staat früher oder später anzubiedern. Sich mit Vegetarischem oder mit Bio Essen vollzustopfen wird zu einer Art Religion und einer perfekten Ablenkung, doch noch ein besserer Mensch zu sein und vor allem sich wiedermal von den meisten unterscheiden zu können. Es gibt nichts Schlimmeres als ein staatlich geförderter Mittelstand/Beamte! Da können arbeitende und arbeitslose Menschen mit sehr viel weniger Einkommen nur verblüfft den Kopf schütteln . Jedoch diese neuen, gesunden,gebildeten Menschen laufen aber nicht zu Demos, sondern sitzen lieber in Szene Kneipen (teuren Bars) rum und labern vom Frieden und ihrem Geld, bis der besoffene und bekiffte Kopf sie Tag für Tag zum Rückzug zwingt. Ich habe schon lange den Eindruck, dass es dem Menschen hier in Deutschland völlig egal ist, ob da unten in Afghanistan Menschen sterben oder nicht, solange es sich nicht um ihre eigenen Kinder handelt. Es ist ihnen einfach egal ! Job ist Job ! Mit dem Lieblingswort „Emphathie „ (was eine Frechheit ist) aus dem Mund dieser Politikgangster wird sich auch kein besseres Land gestalten lassen,solange wir solchen " Ich Menschen " an die Macht verhelfen, indem wir sie und ihre negativ vorbelasteten Parteien immer wieder wählen. Obwohl uns bewusst ist, dass sie uns eh nur verarschen und lügen, lügen, lügen!
Lieber Falderwald, die Aussage der Politiker „ wir verteidigen unsere Freiheit " ist ein Totschlagargument das schon seit Jahrhunderten immer gegen den sogenannten Pöbel funktioniert hat und wie wir sehen auch heute noch, wie die Menschen zum Schweigen und Stillhalten verblödet werden bis hin zur kompletten Überwachung. „Beiß nicht in die Hand, die dich nährt“ ist ein Gesetz das sie uns von Anfang geistig einprügeln und das immer nur, um uns weiter still zu halten. So funktioniert auch unser ganzes Sozialsystem. Es gab hunderte - wenn nicht sogar tausende Dichter - die schon immer mit ihren Texten gegen diese Art von Politik auf sich aufmerksam machten. Diese Dichter werden aber nicht im Schulunterricht durchgenommen, ihre Lyrik ist heute noch genauso aktuell wie gefährlich für Gutmenschen wie Merkel und Co. und für alle, die die davon profitieren. Zu Recht !
Und nun noch ein paar Worte an die, die immer noch an Kriegshelden glauben. Ein Held ist jemand, der etwas Gutes tut und nicht schwerbewaffnet in fremden Ländern eine Wahrheit verkauft, die grundsätzlich nur auf Lügen beruht.

Helden lassen sich nicht verarschen; haben sie noch nie getan…!



Liebe Grüße Jim

Mike_S 14.05.2010 17:26

Mein lieber JimPfeffer,

dieses Gedicht war dann wohl die Initialzündung für Dich. Aber sei unbesorgt, wir laufen wissentlich dem Abgrund entgegen. Afghanistan ist nur ein Nebenkriegsschauplatz. Das große Elend kommt und es dauert nicht mehr lange, dann ist es vor unserer Haustür. Das Ende des Kapitalismus hat bereits begonnen und es nimmt immer klarere Formen an. Wir leben bereits in einer Form des freien Marktes, die man durchaus als rechtlos bezeichnen kann. Es gibt keine Regeln mehr. Die kommenden Staatspleiten von Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, den USA ... werden Ausfluss dieses freien und grenzenlosen Marktes sein. Schon im Grundstudium des BWL-Studiums lernte man (mittlerweile gibt es kein Grundstudium mehr), dass ein freier Markt nicht funktioniert und staatliche Regularien gegeben sein müssen.

Beste Grüße
Mike S

Falderwald 19.05.2010 23:16

Hallo Mike,

ich bin gerne bereit, die Metrik an der betreffenden Stelle mit dir zu diskutieren.
Wie du ganz richtig schriebst, ist die die letzte Silbe des Wortes "redeten" eigentlich nicht betont.
Das war genau der Grund, warum ich das schwache "es" dahinter gesetzt habe. So wird der Leser geradezu gezwungen, die letzte Silbe "en" etwas betonter zu lesen.
Ich empfinde die Metrik an dieser Stelle eher als "neutral" und bedingt durch den Lesefluss, der sich durchs ganze Gedicht zieht, durchaus vertretbar.
Man könnte es sogar in einem Daktylus verwenden, wenn man die Betonung auf "es" legt, was m. E. alles legitim ist.

so redeten es sie dir ein
xXxxXxxX

Ich hadere noch etwas mit der von dir vorgeschlagenen Umstellung, verspreche aber, darüber noch einmal nachzudenken.

Nun versuche ich noch einmal Strophe zwei zu erläutern:

Letztenlich sagt der Text doch nichts anderes aus, als daß dort ein Staatsbegräbnis stattfand, bei dem die Gefallenen zu Helden erklärt wurden.
Wer tat das, wer erklärte sie dazu?
Das war unsere Bundeskanzlerin und ihr Verteidigungsminister, also höchste Representanten unsreres Staates.
Hinter solchen Reden steht ein Motiv, was es dem Zuhörer zu verdeutlichen gilt.
Das sind Ideale, für die Menschen in den Krieg geschickt wurden und werden.
Wer dafür stirbt, wer für diese staatlich verordneten Ideale also sein Leben lässt, der wird von diesem Staat zum Helden erklärt.
Mit diesen Idealen schickt ein Staat einen Mann in den Kampf.
Aber beschützt wird er dort nicht von ihm. Es ist ganz allein sein Leben und sein Risiko. (Zudem gab es noch viel Kritik an der Ausrüstung der deutschen Soldaten.)

Und so geht es dann auch in der dritten Strophe weiter, wo der Staat (s.o.) sich vor den Toten verneigte, die er im Leben niemals gekannt hat.
Es waren halt nur statistische Nummern, ein paar Soldaten von vielen, die jetzt für immer schweigen müssen.

Danke für deine erneute Rückmeldung...:)


Hi Jim,

ja, ich kann gut nachvollziehen, was du schreibst.

Natürlich sind wir alle mitverantwortlich dafür, weil wir, als Gesellschaft, dies mittragen.
Da nützt es auch nicht viel, sich an Demos zu beteiligen, die nichts einbringen.
Sie werden zwar wahrgenommen (z. T. werden sie auch bekämpft), aber morgen sind sie schon Schnee von gestern und damit vergessen.
Es interessiert die Machthaber einfach nicht und wird sie in ihren Entscheidungen nicht beeinflussen.

Dem Publikum werden Shows geboten, um es abzulenken.
Hier ein Skandal, dort ein Betrug, ein wenig Steuerhinterziehung, Furcht vor Arbeitslosigkeit und Inflation, Abbau unserer Sozialsysteme; das hält in Atem, vor allem, wenn es um den eigenen Hintern geht. Ein nettes Spiel mit der Angst.
Da ist es letztendlich völlig egal, ob da ganz weit weg ein Krieg stattfindet, an dem ja nicht nur unsere Soldaten beteiligt sind.
Solange es nicht vor der eigenen Haustür geschieht, ist alles in Ordnung.

Viele Menschen haben sich etwas "aufgebaut" und wollen das erhalten. Das liegt in der Mentalität des Menschen.
Wer am glaubwürdigsten darstellen kann, dies zu bewerkstelligen, der wird halt gewählt.
Das aber viele Wahlversprechen, die Hoffnungen erwecken sollen, gebrochen werden, ist eine Tatsache, die sich jetzt aktuell wieder bestätigt.
Das liegt natürlich nicht an den Wortgebern, sondern an den sich verändernden Umständen, die es nicht zulassen, das Wort zu halten, natürlich.

Mit einem Wort, wir werden ständig über den Tisch gezogen, hingehalten und manipuliert.
Und damit müssen wir uns so gut es geht arrangieren, ob uns das nun passt oder nicht.

Wem das nicht gefällt, der hat die Freiheit abzuhauen.
Oder aber er bietet Alternativen und wird dementsprechend aktiv.
Dazu bedarf es aber auch eines überzeugenden Konzepts.
Solange müssen wir wohl mit dem vorlieb nehmen, was sich bietet.

Lieber Jim, wer kann schon die Gesellschaft verändern?
Ein Dichter? Das haben schon ganz andere Geister versucht, ich erinnere an Kurt Tucholskys Kampf. Seine einzige Waffe war die Schreibmaschine.
Hat er etwas verhindern oder abwenden können?

Trotz alledem dürfen wir nicht aufhören, das Wort zu erheben.
Das Wort ist frei und die einzige gewaltlose Waffe, die wir zur Verfügung haben.

Ein schwacher Trost nur, jedoch ist es weit mehr, als viele andere Menschen auf dieser Welt besitzen.

Gelogen wird überall, egal welche politische oder religiöse Ausrichtung eine Gesellschaft, ein Staat besitzt.
Das gehört zum Geschäft, zum Showbusiness, das ohne Lügen gar nicht bestehen könnte.

Das wissen alle und doch sind sie alle hilflos diesem Prinzip ausgeliefert.
Und wir werden daran gar nichts ändern, solange das funktioniert.
Und das tut es, seit urlangen Zeiten. Ein Ende dieses Prinzips ist nicht abzusehen, das Ende des bestehenden Gesellschaftssystems jedoch schon.
Was danach kommt, wissen wir nicht.
Der Pessimist hat Angst vor den Veränderungen, dem Optimisten verbleibt wenigstens eine Hoffnung...:)

Zum Thema Helden:

„Helden sind Männer (oder seltener Frauen), die für Andere oder im Namen einer Idee große Taten vollbringen und dabei ihr Leben wagen."

So lautet eine offizielle Definition für den Begriff "Held".

Dabei bleiben die Motive und die Art der Taten völlig unberücksichtigt.

Derjenige, der Motiv und Handlung eines Menschen gutheißt, wird in ihm einen Held sehen.
Derjenige, der dies ablehnt, wird dies nicht.

Moral ist nur eine Frage des Standpunkts und die muss jeder für sich selbst definieren.

Wenn ich davon ausgehe, daß die in Afghanistan gefallenen Soldaten wirklich an ihre Aufgabe, nämlich das Verteidigen unserer Freiheit, geglaubt haben, dann sind es Helden, die ihr Leben im guten Glauben für uns gegeben haben.

Wenn ich aber denke, diese Menschen wussten, daß ihre Handlungen auf Lügen basierten, dann sind es Narren gewesen, die für eine fixe Idee sterben mussten.

Das kann sich nun jeder selbst aussuchen. Ich wage da keine Beurteilung.



@Mike

Auch wenn deine Worte an Jim gerichtet waren, erlaube ich mir eine kurze Antwort.

Ich bin auch der Überzeugung, daß das Ende des Kapitalismus' in seiner aktuellen Form kommen wird.
Jedoch wird sich das noch eine ganze Weile hinziehen, denn die jetzigen Machthaber werden sich solange wie möglich dagegen wehren.
Die Veränderung wird sicherlich von Heulen und Zähneklappern begleitet werden und es wird nicht ohne Verluste geschehen.
Hoffnung und Angst werden ihren Teil dazu beitragen.

Eines möchte ich jedoch zu bedenken geben. Wenn die freie Marktwirtschaft nicht funktioniert und staatliche Regularien gegeben sein müssen, dann setzt dies auch Nationalstaaten voraus.
Wir müssen uns nur langsam entscheiden, was wir eigentlich wollen.

Wollen wir unsere Staaten erhalten oder wollen wir z. B. ein vereinigtes Europa?

Darüber sollten wir uns schleunigst einig werden, denn so, wie es z. Z. abläuft, können wir uns nicht mehr lange leisten.

Der jetzige Weg führt ins Unglück, da stimme ich dir vollkommen zu.


Vielen Dank für eure Kommentare...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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