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Philemon und Baucis in der Schweiz
Alt waren sie, die beiden vom Gröner-Hof.
Beide hatten gehofft, es möge eine Erbe nachkommen. Vergeblich. Sie halfen sich beim Tagwerk, eins wie das andre. Hilfe gab nur ein Ochse im halbgefüllten Joch. Sie saßen oft des abends im gemeinsamen Schweigen beisammen. Eins den Kopf an die Schulter des Andern gelehnt. Draußen auf der Bank, wenn das Wetter es gut meinte, drinnen, wenn es draußen zu arg war. Sie hatten nicht viel, brauchten nicht viel. Gaben gern. Zwei Burschen auf Suche nach Arbeit kamen. Auch für sie gab es ein Nachtmahl, ein Nachtlager und einenTrunk - aber keine Arbeit, der Lohn war zu karg. Schritten am nächsten Morgen weiter, die Zwei, fröhlich die Hüte schwenkend und ein "vergelts Gott!" auf den singenden Lippen. Der Alte ging aufs Feld, mit dem Ochsen eine Spanne zu pflügen. Er stürzte, kam nicht mehr hoch. Der Ochse, des Zügels ledig, schaute dumpf. Lang hat sie gewartet. Hörte nicht des Alten Schritt. Wartete vergebens auf des Ochsen Trott. Ging seufzend zum Herd und zog den Topf beiseite. Sprach in bangem Ahnen in die Glut ein "In Aeternam", wie sie es vom Kirchgang kannte. Stieg hoch. Langsam: den Schritt zu setzen und den Rock zu raffen, das kostete Kraft. Sie hat ihn gefunden und ihre letzten Tränen in ihn hineingeweint. So hat man sie entdeckt: die Arme des einen um den Andern gefaltet gleich Fittichen, ineinandergeschmiegt. Wo sie starben, stehen zwei Krüppelkiefern. Der Hof ist verfallen. |
Liebe Cyparis,
ich kenne Deine Geschichte ja schon und ich muss wieder loben. Mir gefällt sie außerordentlich gut. Du hast den stifterischen Touch. Das griechische Flair hast Du auch sehr gut erhalten und ich muss sagen, dass ich Deine Geschichten sehr, sehr gerne lese. Leider schreibst Du nicht so viele. Das muss sich ändern, hörst Du, das muss sich Fürwahr ändern. Bussi |
Liebe cori,
hab Dank für Dein Lob und die Ermunterung! (Guck mal: Geißen-Peter!). Ich schöpfe noch aus dem Fundus, denn momentan will mir absolut nichts einfallen. Vielleicht kommen bessere Zeiten... Ganz lieben Gruß von cyparis |
Liebe cypi,
auch mir gefällt die Geschichte immer wieder! Auch der Geißen-Peter (guck ich noch gesondert;)) Ich mag diese Art zu schreiben, wenig ausschweifend und immer auf den Punkt kommend mit einem meist tragischen Klang. Zitat:
Lieben Gruß, katzi |
Liebe Supikatzi,
hab Dank für Dein Lob. Ich finde, für diese Gattung Kurzgeschichten sollte der Text möglichst komprimiert, wenn nicht gar reduziert sein. Dann zerflattert die Stimmung nicht so sehr. Bei einer KG von Ibiado ist mir das auch positiv aufgefallen. Lieben Gruß von cyparis |
lieber cyparis,
auch ich war sehr berührt von dieser geschichte! Du hast das eins-Werden in der liebe wunderschön eingefangen in dem Bild der verschlungenen Krüppelkiefern....mein herz beginnt ein wenig zu schweben...ich danke dir.... larin |
Liebe larin,
das freut mich sehr, daß Dich meine Liebesgeschichte anrühren konnte. Hab Dank für Deine Zeilen! Lieben Gruß von cyparis |
Hallo Cypa,
ich habe mit Freude festgestellt: deine Kurzgeschichten sind einfach wundervoll. Sie lesen sich prima und man kann nicht genug davon bekommen. Wenn die Leute schon keine Poesie kaufen, vielleicht würde es mit Kurzgeschichten klappen. Bewundernde Grüße schickt dir der Michael |
Lieber Panzerknacker -
wenn der Tag für mich mit einem so schönen Lob beginnt, ist er gerettet! Aber das mit dem Kaufen ist so eine Sache: Gekauft werden wohl eher moderne Kurzgeschichten, nicht so altmodische kleine Sagen aus dem ländlichen Raum. Ich spiele auch nie mit dem Gedanken an Drucklegung oder so. Das ist mir nicht wichtig. Lieben Gruß von cyparis |
Liebe Cyparis!
Diese Geschichte von dir gefällt mir am besten! Ich kommentiere immer lieber die sprachliche Form, als den Inhalt. Denn Inhalt ist Geschmackssache, Sprache ist Macht! ein Ochse im halbgefüllten Joch. Dieses Bild finde ich eigenwillig und wunderschön! Ging zeufzend zum Herd und zog den Topf beiseite. Sprach in bangem Ahnen in die Glut ein "In Aeternam", wie sie es vom Kirchgang kannte. Stieg hoch. Langsam: den Schritt zu setzen und den Rock zu raffen, das kostete Kraft. Sie hat ihn gefunden und ihre letzten Tränen in ihn hineingeweint. Dieser Absatz ist im Ganzen ein Traum! Außerdem finde ich deine typografische(?) Form, also dies eigenwillige Setzen der Paragraphen, sehr stimmungsvoll und es unterstreicht den Text sehr schön. Häufig verstehe ich Texte eher vom Klang her, wie mein großes Idol Thomas Bernhard. Dein Text klingt sehr schön, was soll ich sagen? Große, Wahre Liebe! Und dass am Ende aus Linde und Eiche zwei Krüppelkiefern werden ist... Herzerreißend *schnüff* Feirefiz Nachtrag: zeufzend? Das ist natürlich falsch. |
Lieber Feirefiz,
im Gegensatz zu Dir mag ich th. Bernhard nicht (mehr) so sehr. Im Gegensatz zu mir ist er kein Romantiker gewesen. Die Abschiedslautatio, die Reich-Ranicki seinerzeit gehalten hat, hat großen Eindruck auf mich gemacht. Brachte mir aber Bernhard nicht wieder näher. Ich war altersmäßig zu weit weg von B. Ha! Moment! "seufzend" soll falsch sein? D a s erkläre mir bitte genau!!! Aber über Deine vorangestellten und lobenden Zeilen freue ich mich natürlich sehr. Typographisch bleibe ich mir in meinen Kurzgeschichten treu. Knapp. Lieben Gruß in die Nacht von cyparis |
Liebe Cyparis
Ich liebe das kurze, das knackig auf den Punkt gebrachte sehr. Hier finde ich es, in einer von mir geliebten Sprache.. von dir. Jede einzelne Sequenz erscheint mir so natürlich und klar vor Augen Die "verschlungenen Krüppelkiefern haben sich tief in mir eingeprägt. Ich bin ganz begeistert. Liebe Grüße an dich.. Lena :) |
Liebe Lena,
das freut mich ungemein, daß ich Dich begeistern konnte. Davon lebe ich doch: daß sich Leser angesprochen fühlen. Was die Sprache betrifft: Ich zitiere aus dem neuesten SPIEGEL: "Sollte es Schule machen, so zu schreiben, wie man spricht, und damit das Plappern zur Form erhoben werden, dann könnte freilich jeder, dem es noch ernst ist mit Schreiben, einpacken" Das war von jeher mein credo. Dichtung wäre das nicht mehr. In diesem Sinne lieben Gruß von cyparis |
Liebe cy,
ich habe diesen älteren Text von dir noch einmal nach oben geholt. Erstens weil ich ihn jetzt erst gelesen habe und zweitens weil er es wert ist. Eventuell haben ja so leser die neuer im Forum sind so noch eine Chane ihn auch zu lesen. Aber Liebes...das "seufzen" ist tatsächlich falsch...einfach deshalb weil du dich verschrieben hast...du hast zeufzend geschrieben. ;) Gerne gelesen und liebe Grüße Babsi |
Liebe Babsi -
daß mir das passieren konnte. Ich klopfe mein Geschriebens so oft auf Fehler ab und dann.. doch! Hab Dank, daß Du mich mit der Nase draufgestoßen hast. Und fürs Lesen natürlich auch! Lieben Gruß von cyparis |
Hallo Cyparis,
was für eine wunderschöne Geschichte *schwärm* Du schreibst so herrlich pointiert und diese Geschichte ist so zartfühlend und ohne jeden Kitsch... eine tolle Adaption. vlg Elly |
Liebe Elly -
ja, ich bin dem Kitsch abhold. Ich mags eher streng und ehrlich. Hab Dank für Dein Lob! Lieben Gruß von cyparis |
Morgen cyparis,
du schreibst einen ganz besonderen Stil, der hervorragend zu deinen "Alpengeschichten" passt. An keiner Stelle kommst du in die Nähe von Kitsch, was ich bei diesen Themen ziemlich schwierig finde. Griechenland mit der Schweiz zu verbinden, ist dir sehr gelungen. Zitat:
Wünsche dir einen schönen Tag Pedro |
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