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Am Gleisbett
Sie stehen da und wirken unnatürlich.
Wie klar sie sich dem grauen Hintergrund entheben und leicht wippen, gelb und zierlich, als täten sie allein den Frühling kund in ihrer kleinen Welt aus Stein und Eisen. Jedoch ist dieses zage Fröhlichsein verloren zwischen kargen Schienenschneisen, die sich als Käfig um die maitagleisen Bewegungen der Löwenzähne reihn. |
Hey Laie, |
Hi Laie!
Schönes Bild mit Romantik wie Tragik. Ich wäre ja nie auf die Idee gekommen, Löwenzahn zu bedichten. Für mich ist diese Pflanze eine Seuche! Seit die Bauern überall ihre Wiesen mit Gülle überdüngen, bloß um noch ein paar Kühe mehr in den Stall stellen zu können, gibt es praktisch keine bunten Magerwiesen mehr, wie ich sie noch in meiner Kindheit kannte und so vermisse! Mit ihnen verschwanden viele Insektenarten, und heute sind diese "Wiesen" die reinsten Löwenzahnmonokulturen: ein ärmlich aufdringliches gelbes Meer über fetten bodennahen Blättern ... :rolleyes::Aua:mad: Das ist aber mein Problemchen. Das Gedicht ist gelungen und wurde sehr gern gelesen! :) LG, eKy PS: Liebe Chavi, ich habe kein Problem gehabt mit den von dir monierten Zeilen, da man die Auftaktworte hier auch unbetont anlesen kann. So was nenne ich einen undifferenzierten Auftakt - es geht so oder so. Meist folgt der Leser automatisch dem vorgegebenen Takt, auch wenn so ein Zeileneinstieg dann bisweilen etwas unnatürlich klingen mag. Ich selbst versuche in meinen Werken - aus Erfahrung mit mancherlei Einwänden klug geworden - solche mehrfach auslegbaren Auftakte zu vermeiden. Nicht immer einfach ... |
Hallo Laie
Der Löwenzahn ist stark, besonderes seine Wurzeln. Er kann mühelos Asphalt sprengen. Hier beschreibst du ein Bild, wie die Natur und die Zivilisation zusammenwirken oder streiten..... Der Eisen / Schienenschneisen / maitagleisen ( mein Favorit) Reim ist besonders.:) Sehr gerne gelesen juni |
Ein schönes Gedicht!
An Chavalie und Erich... solche Stellen können den Erstleser verwirren und aus dem Takt bringen. Nur sind sie saloonfähig und mit öffterem Lesen zu vermeiden. Und tuen solche Ungleichgewichte einem Gedicht manchmal wirklich gut, wenn ein Auftakt etwas undefinierter eintritt. Das befreit vom jambischem "Leiern". Auch in solchen Zweistrophern! So ganz auf sie zu verzichten ist auch nicht die Lösung, vor allem nicht, wenn der Wortfluss einmal gegeben ist. Pinni. |
Zitat:
Lieber Erich, |
Hi Chavali,
vielen Dank für Lob und Beschäftigung mit den Löwenzähnen. Ich habe hier wirklich Stellen - wie du sie auch angeführt hast - die betont oder unbetont sein könnten. Aber ich glaube, dass ich das sogar wirklich oft so mache :D Also mein Schreib- und Lesegefühl hat mir bei diesem Gedicht zumindest keine Steinchen an den Kopf geworfen, um mich darauf aufmerksam zu machen. Vielleicht hat mein Gefühl aber hier auch versagt :) Hi eKy, die Idee kam nicht von mir, sondern vielmehr vom Moment. Der Zug hatte Verspätung und ich schaut so herum und dann fiel mir der Löwenzahn auf, der so fein und farbig gar nicht in die graue Umgebung passen wollte. Ich muss dazu sagen, dass ich hier nicht den Gewöhnlichen Löwenzahn (oder Müschek, wie wir in Bayern sagen) bedichte, sondern den Leontodon, der höher wächst und insgesamt schlanker ist. In Hinsicht auf die Wiesen gebe ich dir Recht! Wobei der Löwenzahn nur als Bild dafür steht, was der Mensch ruiniert, und er eigentlich nichts dafür kann. Vielen Dank auch für deine Ausführungen zu den Auftakten! :) Hi juli, es war wirklich mehr ein Widerspruch im Anblick. Der Löwenzahn wirkte wie dahingeworfen und gar nicht ins Bild gehörig. Auf das Wort "maitagleise" bin ich beinahe etwas stolz :D Ich danke dir für deinen Kommentar! Hi Pinni, ich denke auch, dass man es hier nicht so eng sehen sollte. Ab und an macht der Versuch alles zu vermeiden, was irgendwie nicht vollkommen sauber ist, doch viel mehr kaputt, als er gut macht. Vielen Dank für deinen Beitrag :) Beste Grüße an euch alle, Laie |
Hi Pinni!
Das "Leiern", wie du sagst, kann man durch richtige Wortwahl und Satzkonstruktion, durch Auswahl von Betonungen und Klangfarben vermeiden - was der gute Dichter ohnehin automatisch so macht, sagt er sich doch seine Zeilen beim Schreiben schon innerlich vor. Man muss also keine indifferenten Auftaktkonstrukte setzen, oder diese solcherart rechtfertigen. Allerdings gebe ich gerne zu, dass sie sich eben nicht immer vermeiden lassen, will man mit seinem Text etwas Bestimmtes aussagen oder erreichen, weil zuweilen die Sprache eben nicht mehr hergibt. Übrigens: "Saloonfähig" ist in den USA so ziemlich alles, außer auf den Tisch zu kacken ... - Was du wohl meintest, ist "salonfähig". ;) LG, eKy |
Zitat:
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Ich finde ein gebrochener Auftakt, der in einem jambischen gedicht steht, mit ziemlich potenter Betonung kann dem Werk an der geeigneten Stelle einen Ruck geben, um das Gesagte mit dem Ausdruck zu unterstreichen.
Wenn beispielsweise erst eine liebliche Landschaft beschrieben wird, in der sich dann ein Donner oder etwas anderes plötzliches los reißt. Das sehe ich als geschicktes Stilmittel. Man muss nur wissen wo und wie anzuwenden. Immer rein metrisch gearbeitet macht nicht den großen Dichter. Und wer sowas freiweg immer moniert, offenbart freizügig seine Ahnungslosigkeit. Rilke und viele andere auch hängen sich nich immer an die gemeißelten Schemen. Da wird auch gerne mal frei durchgezogen, wie es Text und Inhalt eben gerade fordern oder benötigen. Schwierig ist nur zu wissen, wann passt es und wann eine andere Lösung idealr ist. |
Zitat:
(Fettdruck von mir) |
Ihr Lieben,
an dem, was Terrapin sagt ist etwas dran, aber wie er es sagt zeigt, dass er noch nicht gut genug darüber nachgedacht hat. Ich werde jetzt nichts erklären, da ich nicht als oberlehrerhaft gelten will. Er wird es mit der Zeit schon selbst herausfinden. Nur so viel: Mit "Leiern" hat das nichts zu tun, man kann jeden Text "leiern", selbst Prosa, und den metrisch strengsten Text lesen, ohne zu leiern. Im konkreten Fall finde ich die (von Chavali angemahnte) zweite Zeile auch nicht besonders gut gelungen, da ich keinen poetischen Grund für die rhythmische Verschiebung erkennen kann. Laies Argument, dass er es "oft so macht" taugt nicht als inhaltliche Erklärung. Ich selbst bin für Erichs Korrekturen und Kommentare dankbar, obwohl ich oft andere Meinung bin. So kann ich mich selbst hinterfragen und ab und zu sogar etwas lernen. ;) Liebe Grüße Thomas |
Ich erinnere mich an eine Zeit vor gut 10-8 Jahren, als ich erste Forenluft schnupperte und mir damals heiße Dispute mit arrivierten Forendichtern lieferte. Damals war ICH Terrapins Ansicht, mit teils eben denselben Argumenten.
Im Laufe der Zeit hat sich meine Meinung interessanterweise fast umgekehrt. Heute stören mich Rilke's metrische Ungleichgewichte zum Teil, zumindest dort, wo sie leicht erkennbar sind. Zum Glück war er ein solches Sprachgenie, dass man seine "Taktlosigkeiten" fast nie als solche wahrnimmt. Ich fühle mich keinesfalls gekränkt durch opponierende Ansichten, vor allem, wenn ich sie selbst einmal geteilt habe. Auch den Umkehrschluß, nach dem laut getroffener Aussage metrisch korrekte Dichter nicht groß wären, kann ich nicht nachvollziehen - so hat Terrapin es gewiss nicht gemeint. Ich gönne jedem seine metrischen Ungleichgewichte, wenn er sie haben möchte. Ich zähle sie in meinen Kommis aber für den Fall auf, dass sie ungewollt und unbemerkt waren. Dass ich - zur Zeit - metrisch Korrektes präferiere, mache ich aber ebenfalls deutlich. Ob ich ein "großer" Dichter bin, möge bitte die Nachwelt entscheiden. Ich merke jedenfalls nichts davon: Keine Verlage stehen bei mir Schlange, keine Lyrik-Groupies vor meiner Türe, die ein Kind von mir wollen, ja nicht mal Fanpost ... ;):D Ehrlich - ich halte mein Schaffen im Vergleich der wirklich "großen" Namen für bestenfalls durchschnittlich. Außer natürlich, wenn sie "modern" schreiben, reimlos und atavistisch - dann sind sie natürlich nur schwachsinnige Möchtegernwichtige! :p:D:Aua LG, eKy |
Hallöle Thomas,
mein Argument ist kein Argument und sollte auch keines sein, allein aus dem Grund, dass es meine subjektive Empfindung ist ;) Für mich war die Betonung "wie sie blablabla" von Anfang an irgendwie natürlich. Deshalb passt es eben für mich so. Ich kann es tatsächlich ohne ein Haken lesen und das, ohne dass ich beim Lesen nachdenken müsste. Objektiv mag es sehr wohl falsch sein. Ich bin in keinster Weise ein Experte. Ich bin nur jemand, der versucht, metrisch sauber zu schreiben, und ich denke kaum über die Melodie von Wörtern nach. Auch deshalb, weil ich von der ganzen Theorie keinen Plan habe. Allgemein glaube ich, dass die großen Dichter meistens ihrem natürlichen Sprachgefühl gefolgt sind. Zumindest kommt es mir bei meinen Lieblingsdichtern so vor. Beste Grüße, Laie |
Lieber Laie,
wie das "die großen Dichter" gehalten haben, das weiß ich nicht. Aber Goethe zum Beispiel, der ein geniales Sprachgefühl hatte, hat sich sehr gründlich mit der Theorie auseinandergesetzt. So war für ihn das Werk "Versuch einer Deutschen Prosodie" von Karl Philipp Moritz (welches meiner Meinung nach heute noch sehr lesenswert ist, bei Amazon für etwa 20 Euro zu haben) die Ermutigung, die Iphigenie in jambische Form umzuarbeiten (nicht nur Lessings Nathan). Also: Wer kein Sprachgefühl hat, wird nie etwas wirklich Gutes schaffen, aber (meiner Meinung nach, und wohl auch Goethes Meinung nach) reicht Sprachgefühl alleine auch nicht aus. Liebe Grüße Thomas P.S.: Das "wie" hat nach dem Komma und am Zeilenanfang Ton, auch wenn dir es nicht so vorkommt. |
Hi Thomas,
ok, das glaube ich dir. Goethe war ja in allem Dingen sehr wissenschaftlich in seiner Herangehensweise. Zum "wie": Was genau ist der Grund für diese Betonung? Warum ist sie zwingend? Das würde mich interessieren. Gruß, Laie |
Lieber Laie,
es wäre natürlich besser, wenn du es selbst herausfinden würdest. Wie sprichst du z.B.: "Wie sie sich entheben." Oder "Ich sehe natürlich, wie sie sich…" ? Es ist aber nicht das Wort "wie" an sich. Da einsilbige Worte keine lexikalische Betonung haben, d.h. fast immer betont und unbetont sein können, ist erst einmal unklar, ob es Ton trägt. Die Betonung richtet sich vor Allem nach der "Umgebung" in der das Wort steht. Nun beginnt die zweite Zeile gleich mit fünf einsilbigen Worten. In dieser Umgebung wirkt beim Lesen vor allem das davorstehende Komma, bestärkt durch die (fast unhörbare) Pause des Zeilensprungs. Worte nach Pausen sind i.A. tontragend, was Sprecher bewusst zur Betonung nutzen, wenn sie monoton klingen wollen. Hinzu kommt die Wirkung der drei kurzen "i" am Zeilenanfang "wie sie sich", wäre der Vokal des zweiten Wortes lang, z.B. "wie schön sie" hätte das "wie" keinen Ton. etc. Hinzu kommt, dass es die zweite Zeile ist. Du denkst beim Schreiben in Jamben, der Leser kann das nicht wissen und muss es beim Lesen erst herausfinden. Am Anfang ist bei ihm das jambische Metrum noch nicht gefestigt. Stünde die Zeile etwas weiter hinten, wäre die leichte Tonbeugung unproblematisch. Liebe Grüße Thomas |
Viele Dank, Thomas!
Deine Ausführungen helfen mir sehr. Ich werde deine Hinweise beherzigen. Ich habe eine Änderung vorgenommen. Das wie-Problem behebt es ganz gut, denke ich. Auch wenn es immer noch fünf einsilbige Wörter hintereinander sind. Für mehr reicht es aber im Augenblick nicht. Vielleicht mit etwas mehr Abstand zum Gedicht :) Beste Grüße, Laie |
Lieber Laie,
das ist eine gute Idee. Liebe Grüße Thomas |
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