Gedichte-Eiland

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fee_reloaded 24.02.2017 16:58

Ganz bei mir
 
Zehn Uhr morgens: hier in Wien
setz ich mich zum Yoga hin.
Matte, Kissen - schon bereit!
Auf dem Plan steht: "Bei-mir-Zeit"!

Hoppla! Mist! Fast drauf vergessen
hab ich, erst die Zeit zu messen,
(die ich für Meditation
eingeplant als Morgenlohn

nach dem ersten Waschgang...) - och!!!
Grade sehe ich ein Loch;
eine aufgeplatzte Naht
in dem Beinkleid für Spagat

und noch andre, wilde Posen.
Nix als Klump, die Yogahosen!
Nadel, Faden, hol ich mir!
Auf dem Weg, dort an der Tür

seh ich plötzlich - unerhört! -
Fingerspuren. Drum gehört
rasch mit Putzmittel und Lappen
weggewischt...doch aus den Schlappen

haut mich gleich im nächsten Zug
hinterm Türblatt Spinnenspuk!
Iiiih! Dich fiesen, kleinen Gast
saug ich ein in aller Hast!

Mach mich auf zum Heinzelmann,
der famosest saugen kann
und auch bläst...Wo ist denn nur?...
Kabelchaos auf der Spur

muss ich laut und herzlich fluchen:
Spinnensaugen? Pustekuchen!
Saugerbeutel fehlen nämlich,
weil ich wieder mal zu dämlich

war und wohl auch zu verpeilt.
Rasch noch Wäsche umverteilt,
die im Schrankraum hier unsäglich
ungeordnet! Unerträglich!

Jöh! Da ist sie ja, die Socke,
die ich suchte. Eine Flocke,
dick und gräulich, schwebt herab
und ich niese, denn ich hab

eine Hausstauballergie,
gegen die man möglichst früh
Nasenspray zu nehmen hätte,
wenn man sich erinnern täte,

wo man diesen gut verstaut.
Autsch! Nun auch noch angehaut
an der blöden Kastenecke!
Meinen großen Zeh, den stecke

ich mir wimmernd in den Mund,
bieg den Rücken dabei rund,
hör den Atem, den ganz flachen.
Ach ja!!! Yoga wollt ich machen!




.feb_2017

Thomas 24.02.2017 19:01

Liebe fee,

ich musste lachen, ein gelungener Zirkel, der schön in die 5. Jahreszeit passt. :)

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 24.02.2017 20:32

Hi Fee!

Du Getriebene! :D

Höchst dynamisch kurzweilig, deine Anleitung zu konsequenter Selbstfindung! ;)

Zuletzt gefiele mir als Schlusszeile besser: "Ach - ich wollt ja Joga machen!" - liest sich mE. flüssiger.

Gern gelesen! :)

LG ,eKy

plotzn 25.02.2017 00:15

Servus Fee,
auch über Umwege und Hindernisse kann man letztendlich zur Entspannung gelangen.
Witziges Ding! :)

Liebe Grüße, Stefan

fee_reloaded 25.02.2017 15:35

Recht lieben Dank für die netten Zeilen, Thomas, Erich und Stefan!

Nicht nur getrieben, fürchte ich, sondern auch im Taumel der Wechseljahre. Konzentration und Multitasking werden da zu echten Herausforderungen. :D
Gut, dass der Kopf wenigstens angewachsen ist. Das wäre dann schon mal eine Sache weniger, die ich nicht vergessen kann. Der geht automatisch mit.

Lieber Grinsegruß,

fee

Erich Kykal 25.02.2017 19:55

Das mit dem weiblichen Multitasking ist eh bloß ein Mythos ... :p

fee_reloaded 25.02.2017 22:50

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 100541)
Das mit dem weiblichen Multitasking ist eh bloß ein Mythos ... :p

na dann....aber ich dachte, ich wäre darin tatsächlich mal ziemlich gut gewesen. Und multitasken kann ich ja noch, es wird bloß nichts davon fertig. :D:cool:

Erich Kykal 25.02.2017 23:56

Hi Fee!

Ich meine, es ist ein Mythos, dass Frauen darin besser wären als Männer, weil ihr Verstand anders funktioniere - wie manche Wissenschaftler postulieren.

Ich kann mindestens drei Dinge gleichzeitig tun, ohne mich weiter anzustrengen. So eine Aussage ist allerdings irreführend, weil sie unbewusst unterstellt, man widme sich allen drei Tätigkeiten gleichermaßen intensiv und bewusst. So funktioniert das aber nicht.

Im Augenblick zB. schreibe ich diesen Kommi, höre zugleich bei Ghostbusters II zu, der im Fernsehen läuft, schaue bei Schlüsselszenen ab und zu auch hin und trinke nebenbei ein Glas Mineralwasser. Die Verteilung meiner zerebralen Aufmerksamkeit verteilt sich dabei in etwa mit 90-9-1%.
Ich schätze, viel anders wird das bei dir auch nicht laufen. Rechnet man Atmen, Verdauen und Schwitzen noch mit dazu, ist man schon bei 6 Aktivitäten! - BOAH - Genie!:eek::D:rolleyes:

Und die Problematik von Multitasking hast du ja in deinem letzten Kommi klar umrissen: Man macht vielleicht mehrere Dinge, aber schlechter als wenn man sich auf nur eins konzentrieren würde. Im Nachhinein leidet die Qualität, und man hat so vielleicht letztendlich mehr Arbeit mit Ausbessern, als wenn man sich gleich die Zeit genommen hätte, eins nach dem anderen zu tun - und zwar ordentlich und fokussiert!

LG, eKy

fee_reloaded 26.02.2017 11:21

ach je....ja. Und angeblich können Männer besser einparken.

Ich habe noch nie etwas auf diese Zuweisungen gegeben oder geschlechterspezifisches "Besser-Können", lieber Erich.

Ich stelle lediglich im Moment mit leichter Erschütterung fest, dass das Altern auch vor mir nicht Halt macht und dass so ein paar "kleine" hormonelle Umbauten einem doch sehr zusetzen können. Der Abbau alleine wäre ja nachvollziehbar, aber wenn es so eine Berg- und Talfahrt ist, dann fehlt ein gewisser Halt im Alltag. Das macht es doch sehr mühsam und manchmal auch frustrierend. ;)

Lieben Sonntaggruß,
fee

Erich Kykal 26.02.2017 12:09

Hi Fee!

Wem sagst du das! Seit ich an lymphatischer Leukämie leide, ist mein Körper vergleichsweise rapide gealtert! Ich fühle und bewege mich mit 52 eher wie ein Siebzigjähriger! Okay - ein Gutteil davon mag meiner natürlichen Trägheit geschuldet sein (extrem adipöser Couchpotato), meinem wegen Bewegungsmangel zu hohen Blutdruck (5 Tabletten täglich), den rheumatischen, fast schon gichtigen Gelenken (falsche Ernährung), der Fettleber (zu lang gesoffen) sowie meiner Abneigung gegen die feuchtkalte Jahreszeit, die mich über den Winter lieber drinnen bleiben lässt.
Zudem war ich diesen Winter fünf Wochen krank (einmal 4, kurz danach eine) und lag meist nur rum. Zur Zeit bin ich eher ein feuchtwarmer Lappen als ein gestärktes Hemd! :rolleyes:

Irgendwann merkt man einfach, dass man doch nicht unsterblich ist - ich meine, es wird einem so richtig bewusst gemacht, dass da ein Ablaufdatum lauert! Die Selbstverständlichkeit eines funktionierenden Körpers relativiert sich - und zerbricht irgendwann an der Realität mangelhafter Organfunktionen, die sich mehr und mehr häufend den junggebliebenen Geist einholen und irgendwann einfach niedertrampeln! :(

Damit muss man dann zurechtkommen - dass man schon mehr Tage verbracht hat als noch vor einem liegen! Vielleicht VIEL mehr! :Aua

Ja, ich fühle mit dir! :) - Aber hopp! Den Rest schaffen wir auch noch! ;)

LG, eKy

fee_reloaded 26.02.2017 14:15

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 100558)
Wem sagst du das! Seit ich an lymphatischer Leukämie leide, ist mein Körper vergleichsweise rapide gealtert! Ich fühle und bewege mich mit 52 eher wie ein Siebzigjähriger! ...

...Zudem war ich diesen Winter fünf Wochen krank (einmal 4, kurz danach eine) und lag meist nur rum. Zur Zeit bin ich eher ein feuchtwarmer Lappen als ein gestärktes Hemd! ...

...die Selbstverständlichkeit eines funktionierenden Körpers relativiert sich - und zerbricht irgendwann an der Realität mangelhafter Organfunktionen, die sich mehr und mehr häufend den junggebliebenen Geist einholen und irgendwann einfach niedertrampeln! :(

...

Ja, ich fühle mit dir! :) - Aber hopp! Den Rest schaffen wir auch noch! ;)

LG, eKy

Ja, das ist schon eine Herausforderung, mit einer Krankheit zu leben (zusätzlich zum normalen Alterungsprozess), lieber Erich!

Danke fürs Mitfühlen. Sei versichert - auch ich fühle mit dir.
Und das mit dem rapiden Altern kenne ich aus eigener Erfahrung - das ist schon heftig.
Es tut mir leid, dass du diese Erfahrung auch machen musst.

Ich habe seit einigen Jahren eine autoimmun bedingte Stoffwechselerkrankung (die auch erst nach Jahren ihres Bestehens richtig diagnosiziert wurde) und dann noch vor zwei Jahren Borreliose dazubekommen. Mein Immunsystem hat sich quasi selbst in Urlaub geschickt und auch ich war ab Ende September nicht mehr so richtig lang am Stück "gesund" - kann das also nur zu gut nachfühlen.

Wenn dann ohnehin schon die Hormone "nicht passen" und immer wieder mal in Schüben eine neuen Bogen zur konstitutionellen Achterbahnfahrt dazusetzen, und dann noch die Wechseljahre einsetzen, kannst du quasi wieder bei Null und mit neuen Vorzeichen starten und es heißt erneut viel Geduld und Durchhaltevermögen zu zeigen, um wieder dorthin zu kommen, wo man von einem "normalen Alltag und Körpergefühl" reden kann.

Dieses "70-jährigen-Feeling" kenne ich also nur zu gut. Jetzt wird es langsam besser. Ich habe viel gelernt in den letzten Jahren - über Ärzte, meinen Körper und das Beharrlich-Bleiben. Und übers Geduld-Haben.

Dir alles Gute!
fee

juli 26.02.2017 15:52

Liebe Fee,

Ich habe dein launiges Gedicht schon mehrfach gelesen und mußte schmunzeln:) Ich bin ja auch eine Frau, und was solls manchmal chaotisch. Der Geist denkt schneller als der Körper und umgekehrt.:D

Mutitask ist ein Mythos. Der Zahn der Zeit schlägt mit unveränderlichem tempo zu. Aber ob wir Menschen auch gleichmäßig mit der Uhr altern, oder Schubweise liegt nicht in unsrer Hand.

Du bist dem Thema humorvoll " Ab durch die Mitte" gekommen.;)

Es gefällt mir sehr!

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

fee_reloaded 26.02.2017 17:54

Zitat:

Zitat von syranie (Beitrag 100565)
Der Geist denkt schneller als der Körper und umgekehrt.:D


Danke, liebe syranie!

Freut mich, dass mein launiger Ansatz zu dem Thema dir gefällt. Ja, der Geist bleibt irgendwie in der Mitte der 20er stehen, kommt mir vor. Zumindest manchmal. Und dann stolpere ich über die Diskrepanz zwischen Wollen und Können. Oft ist das auch wirklich komisch und man hat viel über sich selbst zu lachen. ;)

Mein Körper "denkt" inzwischen in seinem eigenen Rhythmus und etwas anderen Bahnen, als vor Ausbruch meiner Autoimmunerkrankung. Dann habe ich - wie Erich auch das Gefühl, viel älter zu sein als ich es biologisch wirklich bin.

Ich arbeite also gerade daran, Körper und Geist einander wieder zuzuführen. Vielleicht treffen wir uns ja dann bei Mitte Vierzig. Dann würde es auch wieder passen. lol

Danke für die lieben Zeilen.
Lieber Gruß,

fee


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