Gedichte-Eiland

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pierre 28.12.2016 18:56

Alles inklusive
 
Damals, als der Abderite
einen Stein geschenkt bekam,
der aus Bern war, (-schaften bitte!),
war er dankbar, und er nahm

und besah ihn, bis sein Sklave
ihn polierte, (unter Glas),
ob konvex oder konklave,
wen schon intressierte das?

Dass man Mücken eingescannt hat,
- nirgends hat der Stein ein Loch -
weil ein Teil des Schwarms gepennt hat,
(nur ein Teil?), ja, sieht man doch …

Erich Kykal 28.12.2016 21:22

Hi pierre!

Süffig zu lesen, aber schlau werd ich nicht daraus. Ein Insiderding oder der geplante Wahnwitz? Die Bilder sind unzusammenhängend und dadaistisch geradezu, oder surreal wie ein Bild von Dalí. Liegt ein Sinn hinter dieser Kryptik - oder eher nicht? Die Anspielung auf die antiken Schildbürger weist darauf hin, dass eher Letzteres zutreffend sein mag.
Aber was bedeutet das "(-schaften, bitte!)"? Was sollten "Bernschaften" sein?
Und der Gegenpart zum konvexen Schliff in S2 ist der "konkave". Ein Konklave kann dir die katholische Kirche erklären - oder auch nicht. Im Erklären der Abstrusitäten, an die sie glauben, waren Gläubige noch nie gut - aber ich schweife ab!
Was der Ausdruck "eingescannt" für im Bernstein eingeschlossene Insekten soll, noch dazu in antikem Sinnzusammenhang, ist für mich nicht nachvollziehbar. Und was das "Pennen" des Mückenschwarms damit zu tun hat, ist gänzlich schleierhaft.

Ich ersuche um Erläuterung deiner Intention.

LG, eKy

pierre 29.12.2016 19:48

Alles inklusive
 
Hallo eKy,

danke für die intensive Befassung mit dem Text.
„(-schaften bitte!)“ ist eine knapp gehaltene Anleihe bei Piet Klocke, und zwar von dessen „Herrschaften bitte!“, das ich im Falle eines möglichen Vortrages vielleicht von mir geben würde.
Beim „konklave“ war ich zunächst versucht, auch für den Begriff „konvex“ eher „komplex“ einzusetzen, habe dann aber davon abgesehen, um deutlich zu machen, dass es sich bei „unter Glas“ um eine Lupe handeln könnte, aus welchem Material auch immer. Hauptsächlich für die Leser, denen die optischen Zusammenhänge ohnehin fremd sind. Bitte nicht ernst nehmen!
Dass du mein „eingescannt“ anzweifelst, da bin ich ein wenig beleidigt. Die Vorstellung, einen Schwarm (!) Mücken, ob er nun pennen kann oder nicht, ist ohnehin noch unerforscht, zu fotografieren, um ihn dann z.T. in ein Medium einzuscannen, hat doch etwas Faszinierendes.
Und da muss man nicht, wie ich, in einem Haus wohnen, in das man vergessen hat, die Fenster einzubauen.

Übrigens eKy, habe ich Faldis Text zu Martin Mosebach mit allen Kommentaren gelesen; gönne mir also den kleinen Seitenhieb auf etwas Närrisches oder noch Abstruseres.

Ich hoffe, dass ich etwas Aufklärung bringen konnte (wer kann das schon?).
Herzlich grüßt dich

pierre.

Angelika 30.12.2016 06:18

Für mich etwa kryptisch, Pierre.

Angelika

pierre 30.12.2016 15:37

Hallo Angelika,

das „kryptisch“ hatte eKy eigentlich schon festgestellt.
Nun seid Ihr schon zwei. Tut mir echt leid. Wenn jetzt noch einer nachlegt, schwimme ich ums Eiland.

pierre.

Erich Kykal 30.12.2016 17:56

Hi Pierre!

Ähnliches ist auch mir schon passiert. Wenn ein Text zu wenig Information darüber liefert, wie seine Bilder zu interpretieren sind, wird es für andere schwierig, die dem Autor wie selbstverständlich erscheinenden Gedankengänge nachzuvollziehen.

Den Abderiten musste ich erst mal nachschlagen (was der mit den Bernsteinmücken zu tun hat, ist mir auch unklar - spielt das Gedicht in der Antike? Dann wäre der Begriff "eingescannt" noch viel unpassender!), und ohne deinen Hinweis wäre ich niemals auf eine Auslassung á la Piet Klocke gekommen. Dass mit "der aus Bern war" nicht die Herkunft des Steins aus einer Schweizer Stadt gemeint war, sondern seine Materialbeschaffenheit, war mir eher rasch klar, aber bei so offen missverständlicher Formulierung werden andere da sicher in die Irre denken.

Dann das "Polieren unter Glas" - wie darf man sich das vorstellen?
Dann der Fehler mit konkav/konvex - du schreibst "konklave", und ich bin nicht mal aus deiner Erklärung dazu schlau geworden, um ehrlich zu sein!

Das nächste ist das Bild des "Einscannenns" für den Einschluss von Insekten in flüssigem Harz. Deine Formulierung "dass man Mücken eingescannt hat" impliziert, dass eine Person damit zugange war, was aber nicht stimmt - das Harz selbst fließt über die festklebenden Insekten. So gesehen entsteht im Kopf des Lesers kein schlüssiges Bild - die Enden passen nicht zueinander!

Und warum ist der Fakt, dass ein Teil des Schwarms gepennt hat, schuld daran, dass die Insekten kleben blieben?
Wie stellst du dir das vor? Dass die Mücken auf dem Holz schliefen, als das Harz herabtropfte und sie begrub? Der Gedanke ist jedenfalls so verquer hinformuliert, dass man echt lange braucht, um deine Gedankengänge nachzuvollziehen.
Abgesehen davon muss für einen Einschluss schon Harz UNTER dem Insekt vorhanden sein. Erst bleiben sie kleben, dann der Einschluss. Von Pennen keine Spur.

Letztendlich ließen mich diese vielen aneinandergereihten abstrusen Bilder ohne klar ersichtlichen Sinnzusammenhang an ein "Schildbürgergedicht" denken, bewusst surrealistisch/dadaistisch geschrieben. Der Abderite schien diese Intention des Autors zu bestärken.

Ich hoffe, das hilft dir.

LG, eKy

pierre 30.12.2016 21:03

Hallo eKy,

ich gebe mich geschlagen.
Ich hoffe, dass ich künftig das Kryptische so anlege, falls mir nochmals solch Einfall zufliegt, (lege – falle – fliege), es verständlicher hinzubekommen. (Da steckt auch noch „stehen“ drin). Ich kapituliere.

Dank dir.
pierre

plotzn 31.12.2016 12:38

Servus pierre,

Ich versuch mal 'ne Synthese:
Dieses Schild hier, Bürger, streich!
Harzer Mücken anstatt Käse,
Abderit wird käsebleich.

Ein bisschen kryptisch isses schon, aber man sollte meiner Meinung nach bei Gedichten in der Kategorie "Humor und Übermut" keine wissenschaftlichen Maßstäbe anlegen ;) Mir gefällt's jedenfalls. :)

Liebe Grüße, Stefan

Erich Kykal 31.12.2016 13:19

Hi Plotzn!

Gefallen hat es mir auch - flüssige, wohlakzelerierte Sprache, sauberer Takt!

Nur ausgekannt hab ich mich nicht, und da wird ein wenig Ursachenforschung doch erlaubt sein!?

Die eigentliche Intention des Autors bezüglich dieser Zeilen und Bilder wurde mir übrigens immer noch nicht erklärt, ich mutmaße nach wie vor ...

LG, eKy

plotzn 31.12.2016 15:04

Servus eKy,

sorry, sollte kein Angriff auf Dich sein! Natürlich ist Nachfragen erlaut :).
Versuchs mal als Nonsensgedicht zu lesen, bei dem die Wortspiele im Vordergrund stehen und nicht unbedingt die stringente Logik.

Mein kleines Antwortgedicht macht im engeren Sinne überhaupt keinen Sinn, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht. ;)

Liebe Grüße und einen guten Rutsch!
Stefan

Erich Kykal 31.12.2016 15:18

Hi Plotzn!

Angegriffen fühle ich mich überhaupt nicht!

Aber Pierre hat mir gegenüber nicht mal bestätigt, dass es ein Nonsensgedicht sein soll, noch sonst nachvollziehbar erklärt, was es mit dem Werk nun eigentlich tatsächlich auf sich hat. Offenbar glaubt er immer noch, das müsste offensichtlich sein - oder es ist ihm keine Erläuterung wert ...

LG, eKy

pierre 31.12.2016 15:28

Alles inklusive
 
Lieber Stefan, hallo eKy,

danke, dass ihr noch einmal nachgehakt habt. Natürlich sind die Zeilen mehr als Scherz denn wissenschaftlich aufzufassen. Obwohl die Stadt Abdera heute noch ca. 1470 Bewohner hat, bezweifle selbst ich als Verfasser von „Alles inklusive“, dass auch nur einer der modernen Abderiten ernsthaft davon zu überzeugen wäre, dass in einem Bernstein ein Insekt nicht das Opfer von herabtropfendem Baumharz, sondern labortechnisch eingescannt sein könnte. Vom Schwarm oder einem Teil des Schwarms, in welchem Zustand er sich auch immer befunden haben mag, einmal abgesehen.

Und nun noch einmal zu meinem vermeintlichen Fehler „konklave“.
Mit „unter Glas“ ist natürlich „unter der Lupe“ gemeint, die wäre dann aber konvex. Als Freund des Reims, der ich nun mal bin, wäre ich dann mit dem Sklaven in arge Bedrängnis geraten.

Für Seneca d. J. ist der Vergrößerungseffekt belegt und vom Minnesänger Konrad von Würzburg ist überliefert: „Ich habe dich verglichen mit einem krystallenen Stein ...“
Aber das nebenbei.

Und konvex/konkav, lieber eKy: wenn man an einer renommierten Technischen Universität vier Semester Experimentalphysik hören durfte, dann wirst du mir hoffentlich zubilligen, dass konklave beabsichtigt war, obwohl es natürlich überhaupt nicht hinein passt.

Aber es stimmt: Das „Damals“ und der Sklave deuten natürlich auf Vorgänge in der Antike hin, während der Zeitsprung hin zum „Einscannen“ im Gedicht nicht deutlich werden kann, damit also auch nicht beim Leser.
Dieser Zeitsprung, der sich, um es mal in meinem Sinne freundlich auszudrücken, im Überschwange der wirbelnden Gedanken entwickelt hat, den habe ich dem geneigten Leser leider vorenthalten.

Das heißt, die Bezeichnung kryptisch ist angebracht, da ich die Kausalität leichtfertig (gibt mildernde Umstände?) oder mutwillig (wirkt strafverschärfend?) ein wenig ausgehebelt habe.

Insofern gilt das Danke dir Stefan, für die vermittelnden und dir eKy, für die hartnäckigen Gedanken, die ich gut nachvollziehen kann.

Herzliche Grüße von pierre.

Erich Kykal 31.12.2016 15:58

Hi Pierre!

Vielen Dank für die Erklärung! :)

Nur dies noch: Was stört dich an dem Reim: "konkave-Sklave"?
Das "l" ist doch überhaupt nicht notwendig!? Der Reim ist auch so absolut rein mit zwei übereinstimmenden Vokalen und einem ebensolchen Konsonanten dazwischen am Ende der Worte!

LG, eKy

pierre 01.01.2017 21:05

Alles inklusive
 
Hallo eKy,
ich versuche es mal so:

Den Esel haben wir nun abgeschoben,
samt Streit um seinen ausgeborgten Schatten,
den wir, ich und mein wirrer Geist, fast hatten.
Er ist jetzt um die Ecke abgebogen.

Nun geht’s noch um das „l“ im Wort „konklave“.
Wir warten auf den Spruch des Philippides.
Noch niemals war sein Urteil ein perfides,
drum heißt er der Gerechte oder Brave.

Er weiß, dass seine zwanzig Ehrenmänner,
so kennt er jeden schon von Kindesbeinen,
die ihm zur Seite als Gesetzeskenner

stehn und geleiten, wenn sie denn erscheinen,
die Frage, brauchen wir das „l“ im Jänner,
wohl auch noch für den Jahresrest verneinen.

LG und alles Gute für 2017 wünscht pierre.

Erich Kykal 01.01.2017 21:54

Hi Pierre!

Wieder ist deine Antwort verwirrend.

Weißt du nun, was der Unterschied zwischen "konvex/konkav" und einem "Konklave" ist - oder nicht?
Weißt du nun, dass der Reim "Sklave/konkave" nicht unrein ist, und dass damit ein eingefügtes "l" nicht nur falsche Rechtschreibung ist, sondern auch den Sinn unpassend verändert - oder nicht?
Wolltest du diesen Sinn nun bewusst verändern - oder nicht?


Dein Gedicht ist gut geschrieben, aber ich habe keine Lust, "Philippides und seine 20 Ehrenmänner" nachzuschlagen. Von daher bleibt mir die Metabotschaft deiner Zeilen leider verborgen.

LG, eKy

PS: Auch dir ein gutes Jahr 2017!

pierre 02.01.2017 14:25

Alles inklusive
 
Hallo eKy,

natürlich weiß ich das. Es tut mir wirklich leid.
Und dass das eingeschobene „l“ den Sinn verändert, weiß ich ebenfalls. Das schrieb ich ja schon. Sicher hätte dann dort zumindest Konklave stehen müssen, aber soweit wollte ich nicht gehen.
Zu der Frage, ob ich bewusst verändern wollte oder nicht? Selbstverständlich. Sonst hätte ich in meiner ersten Antwort an dich den Martin Mosebach nicht zu erwähnen brauchen.
Bei Philippides handelt es sich nur um den (einfältigen) Richter, der den Streit um des Esels Schatten entscheiden sollte, den ich herangezogen habe, um meine eigene Verlegenheit bzw. Unterlegenheit bezüglich des überflüssigen „l“ zu bekräftigen.

Ja, eKy, was bleibt mir noch?

Dem Ertrinkenden hilft wohl kaum ein Schluck Wasser.

LG pierre.

Erich Kykal 02.01.2017 16:54

Hi Pierre!

Ich wollte von Anfang an nur eine klare Aussage wie diese, keine blumigen Gleichnisse oder Vergleiche mit antiken Figuren, die mir nicht geläufig sind. Hab Dank dafür!
Und du hast keinen Grund, jetzt so ausgiebig Asche auf dein Haupt zu streuen, es sei denn, um mein hemdsärmeliges Insistieren satirisch zu unterhöhlen. ;)

LG, eKy

pierre 02.01.2017 20:08

Hallo eKy,

ich hatte vergessen, mich für deinen Satz
„Auch dir ein gutes Jahr 2017!“ zu bedanken.
Das möchte ich hiermit nachholen. Also: Danke!
pierre.


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