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plotzn 30.10.2016 10:30

Tanz der Leiden schafft
 
Er wiegt die Frau mit einem Schlenzer –
im Tangotänzer
ist grad der Lenz erwacht.

Simone schlingt die langen Beine
galant um seine,
wie das sonst keine macht.

Sobald er durch die Vorverlegung
der Drehbewegung
sie in Erregung bringt,

wirft sie den Kopf in ihren Nacken,
dass von den Hacken
ein scharfes Klacken dringt.

Und man kann es förmlich spüren,
dieses sinnliche Berühren,
um den Partner zu verführen…

Da stolpert Karl und das ist schade –
die Promenade
war sein Paradeschritt.

Er will sich halten, aber leider
reißt auch noch bei der
Aktion ihr Kleid er mit.

Durch diesen Fehlgriff steht Simone,
die Tanzikone,
fast oben ohne da.

Sehr tiefen Einblick offenbart'se,
als man 'ne Warze
durchs kleine Schwarze sah.

Und so macht sie nach dem Tanze
statt erotischer Romanze
ihm 'ne Szene – dann verschwand'se…

Dana 30.10.2016 16:26

Lieber plotzn,

ich schaue mir relativ oft Tangotänze an. Ich liebe die leichte Akrobatik darin und die gekonnte Übereinstimmung des Paares.

Hier aber imponieren die Reimart, die Worte und das Leid.:D:D:D
Es entstehen nicht nur tolle Bilder. Die Sprache selbst ergibt einen Tangorhythmus.

(Außerdem ist nichts lustiger als Filmchen von Familienfeiern mit Tanz. Die Krönung ist immer ein eleganter Sturz.:D:D:D)

Wieder sehr gut beobachtet und "verfilmt".

Liebe Grüße
Dana

plotzn 30.10.2016 17:58

Liebe Dana,

bei mir ist es umgekehrt, ich schaue mir nie (freiwillig :D) Tanzwettbewerbe an. Das liegt vor allem an dem maskenhaften Dauergrinsen der Protagonisten. Vielleicht liegt's aber auch daran, dass ich nur einen Discofox oder langsamen Walzer einigermaßen verletzungsfrei über die Bühne bringe. :Aua
Es ist daher ein schöner Trost, dass der Tangorhythmus im Gedicht richtig rüber kommt. :)

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan

juli 04.11.2016 10:58

Hallo plotzn
 
Das ist witzig:)

Ich gehöre ja du der Gruppe der "Hampler", meine 70iger Jahre, wo das als Tanzstil aus dem Boden schoß.:rolleyes::) mag ich doch sehr.:):Blume:

Aber ich habe in Finnland Tangotänzer gesehen - dort ist diese Tanzform Lebensinhalt und so allgemein, dass es auch mitten in den Wäldern Finnlands Lokale gibt, die Bretter für diese Tanzform haben. Die männlichen Finnen sollen meist schweigsam sein, aber um mal mit einer Frau zu tanzen, wagen sie sich aus ihren Häusern und bewegen die Beine zu dieser speziellen Musik.:)

Ich hoffe ich habe dich nun nicht zugetextet:Aua:)

Tschtatscha ( schreibt man das so?), Rumba, Walzer, Foxtrott und Konsorten habe ich vor Urzeiten gelernt, und mein Tanzpartner hatte Sicherheitsschuhe an.:o:D:Aua

Liebe Grüße sy.

:Blume::Blume::Blume:

https://de.wikipedia.org/wiki/Finnischer_Tango

plotzn 04.11.2016 18:38

Liebe sy,

oh, das ist überraschend! Finnland hätte ich nie mit Tango in Verbindung gebracht. Danke für den interessanten Link. :)

Wir haben uns vor der Hochzeit in die Tanzschule gewagt, um uns beim Brautwalzer nicht lächerlich zu machen und haben (dank eines genialen Tanzlehrers) so sehr Gefallen dran gefunden, dass wir gleich ein paar Kurse drangehängt haben.

Aber inzwischen ist leider nicht mehr viel davon übriggeblieben außer ein paar grundschritten :rolleyes:.

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan

Kokochanel 07.11.2016 19:04

köstlich, lieber Plotzn- köstlich.:D:D:D Ich musste sehr breit grinsen...
Da weiß ich doch wieder, wieso ich Standarttanz nie mochte...
GGG von Koko

plotzn 08.11.2016 18:09

Vielen Dank, liebe Koko! :)

mich stört beim professionellen Tanzen vor allem das Aufgesetzte (Dauergrinsen :Aua). Ansonsten bewundere (oder beneide?) ich eher die Körperbeherrschung, gepaart mit Kondition und Ästhetik.

Liebe Grüße, Stefan

Felix 24.11.2016 01:16

Hallo plotzn,
sehr amüsant, wie in den immer sehr ernsthaften Gesichtern bei Tangopärchen im Rhythmus des Tanzes langsam Panik die Regie ergreift. Statt des "schmeißt" in der zweiten Strophe wäre "wirft" oder noch besser "schlingt" tangogemäßer.
Mir hat es jedenfalls sehr gefallen!
(Für Syranie: Nee, man schreibt "Cha-Cha-Cha".
Liebe Grüße,
Felix

plotzn 25.11.2016 11:20

Vielen Dank, Felix!

Auch für Deine Vorschläge. Das "schlingt" passt gut und ich übernehme es gerne :).

Liebe Grüße,
Stefan

Terrapin 25.06.2017 11:57

Hi Plotzn,

elegant finde ich ja den mit in den dritten Vers gezauberten Reim der ersten beiden. Das macht es wahrlich tanzbar.

A
A
AB

C
C
CB

Ist das sonst keinen aufgefallen?
Du bist ein Wortkünstler.

plotzn 26.06.2017 07:09

Servus Terrapin,

im "Tango Korrupti" von Reinhard Fendrich findet sich auch der versteckte "Dreifachreim". Das hat mir so gut gefallen, dass ich es selber mal probieren wollte.

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan

Mondmann 26.06.2017 08:50

Hallo Plotzn!

Zitat:

Zitat von plotzn (Beitrag 97638)
Er wiegt die Frau mit einem Schlenzer –
im Tangotänzer
ist grad der Lenz erwacht.

Simone schlingt die langen Beine
galant um seine,
wie das sonst keine macht.

Sobald er durch die Vorverlegung
der Drehbewegung
sie in Erregung bringt,

wirft sie den Kopf in ihren Nacken,
dass von den Hacken
ein scharfes Klacken dringt.


Bis dahin sehr gut!

Und man kann es förmlich spüren, Betonter Anfang, Schwäche, nicht gut!
dieses sinnliche Berühren,
um den Partner zu verführen…

Da stolpert Karl und das ist schade –
die Promenade Wieder drei sehr gute Zeilen
war sein Paradeschritt.

Er will sich halten, aber leider Dieser Dreizeiler missglückt! Überarbeitung ratsam!
reißt auch noch bei der Wo ist da ein Reim auf "leider"? Schwäche!
Aktion ihr Kleid er mit.

Durch diesen Fehlgriff steht Simone,
die Tanzikone, Wieder sehr gute drei Zeilen
fast oben ohne da.

Sehr tiefen Einblick offenbart'se,
als man 'ne Warze
durchs kleine Schwarze sah. Gut oder nicht gut, dass ist hier die Frage?

Und so macht sie nach dem Tanze
statt erotischer Romanze
ihm 'ne Szene – dann verschwand'se… Guter Abschluss!


Wäre es nicht besser und logischer, wenn man die Warze unverhüllt sehen würde? "Durch kleine Schwarze" Also ist sie doch noch bedeckt, was kann man da schon sehen?

LG M.

plotzn 26.06.2017 14:40

Servus Mondmann,

danke für Deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Gedicht!
Die "Tangoform" mit dem Dreifachreim (s. Austausch mit Terrapin) schränkt die Möglichkeiten ein, so dass ich nicht ohne Kompromisse ausgekommen bin.

Deine Kritik ist sicherlich berechtigt, aber ich krieg's nicht besser hin. Für konkrete Verbesserungsvorschläge bin ich immer dankbar.

Zwei Anmerkungen:
Zitat:

Wäre es nicht besser und logischer, wenn man die Warze unverhüllt sehen würde? "Durch kleine Schwarze" Also ist sie doch noch bedeckt, was kann man da schon sehen?
In dem Bild vor meinen Augen ist das kleine Schwarze durch Karls vergeblichen Halteversuch eingerissen und man sieht die Brustwarze durch den eingerissenen Stoff.

Der Reim "leider / bei der" ist nicht rein. Es handelt sich dabei um einen Spaltreim, wie ich erst kürzlich gelernt habe. Ein Mitstreiter beim Gedichtwettbewerb "Der große Dinggang" in Menden hat zufälligerweise seine Masterarbeit über den Spaltreim in der komischen Lyrik geschrieben.
Es kann sich jeder seine eigene Meinung bilden, ob er solche Spaltreime (wie z.B. "Agenda / wenn da", "Natter / hat er", oder "Kasse / lass'se") in einem komischen Gedicht kreativ findet oder ablehnt. Ich selbst mag sie gerne und setze sie auch öfters ein.
Der Reim "leider / Kleid er" ist für mich persönlich die holprigste Stelle, die ich auch beim Vortragen nicht so richtig geschönt bekomme.

Liebe Grüße, Stefan

Mondmann 27.06.2017 09:03

Ja, schwierig!

:eek: Eventuell:

Er kriegt ihr Knie im sinnlichen Berühren
im Schritt zu spüren.
Ein schmerzliches Verführen!

Wer würde da nicht stolpern mit schmerzverzerrtem Gesicht?


Schwierige Bausstelle!

Er will sich halten, aber leider,
reißt er als Fighter,
beim Sturz ihr Kleid noch mit.

plotzn 29.06.2017 13:05

Servus Mondmann,

die Strophen 4 und 8 folgen einem anderen Versmaß (entlehnt dem oben erwähnten Tango von Rainhard Fendrich), sonst würde das Gedicht zu sehr leiern.

Und die Strophen 1-3 und 5-7 haben das von Terrapin erwähnte Reimschema, in dem sich in der dritten Zeile der Reim aus den beiden ersten Zeilen (etwas versteckt) wiederholt. Das habe ich mit der Inversion "ihr Kleid er mit" bezahlt, aber ich wollte es unbedingt durchhalten, weil es (für mich) der Clou des Gedichts ist.

Ich habe mir die Stelle als Schwachstelle markiert und werde weiter über eine bessere Lösung nachdenken.

Liebe Grüße, Stefan


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