Gedichte-Eiland

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Agneta 16.02.2016 20:23

Galerie
 
Überarbeitete Emdfassung

Galerie (Sonett)


Erinnerungen hängen uns in Rahmen
an weißen Wänden, werden Galerie,
dass niemals wir vergäßen alle, die
seither vergingen und nie wiederkamen.

All die Etappen, die das Leben schenkte,
all jene Wege, die wir schon beschritten,
auf denen Schnuppen hoffnungsleer verglitten,
wenn Nacht sich in das Abendrot versenkte.

Wir nagelten sie fest an unsre Wände
in Bildern, die Vergänglichkeit bezwingen.
Ein stetiges und unbeugsames Ringen

mit Zeit - um all die Dinge, die uns galten,
sodass sie uns an unsres Lebens Ende
versöhnt den goldgerahmten Spiegel halten.

Erich Kykal 17.02.2016 04:28

Hi, Agneta!

Schönes Sonett!

Fünf Kleinigkeiten:

Das Reimschema der Quartette ist beim Sonett umarmend: ABBA
Du hast ABAB gewählt. Absicht oder Unwissen? Bei mir zumindest war letzteres der Fall, als ich begann, Sonette zu schreiben: Die Hälfte der Sonette im "Lieblingsbilder(zyklus)" folgte dem "falschen" Schema, ehe mir jemand Bescheid sagte.;):rolleyes:

S2Z4 - Tut mir leid, aber die ist furchtbar!:Aua Erst die kitschig klingende Umkehrung von "Sternschnuppen", und dann noch der Neologismus(?) "verglitten", ein Homunkulus aus "verloschen" und "entglitten"? Oder eine kranke Form von "verglüht"? Jedenfalls unnötig komplex und für den Leser unangenehm lang zu deduzieren.
Altern.: "und alle Farben in sein Dunkel glitten."

S4Z1 - Komma nach "dass"?

S4Z2 - "Bereiten" allein ist in dieser Bedeutung unkorrekt, es muss heißen:
"uns vorbereiten auf das Lebensende," Auch der Genitiv am Zeilenende ist überflüssig, so klingt es flüssiger. Natürlich kommt dann ein Komma ans Ende der Vorzeile.

S4Z3 - "goldgerahmten" bitte zusammen. Auseinander geschrieben müsste es in gehobener Sprache "golden gerahmten" heißen.


Abgesehen von diesen Stellen ein sehr gelungenes Werk - ein philosophischer Gedankengang zu Sinn und Zweck der bildenden Künste!

Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

wolo von thurland 17.02.2016 08:58

Hallo Agneta

Nach Einarbeitung der Vorschläge von Erich Kykal wird das ein richtig schönes Sonett. Als Verfechter einer sauberen Sprache und ebensolcher Versbehandlung ist er einfach unverzichtbar.

Aber als Rilke-Fan sollte er nicht seinem Lehrmeister widersprechen, wenn es ums Reimschema geht:

O ihr Zärtlichen, tretet zuweilen
in den Atem, der euch nicht meint,
laßt ihn an eueren Wangen sich teilen,
hinter zittert er, wieder vereint.

O ihr Seligen o ihr Heilen,
die ihr der Anfang der Herzen scheint.
Bogen der Pfeile und Ziele von Pfeilen,
ewiger glänzt euer Lächeln verweint.

(Sonett von Rilke)

Gelesen, gern gelesen, sehr gern gelesen...
Such dir etwas aus
wolo

juli 17.02.2016 10:44

Hallo Agneta,
Das ist ein Spaziergang durchs eigene Leben, die Bilder sind die Erinnerungen. Und im Leben sammeln wir auch auch Fotos nicht nur in unsreren Erinnerungen, sondern auch heutzutage in PCs, Fotoalben, Schuhkartons, oder die an unseren Wänden hängen, und die besonderen Momente festhalten. Je älter man wird, desto länger wird die Galerie. Meist sind es ja Glücksmomente, die festgehalten werden, selten gibt es ein Bild mit Tränen.

Ein Galerie anschauen, die gemalene Bilder zeigt, hat noch eine andere Qualität. Kunst hat die Gabe, Menschen auch auf anderen Ebenen zu erreichen. Türen werden aufgeschlossen, und das Bild, daß der Betrachtende sieht, öffnet andere Bilder, die im Inneren versteckt waren. Also wird es wieder ein Spaziergang des Lebens.

Dein Sonett gefällt mir sehr. Die Überarbeitungen machen es noch wertvoller.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Agneta 17.02.2016 12:28

Lieber Erich,

Zuächst einmal lieben Dank für deine Korrekturvorschläge.:Blume:
Ich war der festen Überzeugung, dass romanische Sonette, also die mit Terzetten am Ende, auch Abba gereimt werden können. Zumal die Terzette ja auch keine Abab brauchen.
Perfekt wäre das Sonett, wenn auch die Terzette sich jeweils 3 Mal reimen würden.

Englische Sonette jedoch werden ausschließlich in Abab gereimt, weil sie ja auch mit einem solchen Duplet enden.
Ob dies wirklich stimmt, kann ich nicht nachweisen.
Stilistisch gefällt mir jedoch gerade die Abba-Version bei Romanischen sehr gut, weil es das Pathos noch steigert.

Die Zeile mit den Sternenschnuppen, die hoffnungsleer verglitten, hat einen besonderen Sinn und korrespondiert mit dem goldgerahmten Spiegel ( golden gerahmt sagt man hier nicht- die Trennung forderte mein blödes Rechtsschreibprogramm, ich selber hätte es lieber zusammengeschrieben):).

Das Werk hat eine Aussage, die über die der Erinnerungen hinausgeht. Und genau dazu brauche ich die Sternenschnuppen = Wünsche, Hoffnungen, die ein Mensch sich macht, das hoffnungsleer = sie erfüllten sich nicht, das vergleiten = sie gehen ja nicht unter, erlöschen nicht, sind weiter da als enttäüschte Lebenselemente. Sie vergleiten, aber sie gleiten weiterhin unsichtbar, verdrängt in unserem leben dahin.

Das Bereiten, ja. Das vorbereiten war mir zu unpathetisch, zu hart. Das bereiten , dabei denkt man an einen Tisch, den man bereitet und schön macht. Könnte ich aber überlegen.

Die Kommata habe ich gerne eingefügt. Danke , ebenso das goldgerahmt.

Letztlich sagt das Werk mehr aus, woran Syri schon tippt. Menschen hängen sich nur „schöne“ Fotos an die Wände, rahmen sie in Gold, um sich den Rahmen zu geben, der sie aufwertet. Quasi geht die „Heuchelei des Lebens“ damit über den Tod hinaus. Die Fotos sollen uns nicht zeigen wie wir wirklich waren, sondern nur die schönen Seiten spiegeln.
Sie sollen uns nicht den Spiegel vorhalten, sondern sollen uns selber spiegeln, so wie wir gerne gesehen werden wollten und wollen. Das ist die zweite , mir eigentlich wichtigste Aussage im Werk, auf die die Zeilen vorher hinarbeiten.

Liebe Syri, ich denke, du hast dich mal wieder „hinters Gedicht gefühlt“, wie so oft. Lächeln. Danke für deine Gedanken, von denen sich einige im Werk wieder finden.

Wolo, auch dir Dank für deinen Kommentar. Dein angeführtes Beispiel kann aber Erichs Argumentation nicht entkräften, denn die Rilke Zeilen reimen auf abab.

LG und danke euch dreien von Agneta

wolo von thurland 17.02.2016 13:35

Rilke, Amiel, Gernhardt, Agneta: abab
 
a) Agneta reimt abab.
b) Erich Kykal sagt: abba ist richtig, abab falsch.
c) Rilke reimt abab.
d) wolo sagt: Wenn Rilke richtig reimt, ist Erich Kykals Aussage falsch.
e) wolo sagt: Wenn Erich Kykal Recht hat, reimt Rilke falsch.

Noch einer, der "es" nicht wusste (H.F. Amiel, Une nuit sur la plage):

Sur le sombre Océan tombait la nuit tranquille ;
Les étoiles perlaient au ciel silencieux ;
Le flot montait sans bruit sur le sable de l’île…
O nuit, quel souffle alors vint me mouiller les yeux ?

Le froid saisit mon cœur, quand, muet, immobile,
Étendu sur la grève, et le front vers les cieux,
Je sentis, comme on sent que sur la vague il file,
La Terre fuir, sous moi, navire audacieux !

Man könnte auch noch Gernhardts "Ich find Sonette..." anführen.

Schönen Tag noch!
wolo

Erich Kykal 17.02.2016 14:27

Hi, Agneta!

Wolo ergeht sich gern in Ausschließlichkeiten. Seine Logik ist unbestechlich, aber erbarmungslos. Seine schwarz-weiße Sicht ist mir unangenehm, und die herausfordernde Art der Präsentation derselben, die selten Verständigung oder Lösungen anbietet, scheinbar nur immer provozieren oder eine Reaktion erzwingen will, ebenso.

Natürlich wollte ich mit meinem ersten Kommi kein Dogma installieren! Ich war aber faul und wollte mich "kurz" fassen.

Fakt ist:
Im deutschen Sonett gab es bis zum 20. Jahrhundert recht strenge Regeln. Was die Engländer oder Franzosen in ihrer Sprache machen, steht hier ohnehin nicht zur Debatte, die entsprechenden Exempel sind nicht im Kontext!

Besagte Regeln, hauptsächlich aus dem Barock, wollten, dass Sonette IMMER 2 Quartette und 2 Terzette, unbetonte Auftakte und weibliche Kadenzen haben sollten, 5 Heber pro Zeile, umarmenden Reim in den Quartetten, nur 2 Reime in den Quartetten, die Terzette mit 2 oder 3 Reimen,aber nie mit 2 sich reimenden Zeilen endend, das galt als unschön. Das erste Quartett sollte eine These aufstellen, das zweite eine Antithese dazu, die Terzette sollten eine Synthese schaffen, die den Widerspruch relativiert oder auflöst.

Seit dem 20. Jhdt. allerdings haben sich diese engen Grenzen ständig erweitert, verwischten und wurden schließlich rein optional. Puristen bemängeln dies und schreiben weiter in starren Sprachkorsetts, die ganz nach Begabungslage einigermaßen rund laufen oder eben harte, knöcherne Gerüste bleiben - Hauptsache, die "Regeln" stimmen - Sprachpharisäer eben!

Ich wollte eigentlich mit meinem ersten Kommi bloß anmerken, dass manche Regeln immer noch mehrheitlich befolgt werden, und die umarmenden Reime in den Quartetten sind eine davon. Natürlich ist es keine Pflicht mehr - heute ist ALLES erlaubt - aber ab wann ist es dann eben KEIN Sonett mehr?

Ich zB. ignoriere zumeist folgende Regeln: Einteilung These-Antithese-Synthese, nur 2 Reime in den Quartetten, keine sich reimenden Zeilen am Ende.
Seltener mache ich 4- oder 6-hebige Sonette, und sehr ab und zu sogar eins mit betonten Auftakten! Die Kadenzen sind bei mir oft rhythmisch gemischt, sehr selten rein männlich.

Man muss entscheiden, was man will: Ein starres, aber absolut regelkonformes Sprachkonstrukt, ein völlig amporphes Sprachgebilde, das nur noch der Bezeichnung des Autors nach ein Sonett ist - oder einen Mittelweg, der optimal die Möglichkeiten eines anpassungsfähigen Rahmens nutzt, ohne Sprachmelodie und -fluss hintanzustellen, denn dabei geht es im Sonett vor allem: Weiche, harmonisch klingende Sprache, die elegant eine Thematik umschmeichelt, umtänzelt, auslotet, erweitert, vertieft.

So zumindest sehe ich das. Du hast die Aufgabe prima gemeistert, und meine obige Anmerkung sollte kein Vorwurf sein, eher eine Ergänzung - deshalb sprach ich ja auch von "Kleinigkeiten".
Ich selbst halte mich nach Möglichkeit an die umarmenden Reime, denn sie wirken elegant und machen einen Großteil des allgemeinen Charakters der Sonettform aus, vor allem, wenn man dazu tendiert, gewisse andere Regeln zu ignorieren oder hintan zu stellen!;) Anderen derlei vorschreiben zu wollen, weise ich allerdings weit von mir!


LG, eKy

Agneta 17.02.2016 14:40

Wolo, dein Bemühen in allen Ehren, aber durch Französisch wird es auch nicht besser.
Der franz. Text ist sowohl wie der Rilketext in abab gereimt.

Die meisten romanischen Sonette werden in abba geschrieben. Auch ich habe viele so geschrieben. Ich hatte, muss ich ehrlich gestehen, Erichs Aussage auf meines bezogen. Und nicht allgemein.
Insofern hast du sogar recht, Wolo. Dieses ist in Abab, obwohl es ein Romanisches ist. Das ist nicht besonders gut. Da wiederum hat Eri h recht.

Dennoch:
Im Übrigen hatte ich dich bereits schon einmal davon in Kenntnis gesetzt, dass ich von deiner Seite keine Schützenhilfe gegen Erichs Kritik benötige. Ich schätze Erichs Engagement, sich hilfreich und tippgebend einzuschalten, auch wenn ich nicht immer derselben Meinung bin.

Bemerkenswerterweise ist Erich aber ein Mensch,der dem Autor frei stellt,
was er davon annehmen möchte. Segensreicherweise schreibt er dann keine beleidigten Nachkartgedichte, sondern antwortet ganz sachlich und unaufgeregt erneut in einem Kommi.

Es ist schön, Wolo, wenn du meine Werke lesen und kommentieren möchtest, aber bitte nicht als Provokations-und Kriegsschauplatz gegen Erich. Da bin ich nicht dabei.:p.

Allerliebste Grüße von Agneta

Lieber Erich, unsere Kommis haben sich überschnitten. Ich hatte deine Korrekturen nicht als Vorwurf angesehen. Habe deinen Antwortkommi erst gelesen , nachdem ich Wolos las und füge dies nun an dich nun noch an.Hast ja recht. ich habe schon bessere Sonette geschrieben.

Ich werde nun den Begriff Sonett rausnehmen,da ich eigentlich auch eher konservativ bin in meiner "Sonett-Einstellung" dann ist es nur noch ein Gedicht.
LG von Agneta

Chavali 17.02.2016 17:32

Liebe Agneta,

der Inhalt und die Aussage deines Gedichtes (Sonetts) gefällt mir sehr gut.
Ich habe auch die Antworten gelesen und die ganze Streiterei, welches Reimschema nun für ein Sonett taugt,
ist mir zu anstrengend :)

Ich lasse mich tragen von dem, was deine Worte in mir auslösen und kann gut die Erinnerungen,
die alte Bilder, in eine Galerie gefügt, nachvollziehen.
Dabei ist es mir völlig schnuppe, ob hier ein abba oder ein abab gereimt ist :D
Zitat:

Ich werde nun den Begriff Sonett rausnehmen,da ich eigentlich auch eher konservativ bin in meiner "Sonett-Einstellung"
dann ist es nur noch ein Gedicht.
Warum nur, liebe Agneta?
Das ist für mich eine Abwertung, die ein schön klingendes und aussagekräftiges Gedicht nicht verdient hat.

Mit lieben Grüßen,
Chavali

Erich Kykal 17.02.2016 17:34

Hi, Agneta!

Sorgfältig lesen!;) Ich habe dem Text das Sonetthafte nie abgesprochen - für mich IST es auch mit ABAB ein Sonett.

Das Problem ist bloß: Je mehr der Regeln man außer Kraft setzt - aus welchen Gründen auch immer - desto mehr verliert sich der Sonettcharakter.

In deinem Fall allerdings ist das noch lange nicht der Fall! Darauf wollte ich nie hinaus!

LG, eKy

Dana 17.02.2016 19:18

Liebe Agneta,

sehr gern gelesen und mir wurde warm ums Herz. Über meinem Bildschirm hängt ein Foto (fast aktuell) meiner beiden Kinder mit ihren jeweiligen Gefährten. Habe Dein Sonett mehrfach gelesen und bekam Bilder von Bildern, die in Alben oder im PC stecken.:) Sogar jetzt beim Kommentieren schaue ich lächelnd zum besagten Bild auf.

Sehr schön vom Inhalt. Wir halten an den Wänden fest, was uns selbst berührt, ja glücklich macht und für Augenblicke die Vergänglichkeit bezwingt.:Blume:

Sprachlich sehr gut und in schöner lyrischer Melodie.

Liebe Grüße
Dana

P.S. Natürlich las ich auch alle Kommentare. Fachsimpeleien, Vorschläge sind nach Bedarf immer wichtig und man erspürt mit der Zeit wie jene Anliegen gemeint sind.
Auch ich kann bei eKy wunderbar damit umgehen und fordere seine Kritik schon vorab gedanklich an.

Agneta 18.02.2016 18:59

Liebe Chavi,
ich danke dir, dass du mein Gedicht, so kommt es mir vor, vor mir selbst in Schutz nehmen möchtest:Herz:.
Ehrlich gesagt ist es so:
ich fand das Sonett als solches noch nicht so rund, wie ich es mir wünschte. Auch den Reim mit wiederkamen, das ist etwas erzwungen.
Es war ein Wettbewerbsbeitrag, wo ich mir nicht so viel Mühe wie sonst gemacht habe.
Erich hat durchaus recht. Insofern traf er da genau auf mein eigenes Empfinden. Irgendwie weiß ich selber so vom Bauch her meistens: Mensch , das Werk ist richtig rund und top oder hm, das ist noch nicht so richtig rund...
Ich werde es mir noch einmal vornehmen, da ja auch die tiefere Aussage nicht so klar hervorging, wie ich es mir gewünscht hätte.
Ich denke, es ist flüchtig gschrieben.

Es ist schon richtig, was Erich sagt: Je mehr Abwandlungen eines klassischen Genres, die ja im Grunde nur Vereinfachungen sind, zulässt, desto mehr geht das Ursprüngliche verloren. Diese Ansicht vertrete ich auch und darum werde ich es mir noch einmal vornehmen. Komplett!

Ein bisschen weglegen erst mal. Ich stelle eigentlich gewisse Ansprüche an meine eigenen Werke. Nur für mich, verstehst du? und Erich hat da genau reingepiekst.:D

Lieber Erich,
danke, dass du dich nochmals gemeldet hast. Der Kommentar für Chavi ist eigentlich auch für dich.
Danke euch beiden von Agneta

Ja, liebe Dana, fachsimpeln macht Spaß, oftmals gibt es Anstöße und Hinweise.Es freut mich, dass dir das Werk so viel geben konnte, das Thema , auch das Unterschwellige , ist ja auch gut. Lieben Dank für deine empathischen Zeilen von Agneta

Chavali 19.02.2016 18:21

Liebe Angeta,

wie ich sehe, hast du dein Sonett überarbeitet.
So richtig anders ist es aber nicht geworden :o

Strophe 1 z.B. fand ich in ihrer Ursprungsform besser, poetischer irgendwie.

Das letzte Terzett gefällt mir in der überarbeiteten Form allerdings besser.


Das mal so kurz dazu ;)


Bis später!
LG Chavali


Agneta 19.02.2016 18:48

ja, "so richtig anders " sollte es auch nicht werden, weil die Thesen ja auch bleiben müssen von wegen These, Antithese, Synthese im Sonett.
Die Verse sind nun in abba gereimt, das Ende ist etwas klarer, hoffe ich.
Die Schnuppen besser deutbar durch den direkten Bezug mit Weg.
Ich hatte Glück, ich hatte heute Sonett-Stimmung, habe noch eines geschrieben. Sonst hätte ich warten müssen, bis mir die Sonett-Stimmung wieder kommt.

Ich freue mich, dass du noch mal nachgespürt hast, liebe Chavi.
morgen haben wir Babytag, da komme ich :Dzu nix...Töchterchen muss zur Uni, ihren großen Vortrag im März im Hyatt in DUS mit ihren Kolleginnen vorbereiten.
Darum dachte ich, was ich fertig habe, habe ich fertig...:D

Mal sehen, was Erich nun sagt.:D

Im Übrigen bin ich gedanklich so in dein letztes Werk Seltsam fremd eingestiegen, dass es mich inspirierte zu einem eigenen Stück. :Blume::Blume:
Ich stelle es Sonntag ein.Muss es noch tippen.
LG und danke von Agneta

wolo von thurland 19.02.2016 18:51

Ach, Agneta, ich wollte in erster Linie Erich gegen deine Umarmung helfen!
Gleichzeitig ihm helfen, seine Sicht deines Sonetts etwas weniger schwarz-weiss und rigide darzulegen; denn wenn Rilke mal vom starren Schema abweichen darf, dann darf das auch Agneta, nicht wahr? Nun hat der Erich einige interessante Dinge angefügt, um zu zeigen, in welchem von ihm gesetzten Rahmen sich seine Aussagen über Sonette bewegen. Danach sind sowohl Rilke wie auch Agneta ein wenig freier in der Gestaltung, nicht wahr? (Denn Rilke hat mehr geleistet für die geliebte Lyrik als z.B. ein Herr von Platen, da sind wir uns doch einig?)
Tut mir Leid, dass du mich so sehr missverstanden hast.
Deine Änderung in der Strophe 1 finde ich übrigens durchaus nützlich und interessant (falls ich das quasi als Antwort auf chavali sagen darf.)

Erich,
danke für den spannenden Einblick in deine Sonett-Rahmenbedingungen. Dass es uns nur um deutsche Lyrik-Tradition gehen darf, möchte ich verneinen. Diese Tradition hat doch Wurzeln von Italien bis England und darüber hinaus bis nach Amerika und Asien, oder nicht?

Schönen Abend
wolo

Agneta 19.02.2016 20:39

es ist keine Frage des Dürfens, Wolo, es kommt auf die Ansprüche an, die man sich selber setzt. Es gibt heute, wie auch Erich, denke ich schon schrieb, sogar Leute, die Sonette 4 hebig schreiben. Es sind eben die Vereinfachungen, auch hier wiederhole ich mich, die letztlich dazu führen, dass ein Genre immer mehr verfremdet wird.
Über das Genre hinauszugehen, wie ich es tat bei meinen Ghaselen mit Klammer, sich selbst, im Schema bleibend, was Neues auszudenken und das Genre möglicherweise damit zu bereichern, das ist für mich dichterische Freiheit.

Ich vergleiche es immer gerne mit einem Bäckerkuchen und dem einer guten Hausfrau. Wer weiß denn heute noch, wie ein richtiger Streuselkuchen zu schmecken hat? Alle essen doch die Bäckerpappe... Schade, wenn sowas verkommt und so ist es auch mit den Sonetten.

Man könnte fast meinen, dein Kommi wäre nett, wenn nicht der erste Satz wäre...("Ach, Agneta, ich wollte in erster Linie Erich gegen deine Umarmung helfen!").Warum machst du sowas, Wolo? Ich verstehe es nicht.

Dennoch und weil ich Anstand habe, ignoriere ich das mal und antworte dir. Vielleicht kannst du dir ja deine abschätzigen Spitzfindigkeiten irgendwann noch verkneifen? Dann würde eine Kommunikation vielleicht auch mit dir Spaß machen, Wolo.:Blume:
Grüße von Agneta

Erich Kykal 19.02.2016 23:31

Hi, Agneta!

Schauen wir uns die "neue" Variante an:

Erinnerungen hängen uns in Rahmen
an weißen Wänden, werden Galerie,
dass niemals wir vergäßen alle die,
die gingen und die doch nicht wiederkamen.

Z1 und 2 prima, in Z3 stört mich die Inversion, und mit in Z4 die drei "die".

All die Etappen, die das Leben schenkte,
all jene Wege, die wir schon beschritten,
auf denen Schnuppen hoffnungsleer verglitten,
wenn Abendrot sich in die Nacht versenkte.

"All die" und "all jene" ist als Einstieg problematisch, da eigentlich hier die erste Silbe betont ist. Klar, es geht auch anders, aber natürlicher Sprachfluss klingt anders.
Die "verglittenen Schnuppen" in Z3 nerven immer noch herum. Müssen die sein?
Abendrot, das sich in die Nacht versenkt, klingt selbstmörderisch - wie eine Lebensmüde, die ins Wasser geht ...


Wir nagelten sie fest an unsre Wände
in Bildern, die Vergänglichkeit bezwingen.
Ein stetes, unbeugsames Ringen

Z3 hat hier nur 4 Heber - einen zu wenig.

mit Zeit - um all die Dinge, die uns galten,
sodass an unsres langen Lebens Ende
sie uns den goldgerahmten Spiegel halten.

Den Bindestrich in Z1 unbedingt entfernen.


Meine Version:

Erinnerungen hängen uns in Rahmen
an weißen Wänden, werden Galerie,
dass niemals wir vergäßen alle, die
seither vergingen und nie wiederkamen.

Etappen alle, die das Leben schenkte,
wie jene Wege, die wir schon beschritten,
die Seelen, die uns darauf schon entglitten,
wenn Nacht sich in das Abendrot versenkte.

Wir nagelten sie fest an unsre Wände
in Bildern, die Vergänglichkeit bezwingen.
Ein dauerndes und unbeugsames Ringen

mit Zeit um all die Dinge, die uns galten,
sodass sie uns an langen Lebens Ende
versöhnt den goldgerahmten Spiegel halten.


Nimm, was dir brauchbar erscheint. So jedenfalls klingt es für mich runder, flüssiger, sprachlich sauberer.

Erneut: Ein sehr schönes Sonett, das jede Optimierung verdient!:) Vielen Dank!

LG, eKy

Agneta 25.02.2016 12:13

:D danke, lieber Erich, dass du nochmals gefeilt hast.
Ja, das "stetige "vom Original ist mir durchgerutscht beim Tippen, andauernd oder stetig.

Mit den Schnuppen stehst du echt aufs Kriegsfuß:D, aber sie müssen sein.
Es sind ja nicht die Seelen, die verlorengehen, sondern die Hoffnungen, die mit den Schnuppen, naja, ich hatte es ja oben schon erklärt.:)
Sie sind m ir eben wichig.

Das versöhnlich würde die Aussage verstärken, ja..
Etappen alle finde ich nun wieder verdreht irgendwie.
Ich drucke mir deine Version mal aus und werde in den nächsten Tagen mit meiner in Ruhe vergleichen. Auch mit dem Original.
Heute habe ich ein Klingeln im Ohr vom Babytag gestern und habe keine innere Ruhe, mich damit zu befassen. Der Kleine hat ziemlich viel geschrien gestern-er ist ein sogenanntes "Schreibaby". Da ist man wirklich noch am nächsten Tag platt. Selbst der Hund jaulte irgendwann mit...ein Konzert der besonderen Art :D

LG von Agneta

So!:) Habe jetzt meinen "Frieden mit diesem Werk gemacht" und eine endgültige überarbeitete Endfassung eingestellt.
Danke, lieber Erich , für deine Empathie:Blume:

LG von Agneta

Chavali 25.02.2016 15:11

Liebe Agneta,

du hast deine Galerie noch ein wenig überarbeitet und diesen oder jenen Tipp eingearbeitet.

Das finde ich schön und gefällt mir - das nenne ich mal kreative Arbeit am Objekt ;)

Lieben Gruß,
Chavali

Agneta 25.02.2016 18:07

danke, liebe Chavi- ja, ich wollte es gern abschließen , auch aus Respekt vor denen, die sich Tipp gebend damit auseinandergesetzt haben. Danke schön.:Blume::Blume::Blume:
LG von Agneta

wolo von thurland 01.03.2016 12:20

naja, ich würde in s1 schreiben "vergäßen jene, die", damit wäre das relativpronomen irgendwie stärker an die zeile angebunden. im moment steht es nach der cäsur etwas einsam und unmotiviert an dieser prominenten stelle.

dies ist ein verbesserungsvorschlag bar jeglicher spitzfindigkeit und ironie
©wolo von thurland


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