Gedichte-Eiland

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-   -   Der Kiffer (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=1745)

Feirefiz 18.05.2009 16:22

Der Kiffer
 
Der Kiffer

Irgendwo, irgendwann


Sein Blick ist vom Vorüberziehn der Schwaden
so schräg geworden, dass er nur noch lacht.
Ihm ist, als würde er in Schwaden baden
und hinter tausend Schwaden liegt die Nacht.

Die weichen Formen blassester Gesichter,
die, wie im Tanz, sich um ihn drehn,
sind, so wie er, geschockt vom Schein der Lichter,
doch zu betäubt, um nochmal aufzustehn.

Nur manchmal zieht der müde Chiller
das Bong,- dann geht die Glut hinein.
Fährt durch die Glieder, macht ihn stiller,
und hört im Kopfe auf zu sein.

Medusa 18.05.2009 16:39

Lieber Feirefiz,

nur ZWEI doofe Fragen: Einer, der kifft, ist doch einer, der Marihuane oder Haschisch raucht, stimmts? Das, was Du da schilderst, dürfte härteres Kaliber sein.
Eine "Bong" ist eine Wasserpfeife mit was Lustigem drin?

Nun zum Gedicht: Die Situation schilderst Du sicherlich gut, ich kenne nur die Wirkung von Marihuana :eek:, die war aber nicht so schlimm. Da hörte im Kopf gar nichts auf, alles wurde viiiiel deutlicher.

Ich mecker jetzt mal über kleine Fehlerchen:

Sein Blick ist vom Vorüberziehn der Schwaden
so schräg geworden, dass er nur noch lacht.
Ihm ist
(Komma) als würde er in Schwaden baden (Komma? Hier bin ich mir nicht sicher; ich würde es setzen)
und hinter t(T)ausend Schwaden liegt die Nacht.

Die weichen Formen blassester Gesichter,
die, wie im Tanz, sich um ihn drehn
(hier gehört definitiv ein Komma hin)
sind, so wie er, geschockt vom Schein der Lichter,
doch zu betäubt
(Komma, Manno!) um aufzustehn.

Nur manchmal zieht der müde Chiller
das Bong, dann geht die Glut hinein.
Geht durch die Glieder, macht ihn stiller,
und hört im Kopfe auf zu sein.


Sehr interessant und gut in Szene gesetzt; macht ein wenig ängstlich!

Liebe Grüße,
Medusa.

Chavali 18.05.2009 16:44

Lieber fiz,

du beschreibst die Kifferszene ziemlich gut!
Nachdem ich Medusas Kommi gelesen habe, wusste auch ich, was ein 'Bong' ist :D

Die Anmerkungen, die Medusa hatte, hätte ich jetzt auch gehabt, außer tausend, das würde ich klein lassen,
ist ja - so denke ich - als Zahl gedacht.

Und noch etwas:
Muss in S 1 3x SCHWADEN vorkommen?


Lieben Gruß,
Chavali

Feirefiz 18.05.2009 16:46

Liebe Medusa!

Vielen Dank für deine Verbesserungen. Bis auf "Tausend" (? - Zahlwort?) habe ich alles gleich übernommen.
Lustig ist hier gar nichts gemeint.
Wahrscheinlich ist dir die Ähnlichkeit mit Rilkes "Panther" nicht aufgefallen?
Gefangenschaft in der Sucht ist das Thema.
"Ängstlich" trifft es da schon besser!

Liebe Grüße
Feirefiz

Edit für die liebe Chavali: "Stäbe" kommt im Original ebenfalls 3x vor. Danke für deinen Kommentar!

Chavali 18.05.2009 16:55

Lieber fiz :)

Zitat:

Edit für die liebe Chavali: "Stäbe" kommt im Original ebenfalls 3x vor.
in Rilkes 'Panther', ja.
Wir sind aber nicht RILKE *schmunzel* :o
Da kannst du mal sehen, welche Maßstäbe wir anlegen: manche Dinger von UNS sollten, wenn sie denn entdeckt würden,
auch in die Geschichte eingehen dürfen! :p

Nochmals LG :)

Medusa 18.05.2009 16:59

Lieber Feirefiz,

ich gehe davon aus, dass Du über entsprechende Nachschlagwerke verfügst. Schau mal nach: Sogar nach der Reform der Reform der Reform der Rechtschreibreform werden Zahlen bis Zehn und die Tausender immer noch groß geschrieben! Wikipedia sagt übrigens das Gleiche!

Nix für Ungut, lieber Feirefiz
Medusa.

Feirefiz 18.05.2009 17:06

Liebe Medusa!

Wenn ich auch nur Einen Ratschlag des Dudens annehmen würde, hätte ich Zwei Probleme:
- dann wüsste ich nämlich nicht, dass von Tausend Zahlwörtern etwa Tausend Adjektive sind, also klein geschrieben werden.
- und alle Texte hier im Forum würden sich ziemlich Dreist ändern!
Und auf wikipedia gebe ich nicht mal Zehn Cent!
Hast du drauf geAchtet, wie das aussieht?

Schlimm, wa?
Feirefiz

Chavali 18.05.2009 17:23

Zitat:

Zitat von Medusa
werden Zahlen bis Zehn und die Tausender immer noch groß geschrieben

Nee, jetzt mal Butter bei die Fische :D
tausend als Zahl, oder hundert Kilometer oder zehn Euro.
Der Tausender als Geldschein mag ja durchgehen...
Bist du dir da sicher???

Lieben Gruß,
Chavali, ratlos :confused:

Medusa 18.05.2009 17:23

Neenee, Feirefiz,

diesmal bist Du im Unrecht! Ich will jetzt nicht auftrumpfen, aber ich habe hier vier der ganz neuen Nachschlagwerke vorzuliegen: Sie sind alle einer Meinung: ab Tausend wird wieder groß geschrieben! Bei Wikipedia ist Vorsicht angesagt, das sehe ich auch so, aber selbst da stehts so.

Liebe Grüße,
Medusa.

Feirefiz 18.05.2009 17:34

Liebe Medusa!

WIEVIELE Nachschlagewerke hast du da?
vier, oder etwa doch Vier?
Übrigens, Rilke hat auch auf den Duden und auf wikipedia gepfiffen,
bei ihm sinds nämlich "tausend Stäbe".
So einfach hat ders sich gemacht....

Und daran nimmt sich gern ein Vorbild der
Feirefuchs

Medusa 18.05.2009 17:37

Gaaaanz sicher, liebe Chavali!

Und Du, Feirefiz, komm mir nicht mit den Altvorderen!

Most amused,
Medusa.

Chavali 18.05.2009 18:34

Liebe Medusa,

nie und nimmer; ich schließe mich da vollumfänglich fiz an :D
Dabei bleibe ich:
Zitat:

Zitat von Chavali
tausend als Zahl, oder hundert Kilometer oder zehn Euro.
Der Tausender als Geldschein mag ja durchgehen...

Du schreibst doch nicht im Ernst: 'Ich habe Tausend Euro' ?
Oder: 'Borg mir mal Zehn Euro' ?


Verwunderte Grüße,
Chavali

Leier 18.05.2009 18:44

Na, da will ich auch mal senfen,
Feirefiz!

Und (M. gewidmet, dieses Und!) nicht hintanstehen.

Unter "Finstere Nacht" hast Du gepostet?
Wo es doch so bunt, so reigenhaft, so beleuchtet hergeht?
Tänzerisch und sich-windend...

Metrisch perfekt (kein Wunder!), aber in meinen Augen eine schlecht gelungene Parodie/Persiflage auf den, der voller Qual die Augen schlösse, läse er dies.

Pyschodelischbekifften
Grus
von
cyparis

Feirefiz 18.05.2009 19:47

Liebe Chavali!

Wie schon gesagt....Medusa will es nicht wissen.

Liebe Cyparis!

ENDLICH sagts mal eine! Ich weiß, Rilke würde mich für meine Impertinenz - nicht - einsperren! Danke für deinen Hinweis!
Ich wollte mich aber am Thema des Eingesperrt-seins "bedienen", darum stehts auch bei "Finstere Nacht".
Hier tanzt nichts reigenhaft und bunt beleuchtet.
Alles ist taub und fahl.

Nüchterne Grüße
Pfeifenfiz

Seeräuber-Jenny 18.05.2009 23:25

Ahoi Feirefiz,

ein lesenswertes Gedicht zum Thema Drogenmissbrauch, aufmerksam beobachtet und gut gereimt.

Das glaube ich gerne, dass Medusa das Marihuanarauchen früher nicht als schlimm empfand. Die Pflanze der Götter mit dem Designer-Grass von heute zu vergleichen wäre so, als wollte man einen Paradeiser aus dem Garten Eden mit einer genmanipulierten Treibhaustomate gleichsetzen.

Das Zudröhnen dient ganz sicher nicht der Erleuchtung. Wie meinten schon die weisen Marokkaner: "Ein Krümel ist genug, ein Krümel macht dich klug, jedoch ein fetter Brösel macht dich ganz schnell zum Esel." (Joint Venture)

Allerdings: Wenn der Chiller aufhört zu sein, ist er doch im Nirvana angekommen, was wiederum ein erstrebenswerter Zustand ist.

Die dreifachen "Schwaden" sind mir auch ein bisschen zuviel. Aber vielleicht ist diese Wiederholung ja von dir beabsichtigt, um die totale Benebelung zu verdeutlichen.

In einem Punkt möchte ich dir widersprechen: Exzessiver Cannabis-Konsum macht zwar breit und gleichgültig, jedoch nicht süchtig! Deswegen finde ich die Anlehnung an den "Panther" zwar formal gelungen, jedoch inhaltlich nicht richtig.

Zitat:

die, wie im Tanz, sich um ihn drehn
Hier würde ich keine Kommas setzen.

Lieben Gruß
Seegrass-Jenny

Falderwald 19.05.2009 00:44

Hallo Kifferfitz und Gemeinde:)

Im Hafen, zwischen vielen tausend Schiffen,
denkt er verträumt zurück an einen Ort.
Ihm bleibt nur zwischen all den Schiffen, Kiffen,
denn nur mit diesen Schiffen zieht's ihn fort.

Die Kameraden waren stets betrunken,
enthemmt, brutal in ihrem Bild.
War er in seinen Ganjarauch versunken,
so stimmte es ihn sanft und mild.

Im Trunk entstand so mancher Schaden,
denn Alkohol macht schwer wie Blei,
er atmete des Hanfes Schwaden
und ließ den Geist zum Himmel frei.

----------------------

Ich seh, du bist im Kiffen tüchtig,
pass auf, das macht dich richtig süchtig!
Der Flashback kommt bestimmt am Morgen,
macht dir die Kohle keine Sorgen?
Bekommst du morgen keinen Dampf,
dann quälst du dich vor Schmerz im Krampf.
Und dieses Rauschgift wird nicht reichen,
es wird den harten Drogen weichen.
Zum Schluss kann ich noch damit werben,
du wirst bestimmt bald davon sterben.
Ich sagte lauter solche Sachen
und hör noch heut den Kiffer lachen.

Wie ich sehe, lieber Feirefiz, kennst du dich in der Szene ja anscheinend bestens aus.
Lass das bloß deine Mutter nicht hören...:eek:


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Seeräuber-Jenny 19.05.2009 08:02

Politiker erzählen Sachen,
da kann der Kiffer wirklich lachen,
denn süchtig macht das Nikotin,
das Kiffer in die Lungen ziehn.

Tabak und Alk sind ungelogen
für Jugendliche Einstiegsdrogen.
Den Flashback, welche Schnapsidee,
bekommt man nur vom LSD!

Hanf ist seit alters her im Land
als Knaster-Toback wohlbekannt.
Das weiß bestimmt auch die Mama,
die Joints schon in den Sechzgern sah.

Eine Droge ist eine Droge ist eine Droge! So sagen sich die Politiker und verschließen bestimmte Stoffe im Giftschrank, ohne nach den Wirkungsweisen dieser Substanzen zu fragen. Oder, was noch wichtiger wäre, zu hinterfragen, wie es überhaupt zur Sucht kommt, wieso ein Kind zur Spritze greift oder seine Mutter zum Little Helper oder warum sein Vater sich in seinem Porsche dem Geschwindigkeitsrausch hingibt. Warum sind wir eine süchtige Gesellschaft geworden? Ich denke, diese Probleme müssen gelöst werden statt immer nur die Opfer zu jagen.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny

Feirefiz 20.05.2009 08:37

Liebe Jenny!

Deinen Vergleich mit den Paradeisern finde ich wirklich gut! ich habe mal gelesen, dass modernes Holland-Dope das herkömmliche im Wirkstoffgehalt um etwa das 20(!)-fache übersteigt!
Lesen konnte ich aber auch, dass viele Psychiatrische Anstalten bereits Drogenhilfestellen extra für Kiffer eingerichtet haben. Vielleicht kann man hier nicht wirklich von Sucht sprechen - allgemeiner Wohlstand gepaart mit der ABSOLUT unproblematischen Verfügbarkeit des Stoffes begünstigen aber zumindest einen völligen Kontrollverlust.
Gras wird verharmlost heutzutage,das ist meine feste Überzeugung.
Und Kleinti, der phänomenale JointVenturer, ist schon lange tot...


Lieber Falderwald!

Danke für dein ganz schön langes Gedicht!:D
Am besten gefiel mir
Zitat:

Ich sagte lauter solche Sachen
und hör noch heut den Kiffer lachen.
Da scheinst DU dich aber in der Szene bestens auszukennen - das ist wie aus dem Leben gegriffen!

Ich glaube die wenigsten wissen, was heutzutage in so manch einem deutschen Jugendzimmer abgeht. Die von mir bedichtete Szene beschreibt ziemlich genau meine eigenen Erfahrungen. Die düstere Stimmung und die absichtsvolle Assoziatin zum "Panther" waren nicht zufällig. Die meisten Kommentare in diesem Faden klangen so: "Achja, haha, Kiff, kenn ich. Ist ja alles nicht so schlimm, solange man nicht..." Das hat mich SEHR gewundert!


Liebe Grüße
Feirefiz

Seeräuber-Jenny 20.05.2009 14:38

Ahoi Feirefiz,

aye, heute suchen viele jugendliche Kiffer Drogenhilfestellen auf, was früher nicht der Fall war. Nach meinem Wissen hängt das genau mit diesem starken Holland-Dope zusammen.

Natürlich, diese Droge ist überall verfügbar. Aber sie ist nicht legal. Wer schon mal in die Fänge von Polizei und Staatsanwaltschaft geriet, kann ein Lied davon singen. Die Illegalität führt auch zu einer Vermischung der Märkte für harte und weiche Drogen. Deswegen kam es wohl zu der Theorie, Cannabis sei eine Einstiegsdroge.

Bedingt durch die hanebüchene Argumentation (s. o.) ist es auch schwierig, eine vernünftige Aufklärung und akzeptierende Drogenarbeit zu betreiben.

Ich bin überzeugt davon, dass Cannabis, von Erwachsenen in Maßen konsumiert, harmlos ist und für Kranke sogar ein wirksames Medikament sein kann. Ich könnte es auch beweisen, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.

Alkohol ist eine viel gefährlichere Droge als Cannabis. Aber Alkohol ist legal, und es wird eine Menge Geld damit verdient. Wenn man schon auf Prohibition setzt, dann wäre es konsequent, auch Alkohol zu verbieten.

Kleinti, den ich persönlich gut kannte, war nicht nur Kiffer, sondern auch starker Alkoholiker. Wie so viele Musiker, die ständig auf Tournee sind und ein exzessives Leben führen, fiel er dem Alkohol zum Opfer.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Helene Harding 20.05.2009 22:51

Lieber Feirefiz, bei allem hin und her: Rilke ist einfach eine gute Vorlage für Fingerübungen! Seine Verse umzustrukturieren auf einen realitätsscheuen Kiffer ist nicht übel gelungen. Wo auch immer die Intention herrührt, es ist allemal interessant, da die Welt, in ihrer Grauheit, im Kräutern offenbar bunt, wenn auch temporär, zu werden scheint. Insofern gern wahrgenommen.

alles liebe, budina

Falderwald 21.05.2009 00:38

Grüß dich, Feirefiz, hallo zusammen,

man sollte sich darüber im Klaren sein, daß für alle bewusstseinsverändernden, meinetwegen auch -erweiternden, Drogen das Risiko einer Abhängigkeit besteht.
Bei einigen Drogen ist es bekannt, daß schon wenige Anwendungen zu einer Sucht führen können.
Bei anderen Drogen kommt es lediglich auf den Umgang an.
Wenige Menschen sind in der Lage, verantwortungsvoll mit Drogen umzugehen, weshalb der Angelegenheit eine eigene Problematik zukommt.
Was ich weiter oben im zweiten Text schrieb, war natürlich maßlos übertrieben und sollte gewisse Vorurteile aufzeigen, die sich bis heute hartnäckig in manchen Teilen der Bevölkerung halten.
Solche Horrorgeschichten dienen nicht dazu, junge Menschen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Drogen zu bringen, sondern führen zu totaler Fehleinschätzung in der Beurteilung von Drogen an sich.
Ich schreibe dies in dem Glauben, daß es sich für niemanden letztendlich vermeiden lassen wird, mit Drogen, sei es legalen oder illegalen, irgendwann einmal im Leben in Berührung zu kommen.
Alleine die Einteilung in legale und illegale Drogen schafft schon ein falsches Bild, da hier suggeriert werden soll, das eine ist gut, das andere ist schlecht.
Mit gut assoziiere ich auch nicht so schädlich und mit schlecht schädlich.
Daß dies eine Fehleinschätzung ist, ist heute mehrfach wissenschaftlich bewiesene Tatsache.
Es gibt uralte, kerngesunde Opiumraucher, die ihr ganzes Leben mit dieser (reinen) Droge verbracht haben.
Was die Junkies sich heute als Heroin in die Venen spritzen, ist nur gepanschter und gestreckter Mist.
Dasselbe gilt für Kokain, welches oft mit Amphetaminen gestreckt ist.
Oder dieses teuflische Krack, Kokain mit Natron, schnell abhängig machend.
Das heißt, die reinen Grundsubstanzen dieser Drogen sind lange nicht so gefährlich, wie die künstlichen Drogen, die in unserer Gesellschaft so im Umlauf sind.
Von den Designerdrogen wollen wir gar nicht reden, das ist rein chemisches Gift.
LSD, das gute alte Mutterkorn, ein starkes Halluzinogen, natürlich vorkommend.
Bestimmte Pilzsorten, getrocknet und richtig dosiert ergeben ebenfalls eine passable Droge.
Tollkirsche und Stechapfel usw...
Alles eine Frage der Dosierung.
Und natürlich der Hanf, dessen weibliche Blüten und das Harz dieser geraucht wird. Letzteres kann auch gegessen werden.
Über Alkohol und Tabak-, Kaffee-, Teeprodukte usw. brauchen wir nicht weiter zu reden, da sie wohl jedem bekannt sind.

Letztendlich heißt das aber nichts anderes, daß jeder, der irgendeine der genannten Drogen konsumiert, seinem Körper etwas zuführt, das dort eine bestimmte Wirkung erzielen soll.
Daß das auf die Dauer nicht ohne Nebenwirkungen bleiben kann, sollte klar auf der Hand liegen.

Was Feirefitz hier in seinem Gedicht beschrieben hat, soll ruhig eine abschreckende Wirkung erzielen, denn wie so oft, wurde auch in diesem Szenario übertrieben.
Das ist durchaus vergleichbar mit dem Kampfsaufen, was viele junge Menschen heute bis zur Ohnmacht praktizieren.
Wenn das der Alltag des Protagonisten ist, kann er mir nur leid tun, und er macht sich tatsächlich zum Gefangenen einer Droge.
Die Dosis macht das Gift und erzielt die Wirkung.

Aber warum geht das heute in manchem Jugendzimmer so ab?
Ist es wirklich nur der gesteigerte Wirkungsanteil, oder ist es Maßlosigkeit?
Ist es das Verdrängen der Realität, die augenblicklich gar nicht so rosig aussieht?
Ist es das völlige Fehlen von Idealen oder von Vorbildern in der heutigen Zeit?
Also eine Perspektivlosigkeit, die in die Arme von Drogen führt?

Ich glaube, Jugendliche sind durch jede Droge gefährdet, denn allzuleicht kann man sich damit in eine Leckmichamarsch-Stimmung versetzen.
Du brauchst nur zu schlucken, zu rauchen oder zu schniefen, im Extremfall auch spritzen, schon hast du wieder gute Laune.
Ganz einfach ist das und birgt ein hohes Abhängigkeitsrisiko.

Und da es labile und stabile Menschen gibt, wird es immer die Labilen treffen, die durch Drogen in irgendwelche Schwierigkeiten geraten.
Leider sind das die meisten.

Und das betrifft die Kiffer genau so, wie die Säufer.
Nur daß die erstgenannten auch noch kriminalisiert werden, weil sie nicht wie die Alkoholkonsumenten ihren Obolus an den Staat entrichten.
Das ist die Moral und die Scheinheiligkeit, die der ganzen Angelegenheit anhaftet.

Man kann alles übertreiben. Die schwere Kunst liegt in der Selbstbeherrschung.

Am Besten, man lässt die Finger von all diesem Zeugs.

Das sage ich, und stecke mir die nächste Zigarette ins Gesicht...:rolleyes:


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Seeräuber-Jenny 21.05.2009 11:37

Grüß euch Gott alle miteinander,

aye, ich muss zugeben, dass bei allen Drogen eine gewisse Abhängigkeit entstehen kann. Aber die findet beim Kiffen eher im Kopf statt. Man sehnt sich nach dem schönen Gefühl, das man beim Kiffen hat. Aber man kann es auch einfach lassen und längere Pausen einlegen, ohne an Entzugssymptomen zu leiden wie es bei Zigaretten oder Heroin der Fall ist.

Wenige Menschen sind heute in der Lage, mit Drogen verantwortungsvoll umzugehen. Und das hängt, da gebe ich Feirefiz recht, mit der Verfügbarkeit zusammen. Wir leben in einer Konsumgesellschaft und ziehen alles in uns rein, was der Markt hergibt.

So wird das Geschenk der Götter, das eigentlich ein Segen ist, zum Fluch. Die bewusstseinserweiternden Drogen sind nicht mehr Teil eines religiösen Rituals, wie es in alten Zeiten war, sie dienen nicht mehr der Erleuchtung, sondern sind allenfalls zum Betäubungsmittel verkommen, ganz so, wie es die Politiker herbeigeredet haben.

Ich denke, du hast recht, Falderwald, wenn du schreibst, dass jene Drogen gefährlich sind, die uns nicht die Natur geschenkt hat, sondern an denen die Menschen rumgepfuscht haben. Habe sowohl mit Psylocibin-Pilzen als auch mit LSD experimentiert. Es war ähnlich, nur empfand ich die Wirkung des chemisch hergestellten LSD als viel schwerer kalkulierbar. Tollkirsche, Stechapfel und Bilsenkraut sind zwar natürliche Drogen, doch würde ich lieber die Finger lassen, weil Vergiftungsgefahr besteht und auch die Halluzinationen nicht zu unterschätzen sind. Hier sind auch Flashbacks möglich.

Ich bin gegen jegliche Prohibition. Wir können süchtiges Verhalten nicht einfach verbieten. Doch die Gesellschaft ist verpflichtet, den Menschen zu helfen, die in die Fänge der Sucht geraten sind.

Ich bin für einen akzeptierenden Umgang mit Drogen. Denn ich glaube auch, dass der Heroinabhängige besser dran wäre, könnte er seine Droge auf Rezept in der Apotheke kaufen und würde ärztlich begleitet. Die Substitution mit Methadon bietet keinen Ausweg aus dem Teufelskreis der Sucht, denn das Methadon macht zu einem höheren Grade abhängig als das Nikotin. Als es früher ein Problem mit den Opiumabhängigen gab, versuchte man den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben und verabreichte ihnen Morphium. Die Folgen waren viel schlimmer, und so dachte man, das Heroin würde Abhilfe schaffen. Heute gilt das Methadon als Allheilmittel. Auch Abstinenz bietet für Junkies meist keine Lösung, denn sie führt über kurz oder lang in die Alkoholabhängigkeit, eine jämmerliche Alternative.

Du hast recht, wenn du Paracelsus zitierst, der schrieb, die Dosis mache das Gift. Und wie es Kampfsäufer gibt, die "Saufmaschinen" gebrauchen, so gibt es auch Kampfkiffer, die nach dem "Eimerkrachen" flach liegen. Ich halte das für Mutproben Jugendlicher, teilweise mit schlimmen Folgen.

Zitat:

Aber warum geht das heute in manchem Jugendzimmer so ab?
Ist es wirklich nur der gesteigerte Wirkungsanteil, oder ist es Maßlosigkeit?
Ist es das Verdrängen der Realität, die augenblicklich gar nicht so rosig aussieht?
Ist es das völlige Fehlen von Idealen oder von Vorbildern in der heutigen Zeit?
Also eine Perspektivlosigkeit, die in die Arme von Drogen führt?
Es ist bestimmt eine Mischung aus allem. Machen wir uns nichts vor, die Realität sieht wirklich nicht so rosig aus. Eine kalte Welt, in der der Egoismus regiert. Wer von den verkommenen Stützen unserer Gesellschaft könnte für unsere Jugendlichen noch Vorbild sein? Vielleicht einzig noch Barack Obama, der junge amerikanische Präsident.

Es hängt auch mit der Erziehung zusammen. Ich denke, dass Suchtverhalten schon entsteht, bevor man mit bestimmten Substanzen in Berührung kommt. Sucht dient der Verdrängung und die Droge als Hilfsmittel, als scheinbarer Ausweg aus einer scheinbar ausweglosen Situation.

Doch es hängt auch mit der Neugier zusammen. Mit der Neugier auf die Wunder, die das Leben zu bieten hat. Und davon gibt es viele zwischen Himmel und Erde. :)

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny

Helene Harding 21.05.2009 16:12

Ahoi Jenny, Feirefiz' Zeilen haben eine Drogen-Diskussion in Gang gesetzt. Erfreulich, denn an anderer Stelle würde hier bereits abgemahnt. Jenny, dass du mit Drogen experimentiertest und dies hier offenlegst, finde ich insofern anerkennenswert und auch mutig, dass du dir der Wirkungen und Nebenwirkungen derweil bewusst bist. Vor vielen Jahren lief ein für mich tiefgreifend-entsetzlicher Film aus dem Jahr 1981 - "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Teils biographisch zeigt er gnadenlos den Verfall zur Droge eines jungen Menschen, der sich schlussendlich prostituiert, um die immer mehr zunehmende Sucht zu befriedigen - bis hin zum Suizidversuch. Reicht das immer noch nicht als abschreckendes Beispiel? Neugier hin oder her, mir scheint es fast so - und das fast ketzerisch - dass die Gesellschaft teilweise billigend zusieht; weil ein mit Drogen vollgepumptes Hirn ausschließlich mit sich beschäftigt und nicht mehr mit der Außenwelt in Kontakt ist.

alles liebe, budina

Falderwald 22.05.2009 22:10

Liebe budina, hallo zusammen,

genau das ist hier der Punkt:

Wir sprechen von einem Kiffergedicht und landen schließlich bei Christiane F.
Solange sich in der Bevölkerung immer noch der Glauben breit macht, Cannabis sei als Droge genau so wirksam und gefährlich wie z.B. Heroin, die Droge der Protagonistin aus dem o.a. Film, wird es immer wieder junge Leute geben, die das auch noch glauben.
Damit unterliegen sie aber einem gefährlichen Trugschluss.
Sie probieren Cannabis und stellen fest, die ganzen Märchen stimmen hinten und vorne nicht und schließen dann oftmals daraus, also wenn das mit Hasch nicht so ist, können die anderen Drogen auch nicht so schlimm sein.
Schon geht es einen fatalen Weg.

Stellen wir mal ganz klar fest, daß nicht jeder, der regelmäßig Alkohol konsumiert, auch ein Alkoholiker ist.
Dasselbe gilt auch für die Cannabis-Konsumenten.

Es wird dann gefährlich, wenn der einzelne feststellt, daß er z.B. schon früh am Tag mit dem Kiffen oder Trinken beginnt, damit es für ihn einen normalen Gang nimmt.
Natürlich gibt es auch die Feierabend-Alkoholiker und -Kiffer, die immer wieder übertreiben.
Nur wer einen vernünftigen Umgang mit diesen Drogen pflegt, wird auch ein normales Leben führen können.
Und inzwischen sollte es eigentlich auch bekannt sein, daß Alkohol zu schwerster körperlicher Abhängigkeit führen und eine primäre Todesursache sein kann.

Informationen gibt es genug, doch die meisten, die sich eine Droge zuführen, fragen gar nicht danach, was sie sich da in den Körper reinziehen, Hauptsache, es knallt - heftig und schnell.
Wobei das bei den wirklich Abhängigen ja gar nicht mehr so ist.
Der Rauschzustand wird zum Alltag und eine Ernüchterung wird als störend empfunden.
Die Droge verbleibt auf Dauer im Körper und darf einen gewissen Pegel nicht unterschreiten. Dann wird es Zeit, sie sich neu einzuführen.
Das ist auch sehr schön an Medikamentenabhängigen zu beobachten.

Ich will hier nichts gut reden, doch das eigentliche Problem liegt immer bei der Dosierung und letztendlich der Selbstbeherrschung.
Und da muss sich jeder selbst fragen, inwieweit er sich da vertrauen kann.

Drogen hat es immer und zu allen Zeiten gegeben.
Probleme macht nicht die Droge, sondern ausschließlich der Kopf.

Und jeder muss schlussendlich selbst wissen, was er tut.

Es gibt viele Christiane F's, doch es gibt noch weitaus mehr Ottos und Annas aus der Nachbarschaft, in der eigenen Familie und in uns allen...

Für mich die absolute Einstiegsdroge Nr. 1: Industriell gefertigte Zigaretten


Liebe (leider rauchende) Grüße

Falderwald

Seeräuber-Jenny 23.05.2009 08:17

Ahoi liebe Mitdiskutanten,

Falderwalds Beitrag kann ich nur dick unterstreichen.

Zitat:

Probleme macht nicht die Droge, sondern ausschließlich der Kopf.
Genauso ist es. Und mein Köpfchen, liebe budina, hat mich zu Experimenten mit verschiedenen Substanzen veranlasst, aber auch vor dem Untergang bewahrt. Lieber genieße ich heute die weichen Drogen, von denen das Nikotin wohl die verhängnisvollste ist.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny


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