Gedichte-Eiland

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Mephisto 31.10.2010 23:42

Im Wartesaal
 


Die Hölle ist ein heißer Ort
für alles und für Jedermann,
dort trifft man sich auf einen Mord
am Lavastrand mit Ballermann.

Ob schwarz, ob gelb, ob grün, ob rot,
ob Moslem, Jude, Hindu, Christ,
hier schlagen sie sich alle tot,
weil das halt Multikulti ist.

Doch für die ganze Sündenbrut
ist diese Hölle viel zu klein,
drum übt sich Mensch aus Fleisch und Blut
schon einmal auf der Erde ein.



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a.c.larin 01.11.2010 09:49

hallo mephisto,

das entbehrt nicht einer gewissen logik:
dass es auf der welt mitunter nur deshalb so höllisch zugeht, weil die hölle zu klein dafür ist!
da auf dem erdenrund gelegentlich auch wunder passieren, dürfte aber wohl auch der himmel zu klein konzipiert worden sein....

und nun treiben sich die engel und teufel auf erden rum und machen sich ihre spielchen hier aus.....

dass multikulti was mit totschalgen zu tun hat, wage ich anzufechten.
ich denke , totschalgen hat eher was mit intoleranz, angst und missverständnis zu tun, sowie mit unbewältigten konflikten und der daraus resultierenden aggression.

den teufel wirds freuen.
aber der ist nicht der einzige, der hier ziele verfolgt.

feines gedicht, gerne gelesen.
larin

Mephisto 06.11.2010 00:13

Hallo larin !
 


Die Engel haben diese Welt
verlassen, denn des Menschen Ziel
heißt Krieg und Kampf um Macht und Geld
im inszenierten Höllenspiel.

Wer hier jetzt noch an Wunder glaubt,
ist hoffnungsloser Optimist.
Noch niemand hat die Zeit beraubt
und sie bewahrt die letzte Frist.

Denn Zeit ist Raum und Raum ist Zeit
im Rund der vierten Dimension,
der Teufel hält sich schon bereit,
er ist des Menschen Konstruktion.


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a.c.larin 06.11.2010 07:59

Man kann verschieden konstruieren,
ein jeder tut das, wie er möcht!
Der eine konstruiert den Teufel,
dem andern sind die Engel recht.

Wenn ich die Wahl hab zwischen Dingen,
die hoffnungslos sind, so und so,
wozu dem Teufel Ständchen bringen?
Davon werd ich ja auch nicht froh!

Drum singe ich den Engeln Lieder,
auch wenn das Gegenteil passiert,
Ich fürcht mich nicht vor einem Teufel:
Er ist ja auch nur konstruiert! ;)

Mephisto 07.11.2010 00:59

Hallo larin !
 


Der Mensch kann viel, das ist schon klar,
und deshalb ist es Menschenwerk.
Ob Engel oder Teufel, wahr
bleibt subjektiver Augenmerk.

Es ist die Frage der Kultur
vereint mit ihrer Religion.
Des einen Engelskreatur
ist anderen des Teufels Sohn.

So bleibt die Richtschnur der Moral
auch Multikulti relativ.
Manch Engel zeigte radikal,
dass doch ein Teufel in ihm schlief.

Natürlich gilt das umgekehrt
genauso, denn die eine Sicht
ist ohne andere nichts wert,
sonst funktioniert das nämlich nicht.


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a.c.larin 07.11.2010 19:11

Rela- Tiefe

Das Gewissen dient der Gruppe -
dem Gewissen ist es schnuppe,
was die "wahre Wahrheit" ist.
Darum stoßen wir an Grenzen,
müssen denkend stets ergänzen,
sonst versinken wir im Mist.

Wahrheit hat stets Perpektiven,
die, wenn wir es dumm verschliefen,
sie zu orten, uns verwirrn.
Was im Glauben wir gefunden
bleibt an manchen Wunsch gebunden -
deshalb können wir auch irrn!

Unbestritten ist die Katze
anschmiegsam, doch ihre Tatze
tötet jede kleine Maus!
Liebevoll ist sie, kein Zweifel,
dennoch ist sie auch ein Teufel:
Für die Maus siehts anders aus.

Und so muss des Menschen Sinnen
einen langen Weg beginnen:
Fort von sich und zu sich hin!
Langsam nur gelingt das Reifen,
oft kann nur der Schmerz begreifen,
wer du bist und wer ich bin....

Mephisto 08.11.2010 21:36

Hallo larin !
 


Die Wahrheit bleibt die Möglichkeit
als Antwort in dem Fragespiel,
doch hält der Mensch sich meistens weit
entfernt von diesem hehren Ziel.

Ein Wunsch bleibt ewig, was er ist,
weil er sich stets im Wunsch verhüllt,
die Suche nach dem "wer du bist"
hat sich auch deshalb nicht erfüllt.

Ein jeder nehme was er kann
aus diesem kurzen Dasein mit,
drum zieht der kluge Lebemann
aus jeder Möglichkeit Profit.

So lautet denn im Zeitenlauf
des Seins das ewige Gesetz:
Das Große frisst das Kleine auf -
Gewissen ist nur Dummgeschwätz.



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Archimedes 10.11.2010 02:09

Hallo Mephisto, du hast ja hier zusammen mit Larin einen bemerkenswerten Faden gezaubert. Ich bin begeistert und möchte mich gerne beteiligen. Ich versuche mal eine Zusammenfassung des Bisherigen:

Die Hölle, die ist hier auf Erden!
Verleumdung, Krieg und manchmal Mord
beweisen, das sie stetig werden
gehegt, gepflegt in einem fort.

Die vielen weisen Religionen,
gepriesen als des Menschen Heil,
bewirken nur, dass die Legionen
von Hassern, Ultras nehmen teil

am Massenschlachten für die Werte,
die sie begraben durch ihr Tun,
und so vergessen: Nicht das lehrte
Prophetenweisheit mit ihrm Ruhn

in seelischer Besessenheit,
das Gute fordernd in Moral,
wohl stets versprechend, man befreit
wird von der heißen Höllenqual.

Wer sich dem Worte anvertraut,
das sie zum Segen stets versprechen,
und daher auf den Glauben baut,
wird niemals diesen, seinen brechen.

Doch statt den Frieden nicht zu rauben,
Versöhnung üben überall,
bekämpft der Mensch den falschen Glauben,
den er dann hat auf jeden Fall.

So wächst die Hoffnung wieder mal,
dass bald der Mensch im Innewerden
sich doch besinnt aufs Potential.
Sonst bleibt die Hölle hier auf Erden.

Mephisto 16.11.2010 00:42

Hallo Archimedes !
 


Wo sollte sonst die Hölle sein
als hier auf dieser kleinen Welt?
Der Mensch im dumpfen Dämmerschein
glaubt an die Macht von Gott und Geld.

In diesem Feuer brennt die Glut
des Glaubens als der Hölle Sieg,
so fließt auch weiter Menschenblut
durch Mord und Attentat und Krieg.

Und die Moral als Theorie
bleibt denen, die moralisch sind,
dabei ist sie so flüchtig wie
Melancholie im Abendwind.

Seit unter diesem Himmelszelt
das Raubtier namens Mensch die Macht
ergriffen hat, versinkt die Welt
in einer tiefen Höllennacht.

Dabei nimmt er sogar in Kauf,
dass er des Schicksals Karten mischt,
solange bis im Höllenlauf
sein letztes Lebenslicht erlischt.



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Galapapa 19.11.2010 10:45

Wartesaal
 
Ob Teufelsbrut, ob Engelglanz,
eins kann ich nicht verstehen,
es fehlt mir da die Akzeptanz,
hab keines je gesehen.

Doch schau ich um mich in der Welt,
seh ich in kleinen Gesten,
im Lächeln, das den Tag erhellt,
den Engelglanz am besten.

In Egoistenignoranz,
im Hinter-Macht-herrennen,
kann ich des Teufels Quastenschwanz
und Klauenspur erkennen.

Und schau ich tief in mich hinein,
erkenn ich beide Wesen,
egal ob groß, ob winzig klein,
sie sind stets da gewesen.

Flieg noch so hoch, grab noch so tief,
s’gibt Hölle nicht und Himmel,
weil beides stets schon in dir schlief,
s’ist Phantasiegewimmel.
:D

Gert-Henrik 19.11.2010 20:03

Lieber Geist,

wirklich ein feines Werk! Ich musste sowohl schmunzeln als auch nachdenken - mehr geht kaum, Respekt!

Beste Grüße :)
Lipiwig

Mephisto 21.11.2010 01:20

Hallo Galapapa und Lipiwig !
 


@Galapapa

Das Lächeln ist nur Maskenschein
des Menschen, auch wenn er mal weint,
denn nur er selbst weiß ganz allein,
ob er es dann auch ehrlich meint.

So bleibt die Wahrheit eine Zier,
die einst der Mensch für sich ersann
und unterscheidet ihn vom Tier,
weil das ja nicht mal lügen kann.

Die Mär von einem Himmelsort
im seleenheiligen Komplott
verkündet laut das Höllenwort
für einen strengen Rachegott.

Darum ist Furcht der Höllengrund,
der über allen Menschen schwebt,
damit der religiöse Schund
im Aberglauben überlebt.

Das menschlich schöne Wechselspiel
wird stets in die Moral getaucht,
denn Gut und Böse sind stabil
dem Menschen innigst eingehaucht.

@Lipiwig

Geschmunzelt und auch nachgedacht,
verbunden mit dem Wort Respekt,
ist was dem Dichter Freude macht
und selbst dem Geist vorzüglich schmeckt.



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Galapapa 21.11.2010 10:49

Wartesaal
 
Hallo, lieber Mephisto,

Wer hinter jedem Lächeln wähnt,
es sei doch letzlich nur geheuchelt,
fällt in den Abgrund, der ihm gähnt,
und wird im Höllengrund gemeuchelt,

der aus der eignen Sicht entspringt,
das Positive nicht zu kennen,
so dass es ihm nicht mehr gelingt,
das Böse noch von gut zu trennen.

Denn wehe uns in einer Zeit,
in der wir Menschlichkeit begraben,
dann, galube mir, ist es soweit.
dass alle Engel Hörner tragen.

Dann sitzt der Satan auf dem Thron,
dann schlägt der Menschheit letzte Stunde,
die Engelsbotschaft wie zum Hohn,
stirbt im Gebell der Höllenhunde. :mad:

Es bleibt die Frage, was ist gut?
Was wollen wir, gut oder böse?
Das Rätsel mit Verstand und Mut
ein Jeder mit sich selber löse! :p

Mephisto 23.11.2010 20:24

Hallo Galapapa !
 


Der Geist sprach nicht von Heuchelei,
er nannte nur die Möglichkeit:
Der Mensch hat der Gesichter zwei
und ist für beide stets bereit.

Vom Positiven weiß nur der,
der auch das Negative kennt.
Das Böse schreitet nebenher
in jedem guten Element.

Trotz Wissen um die Menschlichkeit
begab der menschliche Verstand
zum Eigennutz sich alle Zeit
dem Bösen willig in die Hand.

Betrachtet jemand diese Welt
in aller Objektivität,
dann zeigt das Bild, das er erhält,
wie es um Menschlichkeit hier steht.

Ob Staat, ob Religion, ob Bank,
der Mensch schuf sich ein Ideal,
in das er immer tiefer sank
und traf damit schon seine Wahl.



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