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Falderwald 21.04.2012 13:21

Ossis sind keine Menschen (Der fromme Schwätzer)
 
In einem Interview mit "Welt Online" vom 20.04.2012 über den ausgeprägten Atheismus im Osten Deutschland antwortete der Schriftsteller Martin Mosebach auf die Frage, ob es schlimm sei, daß laut einer Studie Ostdeutschland die atheistischste Region der Welt ist:

Zitat:

Zitat von Martin Mosebach
Für die Christen ist es immer schlimm, wenn Menschen die Verbindung zu Christus verlieren. Weil sie davon überzeugt sind, dass diese Verbindung die Fähigkeit, Mensch zu sein, erst zur Vollendung bringt. Diejenigen, die religiös unmusikalisch sind – wie man das heute so flott formuliert –, sind in ihrer Vollausbildung als Menschen beeinträchtigt. Unglaube ist ein Mangel. Ein Leben in völliger Abkehr von Gott ist eine reduzierte Existenz. Die seelische und auch die rationale Fülle des Menschseins ist dann nicht gegeben, wenn die Verbindung zum Schöpfer verödet ist.



Der fromme Schwätzer oder Ossis sind keine Menschen


Herr Mosebach, Sie sind ein frommer Schwätzer;
in einer Zeit nach Kant und Schopenhauer
braucht niemand gläubig angehauchte Hetzer,
die Menschen werden nämlich langsam schlauer.

Weil Atheisten nicht an Märchen glauben,
sei ihre Existenz als Mensch gemindert,
Sie wollen ihnen gar das Menschsein rauben,
das ist, salopp gesagt, sozial behindert.

Sie dürfen gerne glauben, was Sie wollen,
an Himmel, Wunder und die Auferstehung,
doch bleiben Sie zuhause mit den tollen
Gedanken Ihrer religiösen Blähung.

Genießen Sie das Leben Ihrer Träume,
in denen heilige Gespinste fließen,
wir Atheisten werden uns die Räume
der rationalen Weltsicht selbst erschließen.

Das Widerliche Ihrer Glaubenslehre
hat primitive Mittelalterklasse,
Sie sagen, nur wer Ihren Christ verehre,
gehöre zur vollkommnen Menschenrasse.

Ich sage Ihnen was, Sie frommer Schwätzer,
Sie können mir die Menschlichkeit nicht geben,
bei der Moral verzichte ich als Ketzer
auf Ihren Glauben und ein solches Menschenleben.


Falderwald
. .. .





Chavali 21.04.2012 15:33

Hallo Faldi,

dieser Mensch Mosebach wird nicht zu Unrecht als politischer und religiöser Reaktionär bezeichnet (Wikipedia).
Das heißt, von den Kritikern als rückständig denkend, schreibend und handelnd.
Was will man von so einem Schreiber anderes erwarten als den berühmt-berüchtigten Griff in die philosophische Mottenkiste.
Sich darüber zu ärgern ist die eine Seite, die lächerlichen Ergüsse über Atheismus und die Menschen,
die dieser Lebenseinstellung nahestehen, zu ignorieren, die andere.

Allerdings ist die Journalistenfrage, ob es schlimm sei, daß laut einer Studie Ostdeutschland die atheistischste Region der Welt ist,
auch reichlich provokant gestellt und Mosebach hat nichts besseres zu tun,
als den Kern der Frage aufzugreifen und gegen Andersdenkende (denn das sind ja Atheisten in seinen Augen) zu ätzen.
Sind das nicht im Grunde genommen rassistische Äußerungen...?


Zu deinem Gedicht:
Ich wünschte, man könnte es veröffentlichen zu diesem Thema.
Ich wünsche, man würde es mit vielen andern Gedichten diesem vollausgebildeten Menschen schicken,
dem nicht auffällt, wieviel ihm an Intelligenz und menschlicher Herzenswärme und Realismus fehlt.

Ich stimme dem Tenor deiner Zeilen zu und finde deine Antwort auf den Schwachsinn der Äußerungen
des o.g. Herrn sehr gut gelungen.


Das zunächst dazu.
Ich wünschte mir weitere Meinungen zu den Auslassungen des M.Mosebach.


Atheistische Grüße!
Chavali
:)








Erich Kykal 22.04.2012 00:24

HI, Faldi!

GAAANZ prima, dein Antwortgedicht! Gib diesem Steinzeitdenker Saures!
Der hört sich an wie so ein muslimischer Hetzprediger: Wer nicht glaubt, ist unwürdig, wertlos, eine Wunde im Angesicht der "perfekten" Welt dieser Herrschaften! JA, WO LEBEN WIR DENN???? UND VOR ALLEM: WANN!!!

Das ist kein Mosebach, das ist ein jämmerliches Moserinnsal!
Bedauerlich, dass kein selbstverliebter ideologieverseuchter Popanz dämlich genug daherlabern kann, ohne nicht doch ein paar geistig wie charakterlich Unmündige damit anzusprechen, die ihm glauben (wollen) und nachlaufen oder gar nacheifern!

Interessant, dass solche Polemiker und Polarisierer auch noch jederzeit eine einschaltquoten- und sensationsgeile Plattform in den Massenmedien finden, während die Stimmen der Vernunft sich vergeblich heiser schreien!

Dummerweise wirken solche Überzeugungstäter in Diskussionen sogar überlegen, weil sie gegenüber Argument und Vernunft immun sind. Kein logischer Schluss, kein Gegenbeweis kann ihnen das Lächeln irrsinniger Überzeugung aus dem selbstzufriedenen (und damit leider selbstsicher wirkenden) Mienenspiel wischen! Die Sätze der Einsichtigen prallen ab an soviel Inbrunst und Sendungsbewußtsein, und viele dumme Zuseher denken bei sich: Die sehen aber schwach aus gegen diesen Glaubensritter!

Zornbebende Grüße, eKy

a.c.larin 22.04.2012 10:17

lieber falderwald,

da hast du ja endlich wieder mal gelegenheit gehabt, dein lieblingsthema zu zelebrieren!

aber diesmal gebe ich dir vollinhaltlich recht, denn: es ist allemal ein schmarrn, andersdenkende, andersmeinende in bausch und bogen abzuqualifizieren!
nur kommts dabei gar nicht sosehr drauf an, wer das mit wem tut:
es ist immer ein schmarrn, wenns einer so macht!

letztlich kommt es auf die handlungsweise jedes einzelnen menschen an!
und da gibt es halt die goldnuggets da wie dort, und auch die blöden hammel.

quod erat demonstrandum!

lg, larin

Justin 23.04.2012 11:40

Hallo Faldi,

ein in der vorigen Woche veröffentlichter Zeitungsartikel geht vermutlich zurück auf das Interview mit M. Mosebach und seine niveaulose Auslassung. Wer das liest fühlt sich ins tiefste Mittelalter versetzt und kann nur den Kopf schütteln. Glücklicherweise hält sich die Zeitung in erster Linie an statistische Fakten und spart auch den Autor mit seinen schrägen Ansichten aus. Ansonsten würde die geschundene Seele der Ossis noch mehr in Aufruhr geraten.

Zu Wendezeiten gab es im Osten eine Initiative "Für unser Land". Dazu gehörte auch der Schriftsteller Stefan Heym. Nun war dieser alles andere als rückwärtsgewandt, doch hat er in weiser Vorausahnung Dinge kommen sehen, die schwer zu schlucken wären. Seine Befürchtungen haben sich dann wirklich bestätigt.

Am schlimmsten ist es, wenn Menschen plötzlich bekehrt werden sollen, nur weil sie keiner Konfession angehören. Da setzte ein missionarischer Eifer ein, der jetzt von Mosebach ein weiteres Mal hochgekocht wurde. Seine Äußerungen sind diffamierend, weil er in seinem Steinzeitdenken wahres Menschsein allein von einer Religionszugehörigkeit abhängig macht. Gütesiegel und Werturteil über menschliche Tugenden werden anderen abgesprochen, die darüber in gleichem Maße verfügen, wenn nicht gar in noch stärkerer Ausprägung.

Ossis wußten sich schon vor der Wende gut zu benehmen und hatten vielfach eine kulturellere Ader als im Westen. Ich sage das, weil der missionarische Eifer so weít gehen konnte, um anzunehmen, man müsse ihnen erst mal beibringen, wie man mit Messer und Gabel ißt. Wie sah das Zusammenleben zwischen Christen und Atheisten aus? Ganz normal in dem Sinne, daß der Glaube überhaupt keine Rolle gespielt hat, sondern der menschliche Maßstab ausschlaggebend war. Es gibt sogar Äußerungen von Geistlichen, die zugeben, daß der Gerechtigkeitssinnn von Atheisten oft ausgeprägter ist als derjenige von Christen, diese sich also weitaus christlicher verhalten und deshalb nicht verurteilt werden sollten. Grund genug für M. Mosebach und andere Heilsbringer, sich darüber Gedanken zu machen.

Faldi, Dein Gedicht ist scharfzüngig ausgefallen, aber angesichts dieses üblen Kommentars hätte ich es anders gar nicht lesen wollen. Es hat mir natürlich auch deshalb gefallen, weil die Strophen in gewohnt guter Metrik abgefaßt sind.

Liebe Grüße

Justin

Falderwald 23.04.2012 22:25

Hi Chavi,

rückständig ist noch vornehm ausgedrückt...:mad:

In welche philosophische Mottenkiste will der denn greifen? Der weiß doch nicht mal wie das Wort Filosof geschrieben wird.
So etwas braucht der nicht, der hat ja seine erleuchtete Seele, die ihn zum vollkommenen Menschen macht.

Solche Ergüsse kann man nicht ignorieren, tut mir leid.
Einem Günther Grass werden mit seinem Textgedicht die schwersten Vorwürfe gemacht und dieser feine Herr darf ungestraft den meisten Menschen dieser Erde das wahre Menschsein absprechen, weil sie seiner eingebildeten Weltanschauung nicht entsprechen?

Ich denke, daß der Interviewer sich schlau gemacht hat, wer da vor ihm sitzt und ihm die Vorlage bewusst servierte.
Und ja, ich stimme dir zu, das ist eine Art des Rassismus' von übelster Sorte, die aus einer fanatisch religiösen Weltanschauung herrührt, was der Herr Schwätzer hier von sich gibt.

Zitat:

Zu deinem Gedicht:
Ich wünschte, man könnte es veröffentlichen zu diesem Thema.
Es ist hier veröffentlicht, Chavali.
Wenn man "Mosebach, frommer Schwätzer" über Google eingibt, so kommt man direkt auf diesen Thread...:D Vielleicht findet er ihn ja oder es spielt ihm einer zu...:rolleyes:

Und wenn mir einer von euch seine E-Mail Adresse besorgt, dann schicke ich ihm den Text gerne auch noch zu, damit habe ich keine Probleme.

Dem Herrn Mosebach mangelt es ganz einfach an der Einsicht, daß sein Glaube am Ende ist, daß viele Menschen nach Kant und Schopenhauer endlich in der Lage waren und sind, sich aus den Klauen dieses Dogmas zu befreien und völlig frei von diesem ihre eigene Ethik und Moral entwickeln konnten, die zudem nicht aus egoistischen Motiven in Hoffnung auf ein besseres Jenseits beeinflusst werden, sondern durch die Hoffnung auf ein besseres Diesseits, ein aufgeklärtes, lebensbejahendes und freies, hell erleuchtetes Dasein, ohne diesen Aberglauben an irgendwelche höheren Märchen- und Fabelwesen
Er hat noch nicht erkannt, daß diese Menschen solche Typen wie ihn nicht brauchen, die unsere Welt mit ihren unheiligen Mystifikationen irreführen.

Er hat noch nicht bemerkt, daß alle, die sich dieses unseligen Glaubens entledigt haben, damit auch im Geiste und von Ängsten befreit haben, weil sie keines metaphyischen Krückstockes mehr bedürfen, der ihnen Trost im Bewusstsein des Unvermeidlichen spenden soll, sie aber im eigentllichen Sinne an einem unsichtbaren Gängelband führt.

Unsinn trifft es richtig, was dieser Herr Mosebach da von sich gibt, ein Fanatiker der allerschlimmsten Sorte, der mit seinen Äußerungen höchstens noch mehr Unfrieden in die Welt bringt.

Oh, ich hör jetzt besser auf, ich muss mir noch was für die nächsten drei Antworten einfallen lassen...:D

In diesem Sinne, Danke für deine zustimmenden Worte...:)


Servus Erich,

ja, ich hab soooo einen Hals, das kann ich dir sagen. :mad:

Immer wieder wenn ich das oben lese, schwillt mir der Kamm aufs Neue und der Wunsch wird stärker, diesen Heilsverkündern den Allerwertesten aufzureißen, weil das auch nicht schlimmer stinken kann, als das, was aus deren Hirnen exkrementiert.

Ich stimme dir voll zu, es ist wirklich tragisch, daß solchen Typen immer noch eine Plattform geboten wird und es tatsächlich noch genug philosophische Analphabeten gibt, die denen dann hinterher hecheln.

Die Vernunft zählt in solchen Fällen nicht, wenn es nämlich daran mangelt, dann kommt so ein Marktschreier gerade recht, denn glauben ist viel einfacher als sich kritisch bilden. Das ist nämlich der Punkt.

In Diskussionen sind solche Typen deshalb überlegen, weil ihre Worte keines Beweises bedürfen.
Sie stellen das Dogma über alles und leiten davon alles ab, das ist ganz einfach. So steht es ja in der Bibel und was drin steht, das muss ja wahr sein.
Jawohl, liebe Gläubige, glaubt ihr das mal.
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Was sagte Schopenhauer in seinem abschließenden Fazit über die christliche Religion?

"Geht mir mit euerer allervollkommensten Moral."

In diesem Sinne, ein ebenfalls zornbebendes Danke für das Lob und die zustimmenden Worte...:)


Servus larin,

ja, stimmt, aber genau das ist es ja, was ich ständig kritisiere.

Diese blinden hündisch-treu Bornierten, die einem Gespenst hinterher jagen und all jene für menschlich unvollkommen erklären, die ihr geistig-seelisches Ejakulat nicht schlucken wollen, weil es unerträglich zum Himmel stinkt.

Die können sich meinetwegen im stillen Kämmerlein zum göttlichen Segen selbst befriedigen, aber sie sollen gefälligst alle anderen mit ihrer pestilenzialischen Ausflussmoral verschonen.

Goldnuggets finden sich leider selten, blöde Hammel aber in jeder Herde. Vor allem in dieser...:rolleyes:

In diesem Sinne danke fürs inhaltliche Rechtgeben.

Quod erat demonstrandum! :)


Moin Justin,

ja, dieses Interview mit Mosebach wurde ja am 20.04. (übrigens ist das Hitlers Geburtstag. Ob das wohl Zufall war, bei diesen Äußerungen?) von "Welt Online" veröffentlicht.
Hier geht es natürlich nicht nur um die "Ossis", die waren ja nur der Grund für dieses Interviewe, sondern um Atheismus allgemein.

Es ist immer schlimm gewesen, andere Menschen missionieren zu wollen, weil diese sich gar nicht missionieren lassen woll(t)en.
Der christliche Glaube hat heutzutage nur deshalb so viele Anhänger, weil die Menschen vor langen Zeiten z. T. mit unmenschlichen Mitteln zwangsbekehrt wurden.
In den Zeiten als der Klerus noch herrschte, wurde dieser unselige Glaube in immer mehr Ländern zur Staatsdoktrin, der sich kaum noch jemand zu widersetzen wagte, weil er Angst um Leib und Leben und Angehörige haben musste.
Diese Religion konnte sich nur mit brutalster Gewalt durchsetzen und predigt die Nächstenliebe.
Nichts ist scheinheiliger als diese Moral, womit ich noch nicht einmal die kleinen Gläubigen meine (auch wenn diese sich das durchaus zunutze gemacht haben und immer noch tun), sondern mehr die Funktionäre dieses Spektakels, die ganz genau wissen, daß nichts, aber auch überhaupt nichts an ihren Lehren dran ist.
Sie wollen lediglich die Tradition bewahren und damit den Rest an Macht sichern, der ihnen noch geblieben ist.
Keiner von denen, weder Papst noch Bischöfe glauben den Unsinn, den sie da verkünden, meinen aber, sie seien die Wächter und ewigen Hüter der Moral, so daß sie dieses Dogma unbedingt aufrecht erhalten wollen.

Ich sage, jede moralisch positive Handlung, die aus Einsicht erfolgt, ist mehr wert, als diejenige, die aus religiösen Motiven geschieht, weil letztere lediglich einen passiven Egosimus darstellen, nämlich in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tode.

Ein Leben nach dem Tode *kicher*, das allein setzt dem Ganzen schon die Krone auf.

Ne, ne, lass die armen "Ossis" mal. Die können ganz gut alleine mit Messer und Gabel essen.

Den konservativen, strenggläubigen, eingebildeten "Wessis", von denen Herr Mosebach zweifellos einer ist, denen wünsche ich allerdings, daß sie den Kulturschock schnellstens überwinden mögen, um nicht ihrerseits zur Kulturschande dieses Landes zu verkommen, indem sie andere nur zu diffamieren und herabzusetzen wissen, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Vernunft einer kritischen Prüfung zu unterziehen, sondern sich durch ihren blinden und gehorsamen Glauben in die Nähe von Herrenmenschen rücken, die alle anderen als Untermenschen ansehen.

Pfui Deibel, sage ich da nur.

Es freut mich, daß auch du meinem Text zustimmen konntest und ich bedanke mich für das Lob im handwerklichen Bereich...:)


Vielen Dank für eure Kommentare und die Gedanken zu diesem leidigen Thema eines armseligen Sprücheklopfers, zu dem das folgende Zitat von Goethe wunderbar passt:
Zitat:

Zitat von Goethe
Die Elohim zur Nas' hinein
Den besten Geist ihm bliesen,
Nun schien er schon was mehr zu sein,
Denn er fing an zu niesen.

In diesem Sinne...:)

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 24.04.2012 18:17

HI, Faldi!

In diesem Zusammenhang ein weiteres typisches Beispiel: In einem TV-Sender läuft ab und an ein Trailer, in dem eine Schauspielerin (!) folgenden Satz tut, im Brustton der Überzeugung:

"Es muss Gott geben, anders ist ein Genie wie Mozart nicht erklärbar!"

Jedesmal, wenn ich den Satz höre, gehen MIR die Kabel auf! Blöder geht es wohl nicht! Jedesmal möchte ich dieser Dooftussi ins blonde Gesicht brüllen: Es gibt zig Erklärungen, nur DIR sind die eben alle zu hoch!!!!
Und das wird mindestens einmal täglich so gesendet! Hurra! Ein weiteres Mantra der Dummheit berieselt die Trägheit der Massen!

In diesem Sinne! (Verzweifelnd...)

eKy

Dana 24.04.2012 19:46

Zitat:

Zitat von Mosebach
Die seelische und auch die rationale Fülle des Menschseins ist dann nicht gegeben, wenn die Verbindung zum Schöpfer verödet ist.

Und dort, wo diese Verbindung (religiöse Musikalität :D) gegeben ist, fällt dem Schwätzer nicht mehr ein, als den "Unerleuchteten" das Menschsein abzusprechen. So viel zur Nächstenliebe, zum Miteinander und zur Vergebung.

Deine Antwort, lieber Faldi, bringt es auf den Punkt und ist dazu noch ein sehr gutes Gedicht. :) Die Besprechung zeigt es nicht minder deutlich.

Oh, wie wünschte ich, dieser Herr würde das lesen und sich auf eine Diskussion einlassen.:cool:
Schon 2007 hieß es in einer Kritik, er würde mit seinen reaktionären Behauptungen ständig ins Lächerliche stürzen - 2012 wieder.;)

Liebe Grüße
Dana

Chavali 24.04.2012 20:25

Zitat:

Zitat von Faldi
Zitat:

Zitat von Chavali
Zitat:
Zu deinem Gedicht:
Ich wünschte, man könnte es veröffentlichen zu diesem Thema.

Es ist hier veröffentlicht, Chavali.

Ja, hier, Faldi.
Ich wünschte, man könnte dem ewiggestrigen Schwätzer Gedicht und Diskussion zukommen lassen.
Es würde nichts ändern an seiner absurden Einstellung und Meinung, aber er würde mit der Ansicht
der Mitbürger konfrontiert werden.

Lieben Gruß,
Chavali

Erich Kykal 24.04.2012 22:16

Hi, Chavali!

Das hätte keinen Sinn! Selbst, wenn er die Meinungen und Argumente ihm als Nichtgläubige per se "unterlegener" Menschen annähme und bedächte - was er, eben WEIL es von im Gegensatz zu IHM Unvollkommenen kommt, höchstwahrscheinlich nicht tun wird...selbst dann könnte nichts davon seine geistige Gralsburg erstürmen und ihre Mauern zu Fall bringen. Denn solche Leute haben schon so viele Jahre, so viele Gedanken in ihre Lebensidee investiert und so viel ihrer Selbstzufriedenheit und ihres persönlichen Glücks davon abhängig gemacht, dass sie sich gar nicht ERLAUBEN können, sich von etwas anderem überzeugen zu lassen!
Abgesehen davon, dass sie - so meinen sie gewiss - vor aller Welt ziemlich blöd dastünden, gäben sie plötzlich zu, bisher dem falschen Weltenplan hinterhergerannt zu sein.

Nein, da ist es einfacher, Andersdenkende als bedauernswerte Minderbemittelte abzutun und sich dabei auch noch altruistisch und wie ein großer Philantrop zu fühlen, weil man ja fürchterlich Mitleid mit diesen armen Irregeleitenden hat und alles dafür tut, sie auf den "einzig wahren und rechten Weg" zurückzuführen, nämlich ins gleißende Licht IHRER persönlichen Heilsbotschaft.
Nein, DIESEM Herrn würden deine Ausführungen bestenfalls ein mildes Schütteln des weisen Hauptes abringen, und schlimmstenfalls wäre er gekränkt ob deiner Uneinsichtigkeit, dass er ja nur das BESTE für dich will!

Besser, er bleibt in SEINER durchseelten Welt voller Beweise für seinen "Schöpfer" - und wir bleiben in der Realität.

LG, eKy

Falderwald 26.04.2012 20:41

Servus Erich und alle zusammen

manchmal ist es wirklich nicht zu fassen, was die Menschen so alles von sich geben.

Ich habe hier auch noch ein Zitat, kann jedoch den Urheber leider nicht benennen. Auf jeden Fall scheint das eine ganz eigene Logik zu besitzen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes:

Zitat:

Zitat von unbekannt
"Die Wissenschaft hat keine Beweise für die Nichtexistenz Gottes, also muss es ihn geben."

Wenn wir das jetzt mal näher betrachten, dann ist diese Aussage gar nicht mal so abwegig.
Ich muss noch einmal die Philosophen bemühen. (Anmerkung: Kant und Schopenhauer haben zusammen über 12.000 Seiten beschrieben, wenn man die Änderungen an den verschiedenen Werken berücksichtigt und ich bitte es mir nachzusehen, sollte ich Kant'sche und Schopenhauer'sche Aussagen durcheinander würfeln. Was im Übrigen auch nicht weiter tragisch ist, da Schopenhauers Philosophie auf der Kant'schen aufbaut.:))

Schopenhauer sagte: "Die Welt ist meine Vorstellung."
Dieser Satz ist wahr, denn schon Kant hat vor ihm bewiesen, daß alle Dinge nur Objekte sind, selbst der menschliche Körper.
Dieses "Ding", was in diesem Körper steckt ist das "Ich", also das einzige Subjekt (dessen ich als solches gewahr werde).
Die ganze "Objektivität" muss nun in die "Subjektivität" gelangen, nur so können beide bestehen. Es ist eine Art wechselseitiger Wirkung.
Das geschieht nun unter Zuhilfenahme der körperlichen Sinne, was nichts anderes heißt, als daß jeder Mensch ganz eigene, nämlich individuelle, Eindrücke von der Objektivität gewinnt, in der er sich seines Vernehmens nach befindet.

Und wenn er aufgrund welcher Lebenserfahrungen auch immer von der Existenz (eines) Gottes überzeugt ist, dann bedarf es für ihn auch keines Beweises dafür, sondern es ist sein Glauben und damit ist Gott für ihn eine feste Größe und somit ein Faktum.
Das geht ja prinzipiell auch in Ordnung, solange derjenige nicht meint, die von seinem subjektiven Standpunkt aus "richtige" Weltsicht dem Andersdenkenden mit Kreuzzügen, Bombenanschlägen oder anderen Zeugnissen der eigenen begrenzten Subjektivität aufzwingen zu müssen, wie in diesem Fall Herr Mosebacher, der eben solche als Menschen in ihrem Menschsein begrenzt sieht und damit herab setzt.

An diesem Punkt gilt es dagegen zu halten, denn solche Ideologien sind immer gefährlich, sie bilden nämlich die Grundlage für eine Art religiösen Totalitarismus, eine Herrschaftsform, die alle Lebensbereiche erfasst und unter weitreichenden Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte des Einzelnen und der kleineren gesellschaftlichen Einheiten eine (religiöse) Gleichschaltung aller Gesellschaftsbereiche verwirklichen will.
Und dieser Totalitätsanspruch steht im unauflösbaren Widerspruch zum demokratischen System, denn die Grund- und Freiheitsrechte, für die Demokratie die Eckpfeiler des Systems, werden nicht eingehalten und respektiert.

Deshalb sage ich: Wehret den Anfängen, egal aus welcher Richtung. Aufklärung tut Not und diese erhält man durch Bildung.
Der persönliche Glaube kann davon völlig unberührt bleiben, solange die Toleranz stimmt und die Ethik eingehalten wird.

Und für Letzteres könnte Kants "Kategorischer Imperativ" als allgemeingültige Grundlage dienen:

Zitat:

Zitat von Kant
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die Du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.

Das funktioniert freilich nur, wenn man den Umkehrschluss daraus auch berücksichtigt:

Unterlasse jede Handlung, von der Du nicht wollen kannst, daß sie Dir widerfährt.

Und darunter fällt das Bekehrenwollen anderer zu seiner eigenen Weltanschauung.

Abschließend ein Zitat, über das gerne diskutiert werden darf:

Zitat:

Zitat von Dr. House
Wenn man zu Gott spricht, ist man religiös. Wenn Gott mit einem spricht, ist man irre.

Man sollte also die Hoffnung nie aufgeben...:)


Liebe Dana,

der Schwätzer hat nicht nur ein antiquiertes Menschenbild, nein er ist auch noch ein verbohrt ideologischer Fanatiker, der vor lauter Eifer gar nicht mehr weiß, was er da schwätzt.

Wie du aus meinen obigen Ausführungen entnehmen kannst, mangelt es ihm an Toleranz, Weitsicht und Ethik, was auf seiner festgelegten und damit eingeschränkten dogmatischen Weltanschauung beruht, in der er sich selbst als Mensch mit vollkommenen (Glaubens)Eigenschaften sieht, der Andersdenkende in ihrem Menschsein begrenzt.

Das ist in einer Zeit nach Kant tatsächlich reaktionär, doch leider alles andere als lächerlich, weil sich hier wieder das wahre Gesicht und die ursprünglichen Ziele dieser Religion zeigen.
Hier geht es nicht mehr um die Worte des Predigers Jesus von Nazareth, sondern darum, welche Religion von den Menschen um diese drum herum gemacht wurde.

Lass ihn schwätzen, den frommen Schwätzer und in dem Glauben, als Mensch voll ausgebildet zu sein. Wenn's ihn glücklich macht...;)

Vielen Dank für dein Lob für das Gedicht. .. .:)


Hi Chavi,

ja, nur hier und ich weiß ja selbst, daß dies nur eine kleine Insel im WWW ist.
Aber immerhin... Man muss es nur positiv sehen.

Übrigens gebe ich jedem, der das hier mit Interesse liest, die Erlaubnis, Herrn Mosebach Gedicht und Link zukommen zu lassen, wenn er weiß, wie er in Kontakt mit ihm kommt.

Aber ich befürchte, es würde wirklich nichts nützen, wie Erich ja auch schreibt.
Solche Menschen sind gar nicht bereit, andere Gedanken als die ihren zuzulassen, weil sie in ihrer Weltsicht festgelegt sind.

So bleibt uns am Ende eben nur, ihm ein besonnenes und freundliches "Herr Mosebach, Sie sind ein frommer Schwätzer!" zuzurufen und vielleicht etwas direkter: "Manchmal ist es besser, einfach die vollkommene Fresse zu halten!"


In diesem Sinne, habt dank für eure Rückmeldungen...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

ginTon 28.04.2012 11:34

hallo Faldi,

ich habe mir jetzt dieses Werk nicht wirklich durchgelesen, finde aber die
Aussage des angebl. Pamphlets gar nicht so gravierend. Anzunehmen, dass alle
Ostdeutschen Atheisten seien wäre ja schon sehr zweifelhaft (als Bsp. unser
Bundespräsident ist keiner). Des Weiteren ist die Aussage, ja auch gar nicht so
verkehrt von seiner Weltsicht aus betrachtet.

Weitaus schrecklicher finde ich eigentlich den Begriff "Ossi" in meinen Augen ein
Begriff, der dazu genutzt wurde um Menschen regelrecht abzustufen. Da diese
Begrifflichkeit nicht in dieser Rede vorkam, wurde sie in diesem Sinne von
dir genutzt. Darauf wollte ich nur hinweisen...

liebe Grüße gin

Falderwald 28.04.2012 14:14

Hallo gin,

dein Einwand ist insofern berechtigt, indem du auf die gelegentlich abwertende Bedeutung des Begriffes "Ossi" hinweist.

Im Duden wird dieser Begriff (der Ossi, die Ossi) allerdings recht wertneutral gehandelt.

Somit erhält der Begriff zwei Bedeutungsebenen, die ich mir bei der Titelwahl zunutze gemacht habe, denn ich versichere dir, daß ich mir lange Gedanken gemacht habe, ob ich den Begriff so verwenden kann, denn eine Herabwürdigung der Menschen aus den neuen Bundesländern lag nicht in meiner Absicht.

Es geht im Gegenteil um die Herabwürdigung in der Aussage des Herrn Mosebachs, denn seine Antwort bezog sich eindeutig auf die Frage, die ihm gestellt wurde:

Zitat:

Zitat von Lucas Wiegelmann (Welt Online)
Laut der Studie ist Ostdeutschland die atheistischste Region der Welt. Ist das eigentlich schlimm?

Woraufhin Herr Mosebach seine o. a. Aussagen zum Besten gab.

Natürlich erwähnt er nicht explizit die "Ossis", aber trotz der Fragestellung, die sich auf eine atheistische Region, nämlich Ostdeutschland bzw. die neuen Bundesländer bezog, fällt er damit über die meisten der dort ansäsigen und herstammenden Menschen ein vernichtendes und empörendes Urteil.
Natürlich meinte er es verallgemeinernd für alle Atheisten.

Deshalb wäre es vielleicht auch besser gewesen, wenn du dir den Text doch einmal wirklich durchgelesen hättest, denn ich habe meinerseits die Diskriminierungen des Herrn Mosebachs auch auf mich als bekennenden Atheisten bezogen, indem ich ein "Lyrisches Ich" eingeflochten habe, obwohl ich ein "Wessi" bin.

Ich gebe zu, daß der Titel von mir bewusst provokant gewählt wurde und somit auch in diesem Sinne genutzt wurde.

Aber zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung hat der Begriff "Ossi" doch viel von seiner negativen Konnotation verloren, vor allen Dingen weil aus meinem Text hervorgeht, daß ich eindeutig Partei für die so gescholtenen "Ossis" ergriffen habe, weshalb ich mir auch hier noch einmal den Hinweis nicht ersparen kann, daß es besser gewesen wäre, hättest du meinen Text gelesen und dich nicht nur am Titel orientiert.

Zitat:

ich habe mir jetzt dieses Werk nicht wirklich durchgelesen, finde aber die Aussage des angebl. Pamphlets gar nicht so gravierend.
Nun ja, der Text orientiert sich aber nun mal an diesem Pamphlet. Und ein angebliches Pamphlet ist es nun wirklich nicht:

Zitat:

Zitat von Wikipedia
Ein Pamphlet oder Schmähschrift ist eine Schrift, in der sich jemand engagiert, überspitzt und polemisch zu einem wissenschaftlichen, religiösen oder politischen Thema äußert. Die sachliche Argumentation tritt dabei in den Hintergrund; die leidenschaftliche Parteinahme gegen eine Sache hingegen überwiegt bei der Argumentation. Die Herabsetzung einer anderen Person (oder mehreren Personen) wird dabei billigend in Kauf genommen oder ist sogar das eigentliche Ziel des Pamphlets.

Diese Kriterien sehe ich hier eindeutig erfüllt, findest du nicht?

Zitat:

Anzunehmen, dass alle Ostdeutschen Atheisten seien wäre ja schon sehr zweifelhaft (als Bsp. unser Bundespräsident ist keiner).
Natürlich nicht, auch Frau Merkel stammt aus einer Pastorenfamilie und eine atheistische Weltanschauung ist bei ihr nicht anzunehmen, zumal sie der Christlich Demokratischen Union angehört.
Hätte ich deshalb schreiben sollen "manche Ossis" sind keine Menschen?
Schließlich ging es in der Fragestellung ja um die atheistischste Region der Welt, nämlich den Osten Deutschlands.

Zitat:

Des Weiteren ist die Aussage, ja auch gar nicht so verkehrt von seiner Weltsicht aus betrachtet.
Was ist das denn für ein Argument?
Soll das heißen, solche Aussagen haben aufgrund der eigenen Weltsicht ihre Berechtigung?
Würde das nicht auch bedeuten, die Aussagen Hitlers und anderer fanatischer Diktatoren über andersdenkende Menschen waren aus ihrer Weltsicht heraus betrachtet nicht verkehrt?
Findest du nicht auch, daß alle Aussagen, die egal welchen Menschen auch immer in seinem Menschsein herabwürdigen, ihn also abklassifizieren, einer entsprechenden Antwort bedürfen?

Ich meine, man kann jemandem durchaus Blindheit, Beschränktheit oder Dummheit vorwerfen, darüber kann man diskutieren, nicht diskutabel jedoch sind solche Aussagen, die sein Menschsein in Frage stellen.

Das ist ideologischer Faschismus der allerschlimmsten Art und steht in unmittelbarer Blutsverwandschaft zum Rassismus.
Des weiteren sind solche Aussagen unvereinbar mit unserem demokratischen System, weil es dasselbe untergräbt.
Herrn Mosebachs Äußerungen wären somit als verfassungsfeindlich einzustufen, so daß dieser Herr und seine Aktivitäten eigentlich unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen müssten.

Da das aber wohl nicht geschehen wird, bleibt er eben, was er ist:

Ein frommer Schwätzer, der seine heilige Weltsicht über die Realitäten stellt, ein Gläubiger, der seinen persönlichen Glauben und sein mystisches Weltbild voller Wunder und Offenbarungen für die einzig richtige Wahrheit hält.

Im Prinzip also ein komplizierter Fall für die Psychiatrie, der eigentlich gar nicht mehr frei herumlaufen dürfte.
Glücklicherweise verlieren solche Typen aber immer mehr an Einfluss und können nur noch bei den ganz Einfältigen punkten.

Aber auch das wird sich in den nächsten Jahren immer mehr abbauen, denn solche Irrlehren werden Stückchen für Stückchen als das entlarvt, was sie in Wirklichkeit sind, nämlich fromme Hirngespinste.

So ist es in der 200.000 jährigen Geschichte der Menschheit jeder Religion ergangen und so wird es wieder kommen.
Alles ist schon einmal dagewesen, wurde wieder neu aufgelegt oder kopiert und schließlich ad absurdum geführt


Vielen Dank für deine Rückmeldung...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

ginTon 28.04.2012 17:59

hallo Faldi,

Zitat:

dein Einwand ist insofern berechtigt, indem du auf die gelegentlich abwertende Bedeutung des Begriffes "Ossi" hinweist.

Im Duden wird dieser Begriff (der Ossi, die Ossi) allerdings recht wertneutral gehandelt.
Vorab, ich denke, das du den Begriff gewählt hast, um darüber zu diskutieren. Was ich als solches ja nicht verkehrt finde. Aber wie gesagt, ist das was im Duden steht und zB in jedem einzelnen Herzen wohnt keine kngruente Weltsicht. Natürlich mag im Duden "Ossi" als ein neutraler Begriff stehen, dennoch muss dies ja nicht für jede einzelne Person gelten und mitunter auch nicht für viele Menschen, sondern nur für den Verfasser bzw. die Verfasser des Duden und mitunter auch nur unter Druck des neutralem Drucks. ;)

Zitat:

Des Weiteren ist die Aussage, ja auch gar nicht so verkehrt von seiner Weltsicht aus betrachtet.

Was ist das denn für ein Argument?
Soll das heißen, solche Aussagen haben aufgrund der eigenen Weltsicht ihre Berechtigung?
Würde das nicht auch bedeuten, die Aussagen Hitlers und anderer fanatischer Diktatoren über andersdenkende Menschen waren aus ihrer Weltsicht heraus betrachtet nicht verkehrt?
Findest du nicht auch, daß alle Aussagen, die egal welchen Menschen auch immer in seinem Menschsein herabwürdigen, ihn also abklassifizieren, einer entsprechenden Antwort bedürfen?
Natürlich hat jede Weltsicht zunächst einmal Berechtigung, wie lange und ob von jedem befürwortet bzw. nicht, dass ist eine ganz andere Frage. Außerdem ist eine Weltsicht im Sinne der Philosophie zunächst einmal ein theroetisches Konstrukt, je nachdem wie man dieses anwendet. Eine Dikatatur ist eine brutale und psychologische Durchsetzung eines Einzelnen in der Andersdenkende nicht toleriert werden, die sich sogar andere Weltsichten fälschlicherweise zu nutze machen können und auf ihre Weise auslegen (s. Nietzsche). Auch der Darwinismus als wissenschaftl. Theorie musste ja dafür herhalten. Insofern nenne ich es von einigen Diktatoren eher eine gestörte krankhafte Falschauslegung bzw. Anwendung von Theorien und Gedankenkonstrukten einiger anderer klügerer Männer/Frauen.

Dennoch ist auch diese Weltsicht immer noch vertreten, bei einigen als Warnung bzw. pos. Lernimpuls, bei anderen - weiß auch nicht was in diesen Köpfen vorgeht ...

Zitat:

Anzunehmen, dass alle Ostdeutschen Atheisten seien wäre ja schon sehr zweifelhaft (als Bsp. unser Bundespräsident ist keiner).

Natürlich nicht, auch Frau Merkel stammt aus einer Pastorenfamilie und eine atheistische Weltanschauung ist bei ihr nicht anzunehmen, zumal sie der Christlich Demokratischen Union angehört. Hätte ich deshalb schreiben sollen "manche Ossis" sind keine Menschen? Schließlich ging es in der Fragestellung ja um die atheistischste Region der Welt, nämlich den Osten Deutschlands.
Ich hoffe es ist nicht pro Einwohner auf Quadratkilometer gerechnet. :p Weißt du, dass interessiert mich gar nicht was der Herr dort erzählt, ich finde dies auch gar nicht so tragisch, da es aus seiner Sichtweise vllt sogar stimmen mag und aus seiner Weltsicht heraus mitunter auch. Natürlich und ich sehe jetzt den Kern der Debatte ist es einerseits ein Dilemma andere und ihre Sichtweisen zu respektieren oder dies zu wollen und bei Anderen aus dem sicheren Wissen des falschen Denkens dies nicht zulassen zu können oder zu hinterfragen, ob das eigene tolerieren dann überhaupt noch richtig wäre/ist. Tja was nun, kann man alle Menschen von heute auf morgen gut machen und welche Definition soll dann dafür gelten ohne eine aufgezwungene...Wir armen Menschen werden zwischen Eigen- und Aussenansicht hin und her geworfen. Da weiß ich jetzt auch nicht mehr weiter lieber faldi. :)

Dennoch empfinde ich als "Ossi" seine Auslegung, dass dies die atheistischste Region der Welt ist nicht tragisch, weil er mitunter Recht hat und wenn nicht eben seine Meinung gesagt hat. Wie gesagt ich finde die Verwendung des Begriffes "Ossi" weitaus tragischer und leider auch das was damit verbunden ist, auch wenn dies niemand aussprechen will (versteckte Bürgergegensätze). Insofern hat der Pastor wenigstens etwas den Anderen voraus, er hat öffentlich gesagt was er wirklich denkt und fühlt.


liebe Grüße gin

Erich Kykal 29.04.2012 14:36

So können die Ansichten differieren!

Auch ich - als Ösi ohnehin nicht - stoße mich nicht am Begriff "Ossi" oder Wessi", die prompte Antwort darauf. Das waren polarisierende Klischees, geboren in einer Zeit, da ihr praktisch zwei verschiedene Kulturen wart, die man plötzlich auf Gedeih und Verberb zusammenwarf (auf eigenes Zutun immerhin, also beschwert euch nicht ständig!).
Und so kam es eben auch: Manches gedieh, manches verdarb. So geht es nun mal. Und wie Faldi so richtig sagt: Auch mit Religionen ist es so.
In 1000 Jahren werden die Menschen auf unsere Zeit zurückblicken wie heute wir auf jene der alten Griechen und milde lächelnd werden sie, so wie wir heute auch, sich sagen: Was haben die damals für hirnrissige Sachen geglaubt, weil sie nicht besser Bescheid wussten! Welch naives Welt- und Menschenbild!

Natürlich habe ich keine Ahnung, was die Menschen (gesetzt den Fall, die entwickeln sich tatsächlich weiter und nicht zurück) DANN glauben werden, aber tragischerweise bin ich mir leider ziemlich sicher: GLAUBEN werden sie an irgendwas!!! Und solange wir diese Arroganz, diesen Fluch der eigenen Unsicherheit nicht losgeworden sind, solange kann die Menschheit nicht als reif und erwachsen gelten!

Seit wir zu denken begannen, haben wir Fantasie. Und seit wir unsere Umgebung erforschen, benutzten wir diese Fantasie, um uns zu erklären, was nicht erklärbar war, um uns ein wenig sicherer fühlen zu dürfen, als hätten wir dank der Gnade des angenommenen Gottes eine Art von Kontrolle über das Unkonntrollierbare - solange wir nur brav beteten, den Tempeln spendeten oder den Erstgeborenen opferten - je nach Epoche und Kulturkreis!

Interessanterweise scheint auf jede verworfene Religion sofort eine neue, dem akzelerierten Weltbild angepasste Religion zu entstehen, so als könnten wir ohne dieses "Betthupferl" tröstlicher Illusion von Geborgenheit nicht sein! Das meinte ich mit Unsicherheit.
Und wie Idioten nehmen wir an, dass das jeweils offizielle Glaubens- und Welterklärungsmodell nun aber DAS EINZIG RICHTIGE UND WAHRE sein muss - so als hätten alle vor uns geirrt, nur WIR natürlich nicht!!! So als wäre unser Hirn JETZT groß genug, sich das Absolute richtig auszumalen, und natürlich auch, wo genau hinter unserem geistigen Wahrnehmungshorizont es denn beginnt! Das meinte ich mit Arroganz!

Sollten wir die Chance haben, uns weiterzuentwickeln, wird sich dieser Kreislauf der geistigen Feigheit natürlich nicht ad infinitum fortsetzen, aber wir werden es mit Sicherheit nicht mehr erleben...das dauert noch ein paar Jahrzehntausende, schätze ich mal, bis wirklich die gesamte Menschheit von dieser Seuche namens "Glauben" geheilt ist und sich mündig mit dem Universum auseinandersetzen kann.

Der andere Faktor ist die Unterwürfigkeit: Viele WOLLEN etwas Größerem dienen, als sie sich selbst empfinden und finden im Gedanken Trost, dass sie so zu etwas beitragen, das sie überdauert. Dabei ist der Inhalt nicht mal so wichtig wie das System an sich: Viele wissen um die Ungereimtheiten ihres Glaubens und die vielen unlogischen und teils hirnrissigen Verscherungen, aber sie ignorieren sie bewusst oder nehmen sie duldend in Kauf, entmündigen sich quasi selbst, weil das sowohl eine Identifikationsgeschichte ist (mia san mia, weul ma des glaum' und net des, wos di aundan glaum'...), als auch ein sich selbst erhaltendes System von An- und Abhängigkeiten, in dem sie schon zuviel in ihre jeweiligen "Karrieren" investiert haben.

So gehen der Glaube und sein jeweiliges Predigersystem Hand in Hand und verhindern Fortschritt, wo sie können, denn Glaube und Kirche sind per definitionem starre, beharrende Konstrukte, die sich auf ein bestimmtes Welterkärungsmodell festgelegt haben und bis aufs Blut (meist das anderer und Unschuldiger) ihren Standpunkt verteidigen, bis sie sich völlig überlebt und unglaubwürdig gemacht haben und still oder mit Knalleffekt untergehen.

Traurig eben nur, dass wir scheint's nie klüger werden und immer wieder etwas "glauben" müssen oder möchten. Erzöge man die Kinder korrekt darin, sich nur auf empirische Beweise zu verlassen und nie unreflektiert Faktenlagen zu übernehmen und hirnlos ins eigene Weltbild einzubauen und nachzubeten, gehörte all dieses endlose von den Religionen verursachte Elend vielleicht schon der Vergangenheit an. Aber wir haben ja immer noch Religionsunterricht!!! Bei jeder Sekte würde man das als Gehirnwäsche bezeichnen, aber hier ist es ja "offiziell" und daher okay!!! WANN LERNEN WIR ENDLICH ZU DENKEN!!!!?

LG, eKy

Falderwald 29.04.2012 23:34

Hallo zusammen,

damit andere Texte in dieser Rubrik auch noch bestehen können, habe ich diesen Faden jetzt in die "Diskussionen" kopiert.

Hier bitte nur noch Kommentare zum Gedicht selbst. :)


Liebe Grüße

Falderwald


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