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Erich Kykal 16.08.2017 11:16

Europas Schande
 
Zwischen Zelten, schmutzig und zerschlissen,
gehn sie barfuß täglich hin und wieder
leere Schritte, hoffend auf Erkennen
in Europas bleiernem Gewissen!
Selten hört man Stimmen, Lachen, Lieder,
sieht man Kinder spielen oder rennen.

Nur vom Zaun her schauen nackte Augen
seltsam gierig ihnen manchmal zu ...
Einmal täglich kommt ein alter Laster
und bringt Lebensmittel, die kaum taugen.
Dennoch leert man seinen Raum im Nu,
und der Lagerboss zählt seinen Zaster.

So vergehen Monate und Jahre,
niemand zählt noch die verschenkten Tage,
während man dort innerlich versteint.
Beinah täglich geht man mit der Bahre
jene holen, die im Tal der Klage
ausgelitten haben, ausgeweint.

Mondmann 16.08.2017 12:52

Hallo eKy,
gefällt mir sehr gut.

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 106109)
Zwischen Zelten, schmutzig und zerschlissen,
gehn sie barfuß täglich hin und wieder
leere Schritte, hoffend auf Erkennen
in Europas bleiernem Gewissen!
Selten hört man Stimmen, Lachen, Lieder,
sieht man Kinder spielen oder rennen.
Nur vom Zaun her schauen nackte Augen
seltsam gierig ihren manchmal zu ...
Einmal täglich kommt ein alter Laster
und bringt Lebensmittel, die kaum taugen.
Dennoch leert er seinen Raum im Nu, Wie ein Müllkipper per Knopfdruck?
Dennoch wird sein Raum geleert im Nu,

und der Lagerboss zählt seinen Zaster.
So vergehen Monate und Jahre,
niemand zählt noch die verschenkten Tage,
während man dort innerlich versteint.
Beinah täglich geht man mit der Bahre
jene holen, die im Tal der Klage
ausgelitten haben, ausgeweint.

Im Grunde nichts anderes als Konzentrationslager.

Griechenland?
Da kam vor einigen Wochen ein Fernsehbericht!
Da könnten die, die gierig auf die Nahrung schauen, nicht nur total verarmte, durch Rentenkürzung, Rentner sein
sondern auch zunehmend anteilig Menschen aus der Mittelschicht, die sich kaum noch ernähren können und teils auf der Straße leben, weil die Miete nicht mehr bezahlt werden konnte und weit und breit keine Arbeitsangebote.

Griechenlands Schuldenerlass ist notwendig, weil nicht mal die Zinsen bezahlt werden können, das weiß natürlich auch Schäuble. Von dem Geld sieht
auch Deutschland nichts mehr.

Und die wo in den Lagern leben, scheinen entrechtet zu sein.

LG M.

Erich Kykal 16.08.2017 17:39

Hi, MM!

Ich dachte beim Schreiben an die Lager in Nordafrika, aber es könnte auch in Griechenland oder Italien sein, oder in der Türkei ...

"Dennoch leert sich seine Ladefläche im Nu" hätte nicht ins Metrum gepasst. Du hast recht, die Stelle ist suboptimal ...

Danke für deine Gedanken! :)

LG, eKy

Kokochanel 16.08.2017 20:02

du hast recht, lieber ich, es ist Europas Schande und Amerkas Schande und die Schande der ganzen Welt.
Aber unser Angela kämpft ja standhaft dafür, dass sich in Europa alle bald beteiligen werden an der Verteilung.:D
Ohne Hohn jetzt denke ich, dass man da wirklich weiter kommen muss..

LG von Koko

Mondmann 16.08.2017 20:53

Es freut mich, dass ich dir helfen könnte.

Geschrieben habe ich als Vorschlag:
Dennoch wird sein Raum geleert im Nu,

Siehe oben!

Nicht:
"Dennoch leert sich seine Ladefläche im Nu"

Deine Abänderung in:
Dennoch leert man seinen Raum im Nu

ist nun richtig und gut!

Meinen Fehlerhinweis haste übersehen.
verschenkten = da fehlt bei dir das "t"


Nordafrika, ok!

LG M.

Erich Kykal 16.08.2017 21:29

Hi Koko!

Ich bin ganz bei dir ...


Hi MM!

Mein Satz sollte nur den gewünschten Inhalt verdeutlichen, und dass es schwierig gewesen sei, diese Aussage lyrisch qualitativ ins Metrum zu kriegen - dass du einen anderen Lösungsvorschlag hattest, weiß ich schon.

Dass ich den einzelnen schmalen blauen Buchstaben in "verschenkten" nicht bemerkt habe, musst du mir nachsehen - hättest du ihn bemerkt? ;):rolleyes::Aua

Danke für die Korrektur! :)

LG, eKy

Mondmann 16.08.2017 22:43

Nö, das schwache Blau geht in der normalen Schriftgröße unter. Ich vergrößere meistens beim Lesen und Schreiben. Mit Zeige und Mittelfinger auf dem Touchpad des Notebooks die Seite auseinander ziehen. Super Sache.

Nächste mal schreibe ich wo der Fehler ist. So machst du das auch, was besser ist.

Gruß M.

Chavali 17.08.2017 22:00

Lieber Erich,

mit deinem Gedicht verdeutlichst du die Leiden und das unwürdige Leben aller Geflüchteten.
Und das sehr eindringlich.

Aber sag:
Warum Europas Schande.....?
Ist es nicht eher so, dass sich alle Völker, alle Staaten verantwortlich zeigen müssten??


Lieben Gruß,
Chavi :)

Erich Kykal 17.08.2017 23:30

Hi Chavi!

Europa ist es, wohin sie wollen. Verhielten sich viele europäischen Staaten anders, wäre genug Platz für die politischen Flüchtlinge. Auch das Elend der Wirtschaftsflüchtlinge kann ich verstehen, aber da ziehe ich persönlich die Grenze. Wenn die sich daheim um bessere Verhältnisse bemühen würden, müssten sie nicht emigrieren.

Man bedenke, wieviel mehr Juden sterben mussten, weil niemand - auch nicht die USA - sie aufnehmen wollte, als sie versuchten, aus Hitlerdeutschland auszureisen, als es noch möglich gewesen wäre!
Dasselbe geschieht nun wieder - unter fadenscheinigen Vorschüben, genau wie damals! Angst und Feigheit, dumpfer Fremdenhass und Vorurteil verdammen uns - wie damals und bis heute jene, die vor dem 2.WK die Juden nicht aufnehmen wollten!

Es ist Europas Schande, sich heute - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nicht anders zu verhalten als jene Staaten damals, die sich hinterher leicht taten, zu sagen: "Ja, wenn wir gewusst hätten, dass sie alle umgebracht werden würden ...!" - Sie haben es in Kauf genommen, für ihre Wähler oder andere Interessen - genau wie heute. Der Mensch lernt einfach nichts dazu ...

Traurige Grüße, eKy

juli 18.08.2017 11:04

Moin Moin Erich,:)

Zunächsteinmal denke ich, dass jeder seine Heimat am Schönsten findet, wenn man da überleben kann.

Europa ist für viele Flüchtlinge aus Afrika ein Symbol fürs ein besseres Leben. Deren Informationquellen sind die der Hoffnung. Solange Afrika ein Kontinent ist in der die Menschen Armut, Hunger, Wüstenwachsen, Wassermangel und Krieg erleben, werden sich die Menschen und vor allen Dingen junge Menschen auf die gefährliche, vielleicht tötliche Reise über das Mittelmeer begeben.

Alle Länder entlang der Mittelmeerküsten haben Lager. Und länder die jenseits von Europa sind sowieso. Zum Beispiel Jordanien. Das Mittelmeer ist die "Mauer" Europas. Meines Erachtens findet eine Völkerwanderung statt.

Die Länder aus denen die Menschen kommen, haben andere Kulturen und die Kriege, die in manchen Ländern herrschen, haben die Menschen verändert. So manch einer bringt den Krieg mit nach Europa, ist nicht friedlich und trägt Bomben um die Hüfte. Ich heiße Gewalt nie gut.

Dennoch, würde Europa die Menschen nicht aufnehmen, würden noch mehr sterben. Die meisten sind friedlich und wollen überleben.

Sicher wäre es gut, wenn sich weltweit Länder dazu entschließen könnten, Menschen aufzunehmen. Warum das nicht so ist, ist Politik.:rolleyes:

Ich habe noch ein Lager vor Augen, aus einer DOKO. Das Lager war mitten in der Wüste Afrikas. Eine Zeltstatt in Staub gehüllt und sie wächst und wächst.


Für Wirtschaftsflüchtlinge habe ich kein Verständnis. Wennn man im eigenen Land etwas erwirtschaften kann und Nahrung kaufen oder anbauen kann, sollte man das auch tun.

Das sind meine Gedanken zu deinem eindringlichen Gedicht.:Blume::)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal 18.08.2017 12:22

Hi Sy!

Du hast recht, wie jeder irgendwo die Grenze zu ziehen. Man will den eigenen Wohlstand natürlich erhalten.

Bedenkt man aber, dass wir diesen Wohlstand seit Jahrzehnten nur auf Kosten der armen Länder erhalten und gesteigert haben, relativiert sich die Sichtweise. Wir haben allen Grund für ein schlechtes Gewissen! Seit der Kolonialzeit beutet Europa (zusammen mit Amerika) drei Viertel der Welt wirtschaftlich aus und sorgt durch "großzügige" Kredite und politische Winkelzüge dafür, dass diese Länder nie in den "Wohlstandbereich" kommen können, damit die Arbeitskräfte dort möglichst billig und entbehrlich bleiben!
Nebenbei erlaubt man freundliche Spenden und kleine Projekte guter und mitfühlender Menschen und Organisationen, die insgesamt nie viel ändern, weltpolitisch aber so wirken, als würden wir uns ernstlich bemühen und engagieren! So werden diese guten Seelen hinterlistig eingespannt, um hinterrücks weiter ausbeuten zu können, ohne offensichtlich schuldig zu wirken - eine unsäglich zynische Sauerei!

Unsere Tricks haben dafür gesorgt, dass diese Länder politisch instabil blieben oder von rechten Regierungen diktatorisch unterdrückt, dass die Bürger dort nie Bildung erhielten oder politsch mündig wurden! Jetzt kassieren wir die Rechnung für diese heimlichen und perfiden Winkelzüge! Die Menschen, die es dort mittlerweile unerträglich finden, kommen her und wollen endlich auch ein Stück vom Kuchen! Verständlich, wenn man es so betrachtet ...

LG, eKy

Hollerith 18.08.2017 22:00

Hallo eKy,

in deinem Gedicht sprichst du ein Thema an, das immer und überall kontrovers diskutiert werden wird.
Es hat Gegner und Befürworter. Wer hat die besseren moralischen Argumente?

Man kann Befürworter der Völkerwanderung sein. Über die Gründe ist hinreichend diskutiert und informiert worden.
Man kann aber auch Gegner sein. Und damit gegen das Ungleichgewicht, das sich aus diesen Flüchtlingsströmen ergibt.
Es ist leicht, in der Öffentlichkeit den Gutmenschen zu geben, aber es erfordert Mut und Stehvermögen, anderer Meinung zu sein.
Friedlich, selbstverständlich.

Ich möchte nicht wissen, wieviele unserer Politiker hinter vorgehaltener Hand eine andere Denke verlauten lassen, als das,
was sie öffentlich propagieren.

Schon Heinrich Heine wußte:
Sie predigten öffentlich Wasser und tranken heimlich Wein.
(Deutschland - Ein Wintermärchen)

Vielleicht gefällt dir mein Beitrag nicht und du denkst, was will denn der hier.
Ich äußere mich selten zu solchen Themen, das heißt aber nicht, daß ich nicht lesen kann :D


Gruß Holle

Erich Kykal 18.08.2017 23:23

Hi Hollerith!

Mir geht es um die Menschlichkeit! Dass sich der Islam in Europa verbreitet, halte ich für einen Rückschritt, nicht weil er mir noch unsympathischer ist als andere Religionen (was aufgrund verschiedener inhaltlicher Fakten der Fall ist, die von aggressiven Blindwütigen leicht und gern aggressiv ausgelegt und gedeutet werden), sondern weil er von vielen immigrierten Menschen vertreten wird, die nie die Trennung von Staat und Kirche vollzogen haben und dann hier dementsprechend aggressiv und rechthaberisch auftreten, so als fassten sie es als persönliche Beleidigung auf, dass hier nicht alle mit ihnen freiwillig fünfmal täglich auf den Teppich sinken, um ihrem bronzezeitlichen Götterwesen symbolisch die metaphorischen Füße zu küssen!
Diese Art von sklavischer Unterwerfung und selbstverleugnender Huldigung haben wir mit der Aufklärung hinter uns gelassen - und das war gut so!
Ich toleriere jeden - auch jeden Moslem - der seinen Glauben im stillen Kämmerlein abfeiert und keinem anderen damit auf die Nerven geht oder ans Bein pinkelt (das gilt auch für politische Idioten wie Neonazis, dummdestruktive Pegida-Gröler und Konsorten!), denn da gehört das meines Erachtens heutzutage hin - außer wir begeben uns freiwillig auf das Niveau dieser Gotteskrieger (Krieger? Das sind bildungsferne Deppen und soziopathische Arschlöcher!) und spielen ihr Spiel mit, zu dem sie uns mit ihren mitleidlosen Terrorakten immer wieder zu animieren versuchen! Manche Idioten können scheinbar nicht leben ohne irgendein Feindbild, auf das sie fanatisch eindreschen können - und die Welt steuert in den letzten Jahren offensichtlich eindeutig wieder Richtung Idiotenhausen!
Wie lange wird Biedermann den Brandstiftern aller Art noch zusehen!? - Wie immer, denke ich: Bis es zu spät ist! Das wusste schon der alte Max Frisch! :Aua

Darunter zu leiden haben die Flüchtlinge: Nicht genug, dass sie alles verloren haben und teils durch die Hölle gegangen sind - Europa will sie nicht aufnehmen, weil viele Länder sich der Kontingentierung verweigern und lieber einen auf Egotrip machen, aus politischem Kalkül, dumpfem Fremdenhass oder nackter Angst um ihr armseliges Schäufelchen "Kultur", worunter ohnehin so ziemlich jeder etwas anderes versteht, so schön schwammig ist der Begriff!

Aber auch ich weiß, dass das Boot irgendwann voll ist, und dass vieles dafür spricht, nicht allzu vertrauensselig die Türen zu öffnen, wenn man jene nicht kennt, die herein wollen - könnten ja Brandstifter mit bei sein!
Nun, zumindest die in Europa vom Flüchtlingsstrom vornehmlich betroffenen Länder könnte man nachhaltiger unterstützen, anstatt sie im Regen stehen zu lassen - auch hier versagt die europäische "Gemeinschaft" - welch eine unpassende Bezeichnung: als profitables Zweckbündnis willkommen, aber wenn es darum geht, etwas beizutragen, schalten viele Länder plötzlich auf schwerhörig, zB Polen, Ungarn, Niederlande usw. - meist überall, wo das ultrarechte Gesocks am Drücker ist!

LG, eKy


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:26 Uhr.

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