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Der Brief
Der Brief Nun bist du fort, das Haus ist leer, erfroren des Lebens Geist und in den Korridoren der Augenblicke heulen kühle Winde ihr Lied der Einsamkeit vor meinen Ohren. Du musstest diese Reise unternehmen, sonst hättest du dein Selbstgefühl verloren. Begleiten konnte ich dich nicht, doch hatten wir heilig uns die Freiheit einst geschworen. Ich will dir diesen Brief nicht aus der Ferne mit einem Hauch von Traurigkeit umfloren, denn wir vertrauen unserem Gedanken, den wir für uns zum Ideal erkoren. Nun bist du dort und ich bin hier zuhause. Verspürst auch du der Sehnsucht stetes Bohren? Ich weiß, du kehrst zurück, auch wenn wir beide jetzt noch ein wenig in der Hölle schmoren. Ich warte, bis du kommst, denn du musst wissen, um dich zu lieben, wurde ich geboren. Falderwald . .. . |
Hallo Falderwald,
ein wunderschönes Liebesgedicht, obgleich die Melancholie spürbar ist. Das Reimschema ist mal ganz was anderes, unterstützt aber, nach meinem Empfinden, die Stimmung sehr gut. Gern gelesen! Gruß, Laie |
Lieber Falderwald,
was für eine schöne Liebeserklärung. Melancholisch, nicht anklagend und von der Gewissheit getragen, dass es ein Wiedersehen gibt. Es ist noch nicht zu Ende und geht weiter, so wie ja auch die Enjambements für einen steten Fluss sorgen, was mir besonders gefällt. :) Den Schluss finde ich besonders stark! Zitat:
Sid |
Hi, Faldi!
Interessante Form - da du sie als "Sommervogel" publizierst, welchen Namen hat sie? Es gibt nur einen einzigen Reim, alle Zeilen dazwischen reimen sich gar nicht: Nun bist du fort, das Haus ist leer, erfroren des Lebens Geist und in den Korridoren der Augenblicke heulen kühle Winde ihr Lied der Einsamkeit vor meinen Ohren. Du musstest diese Reise unternehmen, sonst hättest du dein Selbstgefühl verloren. Begleiten konnte ich dich nicht, doch hatten wir heilig uns die Freiheit einst geschworen. Ich will dir diesen Brief nicht aus der Ferne mit einem Hauch von Traurigkeit umfloren, denn wir vertrauen unserem Gedanken, den wir für uns zum Ideal erkoren. Nun bist du dort und ich bin hier zuhause. Verspürst auch du der Sehnsucht stetes Bohren? Ich weiß, du kehrst zurück, auch wenn wir beide jetzt noch ein wenig in der Hölle schmoren. Ich warte, bis du kommst, denn du musst wissen, um dich zu lieben, wurde ich geboren. Fehlte nicht eine ungereimte Zeile zwischen Z1 und 2, könnte man von perfektem Gleichmaß sprechen. Absicht oder passiert? Sehr gern gelesen!:) Obschon ich kein Freund ungereimter Zeilen bin, sog. "loser Enden", verneige ich mich doch vor der Leistung, so viele gleiche Reimwörter sinnvoll in einem Text unterzubringen! LG, eKy PS: Aha - Ghasel ... - vielleicht solltet ihr die Form immer dazuschreiben, als Untertitel in Klammern oder so. |
Lieber Falderwald,
ich muss dich loben. Es ist von allen sechs eindeutig das beste Ghasel und gefällt mir sehr gut. Es trifft genau den Kern dieser schönen, im deutschen so schwer zu realisierenden Form. Ich sage das mal einfach so ohne Begründung, da ich schon einige Ghasele (leider nur als Übersetzungen) gelesen habe und diese Form sehr schätze. Den besonderen Reiz erhält sie (z.B. bei Rumi) durch die religiöse, ja mystische Dimension, die dir fremd ist. Deshalb erfreut es mich besonders, dass du solch eine schöne "säkulare" Version geschrieben hast. Liebe Grüße Thomas |
Kia ora Faldi,
deine versatile Feder vermag immer wieder zu überzeugen. Ob bissige Satire, zynische Schmähschriften oder wunderbar romantische und innig liebevolle Texte... in Faldis Topf ist alles drin. Bzgl Form gibts auch nix zum Meckern... den Gefallen tust du uns nicht, bei dir nach Ausrutschern zu suchen, käme Sand in die Wüste tragen gleich. Wunderschöne Schlusszeilen, die Empfängerin dieses Briefes weiß ihn bestimmt zu würdigen. :) Einen Kritikpunkt möcht ich dir dennoch aufzeigen: ein wenig in der Hölle schmoren... In der Hölle schmoren, ist eine starke Aussage. Das "ein wenig" erscheint mir in diesem Zusammenhang zu lapidar und verwässert das Bild. Eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so auffällige Diskrepanz sehe ich in kühlen Winden, die heulen. Wenns heult, ists nach meiner Auffassung mindestens ein Sturm. Was spricht gegen "wehen"? Oder du machst den Wind zu einem stärkeren Bild, wzB Eiseswinde ? Korridore der Augenblicke... ist mein Sahnehäubchen. :) Aufgabe prima erfüllt!:) Sehr gern gelesen und besenft. HG von Lai:Blume: PS: Hab noch was entdeckt: vor meinen Ohren... ist mir, so wie du es hier verwendest, nicht geläufig... "in meinen Ohren" ja. "um meine Ohren" kenn ich auch, halt in anderem Zusammenhang. Dammit, jetzt hab ich dir gleich 3 Kritikpunkte um die Ohren gehauen, dabei sah ich doch vorher nur einen. :o Ich geh jetzt, bevor ich Hausverbot bekomme.:rolleyes: |
Moin Faldi,
ich möchte mich aus vollem Herzen Thomas anschließen. Das Wesen des Ghasels hast Du mit Deiner Liebeserklärung auch für mein Gefühl aufs Feinste erfasst. Große Gefühle kannst Du sehr intensiv vermitteln, ohne dabei die Grenze zur Schwülstigkeit zu überschreiten. Selbst wenn Du dick aufträgst, z.B. in: "erfroren des Lebens Geist", blinzelt mir da immer ein Fünkchen Humor entgegen und Du gleitest nicht ins Weinerliche ab. Mit Charme und Witz lockerst Du die traurigen Passagen wirkungsvoll auf, z.B. hier: Ich weiß, du kehrst zurück, auch wenn wir beide jetzt noch ein wenig in der Hölle schmoren. Du siehst, das empfinde ich, was selten vorkommt, ganz anders als Lai. Die Kombination aus wiederkehrenden Endreimen und Waisen scheint für Deinen Stil wie gemacht zu sein. Ich denke, die an einigen Stellen leicht antiquierten Forulierungen wie: "doch hatten wir heilig uns die Freiheit einst geschworen" oder: "mit einem Hauch von Traurigkeit umfloren" gehen ganz gut mit dem Ghasel zusammen, auch wenn ich persönlich das nicht so schreiben würde. Jedenfalls habe ich den Eindruck, Du bist sehr bewusst mit der Sprache umgegangen. Für den Schlussvers, der mit spielerischer Leichtigkeit das Reimschema bedient und doch so ernsthaft und glaubwürdig rüberkommt, hast Du Dir ein extra :Blume: verdient. Was Dich vielleicht überrascht: In diesem Gedicht brauche ich die konkreten Details, die diese Beziehung besonders machen, überhaupt nicht anzumahnen. Hier sorgt der geheimnisvolle Hintergrund sogar für eine prickelnde, fantasieanregende Spannung, die ich auf keinen Fall missen wollte. Von mir bekommst Du die volle Punktzahl und außer dem Blümchen noch einen (selbstverständlich platonischen) :Kuss für dieses gelungene Werk (das pulsierende Herz ist mir denn doch zu kitschig). LG Claudi |
Moin Faldi, |
Hallo Faldi :)
Dein Ghasel liest sich am Besten. Wenn du eine Angebetete hast, wird sie sicher begeistert sein. Dein Brief läßt Frauenherzen schmelzen. Ich schließe mich dem Lob meiner Vorredner an.
:) Schon mehrfach gelesen und ein dickes Lob! Liebe Grüße sy PS: das war bestimmt schwer, weil es nicht schwülstig wirkt und gar nicht leiert. :Blume::Blume::Blume: |
Lieber Falderwald, |
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