Gedichte-Eiland

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a.c.larin 11.10.2009 22:35

Genießen und genießen lassen

Üblicherweise trinkt mein Frauchen ihren Kaffee immer am Nachmittag. Sie könne sonst den Tag nicht überleben, sagt sie. In der Früh fehlt ihr wohl dazu die Muße, da saust sie nur rum - wegen der Kinder und auch so.
Bis zum frühen Nachmittag ist sie immer im Haus unterwegs: rauf, runter, raus zu den Mülleimern, wieder rein, ganz runter zum Plätschertier, raus in den Garten, wieder zurück in die Schlafräume....
Schließlich besteigt sie irgendwann ihr Lauftier und geht jagen. Wenn sie von der Jagd zurückkommt, schleppt sie das gefangene rohe Futter (und allerhand Kleinkram, den sie auch irgendwo gefunden hat) ins Haus und stellt richtiges Menschenfutter her.
Ach ja, sie schnippelt und rührt, knetet und mischt - und manchmal weiß sie von alleine,was sie tun soll, manchmal aber muss sie sich erinnern und steckt ihre Nase in ein kleines, rotes Buch. Darin stehen wohl all ihre Futtergeheimnisse drin.
Wenn dann die Kinder von der Schule kommen, gibt sie ihnen zu futtern, was meist mit einigen Kämpfen verbunden ist.
Die Kinder sind ja in der Ernährung höchst umsichtig und wehren sich gegen all das grüne Zeug, das Frauchen ihnen schmackhaft machen will. Zum Glück hat sie noch nie probiert, mich damit zu füttern - denn dann müsste ich mich wohl auch zur Wehr setzen. Meistens gewinnt ja Frauchen die Zweikämpfe, obwohl Tommy in letzter Zeit eine erstaunliche Geschicklichkeit darin entwickelt hat, leise verschwinden zu lassen, was ihm nicht mundet....
Ich verrat dich nicht Junge - sag du aber auch nicht, dass ich es war, der die Wohnzimmerpflanze so zuschanden gebissen hat! Kann ich dafür, dass Frauchen schon länger kein Katzengras gefangen hat...?

Wenn die Kinder dann endlich in ihre Zimmer verschwinden, um mit der nervenschonenden Beschäftigung "Hausaufgaben" zu beginnen, hat Frauchen endlich ein wenig Luft: Zeit für sich, für ihren Kaffee - und für meine Knabberstangen!
In einem Behälter wärmt sie Wasser - und wenn dieses zu fauchen beginnt
(und das höre ich, Leute, egal wo ich gerade im Haus bin!) , wird es auch Zeit für mich, mein besonderes Frauchen-Verwöhn-Programm zu starten.
Hüpfe dazu immer auf die Küchenbank und positioniere die Vorderpfoten so, dass mein Kopf nahe an Frauchens Wange gerät. Wenn sie dann flüstert: "Gib Küsschen, Samuel!" reibe ich meinen Kopf ganz zärtlich an dem ihren. Danach ist sie ganz verrückt!
Belohnung erfolgt natürlich sofort: Knabberstangen! Ein bis zwei Stück, je nach Tagesverfassung, mit wechselnder Geschmacksnote. Und währendessen trinkt Frauchen ihren Kaffee. Das ist unser ganz privates tete-a-tete , und wenn wir Glück haben, dauert es zumindest solange, bis der Kaffeebecher (langsam getrunken!) leer ist. Nur manchmal kommt vorher Tina aus ihrem Zimmer runter und rotzt ein verheultes "Ich kenn mich nicht aus!" dazwischen.
Dann muss Frauchen wieder rasch nach oben, denn es wird nicht lange dauern, bis dann Tommy meint: "Tina will sich immer nur wichtig machen....!"
Die wichtiggemachte Tina und der verärgerte Tommy verlangen dann Frauchens ungeteilte Zuwendung und ich beziehe meinen Platz auf der Fensterbank - denn schließlich will so eine delikate Knabberstange ja auch in aller Seelenruhe verdaut werden....

Freu mich schon auf morgen, wenn wir zu Helmstätts rübergehen, um Kaffee zu trinken! Hab irgendwas läuten hören, dass es dort noch echt feierlich wird.
Minusch ist auch schon ganz aufgeregt deswegen und meint, ich solle unbedingt vorbeikommen....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 13.10.2009 14:57

Ein Fest mit Folgen

Heute ist also der große Tag! Familie Hegendorff ist eingeladen. Die Hegendorffs, das sind wir. Irgendetwas Großartiges scheinen die Helmstätts nun bald zu feiern, denn Frau Helmstätt ist schon den ganzen Vormittag in ihrer Küche zugange und richtet allerhand lecker Aussehendes für den Nachmittag her....
Herr Helmstätt passt in der Zwischenzeit auf die Kätzchen auf. Nicht einmal Minusch darf in der Küche bleiben! Kanns verstehen. Selbst hier vom Fensterbrett aus betrachtet sieht das, was in den Schüssseln und auf den Platten angerichtet ist, viel zu lecker aus, um es nicht sofort kosten zu wollen!
Hmmmm, was haben wir denn da? - Fischwürfelchen, Leberpasteten, Wursthappen, Bratenstücke, Gemüse lassen wir aus, Käsestücke, Schinkenrollen....., natürlich auch Kaffee und Kuchen und - KNABBERSTANGEN!
Seh es doch ganz deutlich: Auf einem der Teller liegen ganz viele Leckerlis und Knabberstangen! He , warum habt ihr eigentlich MICH nicht eingeladen?
Bin ich vielleicht kein Mitglied der Familie? Ihr braucht beim Wegputzen dringend Unterstützung. Wenn euch all die Knabberstangen übrigblieben, wärs doch ein Jammer .....

Schlürf - da läuft einem ja das Wasser im Maul zusammen!
Muss schleunigst machen, das ich von hier fortkomme, sonst wird hier noch das ganze Fensterbrett schlüpfrig vollgesabbert! Kanns mir nicht leisten, dass ich abrutschte und in den Kellerabgang stürze.
Werd mein Glück mal bei der Terrassentür versuchen: Bisschen armselig dreinschauen, ein wenig das Fell wegspreizen ( sieht verfroren aus), dazu den Kläglich-Mauzton Numero 7....
Miau-o-u! Hier sitzt ein wahnsinnig hungriger Nachbarskater, der freundlich willkommen geheißen will!


Gleicher Tag, spätabends
Nö, das glaub ich einfach nicht, dass mir das passiert sein soll!
Das ist einfach zu entsetzlich, um wahr zu sein!
Mir fehlen die Miau-Töne! Es sollten einen Katzen-Anwalt geben! Dass sie mir das antun!
Ich finde es un- ge -heu-er - lich ! Muss mich wohl verhört haben.

Dabei fing alles so hübsch und friedlich an. Genau zur Kaffeezeit verließ mein Rudel das Haus, um bei Helmstätts drüben einzufallen, erstaunlicherweise machten sich auch die beiden Neumüllers von schräg vis-a-vis mit auf den Weg.
Sonderbare Zusammenrottung, hab ich mir noch gedacht, waren die jemals zuvor bei den Helmstätts eingeladen?
Na ja, meinetwegen, solange sie nicht ausgerechnet die Knabberstangen verdrücken, soll es mir recht sein.

Ich Dummkopf! Hoffte doch zu dem Zeitpunkt noch tatsächlich, die wären für mich!
Oh, wie sollte ich mich doch irren, in allem und jedem!
Minusch hat mir später genau erzählt, was dann bei Helmstätts drüben wirklich los war.
Zuerst sah alles ja noch wie ganz gewöhnliches Kaffeetrinken aus (mit reichlich erweitertem Buffet für die Gäste), doch dann wurde es plötzlich ganz ernst und feierlich.
Frau Helmstätt holte die drei Kätzchen aus den Ecken, in denen sie sich wegen der vielen Gäste verkrochen hatten,
und reichte sie lachend jedem, der sie streicheln wollte. Danach läutete Herr Helmstätt eine kleine Glocke und brachte die drei Halsbänder und den Teller mit den Knabberstangen aus der Küche. Nina und Tommy durften dann den Kätzchen die Halsbänder umlegen - und noch während sie die Leckerlis ausprobierten, erhielten sie ihre neuen Namen: Minou, die kleine rot-weiße Katze, konnte sich gar nicht recht dafür erwärmen und lief sofort wieder zurück zu ihrer Mutter, hinter der sie sich sogar ein wenig versteckte. Camillo, der schwarz-weiße Kater sträubte sich ein wenig gegen das Halsband, vergaß es aber dann wegen der Knabberstange. Er holte sich dafür auch noch ein Stück von Lucys Leckerlis. Dem Tigerchen waren ein paar Stücke unter den Tisch gefallen, und da sie diese nicht sofort finden konnte, wurden sie zum Raubgut für ihren feinen Herrn Bruder! Oh, dieser Vielfraß!

Den Menschen hier schien das aber alles nichts auszumachen, die Stimmung war allgemein recht heiter und gelöst, bis schließlich Herr Helmstätt verkündete: "Ihr wisst ja, dass wir gerne alle Kätzchen behalten hätten - aber vier Katzen, das ist uns wirklich zu viel. Darum möchten wir uns nochmals bei euch bedanken, dass ihr euch bereit erklärt habt, zwei Kätzchen aufzunehmen. Es wird ja kein großes Problem werden, da ihre Mutter ja noch ganz in der Nähe ist.
Aber ab nächster Woche könnt ihr sie holen. Sie bekommen vorher noch beim Tierarzt die nötigen Impfungen - und dann gehts los....."
Bis hierhin hatte Minusch alles verstanden, danach , so sagte sie, redeten aber die Menschen ziemlich laut und wild durcheinander, tranken Kaffee, Wein und noch allerhand andere Getränke, sie habe dann mit ihren Kindern das Wohnzimmer verlassen müssen. Katzenohren sind schließlich sehr empfindlich.
Nun wissen wir also, wie die Kätzchen künftig gerufen werden - und dass zwei davon bald in ein neues Zuhause übersiedeln sollen. Frag mich bloß wer, und wohin....
Aber da Nina und Tommy so begeistert losquietschten, keimt da plötzlich so ein böser, dunkler Verdacht in mir.....

Nein, ich glaubs nicht, ich wills nicht, ich wills gar nicht glauben müssen!
Das können sie mir doch nicht antun! Oder etwa doch?
Am Ende wollen sie stattdessen noch mich loswerden?

Mrruauiii! An mir nagt die Ungewissheit wie die Maus am Käse........!



Wird fortgesetzt!

a.c.larin 15.10.2009 17:17

Erinnerungen an meine dunkle Vergangenheit

Oha - hatte in den letzten paar Tagen doch reichlich Nachdenkstoff!
Zum Glück hat sich in meinem Rudel bislang nichts verändert - und die Kätzchenbande ist auch noch immer dort, wo sie sein sollte: bei Helmstätts!
Würds ja nicht ertragen , wenn sie mir da so 'ne Nervensäge vor die Nase setzten...
Mruauu! Das wäre ja glatt zum Auf - und Davonrennen!
Danke, Leute - aber ich hatte von dem : In meiner dunklen Vergangenheit!
"Dunkel" sage ich vor allem deshalb, weil ich mich nicht mehr allzu gut daran erinnern kann. Bitte glaubt es mir: Auch ich war mal ein kleines Katerkätzchen - jung, verspielt und übermütig! Das war noch vor der Zeit, als ich in die Kastanienbaumallee Nummer 8 kam.

Ich muss damals in einer der hochgestapelten Wohnhöhlen gewohnt haben - ihr wisst schon: Manche Menschen wohnen ebenerdig ( so wie mein Rudel), andere hingegen leben hoch aufgetürmt, so wie Oma. In manchem Menschenbau befindet sich eine Wohnhöhle über der anderen, und wer sie betreten will, der muss nach oben viele Schritte hinaufklettern oder er benützt ein kleines, fahrendes Zimmer.....
Oma hat so etwas bei sich daheim, aber früher mal wohnte sie wo, da musste sie auch klettern. Seit sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, hat sie aber die Wohnhöhle gewechselt. Das Nachhausekommen wäre sonst zu mühsam für sie gewesen....

Raus kommt man aus diesen Stapelhöhlen mitunter erschreckend einfach, zum Beispiel dann, wenn man aus dem Fenster fällt. Das ist nämlich mir passiert!
Ich war damals noch ein ziemlich kleiner Dummerjan! Vielleicht hätten sie mich auf dem Frischluftvorbau ("Balkon" nennt sich so etwas, glaube ich) nicht alleine lassen sollen. Da gab es zwar eine Art gespannten Zaun herum - aber nur bis in halbe Höhe - offenbar dachte damals niemand daran, dass Kätzchen auch wachsen und dann immer geschickter werden im Springen und im Sich-Hochhangeln.
Ich jedenfalls hangelte mich. Ich glaube, es war wegen eines kleinen Vögelchens, das sich sehr frech auf das Geländer gesetzt hatte und zu mir runterpiepte. Hat sich wahrscheinlich über mich lustig gemacht, das Ding. Bei meiner Katerehre - so etwas kann man doch nicht auf sich sitzen lassen!
Jedenfalls hätte ich ihm gerne mal einen Klaps mit der Pfote verpasst.
Dazu kam es aber nicht , denn zunächst einmal turnte ich eine Weile ungeschickt auf dem Geänder herum. Dann meinte ich, ich könnte dem kecken Pieper vielleicht hinterherspringen und sprang - Das war der überrraschendste Kunstflug meines Lebens!

Glück im Unglück: Ich landete auf einem Fliederbusch, der unter diesem Balkon im Hof wuchs. Die Landung war zwar etwas unsanft, aber zumindest nicht tödlich. Hatte mir bloß eins meiner Pfötchen verstaucht. Aua! Und noch dazu war das mein allerliebstes Lieblingspfötchen! Miauuu!
Na ja. Und dann irrte ich einige Tage lang umher. Niemand suchte nach mir und ich dummes Miezelchen , ich konnte einfach nicht mehr nach Hause finden.
Also lief ich und lief ich, und schrie und schrie....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 16.10.2009 09:01

Des Schlimmen Wiederkehr

Mauuu! Ich habs ja gewusst! Das ist der absolute Super-Mauz!
Wenn das Wetter nicht so wäre, wie es derzeit ist, wärs glatt ein Grund zum Davonrennen! Sie haben es getan! Sie haben es tatsächlich getan!
Wie soll ich das nur überleben?

Hab ein Gefühl im Leib, als wäre mir plötzlich das Haus zu eng geworden - und nach draußen kann ich nicht ausweichen, weil die Katzenklappe zu ist!
Herrchen hat irgendeine Sperrvorrichtung daran montiert, damit der kleine Kater in einem unbemerkten Moment nicht abhauen kann. Dabei macht dieser Fiesling überhaupt nicht den Eindruck, als wollte er das!
Der fühlte sich sofort heimisch hier bei uns! Und wie auch noch!
Gestern hab ich ihn dabei erwischt, dass er in Frauchens Bett lag und vor sich hin döste. In Frauchens Bett!
Wohlgemerkt: In MEINES Frauchens Bett! Patzte ihm gleich eins mit der Pfote, aber Nina stand gerade hinter mir und schimpfte sofort: "Böser, böser, Samuel - das darfst du unserem kleinen Schnuckiputzi doch nicht antun!"
SCHNUCKIPUTZI! Wenn ich DAS schon höre....
Bei mir hat der ausgeschnuckiputzit! Von Anfang an!

Ging danach sofort beleidigt in den Hof raus. Die sollten schon sehen, wohin ihre Lieblosigkeit führen würde! Blieb weg bis zum Abend und hoffte inständig, dass sie mich schon vermissen würden...
Aber nein, Schock: Als ich beim Küchenfenster reinguckte, sah ich nur, wie Nina und Tommy mit dem Katerchen und einem Wollknäuel rumspielten. Auch Frauchen saß bei den Dreien und schien unglaublich viel Spaß zu haben.....
Da war mir schon ein wenig mulmig zumute...
MAUUU!
Wollte mich dann bei der Katzenklappe reinschleichen, um zu retten, was noch zu retten war, aber -RUMMS! Das Ding war zu! Herrchen hatte in der Zwischenzeit besagte Sperre montiert, und ich saß nun da und verstand die Welt nicht mehr.
Ich muss ziemlich jämmerlich geklagt und gemauzt haben ( so wie damals, als ich ein kleines, verloren gegangenes Kätzchen war), denn schließlich ging doch noch die Türe auf und Frauchen ließ mich rein....

"Ach, Samuel, da bist du ja," meinte Frauchen und streichelte mich kurz (ganz hatte sie mich also doch nicht vergessen), dann wandte sie sich aber wieder dem Jungspund zu und rief fröhlich: "Guck mal, Camillo, wer da grade gekommen ist! Na, wie wärs mit einem Begrüßungsküsschen?"

Begrüßungsküsschen? Für DEN DA? Wäre sofort wieder rausgeflutscht bei der Katzenklappe - wenn ichs gekonnt hätte! So blieb mir nichts anderes übrig, als sitzen zu bleiben und mich angewidert zu ducken, als mir Frauchen den Eindringling vor die Nase hielt. PAH! Kuscheln soll ich, mit dem da?
Soviele Katzenhaare auf einmal können mir gar nicht ausfallen, dass ich das jemals wollte....

Denn langsam aber sicher dämmerte mir die unwiderrufliche Wahrheit: Ich war entthrohnt worden und würde mein künftiges Leben teilen müssen, mit diesem, diesem, diesem .....???!!! (Mir fehlen jetzt noch die Worte!)

Ich war nicht nur entthrohnt worden, ich war mittlerweile auch ausgesperrt - oder eingesperrt, je nachdem, von welcher Seite man es nun betrachten wollte. Die Katzenklappe war zwar noch da, aber sie funktionierte nicht mehr für mich. Camillo war ihnen also wichtiger als ich. HRMPF!
Ein fieser, mieser, hinterhältiger, boshafter widerlicher kleiner Erbschleicher hatte meinen Platz in ihren Herzen eingenommen! Du gräßlicher schwarzweißer-Fellklumpen, du, wenn ich so könnte, wie ich wollte.......

Ich hatte genug vom heutigen Tag und verkroch mich unter der Küchenbank, wo ich solange blieb, bis mein Rudel endlich schlief und ich mich unbemerkt ins Wohnzimmer schleichen konnte.
Wenigstens mein Plätzchen auf der Fensterbank hatten sie mir freigehalten.
Dorthin legte ich mich und hing meinen düsteren Gedanken nach.
Draußen war eine sternklare, kalte Nacht - und in mir stiegen Erinnerungen hoch, Erinnerungen an die Zeit, als ich noch dieses kleine verlassene Kätzchen war....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 17.10.2009 10:56

Mehr von meiner dunklen Vergangenheit

Tagelang lief ich damals zielllos umher. Irgendwo in den Hinterhöfen, zwischen oder neben den Mülleimern fand ich ab und zu etwas, das mich am Leben erhielt. Alles in allem war es aber kaum genug, um zu existieren.
Das Wetter schlug nach drei Tagen um und wurde ziemlich rau - will sagen : Es wurde nass, kalt und windig. Als Wohnungskatze war ich kaum an das Leben im Freien gewöhnt, mein Fell war einfach noch zu dünn. Ich begann zu zittern und zu niesen und war kurze Zeit später auch noch voll Ungeziefer, das ich mir bei den Mülltonnen geholt hatte! Außerdem hinkte ich ein wenig, weil die eine Pfote noch von dem Absturz verstaucht war. Miauuuu!

Wie ich mich damals fühlte, will ich gar nicht mehr wissen....
Wie eine Straßenkatze eben, und jung und unerfahren noch dazu.
Wahrscheinlich hätte ich diesen Zustand nicht lange überlebt, wenn ich nicht - Glück im Unglück- eingefangen worden wäre. Nicht von meinen damaligen Besitzern, leider. Doch zumindest kam ich weg von der Straße.

Zusammen mit vielen anderen Tieren landete ich damals im Gefängnis. "Tierheim" sagen die Menschen dazu. Zunächst einmal hatte jeder Häftling eine Zelle für sich, doch wenn man sich entsprechend einlebte und friedlich zeigte, durfte man einmal täglich auch in den Gemeinschaftsauslauf. War trotzdem immer ein Riesengedränge da. Kein angenehmer Ort für ein einsames, verschüchtertes Katerkätzchen....
Am meisten Angst hatte ich vor dem Tierarzt, einem alten Mann mit dünnem, grauen Kopffell und einem dicken, runden Gestell vor den Augen.....Er piekste mich einige Male mit etwas Langem, Spitzen in den Rücken (keine Ahnung, warum er das machte), stopfte mir kleine, weiße Dinger ins Maul und umwickelte meine verstauchte Pfote mit einem dehnbaren, langen Band.
Das war zwar irgendwie angenehm, trotzdem mochte ich dieses Ding überhaupt nicht und versuchte verzweifelt, es von meiner Pfote wieder abzukriegen. Einige Male gelang es mir - schließlich gaben es die Menschen auf, mich verpacken zu wollen.

Das Gute am Gefängnis war, dass ich jetzt wenigstens täglich etwas zu fressen hatte. Allmählich wurde mein mageres Bäuchlein wieder dicker und ich wuchs zu einem stattlichen Kater heran. Trotzdem mochte ich nicht gerne hierbleiben.
Besonders an Tierarzttagen litt ich enorm, weil ich doch nie wusste, was der Kerl als Nächstes mit mir vorhatte!
Der einzige Lichtblick in dieser Zeit war der Ausblick, der sich manchmal im Vorraum des Arztzimmers bot. Dort gab es eine Türe, die in einen Garten hinausführte! Die Gerüche, die von da kamen, waren immer besonders verlockend. Es musste eine Welt da draußen geben, eine Welt, die gemacht war für Katzen wie mich! Irgendwo da draußen musste noch ein besseres Leben auf mich warten, besser als dieses hier...
Meine Sehnsucht danach wuchs mit jedem Tag, und mit ihr wuchsen auch meine Muskeln und meine Neugier.....

Deshalb hielt ich die Augen und Ohren offen, belauschte die Menschen, die uns pflegten, bei ihren Gesprächen und versuchte, so viel als möglich über sie und ihre Denkweise zu erfahren. Man kann eine Menge lernen, wenn man klug ist.
Manchmal hilft Aufmerksamkeit, das Schlimmste zu vermeiden. Und so hörte ich auch eines Tages, wie der Tierarzt zu Frau Kuhn, meiner Pflegerin, sagte: "Der kleine Getigerte ist jetzt alt genug, morgen komme ich und werde ihn kastrieren...und dann können sie für ihn ein neues Plätzchen suchen...."

Himmel hilf! Kastrieren! Was war das bloß wieder? Ich hatte gleich kein gutes Gefühl bei der Sache. Und so beschloss ich, mir mein "neues Plätzchen" lieber selber zu suchen....
Ich hatte wohl unbewusst schon lange auf eine günstige Gelegenheit gewartet - und sie bot sich mir tatsächlich, und noch viel schneller, als ich es zu hoffen gewagt hätte......!


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 18.10.2009 10:36

Eifersucht ist eine Leidenschaft..............

Wahnsinn, ist das vielleicht ein Wetter da draußen!
Es stürmt und bläst, als wollte es im nächsten Moment das Haus abtragen. Da - schon wieder ein Ast! Das war jetzt, glaube ich, bereits der Dritte!
Frauchens Blumen im Vorgarten haben gerade noch mal Glück gehabt.
Herrchen sieht auch schon nervös zu seinem Lauftier hinaus. Aber das Dach des Lauftierstalles hält noch. Das Lauftier selbst zeigt sich von allem völlig unbeeindruckt. Möchte bloß wissen, was diese Tiere für ein Nervenkostüm haben? Meine Nerven liegen jedenfalls blank. Kann Gewitter gar nicht ausstehen, schon gar nicht so windige! Grusel! Werd jetzt mal für eine Weile unter der Küchenbank verschwinden...

FFFFF! Camillo, was willst DU hier? Das ist mein Schlechtwetterversteck, hörst du? MEINES! Mach Platz, du Winzling , hier ist nur Platz für einen - und der bin ich. Der kann nur ich sein - anderswo ists mir zu unheimlich.....!
Na also, such dir ein neues Plätzchen, bist ja sowieso der geborene Einschleimer und Herzensbrecher....

Die letzte Woche hat meinem Hauskaterstolz doch so einige Nadelstiche versetzt. Das müsst ihr euch mal vorstellen: Den ganzen Tag schreien sie nur durchs Haus : Camillo her - Camillo hin - Camillo dies - Camillo das....
Was die für ein Getue machen, nur wegen so einem Bisschen kleiner Katze...
Dass die Kinder damit beschäftigt sind, würde ich ja gerade noch verstehen - das verschafft mir wenigstens mehr Freiraum von ihren Zudringlichkeiten, aber dass Herrchen und Frauchen sich auch auf Camillos Seite geschlagen haben, das bricht mir das Herz!

Mruuau! Gestern erst hab ich Frauchen dabei erwischt, wie sie mir untreu wurde! Ich lag gerade auf der Fensterbank und grübelte über mein gegenwärtiges und vergangenes Leben nach, als ich hörte, wie sie das Fauchewasser einschaltete. Ah-- dachte ich mir - gleich gibts Kaffee! Mit neuerwachten Lebensgeistern trabte ich in die Küche, in Erwartung von reichlich Streicheleinheiten, serviert mit Knabberstange.
Aber - oh Schreck! Da saß doch dieser kriecherische Winzling direkt auf ihrer Schoß, verdrehte zärtlich die Augen, tapste mit bettelnder Geste ihren Oberkörper hoch und angelte nach ... nach.... Erraten! Meine Knabberstangen!
Sie fütterte IHN mit MEINEN Knabberstangen!

Gleich zwei bekam er! (Weil er angeblich "noch wachsen" muss. PAH!).
Ich wurde starr wie ein Felsbrocken und merkte, dass sich alle meine Nackenhaare sträubten. Meiner Kehle entrang sich ein lautloses Fauchen, meine Augen verengten sich zu bösen, kleinen Schlitzen... Wehe, wehe Junge, wenn ich dich einmal alleine erwische..... Diese Ohrfeige ist dir gewiss, das sag ich dir....!

Im Haus wird leider nichts draus werden: Sie passen alle sehr gut auf das kleine Biest auf! Weiß auch nicht, warum sie mir auf einmal misstrauen. Bin doch bekannt für meine sprichwörtliche Gutmütigkeit! Und wenn dieser kleine Kater nicht weiß, welche Futterschüssel die seine ist und statt dessen meine leer frisst, also bitte, wer würde da nicht einen gewissen Ärger in sich aufkeimen spüren......
Niemand hat mich lieb! Miauuu! Kein Mensch versteht mich. Frauchen hat mich vergessen....Mrrrr! Die Katzenklappe ist immer noch zu! Uuuuuu!

Minusch kann mich auch nicht trösten. Sie und ihre Tochter Minou sind ein gutes Team. Sowas kann doch in einem Haus leben. Aber zwei Kater? Nie und nimmer! Lucy lebt jetzt drüben, da, wo früher Minka war. Simba besucht sie manchmal, aber nur um mit ihr zu spielen. Ich hab dazu keine Lust. Bin völlig enerviert, seit dieser kleine Kater im Haus ist. Gestern hat er sogar das Katzenkistchen benützt und wurde dafür gelobt! Als ob das eine besondere Leistung wäre!
Ich tue da schon lange - und niemand interessiert sich dafür!
Im Gegenteil. Unlängst beschwerte sich Frauchen lautstark bei mir und meinte : "Uuua - Samuel, warum kannst du nicht hinausgehen?"
Und wie soll ich das, bitte, machen? Die Katzenklappe ist doch zu - und ihr habt nur noch Augen für den Kleinen! Dann merkt ihr natürlich nie, wenn ich mirs schon verkneifen muss.......

Mrrruauu! Die Welt ist sooo ungerecht!
Ich sollte schleunigst davon laufen.
Aber bei diesem Wetter, verdammt , bei diesem Wetter...?
Nein, da kommen doch wieder einige ganz böse Erinnerungen hoch....
Nimmt den dieser Alptraum gar kein Ende...?

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 21.10.2009 21:10

Dem Mutigen hilft das Glück

Damals hatte ich auch eine ziemlich unruhige Nacht hinter mich zu bringen.
Ich verstand zwar nicht, was die Ankündigung des Tierarztes bedeutete, aber ich mochte sie von Anfang an nicht! Wie sollte ich mich ihm entziehen?
Meine einzige Hoffnung war jene geheimnisvolle Türe mit dem betörenden Ausblick ins Freie. Zwar wusste ich nicht, wie ich sie für mich nutzen konnte, aber ich hatte beschlossen, meine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen...

In der darauffolgenden Nacht verblieb ich geraume Zeit schlaflos in meiner Box, döste aber dann doch ein, bis mich schließlich die sich nähernden Schritte meiner Pflegerin weckten. Ich war sofort in Alarmbereitschaft, sämtliche Nackenhaare sträubten sich mir und ich fauchte leise. "Na, Tiger - haben wir heute schlechte Laune?" fragte mich Frau Kuhn gemütlich. Dann packte sie mich mit geübtem Griff im Nacken und hob mich in ein vergittertes Transportgefängnis. Da saß ich nun, zittrig und mit Schwitzpfoten, und wusste nicht, was als Nächstes mit mir geschehen würde!.
Schließlich stellte sie mich in dem Vorraum ab, den ich schon von mehreren Besuchen gut kannte. Da waren sie also, jene zwei Türen: Die eine führte ins Verderben - und die andere? Vielleicht in die Freiheit. Wenn sie doch bloß offen gewesen wäre oder irgendwie aufginge! Ich überlegte kurz, ob es helfen würde, an ihr hochzuspringen. Dazu hätte ich aber einen gehörigen Anlauf nehmen müssen, und mir blieb sicher auch nur ein einziger Versuch.... Oh ich Ärmster, wie sollte ich mich nur retten ....?

"Der Kater ist jetzt da, Herr Hegenstein!" rief meine Pflegerin ins Arztzimmer hinüber. Inzwischen war diese Türe aufgegangen. Es roch schon so komisch heraus, dass sich mir gleich der Magen umdrehte! Was hatten die bloß mit mir vor ? Frau Kuhn zerrte mich aus meinem Gefängnis heraus, das mir mittlerweile sehr sympathisch geworden war. Am liebsten hätte ich mich mit den Pfoten darin festgeklebt, nur leider, leider: Da war absolut nix zu machen!

Obwohl ich mich in ihren Armen drehte und wand wie ein Regenwurm, gelang es mir nicht, mich zu befreien. Um ein Haar hätte ich deshalb schon aufgeben wollen, als sich plötzlich unvermutet die zweite Türe öffnete und eine große, grauschwarze Hundeschnauze, gefolgt von dem gräßlichsten Köter aller Zeiten, hereinzwängte. Ich erschrak nur kurz, denn zugleich erkannte ich sofort meine Chance: Während noch meine Pflegerin damit beschäftigt war, den an ihr hochspringenden Hund abzuwehren, war ich ihren Armen entschlüpft und rücklings abgetaucht. Der Hundriese, an dessen Leine ein weiterer Pfleger hing, wollte die Verfolgung unbedingt zwischen Frau Kuhns Beinen beginnen(Wodurch er sie beinahe umgerissen hätte!), was wiederum einen Vorteil für mich bedeutete.
Ich nützte die Gelegenheit und suchte Zuflucht unter jener Bank, auf der die Pfleger oft saßen und warteten, wenn sie ein Tier zum Tierarzt brachten. Das Schnauzenmonster wolte mich auch dort aufstöbern, brauchte aber nun beide Pfleger, um festgehalten zu werden. Vom Arztzimmer hörte ich bereits die Schritte des Tierarztes näherkommen! Da riskierte ich den alles entscheidenden Entschluss: Rasch unter der Bank hindurchgeflutscht , mit einem Satz zur immer noch offenen Türe gesprungen und mit einem weiteren bei derselben hinaus....

"Der Kater!" hörte ich noch den Tierarzt rufen, und auch die Pfleger schienen sich irgendetwas zuzuschreien, was aber in einem fürchterlichen Gebelle unterging. Ich mochte ja die Sabbermäuler noch nie, aber in diesem einen Moment, glaubt mir Freunde, in diesem einen Moment, da liebte ich sie!
Ich rannte und rannte, was das Zeug hielt: Wiese, Weg , Zaun, Straße, noch ein Zaun, wieder eine Wiese, ein Feld, eine Straße, ein Holzstoß, noch eine Wiese.....
Schließlich blieb ich mit bebenden Flanken und einem Herzen, das vor Anstrengung schier zu zerspringen drohte, irgendwo liegen. Ich keuchte und röchelte, und in meinem Kopf wirbelten die unterschiedlichsten Eindrücke wie wild durcheinander. Erst nach und nach konnte ich begreifen, was geschehen war: Ich war frei, frei wie ein Vögelein!
Und während ich allmählich wieder zu Atem und zur Ruhe kam, durchflutete mich das heiße Triumphgefühl maßloser
Freude und Begeisterung: Ich war frei! Frei!

Und genau in diesem seltsamen Moment, erschöpft, verwirrt und mit einem bei der Flucht eingerissenen linken Ohr, gab ich mir das wichtigste Versprechen meines Lebens: Frei zu sein - und es auch für den Rest meines Lebens zu bleiben.......


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 23.10.2009 20:09

... eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht,....

Ich hege wieder zarte Hoffnungen!
Frauchen hat heute Camillo in den Transportbehälter gesteckt, in dem sie mich immer zur Tierärztin bringt! Vielleicht wird die ihn auch von hinten pieksen (bösgrins) oder möglicherweise sogar kastrieren ( diebischfreu) - was immer das sein mag. Vielleicht muss Camillo auch für immer dortbleiben - hätte jedenfalls nichts dagegen einzuwenden. So eine Menschenwohnhöhle ist ohne Zweitkater-Rivalen eindeutig angenehmer zu bewohnen!
Räkelte mich vorhin geradezu genüsslich auf dem neuen Wohnzimmerteppich . Das anschließende Krallenschärfen machte mir seit langer Zeit auch wieder mal so richtig Spass! Noch dazu wurde ich auch von niemandem gerügt -
weil Frauchen ja mit ihrem Lauftier und Camillo weggelaufen ist!

Ach Frauchen, liebes Frauchen! Bring ruhig das kleine Miststück weg und dann liebe nur noch mich - mich ganz allein! Ich werde dir zu Füßen liegen, dein Herz umschmeicheln, die Wunden deiner Seele trösten, dir immer dein treuergebenster Samuelschatz sein.... Schmacht - mijau!
Verschmähte Liebe kann schon weh tun....

Vielleicht kommt sie ja wieder zur Besinnung, das wäre wirklich hoch an der Zeit.
Herrchen jedenfalls hat vorhin die Katzenklappe wieder so eingestellt, dass ich ungestört rein und rauskann. Was für ein Segen! Ich liebe ihn! Herrchen ist der Beste! Gab mir nachher sogar eine Extra - Knabberstange. Einfach so.
"Na, Alterchen, wie gehts denn so?" brummelte er freundlich und tätschelte mich dabei. "Weibers sind schon wankelmütig in ihren Leidenschaften, nicht wahr? Ohren steif halten, Junge, da müssen wir Männer halt einfach durch...!"
Ach - ein wahres Wort von Kater zu Kater tut doch immer gut!
Ich rieb mein Köpfchen an seinem linken Hosenbein und umwickelte schwanzmäßig sein rechtes - soll keiner sagen ich ließe es bei artgerechter Behandlung an Freundlichkeiten fehlen!

Sah ihm dabei tief in die Augen und mauzte: "Kannst du nicht mal ein Machtwort reden mit ihr? Du bist doch der Rudelführer hier. Da musst du schon mal zeigen wos langgeht, sonst schleppt sie über kurz oder lang noch alles Mögliche ein, nur weil es vier Beine hat und niemandem gehört....."
Er schien mir aber nicht recht zuzuhören, denn gerade hatte er an der Bauchseite seines heißgeliebten Lauftieres rotbraune Flecken entdeckt.
Schlimme Hautkrankheit! Erst bilden sich dicke Blasen, dann blättert die obsterste, farbige Schicht ab, danach zeigen sich rostrote Flecken und zuletzt richtige Löcher.....
Grusel ! Hoffentlich krieg ich sowas nie! Herrchen lief gleich in den Keller und holte ein kleine, bunte Dose...
Hoffte schon auf einen zusätzlichen Snack , doch mittlerweile war Herrchen schon zu beschäftigt mit der Malaise seines Lauftieres, also beschloss ich, unserer Nachbarin, Fräulein Moosbrugger, wieder mal eine Besuch abzustatten. In letzter Zeit ist sie sehr empfänglich für Trost. Hat auch ihren Kummer, die Gute. Sie hat mirs leise schluchzend ins Ohr geflüstert. Ihr Freund, so vermutet sie, hätte auch noch eine andere. Ach , die Ärmste!
Ich kann sie ja so gut verstehen! Schätzchen, ich weiß doch, was du mitmachst: Dein Freund liebt eine andere - und mein Frauchen hat Camillo ins Haus genommen!
Wir trösten uns dann gegenseitig : Ich schnurre ausdauernd - und sie füttert mich mit allerhand Leckerlis. Wie kann ein Menschenkater dieser Frau nur abtrünnig werden? Also ich würde mich doch nie irgendjemand anderem zuwenden, dazu bin ich viel zu treu und anhänglich....

Frauchen mag es allerdings nicht so sehr, dass ich Fräulein Moosbrugger besuche - versteh gar nicht, warum. Ich glaube, sie hat ihr immer noch nicht verziehen , dass Herrchen sich ihretwegen so sehr für die Gartenarbeit interessiert hat. Menschen haben schon ein reichlich verzwicktes Gefühlsleben, kanns euch sagen! Zum Glück sind wir Katzen da ganz anders....


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 24.10.2009 09:16

Wohl dem , der ein Zuhause hat....

Damals war für mich die Sache klar: Nie wieder wollte ich in die Hände der Menschen geraten! Ich hielt mich geraume Zeit nur am Rande ihrer Siedlungen auf und bewohnte vor allem die angrenzenden Felder und Hecken. Da Hochsommer war, gab es wettermäßig auch kaum etwas dagegen einzuwenden. Die gegegentlichen Regenschauer waren eine willkommene Abkühlung von der täglichen Hitze, bei starkem Gewitter verkroch ich mich irgendwo unter einem Holzstoß oder hinter einem Schuppen - alles in Allem also kein schlechtes Leben für einen jungen Kater im Vollbesitz seiner Jungkaterkräfte! Futter fand ich genug, denn ich war ein geschickter Jäger und in den Feldern tummelten sich die Mäuse. Hin und wieder erwischte ich auch einen Vogel, aber zumeist waren es nur ganz junge, die das Fliegen noch nicht so richtig erlernt hatten. Mussten sie dann auch nicht mehr. Die Mühe nahm ich ihnen ab.....

Ich hatte damals auch eine Freundin, Halbangora mit schönem, seidigen Fell.
Sie hieß Amelie und wohnte in einem der Siedlungshäuser ganz in der Nähe.
Amelie liebte die Mäusejagd genau so wie ich. Es war ihren Besitzern zwar nicht ganz recht, dass sie sich mit mir in den Feldern herumtrieb, doch irgendwie schaffte sie es immer, sich für einen kleinen Ausflug freizumachen.
Wir wurden bald auch ein Liebespaar!

Ach, diese süße, seidige Amelie!
Nie werde ich ihr honigfarbenes, weiches Fell vergessen......
Doch als der Sommer vorüber ging und die ersten Herbststürme übers Land wehten, blieb Amelie immer öfter aus und ich wartete vergeblich an unserem gewohnten Treffpunkt auf sie.
Es war wohl so, dass die Menschen sie in ihrer Wohnhöhle eingeschlossen hatten, um sie von mir fernzuhalten. Mrruau! Ich wusste doch, warum ich diesen Typen nicht traute. Dennoch trieb ich mich mittlerweile häufiger auch in ihren Siedlungen umher, denn die Mäuse auf den Feldern waren spärlicher geworden, die Vögel vorsichtiger und mein Appetit immer beträchtlicher. Irgendwie ahnte ich wohl schon das Hernannahen des kommenden Winters.
Die Nächte waren bedeutend frischer und die Gewitter auch heftiger geworden. An manchen Tagen blies ein stürmischer Wind durch mein Fell und ließ mich wirklich frieren. Deshalb war es hoch an der Zeit, einen warmen Unterstand zu finden - aber wo, bitte, sollte der sein...?

Eines Tages kam ich an einem sehr kleinen, schon ein wenig baufällig wirkenden Häuschen vorbei. Straßenseitig hingen ein paar Blumenkästen vor den Fenstern und eine grüne Holzbank stand da, auf der oft eine Zeitung lag.
An der Hinterfront hatte das Häuschen einen schmalen, langgezogenen Garten, in dem allerhand Grünzeug in sehr ordentlichen Reihen angepflanzt war. Tagsüber hoppelten zwei Häschen durch all die Beete - sie hätten leicht auch in die angrenzenden Felder entwischen können, doch das taten sie nie.
Das interessierte mich. Tiere, die freiwillig bei Menschen blieben, obwohl sie hätten fliehen können? Vielleicht war ja hier doch ein einigermaßen angenehmer Ort, um zu überleben, zumindest für einen Winter....
Ich begann also, das kleine Häuschen zu beobachten.

Wie sich sehr bald herausstellte, wohnte darin nur eine alte Frau. Sie konnte wohl nur noch schlecht sehen, schien aber feine Ohren zu haben, denn sie drehte immer den Kopf nach allen Seiten, wenn ich leise an ihr vorüber durch den Hof huschte. Folgen konnte sie mir nicht, denn sie kam selber nur mühsam voran und hatte einen Stock, auf den sie sich dabei stützen musste.
Doch sobald sie aus dem Haus in den Hof trat, witterten die Häschen und hoppelten freudig auf sie zu. Irgendetwas bekamen sie dann wohl immer zu fressen. Danach trug sie die alte Frau zu kleinen Holzbehältern, in denen sie sie über Nacht einschloss. Am Morgen ließ sie ihre Tiere wieder frei.
Ich verfolgte das Geschehen mehrerer Tage lang, bis ich mir sicher war, dass von dieser Frau wirklich keine Gefahr für mich ausging. Schließlich wagte ich mich hinter einer Mülltonne hervor, als sie gerade auf der Bank vor ihrem Haus saß. Ich mauzte ein wenig und wartete, was nun passieren würde.
Doch sie schien mich gar nicht bemerkt zu haben, saß nur weiter ganz stumm auf der Bank und murmelte etwas vor sich hin. Dann stand sie langsam auf und ging ins Haus hinein. Die Tür ließ sie aber offen.
Nanu? Neugierig geworden kam ich ein paar Schritte näher und guckte in den Flur hinein. Wo war sie nur geblieben? Es dauerte jedoch nicht allzu lange, da hörte ich schon ihre schlurfenden Schritte wiederkommen. Sofort zog ich mich hinter die Mülltonne zurück.
"Mauzi,Mauzi, Mauzi!" hörte ich sie rufen. Sie trug ein kleines Schälchen mit einer weißen Flüssigkeit in der Hand, das sie unter der kleinen Bank abstellte.
"Mauzi, mauzi, mauzi!" rief sie noch ein zweites Mal. Dann machte sie wieder kehrt und ging zurück ins Haus. Diesmal schloss sie die Tür.
Ich wartete erneut, doch sie kam nicht wieder.
Hatte sie mit "Mauzi, Mauzi! " etwa mich gemeint?
Vorsichtig schlich ich mich näher. Die weiße Flüssigkeit hatte eine angenehmen Geruch. Ich erinnerte mich, dass ich früher mal etwas Ähnliches getrunken hatte.
Auf diese Weise kam ich zu meinem ersten Schälchen Milch nach langer Zeit.
Und es sollten noch viel weitere folgen....


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 25.10.2009 07:48

..,die mit Eifer sucht. ....

Leute, das müsst ihr gesehen haben: Ein Lauftier, das sich verlaufen hat!
Zwar nicht sehr weit, aber immerhin doch.
Kam gestern früh von meinem Hofrundgang zurück und wollte noch kurz zu Fräulein Moosbrugger rüberflitzen ( Ihr wisst schon: wegen Trost spenden), da bemerkte ich, dass das Lauftier von Karl dort vor dem Gartentor stand.
Sehr seltsam, das. Da fiel mir ein, dass es den Abend zuvor auch nicht vor dem Mittermaier - Haus gestanden hatte, wo es eigentlich hingehört. Dachte mir also, der junge Mann wäre einfach noch unterwegs.
Und nun hatte sein Lauftier plötzlich nicht ganz heimgefunden!
Versuchte gleich, der Sache auf den Grund zu gehen und machte dabei noch eine ganz andere Entdeckung: Auch Karl schien nicht mehr genau zu wissen, wo er wohnt! Der kam nämlich freudestrahlend aus dem Moosbrugger-Häuschen heraus und steckte sich gleich eine Feuerstange in den Mund!

Das macht er immer so, wenn er mit sich und der Welt zufrieden ist.
Was am Nicht-Heimfinden allerdings so toll sein soll, konnte ich mir nicht erklären. Fräulein Moosbrugger stand hinter ihm in der offenen Türe und winkte ihm freudestrahlend nach. Offenbar war sie froh, ihn über seinen Irrtum aufgeklärt zu haben. Dann sah sie mich und zwitscherte vergnügt: "Hi Samy, wie wärs mit einem kleinen Imbiss?" Für einen schmackhaften Happen zwischendurch bin ich eigentlich immer zu haben, nur, dass sie jetzt so überaus fröhlich war, irritierte mich ein bisschen. Woher kam der jähe Stimmungswechsel bei ihr?
Ich dachte mir daher: Wahrscheinlich ist das Fräulein sehr teilnahmsvoll und freut sich darüber, das sie ihrem Nachbarn ein wenig behilflich sein konnte....

Ihr könnt euch aber meine Verblüffung nicht vorstellen, als ich heute Morgen feststellen musste, das Karls Lauftier wieder falsch übernachtet hatte....
Muss ich mir nun Sorgen machen um das liebe Fräulein?
Frauchen hat auch schon bemerkt, was da los ist, nimmts aber sehr gelassen.
Im Gegenteil: Ihr scheint die rätselhafte Lauftierkrankheit durchaus recht zu sein. "Na endlich wird dieser Garten auch einmal richtig beackert!" meinte sie heute beim Frühstück zu Herrchen. Der schien mir aber eher enttäuscht zu sein, denn er zuckte nur mit den Schultern und vertiefte sich in das Betrachten seiner Zeitung. Vielleicht meinte er damit, dass der kleine Moosbrugger-Garten ja gar nicht so viel Pflege braucht...
Ich war ein wenig verwirrt, denn ich kann mir nicht vorstellen, was Karls Lauftier mit dem Garten von Fräulein Moosbrugger zu tun haben könnte! Um damit zu ackern, so wie die seltsamen Tuckertiere, die manchmal über die Felder fahren, müsste er daran noch einige deutliche Veränderungen vornehmen. Und ob das das Fräulein Mossbrugger das überhaupt will?

Nach einer Weile ließ Herrchen die Zeitung niedersinken und meinte knapp:
"Wenn das nicht wieder sein nächster Verkehrsunfall wird...." Dann verließ er die Küche und ich konzentrierte mich auf Wichtigeres, denn soeben kam Camillo bei der Katzenklappe herein und wollte sofort etwas zu fressen haben.
Weil sein eigener Napf schon leer war, machte er sich über die Reste auf meinem Teller her, was mir sofort ein heftiges Fauchen entlockte.

Frauchen schimpfte ein wenig mit Camillo und setzte ihn zum Glück vor seinen eigenen Teller, den sie gleich mit Futter befüllte. Mir war der Appetit vergangen, also nützte ich die Gelegenheit, um durch die Katzenklappe abzuhauen, nicht ohne Camillo vorher noch mal gründlich angeschnauzt zu haben. Der sollte ruhig wissen, wer hier der Herr im Hause ist...
Nützte mir aber nicht viel - Frauchen schickte mir ein entrüstetes "Samuel!" hinterher. Seufz. Damit wird sie wohl meine Erziehungsmaßnhamen auch weiterhin unterminieren...

Seit Camillo vom Tierarzt zurück ist, darf er auch wieder in den Hof hinaus, angeblich, weil es nun egal ist, ob er sich verläuft oder nicht. Irgendetwas Geheimnisvolles hat die Tierärztin angeblich mit ihm gemacht.
Mir wäre es allerdings auch vorher schon egal gewesen, wohin dieser kleine Besen sich verkrümelt - soferne es nur bald ist und weit genug weg!

Lag anschließend auf unserem Lauftierschutzdach und grübelte darüber nach, wohin Camillo wohl am besten verschwinden könnte. Dachte mir: Wenn Lauftiere sich verlaufen können, dann könnten es doch kleine Kater erst recht tun! Möglicherweise müsste man dazu auch nur ein ganz klein wenig nachhelfen. Und nach einigem Sinnieren kam mir plötzlich eine zwar finstere, aber durchaus überlegenswerte Idee.....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 27.10.2009 21:05

Trautes Heim

Damals gingen meine Ideen allerdings in eine ganz andere Richtung.
Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an etwas Gutes gewöhnen kann!
Ich, der ich einen Sommer lang umherstreunte und keinen Gedanken daran verschwendete, mich an irgendjemanden anzuschließen, ich wurde allmählich seßhaft!

Natürlich half der voranschreitende Herbst und die immer kühler werdenden Nächte gehörig mit, doch wäre die alte Frau nicht so überaus vorsichtig und geduldig mit mir gewesen - wer weiß, ob ichs nicht doch vorgezogen hätte , im Freien zu überwintern?

Das tägliche Schüsselchen Milch holte ich mir jedenfalls bald. Sie stellte es immer frühmorgens unter die Bank vor dem Haus, sodass mein Magen rasch eine gewisse Pünktlichkeit erlernte. An milden Herbsttagen saß die Alte auch mittags vor dem Haus und aß Brot mit Wurst oder Käse. Wenn sie mich in der Nähe vermutete, warf sie wie selbstverständlich immer ein paar Stücke in Richtung der Mülltonne, denn dahinter hockte ich zumeist und beobachtete sie. Nach und nach musste sie die Leckerbissen gar nicht mehr so besonders weit werfen, denn ich rückte immer näher und näher....

Eines Tages im Spätherbst, es war schon geraume Zeit ziemlich frostig gewesen, fielen die ersten Flocken vom Himmel. Ich mochte das weiße Zeug überhaupt nicht! Abgesehen davon, dass es sich so kalt anfühlte unter den Pfoten, hatte es auch noch die unangenehme Eigenschaft, mir das Fell nass zu machen, sobald ich mich an irgendeinen geschützteren Ort zurückzog, um mich zu wärmen. Ich dachte mit wehmütigen Erinnerungen an die trockenen Nächte im Tierheim, gruselte mich aber zugleich bei bem Gedanken an den Tierarzt. Das konnte ja heiter werden, wenn das so weiterging.....
Die alte Frau war schon den ganzen Vormittag im Garten zugange gewesen und zerkleinerte Holzstücke, die sie anschließend in verschiedenen Kistchen aufstapelte. Dabei seufzte sie und stöhnte auch manchmal - die Arbeit schien ihr nicht leicht zu fallen. Doch warum blieb sie nicht in ihrem Haus?
Da drin war es doch sicher viel wärmer und auch gemütlicher als hier draußen im eisigen Schneewind.
Ich guckte ihr interessiert bei ihrer Tätigkeit zu. Das schien sie irgendwie zu freuen, denn sie begann bald, irgendwelche halblauten Worte vor sich hin zu murmeln. Redete sie nun mit mir oder mit sich selbst? Weil ich nicht unhöflich sein wollte, warf ich hin und wieder ein vorsichtiges "Miau!" ein, worüber sie immer zu lächeln begann.
Schließlich war sie fertig und war im Begriff zurück ins Haus zu gehen, als sie plötzlich innehielt, so , als wäre ihr etwas eingefallen. Jedenfalls drehte sie sich noch einmal um , mit ihren Augen den Garten absuchend .( Es hatte schon zu dämmern begonnen, daher konnte sie mich wohl gar nicht mehr so genau erkennen). Klar und deutlich rief sie: "Mauzi, Mauzi , Mauzi - komm!"

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Sobald sie die rückwärtige Türe zum Haus geöffnet hatte, sauste ich blitzgeschwind an ihr vorbei und in den Vorraum hinein! Ich hatte kaum Zeit zu überlegen und war anschließend selbst über mich verwundert, denn die Türe zur Freiheit schloss sich hinter mir, und ich hatte trotzdem überhaupt keine Angst!

Meine Wohltäterin machte sich daran, ein Feuer auszurichten.
Mitten in ihrem Hauptwohnraum hatte sie ein kleines, schwarzes Ding stehen. In dessen Maul stopfte sie nun Papier - und Holzstücke und legte auch ein paar dunkle Steine darauf. Dann machte sie Feuer mit einem kleinen Stäbchen. Ich war sehr erstaunt, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen.
Wenig später wurde es im Raum angenehm warm.
Die Alte ging in die Küche. Von dort brachte sie eine Schale Tee für sich und ein Schüsselchen Futter für mich.
Sie setzte sich auf die Bank , nahe zum Feuermaulkasten und sobald ich mit dem Fressen fertig war, sprang ich auf ihre Schoß und verbrachte so den Abend mit ihr.
Es wurde der Beginn einer tiefen und innigen Freundschaft....

Wird fortgesetzt!

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a.c.larin 30.10.2009 18:07

....sucht, was Leiden schafft

Kleine Kätzchen sind ja sowas von neugierig! Da kann auch mal was passieren - habs ja immer schon gesagt. Das habt ihr jetzt davon! Armes Ninalein, nun musst du so viel weinen. Na komm Schätzchen, Samuel wird dich trösten. Ja, ja, streichel mich, mich allein - und nicht den kleinen Rabauken....

Bin heute sehr zufrieden mit mir und der Welt! Camillo hat was angestellt - Frauchen musste sehr mit ihm schimpfen und Nina will ihn jetzt eine Weile in ihrem Zimmer nicht mehr sehen. Weil er ihre Puppe kaputt gemacht hat. Schwerer Schädelbasisbruch, bedingt durch rückwärtigen Aufprall. Puppen sehen aus wie kleine Menschen, nur dass sie eben nicht lebendig sind. Aber sehr ähnlich angezogen.
Ninas Lieblingspuppe sitzt immer auf dem Mansardenfensterbrett und guckt in den Garten hinunter. Besser gesagt : Sie saß! Denn heute Vormittag ist sie abgestürzt. Das ist aber in Camillos Sündenregister zu schreiben! Was musste er sich denn unbedingt am Vorhang hochhangeln und anschließend oben auf dem Fensterbrett spazieren gehen?
So etwas macht man doch nicht! ( Vor allen Dingen dann nicht, wenn man es nicht richtig kann! ). Soll mir aber recht sein , wenigstens wissen sie jetzt, was sie sich da für eine Plage ins Haus genommen haben!
Nina hat Rotz und Wasser geheult, als sie das Püppchen auf dem Boden liegend wiederfand. Ein dicker, breiter Sprung ging quer durch das Puppengesicht, sah echt nicht schön aus - und Camillo war mittlerweile hinterm Bett verschwunden.
Frauchen guckte auch ganz betrübt. "Herrje, ausgerechnet die Puppe mit dem Porzellankopf!" hörte ich sie sagen. Zur Strafe fischte sie das ungezogenen Katzenkind unterm Bett hervor und setzte es vor die Türe.
Der guckte vielleicht verdutzt drein!
Hat wohl geglaubt, ausgerechnet für ihn gäbe es nur Freibriefe für Unartigkeiten....

Ich witterte gleich eine günstige Gelegenheit und heftete mich an seine Fersen. Mein untrüglicher Instinkt sagte mir, dass jetzt der langersehnte Moment gekommen war, meinen Plan ( Aktion "Rettet Samuels Seelenfrieden" ) zu verwirklichen....

Trabte erst mal eine Weile unauffällig hinter ihm her, um zu sehen was er vorhatte. Sondierte dabei sorgfältig das Terrain, jetzt Minusch zu treffen, wäre doch etwas unangenehm gewesen. Schließlich überholte ich ihn und tat dabei so, als hätte ich gerade eine interessante Spur gefunden. Wie zu erwarten war, wurde er sofort auf mich aufmerksam. Er lief wieder voraus und lauerte mir hinter der nächsten Hecke auf , um plötzlich heraus zu springen.....
So ging das Spielchen eine Zeit lang hin und her. Dabei lockte ich ihn langsam, aber unmerklich zuerst hinter Dobrowolnys Holzstoß und von dort weiter entlang der Gartenzäune, bis hin zu meinem angepeilten Ziel.
Nun musste ich nur noch ein wenig Glück haben....


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 31.10.2009 17:14

Wie ein Herz und eine Seele...

Damals hatte ich das Glück jedenfalls ganz auf meiner Seite!
So kalt es in diesem Winter auch draußen war, im Haus der alten Frau fand ich doch alles, was mein Herz begehrte.
Es schien, als hätte sie nur auf jemanden wie mich gewartet, denn, einmal bei ihr eingezogen, wurde ich zum Mittelpunkt ihres Interesses. Die Milch servierte sie mir immer gewässert und handwarm. Das Futterschälchen wurde stets peinlich sauber gehalten, selbst mein Fell bekam nach kurzer Zeit einen seidigen Schimmer, weil sie es täglich zweimal bürstete!

Ich belohnte sie für ihre Bemühungen mit Geschnurre vom Feinsten und legte mich, wenn sie wieder einmal das Gliederreißen plagte, zärtlich über ihre rechte Schulter, da, wo sie immer besonders arge Schmerzen hatte. Das tröstete sie ein wenig. Im Übrigen war sie aber ein tapferes Weiblein, das sich zäh und verbissen durch ihren Alltag kämpfte, soweit ihr Alter das eben zuließ.

Dabei erzählte sie mir oft ganz wirre Geschichten aus ihrer Vergangenheit - offenbar hatte sie auch schon eine Menge erlebt, nur schien ihr die Reihenfolge der Geschehnisse beim Erinnern irgendwie durcheinander zu geraten. Mich störte das aber nur wenig. Ich lauschte dem Tonfall ihrer Stimme und spitzte nur gelegentlich die Ohren, nämlich immer dann, wenn sich manchmal, zwischen zwei Atemzügen, dieses seltsame Zischen bei ihr hören ließ. Sie musste danach oft ihre Erzählungen unterbrechen, um wieder zu Atem zu kommen, doch da es sie selber nicht beunruhigte, machte auch ich mir weiters keine Sorgen um sie....

Das sollte sich allerdings als Irrtum herausstellen, denn je länger der Winter mit seiner Kälte andauerte, desto häufiger wurden die Zischlaute und auch die Pausen, die sie zur Erholung brachte, verlängerten sich. Trotzdem sorgte sie für mich mit einer rührenden Hingabe. Und so begriff ich allmählich, dass meine durch Flucht und Herumstreunen erlernte Furcht vor den Menschen wohl doch nicht ganz den Tatsachen gerecht wurde.

Vom Küchenfenster aus hatte ich einen guten Blick auf die davor befindliche Straße. Auch wenn nur selten jemand an unserem Haus vorüberging, da es fast am Ende der Straße lag, so bot sich mir doch oft genug Gelegenheit, unsere unmittelbaren Nachbarschaft zu beobachten und einige Dinge über die Gepflogenheiten der Menschen zu lernen.
Mittlerweile hatte der Winter ja vollends Einzug gehalten und die Schneedecke reichte mir bis an die Nasenspitze, Grund genug für mich, mich nicht allzu oft nach draußen zu wagen und wenn, dann immer nur für kurze Zeit. Manchmal allerdings begleitete ich meine alte Dame ein Stück die Straße entlang. Sie zog dann immer ein kleines, zweirädriges Wägelchen hinter sich her, in dem sich bei ihrer Rückkunft zumeist auch etwas Leckeres für mich befand!
Heute erscheint es mir erstaunlich, dass sie es trotz ihres hohen Alters noch schaffen konnte, so zu jagen, doch damals nahm ich ihr glückliches Jagdgeschick als selbstverständlich an und genoss die damit für mich verbundenen Annehmlichkeiten in vollen Zügen!
Ich ahnte noch nicht, wie schnell sich meine Lage abermals ändern würde.
Als der Winter dem Ende zuging, war die Zeit, Abschied zu nehmen, erneut gekommen.
Doch diesmal fiel es mir wirklich schwer, fortzugehen.....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 01.11.2009 10:53

......kein sanftes Ruhekissen

So - geschafft! War gar nicht mal so schwierig! Ging mir doch glatt auf den Leim, das Dummerchen! Na, das wird ihm wohl eine Lehre sein. Und möglicherweise bedeutet es für mich, dass der Hausfrieden jetzt endlich wieder hergestellt ist. Brrr! Muss mir zuerst aber gründlich die Pfoten wärmen - der Boden ist schon verdammt kalt da draußen. Heute Nacht wird es bestimmt noch zu frieren beginnen....Na ja, er hat ja auch schon ein dickes Fell bekommen, der Kleine. Muss er halt kräftig mauzen, vielleicht nützts ihm ja was.....

"Mami, hast du vielleicht Camillo gesehen? Er ist mit Samuel vorhin rausgegangen und noch nicht wieder zurück gekommen! Und jetzt wirds langsam finster draußen. Sollten wir ihn nicht lieber rufen?" "Kannst du machen, mein Liebes, ich finde auch , dass er schon ein bisschen zu lange weg ist. Holt sich sonst noch eine Erkältung. Er ist noch zu klein für eine Nacht im Freien um diese Jahreszeit. Also geh nur, Nina kann dir ja beim Suchen helfen..."

Hm, Tommy und Frauchen machen sich offenbar Sorgen um den kleinen Flederwisch. Na, sie werden schon über den Verlust hinweg kommen - schließlich und endlich haben sie ja mich!

Außerdem werden sie ihn nicht so schnell finden. Hehe! Da müsstet ihr schon über drei Zäune klettern, und so schlau seid ihr nicht. War schon eine tolle Idee von mir, ihn in die Marderfalle zu locken! Musste gar keine besonderen Überredungskünste einsetzen, so verspielt wie der noch ist. Hopste einfach von selber da rein, als der Wind einige Blätter dahin wirbelte. Schnapp - und schon war er drin eingeschlossen! Tja, Junge - so ist das Leben: Pech für dich, Glück für mich! Wirst halt eine Weile drin warten müssen, bis wieder jemand kommt. Kannst ruhig süß und niedlich dreinschauen und erbarmungswürdig vor dich hin mauzen - die kleine Mona will dich dann sicher sofort zu sich nach Hause nehmen. Die hätte sich ja auch mich schon so gerne behalten....

Problem gelöst, würde ich sagen. Ach, ich bin schon wirklich ein überaus schlauer und raffinierter Hauskater!
Nina kommt gerade von draußen herein. Sieht ziemlich verheult aus, die Kleine. Na hör mal, so schlimm ist das doch nun auch wieder nicht! Camillo wird das schon schaffen. Habs ja schließlich auch geschafft. Hm. Damals wars zwar noch etwas wärmer als jetzt, aber was solls - geschehen ist geschehen, lässt sich nix mehr ändern dran!

War eigentlich in der Hütte Licht vorhin? Mist! Habs nicht nachgeprüft! War zu beschäftigt, die kleine Nervensäge zur Marderfalle zu locken...
Ui! Und wenn da nun gar niemand mehr drin wohnt, der ihn finden kann?
Verdammt! Dann hockt er ja wirklich die ganze Nacht lang da drin und vielleicht auch noch den nächsten Tag und den übernächsten und den darauf folgenden....
Ojojoj! Und wenn das wirklich so ist, wird er entweder langsam verhungern oder erfrieren oder möglcher Weise auch beides gleichzeitig! Ojojoj! Hab ich jetzt was angestellt? Er ist ja doch noch ein kleiner Kater, der nicht viel von Leben weiß!

Schande über mich! Was hab ich getan? Ich muss raus! Ich muss ihn wiederfinden. Ich muss irgendwen auf ihn aufmerksam machen. Ojojoj!
Und jetzt fängts auch noch zu schneien an. Ganz dicke Flocken.
Mijaul, mrrruau ! Wenn bloß Minusch nichts davon erfährt....
Weg da von der Katzenklappe! Ich habs eilig! Ich muss ein Katzenleben retten!

"Mami - sieh mal Samuel an! Was ist denn jetzt bloß wieder mit dem los...?"
"Nina, Samuel ist schon ein große Kater, der muss halt mal seine Runde durch den Hof machen. Lass ihn einfach vorbei - der weiß schon, was er tut. Wir beide nehmen jetzt erst mal die Taschenlampe und suchen Camillo. Im Wetterbericht haben sie für heute Nacht starke Schneefälle angesagt. Wir sollten ihn bald finden...."

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 02.11.2009 09:11

Verloren!

Damals schneite es zwar nicht mehr, doch an manchen Stellen bedeckten noch Schneeflächen die Wiesen und Felder. Dementsprechend hart und kalt fühlte sich der Boden unter meinen Pfoten an. An sonnigen Tagen konnte jedoch die Luft um die Mittagszeit schon angenehme, vorfrühlingshafte Milde erreichen. Das Erwachen der Natur stand also unmittelbar bevor.

Für mich war es deshalb rätselhaft, dass mir mein altes Frauchen trotzdem so unendlich müde erschien! Ach, ich hatte ja keine Ahnung! Mir pulsierte das Blut schon voll Ungeduld in den Adern, ich wollte raus ins Freie, wollte entdecken, wollte erobern, vielleicht auch wieder eine neue Kätzin betören....

Eines Morgens geschah das Ungeheuerliche: Hatte gerade meine morgendlichen Dehn -und Streckübungen hinter mir, sowie eine kurze Generalwäsche eledigt, als mir auffiel, dass es in der Küche immer noch merkwürdig still war. Auch aus dem Schlafraum hörte man keinen Ton.
Das kam mir gleich etwas sonderbar vor, denn es geörte zu den Gewohnheiten der Alten, morgens früh aufzustehen, um Wasser heiß zu machen und im Zimmer das Wärmtier neu zu befüllen.
War sie etwa aus dem Haus gegangen, ohne dass ich es bemerkt hatte?

Zu meinem großen Erstaunen lag sie immer noch im Bett und schlief.
Geduldig legte ich mich neben sie und wartete. Der Tag schritt voran, doch sie blieb, wo sie war und ließ sich auch durch Schmeicheln und Stupsen nicht dazu bringen, wach zu werden. Allmählich wurde mit komisch zumute....
Was sollte ich tun? Die Türen und Fenster waren fest verschlossen - ich konnte nicht einmal hinaus, um Hilfe zu holen!

Erst nach drei Tagen klopfte eine Nachbarin an die vordere Türe.
"Frau Wimberger," rief sie, "Frau Wimberger, ist ihnen etwas passiert?"
Als geraume Zeit später endlich die Türe aufgebrochen wurde, stürzte ich sofort hinaus und versteckte mich beim Holzstoß im hinteren Teil des Gartens. Ich war hungrig, ich war traurig, und ich war, das wurde mir jetzt erst so richtig bewusst, wieder ganz alleine und auf mich selbst gestellt.

Die Kaninchen hopsten unruhig in ihren Ställen hin und her. Auch sie waren ja seit drei Tagen nicht mehr gefüttert worden. Die armen Kerlchen! Hoffentlich würde man sie noch rechtzeitig finden, bevor Schlimmeres mit ihnen passierte!
Für mich stand gleich fest: Ich musste weiter, musste rasch einen neuen Platz für mich finden, vor allem für die Nacht, denn so warm war es ja nun doch noch nicht geworden.
Traurig machte ich mich auf den Weg......

Seufz. Hoffentlich finde ich Camillo, bevor es ihm ähnlich ergeht.
Muss mich beeilen. Ist schon zappenduster hier und der Schneefall wird auch immer stärker. Brrr! Wie werd ich ihn aber bloß aus dieser Falle rauskriegen?
Na, egal - mir wird schon was einfallen. So, nur noch der eine Gartenzaun, durch unter der Hecke, rüber zum Holzverschlag und - wie? Was?

Wo ist Camillo?
Nicht mehr drin? Hat er sich etwa selbst befreit? Wie hat er das gemacht?
Und, wenn er schon raus ist - warum kommt er dann nicht gleich heim? Hat er sich nun etwa echt verlaufen, der Dummian?

He, Camillo - wo bist du ? Mrrruauu! Kannst du mich hören? Kannst rauskommen aus deinem Versteck, ich tu dir nichts mehr! Fest versprochen!
War alles nur ein dummes, dummes Missverständnis! Mrrruau! Camillo! Camillo!
Hörst du mich, Kätzchen?
Komm wieder heim , heute Nacht wirds eise-eisekalt hier draußen......!

Wird fortgsetzt!

a.c.larin 07.11.2009 13:51

Unverstanden!

Ihr seid gemein! Das ist ungerecht! Ich wollte euch doch nur helfen!
Aber bitte, wenn ihr unbedingt meint - dann geh ich halt meine Hofrunde und ihr müsst mit dem Zettelausspuck -Dings ganz alleine herummurksen!

Verdammt ungemütlich hier draußen, brrr! Der Schnee ist zwar wieder weggeschmolzen, aber eigentlich ist es nun auch nicht viel besser: Seit gestern Abend nieselt es in einem fort! Man weiß gar nicht, wo man hintrapsen soll - überall ist es nass und die Pfoten werden total matschig. Schnell laufen sollte man auch nicht, sonst kommt man auf den heruntergefallenen Blätten noch ins Schleudern. Hab ich schon "Brrrr!" dazu gesagt?

Ich muss mir dringend einen einigermaßen gemütlichen Ort suchen!
He, da hör ich doch so ein gewisses Brummen - kommt da nicht etwa Karls Lauftier aus der Ferne herangetuckert? Das wäre ideal, dann könnte ich mich auf dessen warme Schnauze legen und mir den Bauch wärmen. Dann geh ich doch mal gleich zu Fräulein Mossbrugger rüber. Da stellt Karl nämlich sein Lauftier jetzt regelmäßig ab. Absichtlich. Hat sich verliebt, der Gute! Der soll mal lieber aufpassen! Fräulein Moosbrugger ist nicht minder zutraulich wie meine Dreifärbige! Wenn das so weitergeht, hat Karl über kurz oder lang auch so eine kleine Nervensäge im Haus...

Ach ja, das wollte ich euch ja rasch erzählen: Camillo ist noch immer nicht zurück. Eigenartig. Dachte, der würde heimfinden, sobald er aus der Falle raus ist. So schwer kann das doch selbst nicht bei Schneelage sein! Frauchen hat beschlossen, ihn suchen zu lassen.
Suchen lassen, das geht so: Herrchen setzt sich an das eckige Dingsda in seinem Arbeitszimmer und trippelt mit den Vorderpfoten über ein flaches Brettchen mit Tasten. Irgendwie sagt er so dem Arbeitszimmer-Fernsehen, dass es ein Bild von Camillo machen soll und sich einen Hilferuf an alle Nachbarn ausdenkt. Das Allerspannendste aber kommt noch: Herrchen kann dem Fernsehen auch sagen, dass es seine Gedanken ausspucken soll! Die kommen dann rechts daneben bei einer anderen Maschine in flachgedrückter Form heraus! Camillos Gesicht ist darauf und auch kleine, schwarze Muster -ähnlich wie in Herrchens Zeitung. Menschen verstehen solche Muster, sie nennen das "Lesen". Dürfte aber nicht ganz einfach sein, es zu erlernen, zumindest hat Klein-Nina im Vorjahr ziemlich lange gejammert, dass es doch " so schwer" sei....

Mir gefiel Camillos Bildchen sehr gut. Man konnte ihn gut darauf erkennen.
Die Maschine spuckte einen Zettel nach dem anderen aus, und ich guckte mit großem Interesse zu. Einer muss ja schließlich aufpassen, dass alles richtig abläuft - außerdem musste Herrchen grade mal aufs Klo.
Weil ich nett sein wollte, beschloss ich, ihm bei der Camillo-Suche zu helfen.
Dachte mir, wenn ich an den Zetteln ziehe, wird die Maschine die Blätter vielleicht noch etwas schneller ausspucken. Ein leises "Ratsch!" sagte mir sofort, dass ich an der Technik noch etwas zu feilen hatte. Also sprang ich gleich direkt auf das Gerät und beäugte die Sache näher. Möglicherweise hatte ich mit den Hinterpfoten mehr Erfolg! Schrrrrrr- itz! Fast wäre ich abgestürzt! Auf diesem Blatt hatte Camillos Konterfei eine tiefe Narbe von der Stirne abwärts. Mist! das war wohl auch nichts!
Also probierte ich es nun mit dem Maul, ganz, ganz vorsichtig und auch nur an einer einzigen Ecke... Da, schon hatte ich sie! Blöde Ecke! Das Blatt hatte sie abgeworfen! Hmm, mal überlegen...
Könnte das Ergebnis etwa besser ausfallen, wenn man sich gleich dem gesamten Körpergewicht auf die erscheinende Seite draufstellt....?

"Samuel!" Soeben war Herrchen vom Klo zurückgekommen.
Ich hatte ihn gar nicht kommen hören und erschrak deshalb so sehr, dass ich gleich vom Blattspuckgerät herunterpurzelte und auf sämtlichen, bereits auf dem Boden liegenden Blättern, landete. Schnell wollte ich aufstehen und Fersengeld geben - schrummm! Dabei wirbelte ich den ganzen Blattsalat wie in einer Wolke um mich herum in die Höhe!
"Samuel!" Verdammt, warum musste Herrchen auch immer gleich so brüllen?
Ich wollte ihm doch nur helfen.
Als er mir aber auch noch "Ksch, ksch!" hinterherrief, war ich mit meiner Langmut am Ende. Na gut, wenn er unbedingt meint! Soll er sich doch seine kleine Nervensäge selber suchen! Mir sagt niemand "Ksch, ksch - niemand, niemand....

Ah, ich liebe so einen durchgewärmten Lauftierbauch! Hier lässt es sich doch für ein Weilchen aushalten! Solltest du auch machen Camillo, woimmer du auch im Augenblick sein magst.....


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 08.11.2009 10:12

Auf Platzsuche

Mir war damals auch mächtig kalt - besonders in den ersten Nächten, nachdem ich mein behagliches Quartier bei der alten Dame verlassen hatte.
Mehr durch Zufall entdeckte ich die wärmende Qualtät von Lauftierschnauzen. Diese sind ja zumeist ausgesprochen kaltschnäuzig, doch wenn sie gerade bewegt wurden, wird ihnen warm ums Maul.
Ich trieb mich damals in der Nähe eines menschlichen Jagdplatzes herum.
Die Jagd der Menschen findet nicht etwa in Wald und Flur statt- nein, auch dafür benützen sie eigens dafür errichtete Höhlen. Sie stellen dazu ihr Lauftier auf einem Platz davor ab und holen sich vergitterte Wägelchen, in welche sie dann ihre gesamte Beute einfüllen.
Dass alles, was die Menschen fressen wollen, in einem eigenen Haus eingesperrt ist, finde ich praktisch - so kann das Futter wenigstens nicht weit weg laufen. Auch mir kam dieser Umstand zuhilfe, denn hinter dem Jagdplatz standen auch eine Reihe von Mülltonnen, in denen immer wieder auch etwas für mich Verwertbares zu finden war. Irgendwann einmal wollte ich dort auf einen etwas höheren Kistenstapel springen und benützte dazu eine Lauftierschnauze als Zwischenlandeplatz, aber -oh Wunder! Die Schnauze war ja angenehm warm! Gleich streckte ich mich bäuchlings der Länge nach aus und ließ mich anständig durchwärmen! Von diesem Tag an machte ich es mir zur Gewohnheit, genau darauf zu achten, wer gerade mit seinem Lauftier angekommen war. Dort waren die Schnauzen immer am wärmsten. An besonders kalten Tagen konnte auf diese Weise schon mal ein halber Vormittag damit verbracht werden, die Kälte der vergangenen Nacht aus den Knochen zu vertreiben....
Allmählich wurde es aber wärmer und der Frühling stand kurz bevor.
Da packte mich wieder so eine gewisse Unruhe und ich verließ mein Stammplätzchen beim Jagdrevier. Es war nun die Zeit gekomen, da die Feldmäuse ihre Jungen wafen. Nicht lange mehr, und auf den Feldern würde ein reicher Tisch für mich gedelckt sein! Frischfleisch! Endlich wieder! Auch die Vögel begannen allmählich mit dem Nestbau, ihr Gezwitscher sprach eine deutliche Sprache. Hmmmmm - saftiger Jungvogel, frisch aus dem Nest gefallen....
Ich nahm mein altes Streunerleben wieder auf, nicht ohne die Erfahrungen, die ich bei der alten Dame gemacht hatte, zu nützen. Eines war mir aber klar: Noch vor dem nächsten Winter musste ich mir eine neue Bleibe suchen, denn so angenehm die Lauftierschnauzen auch sein mochten zu Ende eines Winters - im Hochwinter, bei dicker Eis-und Schneelage schienen sie mir doch als Wärmequelle nicht ganz ausreichend zu sein, um mir ein einigermaßen sichers Überleben zu gewährleisten!

So wanderte ich mehr oder weniger ziellos zwischen Feldern und Menschensiedlungen umher, während ich darüber nachdachte, wo meine nächste Unterkunft sein könnte. Eines Tages erreichte ich auf einer dieser Wanderungen auch die Kastanienbaumallee und den kleinen Hof, um den kuschelig gedrängt die Menschhäusern standen. Ich sah mehrere Katzen dort ein- und ausgehen und wusste sofort: Dies hier war ein guter Platz, um fortan behaglich zu leben! Dort, wo kleine Schälchen vor der Haustüre standen, konnte ich zunächst einmal meinen ärgsten Hungen stillen und in aller Ruhe beobachten, wessen Gunst ich mir wohl alsbald zu eigen machen konnte. Eine einzelne alte Dame wäre zwar nett gewesen, doch hatte ich ja nun gelernt, dass auch alte Damen nicht ewig leben. Dann also, so dachte ich mir, vielleicht doch jüngere Leute. Denn allmählich, so wurde mir klar, war mir das Herumstreunen doch zu anstrengend geworden....

Eines Tages sah ich mein späteres Frauchen mit ihrem Lauftier um die Ecke kommen. Sie war wohl gerade auf Jagd gewesen, denn gleich darauf holte sie eine große Tasche aus dem Bauch ihres Lauftieres und ging zur Eingangstür ihrer Wohnhöhle. Während sie noch damit beschäftigt war, diese zu öffnen, kam ich hocherhobenen Schwanzes auf sie zugelaufen und begrüßte sie wie eine alte Bekannte: "Mrrrrauuu! Guten Tag, schöne Dame! Hätten Sie zufällig Verwendung für einen durchtrainierten Hauskater mit Lebenserfahrung? Bin kuschelerprobt und absolut hingabebeständig! Sie werden es sicher nicht bereuen, wenn Sie jemanden wie mich ins Haus nehmen.....!"
Ich weiß nicht, ob sie damals schon mein umfassendes Angebot so verstanden hat, doch sie schien sich über meine Aufmerksamkeiten zu freuen und bedankte sich dafür mit zwei Scheiben Wurst, die sie aus ihrer Einkaufstasche holte....
Da wusste ich: Diese Frau wird meine Zukunft sein!
Und von dem Tag an begann ich mit ihrer Erziehung.......


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 15.11.2009 10:25

Akute Schlafstörung

Schrill! Schrill!
Uaaah! Könnte mal bitte jemand zu dem Klingeldings im Vorzimmer gehen und "Hallo?" sagen? Muss gerade mein Vormittagschläfchen halten und das Gebimmel reißt mich gleich aus meinen Träumen. Gähn! Der Tag ist einfach zum Durchschlafen gemacht - vielleicht kommt ja am Nachmittag noch mal die Sonne raus, dann hol ich vielleicht meine Morgenrunde nach....

Schrill! Schrill!
Ah.... jetzt kommt Frauchen, gleich wirds besser. Wer hat sich wohl diesmal in der langen, schwarzen Schnur versteckt? So ein Bimmeldings ist ja eine seltsame Sache. Ich kanns mir jedenfalls nicht erklären, wie all die Leute, die mein Frauchen dann begrüßt, in dieses schmale, dünne Kabel hinein kommen.
Manchmal ist es Omi, manchmal die Nachbarin oder es sind Freude von Tommy...Herrchen bekommt auch Anrufe - meistens aber nur von Leuten, die er aus der Arbeit kennt.

"Hallo, Hegendorff - wer spricht? Ah, guten Tag, Frau Winter....was gibts?"
Eigenartig - wie kommt denn der Winter in unser Vorzimmer? Schauder! Mir reichts, dass es draußen schon so kalt ist und friert! Wenn das jetzt auch noch hier drinnen losgeht, wirds ja echt ungemütlich! Bibber! Dann muss Herrchen aber viel Feuer machen in der Feuerecke.... Winter ? Winter? Frau Winter? Wo hab ich bloß diesen Namen schon gehört...? (nachdenk) Vielleicht sollte ich mich einmal umdrehen und mein Gehirn auf der anderen Seite belüften, damit es mir wieder einfällt....

" Oh, Frau Winter das ist wirklich eine gute Nachricht! Da werden sich aber die Kinder freuen! Wir sind in zehn Minuten bei Ihnen! Vielen Dank für den Anruf!"
Schreck lass nach, jetzt weiß ichs wieder: "Winter" heißt unsere Tierärztin!
Au weia - und Frauchen will in zehn Minuten bei ihr sein! Alarmstufe Rot! Die haben was vor mit mir! Nichts wie weg und an einem sicheren Ort verstecken, bis der Spuk vorbei ist! Fragt sich nur, wo der sein soll: Unter der Küchenbank oder lieber gleich ganz weit zurück hinter Ninas Bett?
Mit mir nicht, Leute, mit mir nicht. Hab heute echt keine Lust auf "Impfen gehen" oder anderes Arztzeugs. Bin auf "Winterruhe" eingestellt - und das bezieht sich auch die Person der Tierärztin!

"Nina, Tommy - könnt ihr mal ganz schnell herkommen? Ich muss euch eine tolle Neuigkeit mitteilen.....Hallo, Samy - was ist denn mit dir los, du siehst ja vollkommen verstört aus... Tommy , mach schnell , wir müssen gleich weg, ihr ahnt ja gar nicht, was passiert ist.....Das müssen wir feiern!

Nein danke, Leute, ohne mich! Wills gar nicht wissen! Ich bin dann mal weg.
Feiert ihr mit der Tierärztin mal ein bisschen ohne mich! Mein Nervenkostüm verträgt derzeit keinerlei Erschütterungen.
Muss außerdem nachdenken, wo Camillo abgeblieben sein könnte....
Seit vier Tagen kein Lebenszeichen von ihm!
Armes Katerchen! Nun tut er mir allmählich doch leid. Ich sollte ihn suchen gehen. Aber bloß: Wo?
Wirklich - die Tierärztin ist die letzte Person, die wir jetzt brauchen können......
Hier hilft nur noch konzentrierte Überlegung....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 22.11.2009 09:11

Im Grunde ändert sich nichts

Oh Leute, was soll ich euch sagen?
Das viele Kopfzerbrechen hätte ich mir sparen können!
Aufregung lohnt sich nicht. "Alles für die Katz" würde mein Frauchen sagen.
Nö, nicht einmal dafür, sage ich!

Camillo ist wieder zurück! Einfach so. Um den ging es nämlich bei der ganzen Tierarztgeschichte, nicht um mich! Das muss man sich mal vorstellen: Er ist gefunden worden, weil er so ein winziges Ding namens "Chip" hinterm Ohr hatte. (Das ist angeblich von der Tierärztin selber da reingesetzt worden).
Irgendsoein seltsames "Wenn -die Katze-verloren-geht- werden- wir- sie überall -finden"- Dings!
Sachen gibts!
Und nun sitzt er da auf dem Küchenteppich, frisch, fröhlich, übermütig wie eh und je - und ein wenig runder scheint er auch noch geworden zu sein.
Während ich armer, alter Hauskater mir vor Sorge um ihn das Hirn ausgerenkt habe, mir die Pfoten wund lief, um ihn wiederzufinden, saß er gemütlich in einem kuschelig warmem Heim bei freundlichen Leuten und ließ es sich so richtig gut gehen! Das hat man nun davon!

Und das Geschrei, das sie um ihn machen , ist auch nicht weniger geworden:
Camillo hin , Camillo her, Camillo das , Camillo dies....!
Alles schon mal da gewesen!
Bin nur froh für Minusch, denn als ich ihr unlängst erklärte, dass ihr Junges abhanden gekommen wäre, war sie doch sehr verstört und beunruhigt.
Hab ichs nicht gleich gesagt, beste Freundin? Unkraut vergeht nicht.

Seufz. Nun bin ich also wieder die Nummer Zwei.
So ist wohl der Lauf der Dinge. Die Jungen übernehmen das Revier - obs den Alten passt oder nicht. So ist das also. Und in ein paar Jahren wird wieder ein anderes Jungkaterchen daherkommen und Camillo wird abgemeldet sein.
Mruauuuu!
Ist das der Lauf der Welt?
Ein stetes Kommen und Gehen?

Draußen in der Küche wird Camillos Heimkehr mit allerhand Geschmuse und Leckerlis gefeiert - und ich liege auf meiner Fensterbank und betrachte versonnen den Tanz der Flocken im Schneegestöber ........

Vielleicht sollte ich einsehen, dass man der Zukunft nicht im Wege stehen darf und mich lieber darum kümmern, dass Camillo rasch in seine Pflichten als Hauskater hineinwächst! Ich könnte ihm da schon so einige Tricks beibringen...
Hähähä! Von Mardern und anderen Katern lassen wir beide uns doch sowieso nicht die Show stehlen......
Zu zweit wäre das Revier außerdem noch besser gegen Eindringlinge abzusichern. Hm. Das muss ich allerdings noch gründlich überschlafen.....

Manchmal beneide ich Minusch. Um solche Dinge macht sie sich überhaupt keine Gedanken. Für sie ist nur wichtig, dass ihre Kleinen fein raus sind.
Aber wir Kater, wir müssen doch klären, dass alles in der Welt seine Ordnung hat und sich keiner zu viel rausnimmt.....
Mädels, ihr wisst ja gar nicht, wie viel Stress wir damit haben, die Welt in Reviere einzuteilen und diese zu verteidigen. Und manches zerfetzte Ohr und so manche zerbissene Backe sind doch Beweis für unseren Mut und unseren Willen, für die gute Sache zu siegen....(Versteht sich doch von selbst, dass vor allem die eigene Sache die gute ist - oder?)

Und für wen tun wir das alles , für wen?
Nur für euch, werte Damen, nur für euch!
Damit eure Kleinen in Sicherheit leben.......

Wird fortgesetzt

a.c.larin 24.11.2009 18:37

Friede, Freude, Eierkuchen

Meine Leute sind schon etwas sehr Seltsames: Kaum ist nach Camillos Rückkehr ein wenig Ruhe eingekehrt im Haus, werden sie schon wieder umtriebig!
Irgendetwas Geheimnisvolles scheint da im Gange zu sein. Jedenfalls flüstert Herrchen mit Frauchen ziemlich viel - und wenn die Kinder den Raum betreten, brechen sie oft ihr Gespräch ab oder wechseln das Thema.
Na, was heckt ihr beiden denn nun wieder aus?

Gestern Vormittag hat Herrchen auch einen Baum in den Keller getragen!
He, wozu das denn? Wo hast du überhaupt das Grünzeug her?
Bäume fangen ist aber echt keine Kunst - die stehn doch ohnehin fest und rührn sich nicht vom Fleck!
Zum Einsetzen im Garten ist der auch nicht geeignet, der hat ja nicht einmal Wurzeln! Außerdem jetzt, mitten im Winter? Das scheint mir wirklich nicht der richtige Zeitpunkt zu sein!

Herrchen hat den Baum jetzt im linken Kellerraum eingesperrt und den Schlüssel von der Tür abgezogen. Hat wohl Angst, dass ihm das Ding wegläuft?
Scheint immer noch ein wenig verstört zu sein, der Gute!
Und das alles nur, weil Camillo ein paar winzige Tage lang weg war.....

Frauchen hingegen werkt jeden Nachmittag in der Küche herum.
Sie bäckt alle Arten kleiner Leckerlis für das ganze Rudel und füllt sie in Schachteln und Dosen ab. Nina und Tommy würden ganz gerne zwischendurch daran knabbern, doch Frauchen verscheucht ihr Jungtiere immer gleich aus der Küche. Teig naschen ist nicht, da gibts nur einen Klaps auf die Pfoten!
"Nicht jetzt" faucht sie dann, "Das kriegt ihr alles erst zu Weihnachten!"

Weinnachten? Ach, Frauchen, du musst doch nicht die ganze Nacht weinen -
Camillo, die Klette, ist doch ohnehin wieder zu uns zurück gekommen!
Ich verspreche dir hoch und heilig: Von nun an werde ich auch immer auf ihn aufpassen! Wenn dir so viel daran liegt, muss ich mich wohl damit abfinden.
Außderdem schadets ja nicht, sich rechtzeitig einen würdigen Nachfolger heranzubilden.
Was die Neugierde anlangt, ist er echt okay. Frauchen hatte gerade einen Lappen Teig ausgerollt, als das Klingeldings im Vorzimmer zu lärmen begann.
Hörte am Tonfall ihrere Stimme, das sie sich mit Omi unterhielt.
In der Zwischenzeit sprang Camillo auf den Küchentisch, um das Ergebnis ihrer Kochkunst zu probieren. Erst leckte er ein wenig an der Teigplatte herum, dann versuchte er, die Ränder ein wenig mit der Pfote anzuheben....
Keine dumme Idee, finde ich. Immerhin hätte sich ja eine Maus darunter verstecken können.
An seinem Selbstbewusstsein muss er aber noch arbeiten, denn als Frauchen wieder in dir Küche kam, schrak er zusammen und galoppierte davon, nicht ohne vorher quer über den Teig gelaufen zu sein......
Au weia Junge, das verstößt schwer gegen Grundregel Nummer Eins: Nur keine Beweismittel hinterlassen! Die Strafe folgte sofort: Wir wurden beide aus der Küche verbannt!
He - wieso ich denn? Bin ich vielleicht über den Keksteig gelaufen?
So was würd ich doch nie machen!
Sippenhaftung find ich echt blöd!

Hab mich gekränkt und beleidigt in Ninas Zimmer zurückgezogen. Dort schmollen wir jetzt beide. Sie, weil sie vorerst noch keine Kekse bekommt und ich, weil ich nun nicht mehr zu meiner eigenen Futterschüssel kann!

Camillo sitzt immer noch im Vorzimmer und mauzt sich die Seele aus dem Leib.
Aber Frauchen bleibt jetzt hart. Ich kenn das schon an ihr. Da kannst du jetzt miauen, bis die Farbe von den Wänden tropft, mein Kleiner!
Wenn Frauchen diesen strengen Blick aufsetzt, hat selbst Herrchen nichts mehr zu melden.

Apropos, hab ich euch schon erzählt, wieso Herrchen jetzt eine leicht angesengte Vorderpfote hat? Na, das ist vielleicht eine Geschichte....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 04.12.2009 08:45

Horch, was kommt von draußen rein....

Tommy will heute unbedingt seine Gummstiefel vor die Tür stellen - aber Frauchen meinte, das sei unhygienisch, seine funkelnagelneuen Hausschuhe gefielen ihr viel besser. Tommy ist damit nicht einverstanden. "In die Gummistiefel geht aber mehr rein," mault er.
Wo er recht hat, hat er recht. Unklar ist mir allerdings , warum sich die Menschen neuerdings ihre Hinterpfotenüberzieher anfüllen lassen wollen, außerdem dürfte das ohnehin nur für die Jungtiere interessant sein, denn die Erwachsenen machen keinerlei Anstalten, irgendeinen Teil ihrer Ersatzfelle vor die Tür stellen zu wollen.
Ob das vielleicht auch etwas mit diesem ominösen Christkind zu tun hat, das sich um diese Jahreszeit angeblich da draußen rumtreibt? Nina singt das Lied den ganzen Tag, ich kanns schon fast nicht mehr hören :"......erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür!"
Meine eingehenden, sorgfältigen Recherchen haben aber ergeben: Vor der Tür steht bestenfalls hin und wieder mal Simba, weil der glaubt, er könnte von meinem Frauchen etwas Futter erbetteln. Christ-oder andere Kinder habe ich noch nie da gesehen! Also niemanden, der möglicherweise in Tommys Gummistiefel passen könnten!
Na ja, vielleicht brauchen die ja mal Frischluft - hab gestern mal kurz da hineingerochen, kann euch dazu nur sagen: Vor der Türe ist wirklich ein angemessener Platz dafür!
Im Übrigen muss man im Haus jetzt ohnehin sehr vorsichtig sein, nicht nur, weil Frauchen neuerdings wieder intensiv jeden Winkel mit Besen, Putz - und Scheuerlappen bearbeitet und dabei sooft hin- und herläuft, dass man seinen Schwanz gar nicht eng genug am Körper anliegen lassen kann - nein, auch die Verletzungsgefahr ist um diese Jahreszeit sprunghaft angestiegen, was sicher an der allgemeinen Hektik und Nervosität liegt. Nur warum, warum bloß?
Ich komm einfach nicht dahinter.
Gestern ist Tommy vom Sessel gefallen. Wäre wohl nicht so schlimm gewesen, wenn er ihn nicht vorher auf seinen Schreibtisch gestellt hätte. Ein gewagtes Experiment, denn danach schob er beides, Schreibtisch und Sessel, ganz nahe an den Wandverbau heran und untersuchte, wackelig auf diesem Turme balancierend, den Inhalt der oberen Wandverbaukästchen.
"Ich muss unbedingt die Geschenke finden," meinte er zu seiner Schwester, die ihm bei seinem Vorhaben interessiert und aufmerksam zuguckte. "Bestimmt hat sie das Christkind schon irgendwo da oben und ganz hinten drin versteckt. Die müssen Heilig Abend doch schon im Haus sein! Es kann doch nicht sein, dass es einfach durch die geschlossenen Fenster zu uns reinfliegt mit all dem Zeugs, das es immer mit hat...!"
Ich muss zugeben, gegen seine Logik ist nichts einzuwenden und mich würde der Gedanke an jemanden, der sich heimlich in mein Revier einschleicht und Dinge versteckt, auch zutiefst beunruhigen. Mir reicht schon Camillo!

Tommys Höhenflug endete jedenfalls ganz anders als er es geplant und erwartet hatte
Statt der gewünschten Entdeckung vollführte er nur einen jähen Abgang von der Turmspitze (Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen),wobei er sich eine ergiebige Beule auf dem Hinterkopf einhandelte. Hat ziemlich lange geheult, der Kleine! Der Krawall des Einsturzes scheuchte außerdem Frauchen aus der Küche, und als sie die Bescherung sah, musste sie doch zuerst furchtbar schimpfen. Dann aber drückte sie dem lauthals heulenden Tommy einen kalt gefrorenen Beutel auf den Hinterkopf, nahm ihn liebevoll in ihre Arme und meinte freundlich: " Da siehst du mal, was passiert, wenn man dem Christkind in die Karten schauen will!"
Ich kann jetzt nur hoffen, dass Tommy sich diese Lehre auch entsprechend zu Herzen nimmt! Dieses Christkind dürfte ja eine echt hinterhältige Person sein! Kleine Kinder vom Stuhl zu schmeißen, nur, weil sie ein bisschen neugierig sind, nein, also wirklich!
Und was dieser Christkind -Rummel mit Herrchen angestellt hat,das hab ich ja noch gar nicht berichtet....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 06.12.2009 09:03

Weihnachtsüberraschungen

Au weia - ich kann mich kaum rühren, so voll gefressen bin ich!
Wenn das bloß keine Verdauungskrise ergibt.
Aber die Mahlzeit wars einfach wert. Hm - lecker!
Selbst Frauchens Schimpfen kann ich ihretwegen gelassen zur Kenntnis nehmen. Und außerdem wars ja nicht meine Idee, die Krallen zwischen Tür und Gummiumrandung zu stecken. Wusste doch gar nicht, dass sich der Winterschrank auf diese Weise aufmachen lässt! Bin aber wirklich zufrieden mit dem Ergebnis - Camillo macht sich! Der Kleine scheint wirklich sehr phantasiebegabt zu sein. Und Frauchen hätte ja nicht so neidisch sein müssen und uns ruhig etwas von ihrer Jagdeute abgeben können. Hmmm - frischer Fisch! Der roch doch gleich so köstlich! Wo sie den wohl gefangen hat?

Obwohl ich sofort sehr zärtlich um ihre Beine strich, hatte sie nur ein genervtes "Weg da, du Vielfraß!" für mich übrig! Ist das vielleicht eine Art und Weise, seinen Hauskater zu behandeln? Entttäuscht sah ich die Leckerei im Kühlschrank verschwinden. Statt dessen setzte mich Frauchen vor die Futterschüssel, wo noch die Reste vom Frühstück lagen. "Da!" meinte sie nur streng, "Damit kannst du dich beschäftigen!" Igitt! Dieses Futter kannte ich doch schon. Das war einfach nicht mein Ding. Camillo warf mir einen verständnisvollen Blick zu, der mich ein wenig tröstete und schlich, sobald Frauchen die Küche verlassen hatte, sofort zur Kühlschranktür. Junge, gibs auf, dachte ich mir noch, diesen Fisch siehst du nie wieder!
Doch Camillo blieb beharrlich. Er fuhr seine kleinen Krallen aus und schob sie zielstrebig zwischen Tür und Anschlag.....
Da ging mir ein Licht auf. Natürlich! So machen wirs! Ich machte mich lang und groß und setzte, ein wenig oberhalb von Camillo, ebenfalls an, die Schranktüre zu "knacken". Und tatsächlich - leise hörte man die Luft in den sich bildenden, klitzekleinen Spalt zischen. Heuraka! Das war wie der Schlüssel zum Paradies! Ganz langsam und leise öffnete sich die schwere Kühlschranktür.....

Der Fisch lag ganz oben. Den Hätte Camillo wohl doch nicht erwischt. Aber für einen ausgewachsenen Hauskater war das kein Problem! Ein gezielter Sprung - und ich hing mit den Vorderpfoten am obersten Gittereinsatz - rasch mit dem Maul nach dem Papier geschnappt, in dem die Köstlichkeit verpackt war, ein wenig gezerrt und gezogen, noch ein bisschen, noch ein bisschen....
Schwupp! - und schon rutschte das Päckchen samt Inhalt über die Kante und landete um ein Haar auf Camillos Kopf!

Hähä! Saubere Arbeit, Junge! Und nun rasch die Beute geteilt. Der Kleine hatte wirklich Charakter, denn er ließ mich den ersten Bissen tun. Soviel Anstand muss doch belohnt werden. Na Kleiner, willst du auch eine Hälfte? Minusch hat ihren Jungen echt gut erzogen, kann nur Gutes über ihn sagen....
Wir schmausten beide eine Weile sehr andachtsvoll. Man soll ja sein Essen mit Genuss verspeisen und sich durch nichts ablenken lassen. Deshalb hörten wir auch nicht Frauchens Schritte näherkommen.
Sie blieb zunächst fassungslos in der Türe stehen.
Der Aufschrei, der ihr danach entfuhr, schlug alle ihre bisherigen Rekorde.
"Neiiiiiiiiiiiiiiiiin! Camillo! Samuel! Das darf doch nicht wahr sein!"

Ich zog es vor, sie beim Verarbeiten der Wahrheit nicht durch meine Anwesenheit zu überfordern und flitzte rasch bei der Katzenklappe hinaus. Camillo, der die Situation stimmungsmäßig noch nicht so rasch erfasst hatte, folgte nur wenige Momente später - von Hand vor die Türe gesetzt!
Uh - diesmal war sie ja echt böse! Und das in der Vorweihnachtszeit! Keine Ahnung, weshalb die Menschen dann immer vom "Fest des Friedens" reden? Mir war nach diesem ausgedehnten Mahl jedenfalls sehr nach einem friedlichen Verdauungsschlaf zumute. Beschloss daher, wieder einmal das liebe Fräulein Mossbrugger zu besuchen.

Ich musste nur ein wenig an ihrem Küchenfenster mauzen und wurde tatsächlich bald eingelassen. Die drei Knabberstangen, die sie mir anbot, fraß ich aus reiner Höflichkeit. Man darf doch seine Freunde nicht enttäuschen!
Bei der dritten Stange musste ich mir allerdings schon beträchtliche Mühe geben....
Egal - bis diese Riesenmenge an Futter verdaut ist, wird sich Frauchen wohl auch wieder beruhigt haben.
Soll sie doch froh sein, dass Camillo und ich ihr den Fisch abgenommen haben. Sie selbst sagt doch immer, Gemüse sei für Menschen viel gesünder....


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 13.12.2009 09:06

Die stillste Zeit im Jahr

Ka - rumms! Knallt doch nicht immer so mit denTüren, Kinder!
Da verschlucke ich mich ja glatt noch, hier beim Fressnapf!
Katzenohren sind überaus empfindlich. Und jetzt geht offenbar wieder eine neue Streiterei los da oben. Frauchen saust schon hinauf ins obere Stockwerk, wo man bereits Tommy brüllen hört: "Du blöde Ziege, du! Du hast dir etwas aus meinem Adventkalender heraus genommen!" Tschung! Jetzt wird offenbar eine andere Türe aufgerissen. Der heulende Aufschrei könnte von Nina sein: "Ist nicht wahr, du lügst doch!" Getrampel, Gerangel, Geschimpfe - pitsch, patsch! Und nun - betretenes Schweigen. Dann leises Schluchzen und Frauchens ärgerlich ermahnende Stimme: "Werdet ihr wohl mal wieder zur Vernunft kommen, ihr beiden?"
Das weniger. Augenblicks schreien sie alle drei wild durcheinander! Hört man aber nicht mehr, denn der Lärm von oben geht im Aufheulen des Handmixers unter, den Herrchen soeben wieder in Gang gekriegt hat. Dafür tönt aus dem Musikkasten in der Küche süßlich leise untermalend: Das ist die stillste Zeit im Jahr....
Soviel Stille verursacht ja Gehörsschäden! Hoffentlich ists wenigstens im Wohnzimmer etwas erträglicher. Es wundert mich überhaupt, dass Herrchen heute wieder die Küche betreten hat. Letzens hat er doch behauptet, er würde das so bald nicht wieder tun. Aber vielleicht war er auch nur ärgerlich gewesen, wegen der angesengten Pfote.
Dabei fing doch auch diese Sache eigentlich ganz harmlos an, zumindest war das so bis zu dem Zeitpunkt, als Frauchen beschloss, das Küchenfenster zu putzen.....

Herrrchen saß gerade am Küchentisch und studierte die Tageszeitung, als Frauchen laut scheppernd den Kübel mit Putzsachen aus dem Vorzimmerschrank holte. "Was, jetzt - mitten im Dezember?" fragte sie Herrchen etwas ungläubig. "Ist das nicht irgendwie übertrieben?" Frauchen fauchte ihn nur empört an, so, als hätte er gerade die dümmste Frage der Welt gestellt: "Soll ich vielleicht ausgerechnet zu Weihnachten durch diesen Dreck gucken müssen, Paul?" Dabei zeigte sie mit vorwurfsvoll erhobenem Zeigefinger auf das schmutzige Küchenfenster, das seinerseits jedoch keinerlei Anstalten machte, sich ob der Anschuldigungen gehörig zu schämen. Mehrere Generationen von Obstfliegen hatten sich offenbar redlich bemüht, die Spuren ihrer Existenz an der Scheibe zu hinterlassen, nun sollten also auch diese Frauchens vorweihnachtlichem Vernichtungswerk anheim fallen.
"Und außerdem habe ich gerade etwas Zeit. Die Kekse im Backrohr dauern noch ne Weile. Hol mir doch gleich mal die Leiter aus dem Keller". Während sich Herrchen leise murrend entfernte ("Für wie viele Weihnachten auf einmal backen wir denn eigentlich?"), betrachtete Frauchen mit feindseligen Blicken das corpus delicti. Rasch räumte sie die dort befindlichen Blumen -und Kräutertöpfe zur Seite und befüllte den Putzkübel mit heißem Wasser.

Für mich war es Zeit, mich ein wenig zu entfernen. Ihr wisst ja: Wasser ist nicht so mein Ding. Ich machte es mir statt dessen auf dem Vorzimmerteppich gemütlich, von wo aus ich die Vorgänge in der Küche auch weiterhin gut beobachten konnte.
Mir persönlich ist der Zwang, aus dem Fenster gucken zu müssen ja nicht unbedingt nachvollziehbar. Manchmal kanns allerdings wirklich interessant sein. Im Frühjahr zum Beispiel, wenn die Jungvögel ihre Nester verlassen und das Küchenfensterbrett als Zwischenlandeplatz für ihre ersten Flugversuche anpeilen, dann find ichs ja auch sehr anregend. Könnte dann jedes Mal vergehen vor Faszination - aber jetzt? Die meiste Zeit ist draußen gar nichts los. Den Schneeflocken beim Runterfallen zuzugucken hat bestenfalls etwas Einschäferndes, Meditatives an sich. Mrruuuuuuau! Das wäre allerdings genau das Richtige, wenn meine Leute bloß nicht immerzu herum rumoren müssten....
Ich räkelte mich behaglich auf dem Vorzimmerteppich, während aus dem Keller ein leises Scheppern kam. Herrchen hatte wohl endlich die gut verstaute Leiter frei bekommen. Klirr! Tschinn! Ich schreckte hoch und hörte ihn bereits "Diese verdammte Mistleiter!" rufen.
Frauchen in der Küche hielt kurz inne, schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. "Der Mann im Haus ersetzt die Axt," murmelte sie halblaut vor sich hin. Schließlich erschien Herrchen mit der Aluleiter in der Kellertüre. "Welche Marmelade war es diesmal?" fragte ihn Frauchen etwas frostig. Ohne die Antwort abzuwarten, nahm sie ihm die Leiter ab und drückte ihm dafür Schaufel und Putzlappen in die Hand. Ich bedauerte, dass die herrlichen Fischdosen, welche dort unten auch auf dem Regal stehen, so unzerbrechlich sind. Wenn von denen eine zu Bruch gegangen wäre, hätte ich ihm bei der Beseitigung des Schadens sicher helfen können!
In Gedanken sah ich mich bereits im Kellerraum hocken, inmitten von herrlicher duftender Fischsoße, die ich vom Boden ableckte. Hmmmm! Einfach köstlich!
Mittlerweile kam Herrchen mit den Resten des Marmeladenglases aus dem Keller. "Kannst du mir noch schnell die Vorhänge abnehmen?" fragte ihn Frauchen, nun schon wieder weitaus versöhnlicher geworden "Wieso klingst du immer so freundlich, wenn du von mir was willst?" antwortete er und kniff sie dabei hinten rein. "He, lass das," kicherte sie, "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" "Schlechte Einteilung, " murmelte er, stieg aber ganz artig auf die Aluleiter.
Er kletterte die paar Stufen hoch, um jene langen Stoffbahnen zu holen, die links und rechts neben dem Fenster an der Wand herab hängen. Wozu die Menschen so etwas brauchen, habe ich bislang nicht heraus finden können.
Wollte mal daran meine Krallen schärfen, aber: Verboten! Ganz streng verboten!
Auch die Pfoten darf man sich dran nicht abwischen. Dafür hat Tommy mal nen gehörigen Klaps von Frauchen bekommen. Ab und zu macht er es aber noch immer. Jetzt passt er aber auf, dass Frauchen nicht in der Nähe ist.

Während Herrchen mit dem Abmontieren des Vorhanges beschäftigt war, guckte Frauchen nach den Keksen. Die waren nun doch früher fertig geworden als geplant. Sie holte das Blech aus dem Ofen und stellte, weil sie wohl in der Eile keinen anderen Platz dafür fand, auf die Ablagefläche neben dem Fenster.
Gerade war auch Camillo von draußen herein gekommen und mauzte lautstark nach seinem Futter. Umzingelt von Beinen und Gerätschaften war er wohl ein wenig irritiert. Außerdem musste ihn der Hunger beträchtlich quälen, kein Wunder, denn ein Hofspaziergang bei diesen Temperaturen macht auch mir gewaltigen Appetit!
Als er den in Herrchens Händen herumflatternden Vorhang entdeckte, war sein Jagdinstinkt sofort geweckt!
Mit einem Satz sprang er auf die unterste Leiterstufe - und mit zwei, drei weiteren krallte er sich von hinten an Herrchens Hosenbein hoch.
Der Kleine muss schon ziemlich lange Krallen haben! Herrchen war jedenfalls auf diese überraschende Attacke nicht gefasst. Er erschrak so sehr, dass ihm der Vorhang aus der Hand rutschte und im Schüsselchen mit der Katzenmilch landete. Welch bedauerlicher Jammer! Durch den plötzlichen Ruck neigte sich die Leiter zu linken Seite und Herrchen kippte nach rechts weg. Er wollte zwar rasch absteigen, aber wegen der Höhe, auf der er sich befand, wurde es mehr zu einem etwas missglückten Kurzflug. Sich ausgerechnet das heiße Backbleck als Landeplatz auszusuchen hielt ich aber gleich für keine besonders gute Idee.
Frauchen packte gerade noch rechtzeitig die Leiter, bevor sie zur Gänze umfiel, während Herrchen geräuschvoll (Oh meine armen, armen Katzenohren!) gegen die Küchenmöbel donnerte, wobei er sich , wie bereits gesagt, am heißen Keksblech festhielt. Die Kekse wirbelten in interessanten Pirouetten durch die Luft und Herrchen bewies jede Menge Phantasie im Entwickeln noch nie gehörter Kraftausdrücke.
Camillo erschrak gewaltig und flüchtete unter die Küchenbank, und ich beschloss spontan, für eine Weile das Haus zu verlassen.
Die stillste Zeit im Jahr war mir eindeutig zu anstrengend. Dann schon lieber den Schneeflocken zugucken, wie sie draußen herumwirbeln, dachte ich.....


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 16.12.2009 13:48

Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit....

Haaach, herrlich! Frauchen hat das Feuerloch warm gemacht! Jetzt dauerts nicht mehr lange und die Ofenbank ist ein überaus behagliches Kuschelplätzchen. Schnurrrrr! Wie ich das liebe! Endlich mal wieder richtig durchwärmen. Das kann ich gut gebrauchen - will nämlich am Nachmittag eine ausgedehnte Frischluftrunde unternehmen ( vorausgesetzt, der Schneefall hört wieder auf). Seit heute Morgen kommt das weiße Zeug wieder in dicken, weißen Flocken herunter - brrr! Das ist nicht nur nass, nein, auch noch kalt! Gehe seit Tagen jetzt nur noch herinnen auf mein Kistchen. Will mir doch nicht den Allerwertesten abfrieren bei meinem "Geschäft", keine Ahnung, wie das Camillo draußen aushält......
Aber nun kann ich gleich gaaanz viel Wärme auftanken und dann: Nichts wie raus! Hab nämlich was Interessantes entdeckt....

Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas misstrauisch war, als Fauchen begann, mit den Resten von Herrrchens Zeitung und den Holzbrocken herum zu hantieren. Seit Nina den Wohnzimmerteppich in Brand gesteckt hat, macht mich der Geruch von Rauch doch immer etwas nervös...
Zum Glück lässt sich das Feuerloch gut verschließen und so bleibt das Feuer dort, wo es sein soll: Drinnen! Dafür kommt die Wärme aber gut heraus. Die weißen Ofenwände heizen sich gründlich auf und halten dann lange warm. Find ich nett von den Menschen, dass sies mir hier so gemütlich machen. Schnurrr! Meine Pfoten sind schon ganz warm.

Ob ich die Spuren noch entdecken werde?
Eigentlich hat sie Frauchen zuerst gesehen: Winzige , kleine Abdrücke im Schnee, die sahen aus wie - von einer Maus?
Nanu? Kann das wahr sein? Hält sich da so ein kleiner Nager irgendwo draußen versteckt? In unmittelbarer Nähe unseres Hauses? Wie konnte mir der bloß entgehen?
Andererseits: Frauchen streut schon seit geraumer Zeit Körner raus. Die meisten davon gibt sie in ein kleines Häuschen, das sich am Kirschenbaum befindet. Manche davon wirft sie aber auch auf den Boden vor die Terrasse. Das könnte so ein Mäuschen schon interessant finden. Auch keine schlechte Jagdmethode, denke ich: Lockfutter auslegen und dann geduldig warten, wer erscheint. Hm, lecker!
Ob Frauchen das alles für mich tut? Das wäre aber nett!

Und ob sie mir auch einmal einen Vogel einfängt? Denn wozu sonst sollte sie die kleinen Piepmätze füttern?
Selber fressen tut sie die auch nicht, habe das zumndest noch nie bei ihr beobachten können. Am besten wäre, sie finge gleich zwei davon oder überhaupt mehrere. Denn wie ich Camillo kenne, will der bestimmt auch etwas von der Beute abhaben. So klein er ist - fressen tut er wie ein Großer!

Daher will ich mir die Maus auch am Nachmittag holen, denn da schläft der Kleine meistens.
Vorher werde ich noch einen tüchtigen Haps aus der Futterschüssel nehmen. Hungrig auf die Jagd zu gehen macht nur ungeduldig und mindert das Jagdglück.

Huaaahu! Woher kommt denn jetzt wieder dieser eiskalte Luftzug? Ach so - Nina und Tommy sind gerade von der Schule heimgekommen. Macht doch die Türe zu, Kinder! Ist doch nicht Hochsommer da draußen!
Igitt - ihre dicken Winterersatzfelle sind voller Schnee und auch die Hinterpfotenüberzieher sind ganz weiß.Die Ärmsten!

"Seid ihr vielleicht durch den Schnee geschwommen?" Frauchen spricht ein wahres Wort gelassen aus!
Den Kleinen scheint das alles aber nichts auszumachen, denn jetzt quietschen sie munter drauflos.
Und was sie alles durcheinander reden!

"Mami, dürfen wir gleich raus und Schnee schaufeln?" "Wir bauen einen Schneemann!" "Nö, eine Burg!"
"Ich will eine größere!" "Mami, holst du unsere Schlitten aus dem Keller?" "Und ich rufe gleich meine Freunde an, damit wir am Nachmittag eine Schneeballschlacht machen können...."

Herrjemine - Tommys Rasselbande soll wieder hier die Gegend unsicher machen? Letzten Sommer ging das gar nicht so gut aus für mich....Dann adieu, du schöne Maus! Bei dem Radau, den die Jungs hier veranstalten werden, ist die doch sofort auf und davon! Am besten ich geh sofort raus, solange Tommy und Nina noch von Frauchen abgefüttert werden.
Doch - hallo, was hör ich da?
"Nichts da - zuerst macht ihr eure Hausaufgaben, und zwar vollständig. Ist das klar?"
Frauchen, du bist du Allerbeste! Du verstehst mich doch immer!

Fest versprochen: Wenn ich etwas fange, bringe ich dir auch was mit!


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 18.12.2009 08:59

Morgen Kinder, wird’s was geben…….

Brrrr- war das kalt da draußen! Die Mühe mit der Maus hätte ich mir allerdings sparen können. Hab sie an dem Tag nicht mehr gesehen! Kein Wunder, bei dem Schneefall! Da waren dann nicht nur die Spuren weg! Konnte auch keinerlei Duftmarke mehr ausmachen.
Tommy s Freunde sind dann doch nicht mehr gekommen.( Glück für mich!) Als er endlich mit seinen Hausaufgaben fertig war, wurde es schon wieder dunkel. Tommy war richtig sauer deswegen.
Aber Frauchen hat ihm versprochen, dass er sie am nächsten Tag zu sich einladen darf.
Und dann sagte sie noch etwas überaus Besorgnis Erregendes zu ihm: „ Ist doch egal – jetzt, wo doch bald die Ferien beginnen…“
Ferien? Um Himmels Willen – Ferien? Soll das heißen, die Jungmenschen hocken dann wieder den ganzen Tag daheim und vertreiben sich ihre Langeweile damit, uns Katzen zu drangsalieren? Au weia! Da gibt’s dann wieder keinen Platz im Haus, der vor ihnen sicher wäre……!
Mrrruau! Ferien! Noch dazu: Winterferien! Da kann ich nicht mal mehr nach draußen flüchten, weil es da jetzt so kalt ist…..Mrrrruau!
Kann nur hoffen, dass sie sich dieses Jahr mehr auf Camillo stürzen – der Kleine ist ohnehin noch so verspielt und für jeden Unfug zu haben.

Gestern war er allerdings sehr schlau unterwegs. Geradezu raffiniert. Muss sagen, der kriegt langsam den Bogen raus! Von wem hat er das wohl?
Herrchen saß beim Frühstück und bestrich sich sein Brot mit leckerer Pastete. Denkt bloß nicht, dass er uns Katzen davon etwas abgegeben hätte! Nö – bei Herrchen hast du keine Chance, der bleibt unerbittlich! Frauchen war damit beschäftigt Kaffee zu kochen und die Schulbrote für die Kinder herzurichten. Ich saß also andächtig zu ihren Füßen und ließ hin und wieder ein sehnsuchtsvolles „Mauuuu!“ ertönen, gelegentlich streckte ich mich auch und tapste mit den Vorderpfoten nach dem Schneidbrett. Mauuuu! Na bitte- schon ließ sie den Wurstrand herabfallen…..!
Camillo jedoch fixierte Herrchen mit aufmerksamen Blicken, registrierte jeder seiner Bewegungen – und wartete. Dumpfbacke, dachte ich mir noch, da wartest du wie auf den gestrigen Tag! Doch ich sollte mich getäuscht haben, denn plötzlich läutete das Telefon im Vorzimmer.
„Kannst du mal rangehen?“ fragte Frauchen, die gerade das Kaffeewasser eingoss,
“Ich muss noch das Obst für die Kinder schneiden.“
Herrchen schob artig den Sessel zurück, verschwand in Richtung Lärmbelästigung und ließ sein unbewachtes Pastetenbrötchen schutzlos zurück. Diesen Augenblick nutzte Camillo für sich. Er hopste lautlos auf den Stuhl, stemmte sich über die Tischkante und begann das Brötchen abzulecken. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen dürfte es wirklich lecker gewesen sein! Fast beneidete ich ihn darum. Und ich hockte hier unten demütig zu Frauchens Füßen herum und wartete auf – Äpfel????
Frauchen war so mit dem Obstherrichten beschäftigt, das sie nichts von dem bemerkte, was hinter ihr vorging. Ich wollte dem Kleinen nicht die Tour vermasseln, also hielt ich still. Aus dem Vorzimmer hörte man leise Herrchens Stimme am Telefon.
Mittlerweile hatte Camillo die Pastetenscheiben restlos verzehrt und tauchte lautlos unter den Küchentisch ab.
Herrchen erschien nur wenig später wieder in der Tür.
„Deine Mutter war dran. Sie fragt, ob wir sie Heilig Abend so gegen 17 Uhr vom Bus abholen können. Ich hab mal ja gesagt – wir können uns ja noch ausmachen, wer sie…….……“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment entdeckte er sein belagsreduziertes Brötchen. „Hast du die mir Pastete vom Brot genommen?“ fragte er verblüfft und ungläubig. “Da war doch grad noch…?“
Frauchen drehte sich ebenso verwundert um. „Wiese sollte ich denn ….?“
Dann guckten die beiden plötzlich sehr vorwurfsvoll mich an:„Samuel, du Fressmaschine!!!“
„Mauuuuu!“ antwortete ich einigermaßen gekränkt. Wenn ich doch bloß hätte!
Für mich gabs leider nur Wurstrand, Leute, ehrlich! Der wahre Schuldige sitzt anderswo!
Ich sah, wie Camillos Augen unter der Küchebank hervor funkelten. Der dachte natürlich nicht daran, Farbe zu bekennen, dieser Lümmel!

„Na schön, mein Lieber,!“ lächelte Frauchen heimtückisch „Dann hast du ja für heute Morgen genug gefressen. Zeit für deinen Vormittagsspaziergang.“
Und mit diesen Worten setzte sie mich einfach vor die Haustüre!

Hatte mächtigen Kohldampf an diesem Tag. Wenn ich Camillo nicht den Trick mit der Kühlschranktür verdanken würde, gäbs jetzt mächtig eins auf die Backe!
So aber gewann der Gedanke, mir doch die Maus zu fangen, wieder Oberhand.
Und denkt mal: Heute habe ich sogar ihre Spuren im Schnee entdeckt!
Sie muss erst kürzlich zwischen Holzstoß und Gartenhütte hin und hergelaufen ein.
Die Abdrücke waren noch ganz frisch. Also wohnt sie dort wohl auch irgendwo.
Na warte nur, Mäuschen! Hungrige Katzen sind der Mäuse Tod.
Oder: Ich könnte auch das Vogelhaus beobachten! Wenn Frauchen mich nicht richtig füttert, ist sie doch selber schuld, wenn ich mir ihre Piepmatzfreunde hole….
Ich weiß, das mag sie zwar nicht, aber :
Mrrrruauuu! Hunger tut ja soooo weh……….!

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 21.12.2009 22:49

Bald ist es soweit….

Ich habs gesehn, ich habs gesehn, ich hab es ganz genau gesehen! Da drinnen im Korb ist was Köstliches für mich! Frauchen hat Leckerschälchen gefangen: Die, die sie nur ganz selten erwischt. Einen riesigen Stapel davon hat sie da drin! Bitte, bitte, die sollen jetzt aber alle für mich sein! Ich bin doch der Liebste und Allerbeste, schnurr, schnurr, pfötel, pfötel….
Liebes Frauchen, gutes Frauchen, gib schon her, schnell schnell, ich bin schon soooo mager und völlig am Verhungern……!
Wie, was sagst du da? Die sind erst für Heiligabend? Was soll das denn jetzt wieder sein? Warum nicht gleich? Warum nicht auf der Stelle? Liebst du mich denn nicht mehr?
Magst du vielleicht kuscheln? Bitte sehr – ich stups dich, ich umschmeichle dich, ich schnurre dir im höchsten Diskant, aber mach mir doch wenigstens ein einziges Schälchen auf, liebes Frauchen, bestes Frauchen……!

Oooooch - wie kann man nur so hartherzig sein!
Sie sagt einfach: Jetzt nicht! –und bleibt auch noch dabei!
Und dann räumt sie die Dinger auch noch in den Keller runter! Wenn sie die jetzt wieder dort vergisst, so wie im letzten Sommer die rote Marmelade von Omi, dann krieg ich ja vielleicht gar nichts mehr zu fressen ….? Grauenvoller Gedanke!
Warte mal, Frauchen, ich komm mit – wenigstens einer von uns beiden sollte doch wissen, wo das Futter verräumt ist…..

Geraume Zeit später
Konnte mich gar nicht beruhigen, vorhin. Das macht diese Aufregung im ganzen Haus!
Jetzt haben sie mich auch schon angesteckt damit.
Erst die köstliche Schälchen vor der Nase und dann: Wieder nur das Dosenfutter von gestern! Bäh! Da ist mir aber jetzt gar nicht danach. Ich glaube, ich muss mich heute unbedingt selber belohnen mit – mit –mit einer Maus! Natürlich!
Der Schnee ist mittlerweile ein wenig weggeschmolzen und das Wetter ist wieder etwas milder geworden, da wird das kleine Nagetierchen vielleicht munter unterwegs sein. Außerdem hat Frauchen am Vormittag Piepmatzfutter gestreut.
Also, da könnte es möglicherweise klappen. Muss mich nur gut hinter dem Holzstoß verstecken, dass ich nicht gleich zu sehen bin. Mir knurrt echt schon der Magen, Leute!
Also: Schön flach ducken, Ohren gespitzt, Sinne geschärft, Krallen in Position, Nase in den Wind halten - und jetzt: Ruhe bewahren! Konzentration!
Da! Ich glaube, das ist sie! Hach , ist die süß! Und gar nicht mal so winzig! Schlürf! Da rinnt mir doch gleich das Wasser im Maul zusammen…..
Na warte, du Zuckerschnäuzchen, komm nur noch ein ganz klein wenig näher, mein Schatz.....

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 23.12.2009 18:17

Weihnachtsamnestie und Schneematschbusserln

Ich glaube, ich weiß jetzt, warum wir Katzen neun Leben haben:
Weil das Zusammenleben mit den Menschen uns so viel Kopfzerbrechen macht, dass wir in einem Katzenleben niemals mit dem Nachdenken fertig sein könnten.
Da ich nun gemütlich auf der Ofenbank liege und mir den Bauch anständig voll geschlagen habe, kann ich mich ja wieder ein wenig meinen Betrachtungen widmen.

Ich muss sagen, so eine Weihnachtsamnestie hat durchaus auch ihre Vorteile – obwohl ich zunächst einmal doch etwas verärgert war, aber da hab ichs wohl noch nicht so richtig verstanden. Das dürfte auch schwierig sein, deshalb erzähle ich jetzt mal schön der Reihe nach….

Da mir mein Frauchen die Leckerschälchen im Keller verräumt hatte, musste ich unbedingt etwas gegen meinen Appetit unternehmen. Der Gedanke an das Wintermäuschen kam mir da wirklich sehr entgegen, noch dazu, wo Frauchen wieder in der Küche zugange war und offensichtlich ein neues Futterrezept ausprobierte. Wenn sie etwas Neues ausprobiert merkt man das, weil sie irgendwie nervös ist. Dann bin ich ihr überall im Wege – egal wohin ich mich auch setze oder lege.
Mein wohlwollendes Interesse an ihrer Arbeit missdeutet sie misstrauisch als schlummernde Attacke (worauf auch immer) und erstaunlicherweise scheint sie dann auch mein kuscheliges Fell nicht zu mögen. „Weg da, du haariges Etwas!“ rief sie mir heute zu, gerade in dem Moment, als ich beschloss, draußen mein Jagdglück zu versuchen.
Na bitte, wenn sie es unbedingt so meint! „Haariges Etwas“! Pah! Des Nachts in ihrem Schlafkörbchen hat sie dieses „Haarige Etwas“ ja noch nie gestört. Ganz im Gegenteil! Da vergräbt sie manchmal ihr Gesicht ganz tief in meinen Flanken und reibt sich ihre Wangen an mir….
Es muss also am Futterrezept liegen, dass sie so gereizt ist. Hab’s beim Hinausgehen noch kurz gehört, wie sie zu Herrchen sagte: „Ich versuche heute mal, Schneebusserl zu backen, nach Omis Rezept. Hoffentlich gelingen sie mir diesmal und laufen nicht wieder auseinander…..“
Obwohl mir Herrchen gar nicht mehr so haarig erscheint, musste auch er die Küche verlassen. Vielleicht dürfen ja Kater generell nicht dabei sein, wenn schwieriges Futter hergestellt wird?
Egal – ich war sowieso bereits im Jagdfieber. Traf auf dem Hof draußen noch kurz Minusch. Die Ärmste sah nicht besonders gut aus .Hatte einen Mordsschnupfen und nieste gleich mehrere Male! Ach Mädelchen, wo hast du dich denn so erkältet? Na hoffentlich packen sie dich nicht ein und bringen dich zu dieser Tierarzt-Frau. Ich denke immer noch mit Schrecken an meinen letzten Besuch. Geh lieber rasch in dein Haus hinein – mit dieser kleinen, frechen Maus werde ich schon noch alleine fertig….
Wir sehen uns, wenn es dir wieder besser geht!

Ich musste gar nicht lange warte, da kam das kleine Nagetier schon angetanzt. Sie witterte zwar neugierig umher, konnte mich aber nicht erschnüffeln, weil der Wind von der anderen Seite her kam. Die Erfahrung vieler Jagden ließ mich genau im richtigen Moment losspringen und zupacken! Zack! Schnapp! Ich hatte sie!
Ich hätte einen Luftsprung tun können vor Lust und Vergnügen, doch ich wollte nicht riskieren, meine Beute wieder zu verlieren.
Das Mäuslein zappelte ja noch beträchtlich. Herrlich! Dachte ich mir. Das kann ja noch ein Riesenspaß werden. So etwas Feines muss man schon entsprechend genießen. Da es bereits langsam dunkel wurde, entschied ich mich dafür, den Leckerbissen im Haus zu vernaschen. Außerdem sollte auch Frauchen sehen , was ich für ein tüchtiger Jäger bin.
Ich zwängte mich also mit dem sich heftig zur Wehr setzenden Nager im Maul wieder durch die Katzenklappe und trottete gemütlich in die Küche.
Frauchen schien mit ihrer schwierigen Arbeit schon fertig zu sein. Im Backrohr leuchtete das Licht. Ob da wohl gerade die Menschenleckerlis gebacken wurden? Ich legte die Maus auf dem Küchenteppich ab, hinderte sie aber mit der Pfote am
Weglaufen. Wenig später hörte ich Frauchen mit Herrchen im Gespräch aus dem Keller kommen.
„Miau!“ begrüßte ich sie freundlich. „Bin ich dir immer noch zu haarig oder gehts jetzt wieder so einigermaßen?“
Frauchen bemerkte mich zuerst gar nicht so richtig. Dann aber sagte plötzlich Herrchen: „Guck mal, Samuel hat eine Maus gefangen.“ Das war mein Stichwort. Ich hob die Pfote ein wenig hoch, damit man sehen konnte, welch prächtiger Fang mir da geglückt war. Das nützte die Maus, um die Flucht zu ergreifen. „Samuel!“ Frauchens Entsetzensschrei überraschte mich sosehr, dass ich einen Augenblick lang vergaß, mir den Flüchtling wieder zu schnappen.
Die Maus zischte daraufhin ins Wohnzimmer, Herrchen, Frauchen und ich sofort hinterher. „Nein, nein, nein! Paul, bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“
Aber Herrchen hielt durchaus zu mir und bestätigte meinem Frauchen noch einmal, dass ich diese Maus gefangen hatte. Ohne Frauchens Entsetzensschrei hätte ich sie auch noch immer gehabt, doch mittlerweile war das Pelztier unter der Wohnzimmerbank verschwunden.
Ich hätte mich natürlich sofort am Wiedereinfangen der Flüchtigen beteiligt. Doch auch damit war Frauchen nicht einverstanden. Sie setzten mich ins Vorzimmer und machten die Wohnzimmertüre zu. Mist! Den Trick mit dem Türeöffnen habe ich leider immer noch nicht heraus gekriegt!
Ein Weile lang hörte ich dann ein Geschiebe und Gerücke aus dem Wohnzimmer. Ich fragte mich, wozu die da drinnen wohl die Möbel umstellten und weshalb ich es nicht sehen sollte.
Schließlich aber hörte ich, wie die Terrassentür kurz auf und dann wieder zuging. Danach durfte auch ich wieder ins Wohnzimmer hinein.
Ich suchte sofort nach der Maus. Ich guckte in jede Ecke und in jeden Winkel, ich stocherte mit den Pfoten hinter die Sitzbank, aber - nichts! Einfach - nichts! Die masu war futsch und weg!
Herrchen setzte sich neben mich und lachte nur.
„Mach dir nichts draus, mein Junge, die Maus hat eben Weihnachtsamnestie bekommen!“
Weihnachtsamnestie? Soll das vielleicht heißen, dass ich sie auch nicht fressen darf? Erst die Leckerschälchen und dann die Maus? Und so was nennt ihr „ein Fest feiern?“ Ich muss echt verärgert dreingesehn haben. Herrchen hatte aber Verständnis für mich. Er streichelte mich und meinte: „Bist ja ein echt tüchtiger Mäusefänger! Aber weißt du: Mäuse in der Küche, und das ausgerechnet zu Weihnachten - das hält die beste Köchin nicht aus."
In diesem Moment setzte die beste Köchin in der Küche gerade zum nächsten Entsetzensschrei an: “Meine Schneebusserl! Die sind ja komplett zerlaufen! Ich hätte sie viel früher herraus nehmen sollen! Wenn doch bloß nicht diese dämliche Maus gewesen wäre….!“

Aber Herrchen lachte nur schallend und meinte nu auch zu Frauchen: „Nimms von der heiteren Seite, Martha. Dann hast du eben heute Schneematschbusserln gebacken – das passt dann wenigstens auch zum Weihnachtstauwetter!“ Und weil auch ich immer noch ein wenig gekränkt dreinsah, ging er anschließend in den Keller runter und holte eine Hand voll Leckerschälchen für mich.

Und stellt euch mal vor: Die durfte ich dann alle, alle ganz leer fressen!
Also, wie gesagt : So eine Weihnachtsamnestie ist vielleicht gar nicht mal so übel…..

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 25.12.2009 08:01

Eine schöne Bescherung, Teil I

Weihnachtsmorgen!
Im Haus schlafen sie alle noch. Sogar Camillo rührt noch kein Ohr. Ist fix und fertig, der Ärmste! Kein Wunder, nach der ganzen Aufregung, die er gestern verursacht hat. Dabei fing doch alles mehr oder weniger harmlos an.

Schon zeitig in der Früh war Frauchen in der Küche beschäftigt.
Nach der Episode mit der Maus zog sie es vor, mich sofort ausgiebig zu füttern, was ich ihr mit einem anerkennenden Schnurren honorierte. (Dachte mir: Diese Maus sollte aus Gründen der menschlichen Erziehung unbedingt noch länger am Leben bleiben! Die war doch ein ideales Druckmittel gewesen!)
Während ich mich über meine Mahlzeit hermachte, stellte ich fest, dass Frauchen in der Zwischenzeit mit rohem Fisch herumhantierte – dem Geruch nach waren es zwei oder drei leckere Sorten – aber Frauchen ließ diesmal ihre Beute keinen Moment lang aus den Augen. Nur ab und zu fielen ein paar kleine Schnitzelchen davon für mich ab. Nun, es sollte mir recht sein, dann würde ich mir eben später etwas davon bei Tisch abbetteln…..

Rollte mich anschließend gemütlich und entspannt auf der Ofenbank ein, um den Vormittag dort zu verschlafen, das heißt, das hätte ich gerne getan, aber Tommy und Nina hatten bereits Weihnachtsferien und machten daher das ganze Haus unsicher. Treppauf, treppab , die ganze Zeit ! Tür auf, Tür zu – keine Ahnung, wie Frauchen das aushielt! Aber Frauchen war heute seltsam ruhig und ausgeglichen. Sie hatte die kleine, schwarze Musikschachtel an und summte vergnügt vor sich hin. Herrchen war in der Zwischenzeit auch schon aufgestanden und rumorte im Keller herum. Die Kinder durften ihn dabei nicht stören.

Nina guckte schon geraume Zeit aus dem Wohnzimmerfenster und fragte alle paar Augenblicke: „Wann kommt denn nun endlich das Christkind?“ „Wir müssen erst mal zu Omi,“ antwortete ihr Tommy, der den Hausbrauch offenbar schon besser kannte. „Du weißt doch: Sie geht mit uns noch eine Runde auf den Weihnachtsmarkt. Und nachher gibts bei ihr daheim heißen Kakao und Kekse…..“
„Und Papi holt uns dann alle ab, und danach gibt’s endlich, endlich Bescherung!“ jubelte Nina und klatschte dabei ausgelassen in die Hände.
Pscht, Nina! Kannst du nicht leiser klatschen? –Ich bin doch noch soooo erschöpft und schläfrig……

Wenig später kam Herrchen aus dem Keller. Er zwinkerte den Kindern munter zu und rief: „Es kann dann mal losgehen! Holt rasch eure Sachen. Omi wartet schon!“ Der Gedanke an Omi und ihren Besuch entlockte mir ein zufriedenes Halbschlafgrinsen. Leckerstangen! Sicher hatte sie wieder ihre halbe Tasche damit voll! Hoffentlich dachte sie heuer auch daran, für Camillo eine entsprechende Portion mitzunehmen.
Wäre doch schade, wenn ich meine Ration halbieren müsste….
Ich streckte mich kräftig, gähnte und rollte mich zur anderen Seite. Ka – rumms! fiel die Eingangstüre kräftig ins Schloss und die Lärmquellen machten sich auf den Weg, um Omi zu belästigen. Na endlich – vielleicht war jetzt endlich mal eine Runde Schlaf möglich…!

Aus der Küche hörte ich Camillos Maunzen vor dem Eiskasten.
Er wollte ihn offenbar wieder mal aufkriegen, aber Frauchen hatte mittlerweile auch gegen diesen Trick eine List erfunden:
Seit der Mülleimer an der Kühlschranktüre lehnte, waren alle Einbruchsversuche durch Katzenpfoten gescheitert.
Ein Jammer! Vielleicht sollte ich Camillo doch mal zeigen, wo diese Maus wohnt…..
Miauuuuuu! Camillo, kannst du nicht die Klappe halten? Wenn man mich beim Verdauen stört, krieg ich immer solche Blähungen……

Schließlich muss ich doch eingeschlafen sein, denn plötzlich schreckte ich aus einem wilden Traum hoch, in dem ich gerade ein Rudel fetter Mäuse verfolgte. Frauchen hatte mich soeben hochgehoben und setzte mich mit den Worten „So mein, Lieber, du gehst jetzt auch mal Frischluft schnappen!“ einfach vor die Wohnzimmertüre.
Hääh - wie bitte? Wieso durfte ich denn jetzt nicht….? Meine Güte, die machten ja schon wieder die Wohnzimmertüre zu! Hatte jetzt etwa Camillo eine Maus herein getragen? Was hatte denn das jetzt wieder zu bedeuten?
Von drinnen hörte ich ein Gerumpel und Geraschel, Sessel wurden herumgerückt und Schritte gingen hektisch auf und ab. Bauten die da drin schon wieder etwas um in meinem Revier? Seufz. Wie ich doch diese Veränderungen hasste!

Da ich nun schon mal wach war, beschloss ich, meine Hofrunde sofort zu erledigen. Wollte dabei auch kurz nach Minusch sehen. Hoffentlich ging es ihr schon besser und sie hatte den gestrigen Tierarztbesuch gut überstanden.
Beim Weggehen bemerkte ich noch, dass Camillo immer wieder an der Wohnzimmertüre hoch hopste und versuchte, sich an die Türschnalle zu hängen. Ja, dachte der etwa, dass er sie damit aufkriegen könnte?
Nö, Junge, lass doch mal den Unsinn. Ich rief ihm kurz zu, er solle mir doch folgen, aber ihr wisst ja, wie das mit Jungtieren so ist: Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auf mich zu hören. Offenbar war ihm auch langweilig, weil im Augenblick niemand Zeit hatte, mit ihm zu spielen, denn er hopste und hopste ud hopste……..
Ich überließ ihn also seinem Zeitvertreib und schlüpfte durch die Katzenklappe ins Freie. Vom Himmel schneite es klitzekleine, weiße Schneesternchen.
Ach, dieses weiße Zeugs! Nina und Tommy waren ja ganz wild danach, aber ich konnte, ehrlich gesagt, darauf verzichten.
Lief anschließend zu Helmstätts rüber und guckte neugierig durchs Küchenfenster. Minusch lang auf der Küchenbank und schien friedlich zu schlafen. Halt durch Süße, mauzte ich ihr von draußen zu, und träum was Schönes von dem tollen Kater aus dem Nachbarhaus……
Sie konnte mich aber nicht hören. Ein Jammer! Das hätte sie bestimmt getröstet.
Durch die offenen Verbindungstüre zwischen Helmstätts Küche und deren Wohnzimmer konnte ich etwas Grünglitzerdens erkennen. Sah aus wie ein Baum mit allerhand Zeugs drauf. Seltsame Sache! Helmstätts hatten sich offensichtlich neues Grünzeug fürs Haus zugelegt. Doch was daran baumelte, konnte ich aus dieser Entfernung nicht erkennen. Solche Früchte hatte ich ja noch nie gesehen......

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 26.12.2009 08:58

Eine schöne Bescherung, Teil 2

Als ich vom Hofrundgang zurückkam, hatte sich Camillo endlich wieder beruhigt. Er musste tüchtig gefressen haben, denn er lag zufrieden schlummernd auf der Küchenbank. Auch mein Futternapf war frisch gefüllt worden – braves Frauchen! – sodass ich mir gleich den Bauch voll schlagen konnte, wie es für einen anständigen Hofkater statthaft ist.
Frauchen hörte ich im Schlafzimmer oben ein Lied trällern, von Herrchen war nichts zu sehen , aber das wunderte mich auch nicht, schließlich stand ja auch sein Lauftier nicht vor der Haustüre. Er holte also jetzt den Rest seines Rudels. Wurde auch langsam Zeit – draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt. Die Wohnzimmertüre war immer noch geschlossen.
Seltsam – so eine Geheimnistuerei! Ich bedauerte es, nun nicht meinen gewohnten Fensterplatz einnehmen zu können und marschierte stattdessen hoch in die Schlafräume. Frauchen stand vor der großen silbrigen Wand der Ersatzfellschachtel und bewunderte sich selbst. Irgendetwas hatte sie in der Zwischenzeit mit ihrem Kopffell gemacht, denn es hatte nun deutlich mehr Locken als vorher. Sie hatte auch das Ersatzfell gewechselt, oben herum schimmerte es in einem bläulich-silbrigen Farbton, um die Hüfte schlenkerte es locker und schwarz und ließ ihre Hinterpfoten frei. Ich schlich ihr ein wenig um die Beine – das sollte: Danke für das leckere Futter! heißen – doch sie war wohl mit ihren Gedanken zu sehr bei dem Wohnzimmergeheimnis, denn mehr als ein kurzes „Ach, Samy, da bist du ja wieder!“ war ihr nicht zu entlocken.
Dann holte sie einige bunt verschnürte Päckchen aus ihrem Ersatzfellkasten hervor und klemmte sie unter den einen Arm, während sie mir zurief. „Komm, Samuel – du und Camillo werdet heute auch eine Überraschung erleben!“
Hoffentlich nicht schon wieder ein neuer Mitbewohner! dachte ich mir und folgte ihr artig ins untere Stockwerk.
Als sie die Wohnzimmertüre öffnete, erhaschte ich einen kurzen Blick in den Raum. Irgendetwas Dunkles, Glänzendes befand sich in der einen Ecke. Genau dorthin trug sie ihre verschnürten Päckchen und legte sie zu einigen anderen, die sich bereits dort befanden. Ich wollte mir das Ganze genauer ansehen, doch sie verscheuchte mich sofort und meinte: „Nichts da, du Neugiernase- Bescherung ist erst in einer Stunde.“ Ich konnte mir zwar nicht erklären, wer da geschoren werden sollte, hoffte aber sehr, dass sich nur die Menschen einen neuen Haarschnitt verpassen wollten. Denn ich war mit der Länge meines Getigerten eigentlich zufrieden.
Von Frauchen wusste ich aber, das sie Form und Länge ihres Kopffelles oft veränderte (sie nannte das „zum Friseur“ gehen). Kam also heute so einer ins Haus? War dieses ominöse „Christkind“ vielleicht ein Menschenkopffellverzierer? Und was hatte das alles mit diesem Glitzerzeugs im Wohnzimmer zu tun?

Ich legte mich ins Vorzimmer und beobachtete die Eingangstüre. Sollten hier verdächtigte Personen eindringen, würde ich mich sofort irgendwo in den Schlafräumen verstecken. Vorsicht ist doch allemal besser als Katzenjammer…..
Es passierte aber nichts Außergewöhnliches. Nach einiger Zeit hörte ich das Brummen von Herrchens Lauftier und schließlich ging die Eingangstüre auf und Tommy und Nina stürmten mit großem Getöse herein, wobei sie offenbar alle Erlebnisse des heutigen Tages auf einmal erzählen wollten.
„Guck mal Mutti, was wir auf dem Weihnachtsmarkt bekommen haben….Omi hat super Kakao für uns gemacht! Ich habe vorher Bratkartoffeln gegessen. …. Nina ist schlecht geworden von der Zuckerwatte…. Du, Omi hat zwei neue DVD’s daheim, die haben wir uns gemeinsam angesehen……... Aber Tommy hat so sehr in den Zehen gefroren, dass die ganz rot waren, Omi musste sie mit der Hand warm reiben…. Dafür hat Nina ihren einen Handschuh verloren,du weißt schon, den bunten mit den Quasten dran…….Sieh mal, Mami, diesen Engel da, ist der nicht einfach süß? .....Darf ich den Sportflitzer auch mal in die Schule mitnehmen? Fräulein Eberhard wird sicher nichts dagegen haben. Och, bitte, bitte…..….“

Ich beschloss, wenigstens meinen Schwanz und die Pfoten in Sicherheit zu bringen und bedauerte es sehr, keine verschließbaren Ohren zu haben. Herrje – waren die heute aber durch den Wind……. Ob die überhaupt noch stillhalten konnten, um beschoren zu werden? Ich sprang zu Camillo auf die Küchenbank und betrachtete die weiteren Ereignisse aus einem gehörigen Sicherheitsabstand.
Omi hatte in der Zwischenzeit auch ihren Mantel abgelegt und andere Hinterpfotenüberzieher angezogen. Sie kramte in ihrer Handtasche – und dieses vertraute Geraschel ließ mich doch aufhorchen inmitten all des hereingebrochenen Radaus. Leckerstangen! Sie hatte mir Leckerstangen mitgebracht! Das war allemal eine extra Begrüßung wert! Ich schlängelte mich durch all die vielen herumtanzenden Beine der Menschen und steckte meine Schnauze über den offenen Taschenrand. Omi verstand sofort, was ich wollte. „Hallo, Samuel,“ sagte sie freundlich und hob mich behutsam in die Höhe, „Ich glaube, du möchtest da was ganz Spezielles von mir haben! Da will ich dich doch mal nicht enttäuschen.“ Auch Camillo spitzte beim Klang ihrer beruhigenden Stimme die Ohren. Tatsächlich kamen nun mehrere Päcken Leckerstangen zum Vorschein. Nina schnappte sich Camillo und rief begeistert: „Ich will auch, ich will auch!“, während Tommy damit beschäftigt war, Frauchen sein neues Spielzeug genauer zu erklären. Herrchens setzte Teewasser auf und schaltete die Musikschachtel ein. Ich erkannte das Lied sofort. Es handelte von einem Jungtierfanatiker namens Betlehem, dessen Kinderliebe offenbar durch nichts zu erschüttern war und der in einem Stall lebte: „Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all, zu Krippe herkommet ins Betlehems Stall…….“
Der musste echt verschließbare Ohren haben, wenn er sich die kleinen Radaubrüder auch noch mengenmäßig in seine unmittelbare Nähe wünschte….
Ich verzehrte meine Knabberstangen und machte es mir auf Omis Schoß gemütlich. Sie blieb als einzige ruhig sitzen und schien die entstandene Aufregung sogar ein wenig zu genießen.
„Wann kommt denn nun endlich das Christkind!“ hörte ich Ninas Stimme durch all den Tumult zwitschern. Tommy guckte mittlerweile durch das Schlüsselloch der Verbindungstüre zum Wohnzimmer. „Alles finster,“ meinte er enttäuscht.
„Wird schon noch,“ tröstete ihn Omi, "mach dir keine Sorgen,“.
„Singen wir doch noch ein bisschen, „ meinte Frauchen, die einen Teller Kekse auf den Tisch gestellt hatte. „Und vielleicht kann ja Tommy auch noch das Gedicht aufsagen, das er in der Schule gelernt hat.“
Tommy maulte zwar ein wenig, begann aber dann doch mit dem Hersagen: „Von drauß vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr....……“
Seltsam, dachte ich mir, zuerst sagten sie doch, dass sie auf dem Weihnachtsmarkt waren….?
Nina hatte Camillo neben sich gesetzt und ließ den Weihnachtsengel neben seiner Nase hin und hertanzen.
Er hatte zart schimmernde Flügel an seinem Rücken und erinnerte mich ein wenig an einen Schmetterling. Camillo versuchte, ihn mit der Pfote zu erwischen, doch Nina zog den Geflügelten jedes Mal rechtzeitig weg, sodass Camillos Tatzen ins Leere schlugen. Er sah schon richtig ärgerlich aus, weil ihm die vermeintliche Beute immer und immer wieder entging. Schon schnappte er auch mit seiner Schnauze danach und begann, sich auf die Hinterpfoten zu stellen, um größer zu werden….
Nina, die Gefallen an diesem Spiel fand, ließ aber den Engel immer höher und höher fliegen. Auch die übrigen Personen schmunzelten über Camillos wachsende Verärgerung.
Ihr solltet ihn nicht so reizen! dachte ich mir. Guckt doch mal, wie schief er schon die Ohren anlegt. Wenn er dann richtig zuschnappt, dürft ihr ihm aber nicht böse sein.…….

Plötzlich hörte man ein leises Klingeln aus dem Wohnzimmer.
„Das Christkind!“ riefen Tommy und Nina wie aus einem Munde und sausten zur Verbindungstüre. Die ging, wie von Zauberhand bewegt, ganz von selber auf und gab die Sicht frei auf einen überaus gefährlichen Anblick…….

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 28.12.2009 14:28

Ein schöne Bescherung , Teil III

Ich finde, Feuer sollte da bleiben, wo es hingehört: Im Feuerloch!
Als Frauchen aus dem Bauch zu qualmen begann, fand ichs schon gleich verdächtig. Und nun stand ein ganzer Baum in Flammen! Also, eigentlich nicht der Baum selbst, sondern diese weißen, schmalen Stöckchen daran, doch in mir weckte das wieder eine Reihe unangenehmer Erinnerungen und ich begann sofort, widerwillig zu murren.
Camillo hingegen schien fasziniert zu sein. Er zischte zwischen den Beinen der Mensch hindurch und konnte zunächst gar nicht nahe genug dran sein.
Bei einem der unteren Zweige versuchte er gleich sein Glück und tapste sie mit der Pfote an. Im selben Moment als der Zweig sich nach unten bog, tropfte ihm auch schon ein wenig heiße Stöckchenflüssigkeit auf die Vorderpfote. Camillo schlug fast einen Purzelbaum rückwärts und blieb verdutzt etwas weiter hinten sitzen. Selber Schuld, kein Mitleid, dachte ich. Hätt ich dir gleich sagen können, dass mit diesen Feuerstöckchen nicht zu spaßen ist!
In der Zwischenzeit hatten die Menschen Aufstellung rund um den Baum genommen und begannen, laut ein Lied zu singen. Es hieß „Stille Nacht“.
Irgendwie kam mir ja der Baum bekannt vor. War das nicht der, den Herrchen vor einiger Zeit heimlich in den Keller getragen hatte…..?
Damals war er mir entschieden sympathischer gewesen. Nun ging Herrchen auch noch hin und entzündete mit einem anderen Feuerhölzchen dunkle, lange Stäbe, die sofort Blitze ins Zimmer schleuderten. Wahnsinn!
Ich versteckte mich sofort unter dem Wohnzimmertisch und beobachtete misstrauisch alles Weitere.
Wenn mir da bloß kein Funke ein Loch in den Pelz brannte!
Niemand schien aber meine Ängste und Sorgen zu teilen, ja Nina und Tommy quietschten sogar vor Vergnügen. Vielleicht hatten sie ja wieder mal vor, einen neuen Wohnzimmerteppich aufzulegen und dachten daran, den alten abzufackeln? Mein Unbehagen stieg von Minute zu Minute, doch schließlich kam mein Rudel zur Vernunft und löschte die Brandstellen.
„Darf ich meinen Engel auch auf den Baum hängen?“ bettelte Nina.
„Klar doch, “ antwortet Herrchen und suchte einen imposanten Platz für den Geflügelten, irgendwo im oberen Drittel des Baumes. Dort hing er nun, funkelte und glitzerte und drehte sich langsam unter dem Zweig im Kreise. Camillo macht ein überaus interessiertes Gesicht, aber jetzt war der Engel eindeutig außerhalb seiner Reichweite.
Nun begann bereits ein wildes Getümmel. Nina und Tommy stürzten sich auf die vielen kleinen und größeren Schachteln, die unter und neben dem Glitzerbaum lagen. Einige ließen sie liegen, doch bei manchen brachen sie in Jubelgeschrei aus und zerrten sofort an der Verpackung. Nach und nach hatte jeder Mensch des Rudels etwas zum Aufmachen in den Pfoten. Dieses Aufreißfest schien den Menschen großen Spaß zu machen. Ich erinnerte mich wehmütig daran, dass Camillo und ich ja vor einiger Zeit auch einen tüchtigen Happen Fisch ausgewickelt hatten, doch leider konnte ich keinerlei Futterpäckchen für uns unter dem Baum entdecken.

Nach einiger Zeit hob mich Frauchen in die Höhe und trug mich zur rechten Seite des Baumes, wo sich irgendein mir unbekannter Gegenstand befand, der noch mit einer bunten Decke verhüllt war. Omi hatte in der Zwischenzeit Camillo hochgenommen und näherte sich von der anderen Seite der verdächtigen Decke. Wenn da bloß kein neuer Gitterkäfig drunter war! Frauchen hatte unlängst die Bemerkung fallen lassen, dass der alte Katzenkorb, mit dem sie mich immer zum Tierarzt gebracht hatte, es wohl nicht mehr lange machen würde. Damals hatte ich mich darüber riesig gefreut. Kein Tierarzt – kein Stress! dachte ich mir.
Wehe, wenn hier drunter ein neues Gefängnis auf mich wartete!
Doch zunächst ergab ich mich meinem Schicksal und ließ geschehen, was geschah.
Frauchen zog vorsichtig die Decke von dem Ding weg und zum Vorschein kam – nanu, was war denn das bloß?
Sah eigentlich gar nicht so übel aus, fand ich. Auf einem mit dicker Schnur umwickelten Stamm befanden sich mehrere, in verschiedener Höhe befindliche Aussichtsplattformen, ja sogar eine kuschelige kleine Höhle konnte ich erkennen. Gerade richtig, um einer schläfrigen Katze die nötige Rückzugsmöglichkeit zu gewähren. Das sollte wohl so gemeint sein, dass dieser Baumstamm nun für mich und Camillo war? Oh, wie überaus aufmerksam!
Camillo begann sofort, darauf herumzuklettern, ich hockte mich vorsichtshalber mal daneben und überprüfte aufmerksam die Stabilität der neuen Sache. Sah aber wirklich recht brauchbar und ordentlich aus.
Möglicherweise konnte man da dran ja auch seine Krallen schärfen?
Ich probierte es gleich aus und Frauchen klatschte entzückt in die Hände.
„Na, nun wirst da ja wohl den Wohnzimmerteppich in Frieden lasse, mein Süßer!“ Wieso in Frieden lassen – hatte sich da etwa jemand über mich beschwert?
Wie dem auch war, das Aufreißfest schien seinem Ende zuzugehen und mein Rudel setzte sich zu Tisch. Frauchen trug eine Schüssel heißer Suppe herein, die unheimlich köstlich roch. Ich wusste auch, warum: Da war Fisch drin! Hmmm - lecker! Ich setzte mich gleich neben Omis Sessel und starrte mit sehnsüchtigen Blicken zu ihr hoch. Omi zwinkerte mir belustigt zu und flüsterte: „Du kriegst später was von mir!“ Diese Zusage war doch alle Mal ein wenig Geduld wert. Also wartete ich andächtig.
Camillo schien nicht hungrig zu sein, denn er turnte weiter auf der neuen Plattform herum. Kroch in die Schlafhöhle, kletterte auf deren Dach, sprang von dort auf den Boden und zog sich wieder bis zur obersten Plattform hoch. Dort bleib er eine ganze Weile hocken und fixierte den glitzernden Baum. Irgendetwas schien ihm daran besonders gut zu gefallen. Ich folgte seinen Blicken und entdeckte Ninas Weihnachtsengel, der immer noch seine gemächlichen Runden drehte.
Camillo wurde merklich nervöser und unruhiger. Von der obersten Plattform war es gar nicht einmal so weit bis zu dem frechen Engel…..

Frauchen schöpfte in der Zwischenzeit Suppe in verschiedene Teller. „Ich mag keine Fischsuppe!“ krähte Nina empört. Die ist Ur – Bäh!“
„Ach, probier sie doch wenigstens mal, „ meinte Frauchen, „Es gibt sie doch ohnehin nur einmal im…..“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Augenblick hatte Camillo zum Sprung angesetzt. Mutiger Bursche! Immerhin betrug die Entfernung fast seine dreifache Körperlänge. Er hatte den Abstand zwischen sich und dem Engel wirklich gut berechnet, denn seine Pfoten packten das Zielobjekt tatsächlich von beiden Seiten und zogen es von dem Ast, während er geschickt mit dem Maul nach ihm schnappte. Über die weitere Wirkung seiner Tat schien er sich aber weniger Gedanken gemacht zu haben, denn natürlich hatte er nun keine Pfote mehr frei, um sich irgendwo festzuhalten. Wo auch in dem schwankenden, grünen Gezweig hätte das sein sollen?
Der plötzliche Ruck ließ den Baum sich zu Seite neigen, das hoch schnalzende Ästchen traf auf ein anderes, das mit einer goldenen Kugel bestückt war, die plötzliche ebenso ausgehebelt wurde wie der Engel.
Erst stieg die Kugel ein wenig in die Höhe, dann trat sie, so wie Camillo, ihren Weg zum Wohnzimmerfußboden an, wo sie mit einem hellen „Klirr!“ in unzählige Stücke zersprang.
Camillo mit dem Engel in der Schnauze flutschte zwischen mehreren Zweigen hindurch, sodass auch deren Kugel, Sterne und was auch immer noch Schmuck daran hing, abgeräumt wurden. Klirr! Klirr! Klirr!
Im Handumdrehen war der Boden übersät mir bunten Splittern!

Das alles ging so unglaublich schnell, dass Herrchen, der am nächsten stand, es kaum hätte verhindern können. Er stürzte nur los, um den Baum zu packen, bevor er gänzlich umfiel. Dabei rempelte er an Frauchen an, die noch die halbvolle Suppenschüssel hielt. Davon war sie aber nun auch erlöst, denn sie rutschte ihr aus der Hand und donnerte mit lautem Rumpeln zu Boden, wobei der eine Henkel abbrach und sich deren Inhalt teils auf dem Teppich, teils auf dem Fußboden verteilte.
Camillo überschlug sich bei der Landung, ließ aber den Engel nicht locker, sondern sauste, sobald er sich gefangen hatte, hoch ins obere Stockwerk, wo er sich wohl unter irgendeinem Bett der Kinder zu verstecken gedachte. Nina und Tommy, die sich spontan zum Engelrettungskommando machten, folgten ihm blitzartig.
Herrchen hielt noch immer den Baum fest, so gut er konnte und Omi half ihm dabei, ihn wieder gerade zu bekommen. Frauchen ließ alles liegen und stehen und suchte Putz – und Wischtücher, um die entstandene Überschwemmung zu entfernen. Als höflicher, hilfsbereiter Hauskater unterstützte ich sie sofort in ihren Bemühungen, und begann mit dem Auflecken der Fischsuppe.
Sie war wirklich köstlich!
Ein Jammer, dass sich Camillo stattdessen für den Engel entschieden hatte! An dem war doch wirklich nichts dran gewesen!

Kurze Zeit später kamen Tommy und Nina wieder von oben herunter.
Tommy hielt Camillo im Arm und grinste übers ganze Gesicht, Nina guckte zornig - verheult drein und sah den kleinen Kater mit finsterer Miene an.
Ihr Engel erinnerte mich ein wenig an das Täubchen, das ich im Sommer gefangen hatte – Camillo hatte ihn offensichtlich noch ein wenig gerupft.

Ich beeilte mich mit dem Auflecken, denn Frauchen wischte mir schon die Suppe vor der Nase weg. Herrchen angelte inzwischen nach der Suppenschüssel, die unter den Tisch gerollt war und hob auch den abgebrochenen Henkel auf.
Und dann hörte ich von Omi jenen denkwürdigen Satz, der alles erklärte:
„Das ist ja eine schöne Bescherung!“

Es sollte mir recht sein. Wenn meine Leute es so sehen wollten – warum nicht? Die Fischsuppe hätten sie mir auch viel einfacher in meinem Futterschüsselchen servieren können, aber wie ich schon mehrmals sagte:
Menschen wollen es wohl immer wieder ein bisschen komplizierter haben……


Wird fortgesetzt!

a.c.larin 01.01.2010 17:55

Auf ein Neues……

Frauchen stand heute mit den Worten auf: „Au weia – ich habe einen schrecklichen Kater….!“
Ich weiß zwar jetzt nicht genau, ob sie Camillo oder mich damit gemeint hat, hoffe aber doch, dass sie bloß an den Kleinen dachte. Nach dem Durcheinander, welches er beim Auspackfest angerichtet hat, wäre mir das ja nur allzu zu verständlich.
Den Rest der Woche benahm sich Camillo jedoch ganz manierlich, was wohl auch daran lag, dass er nur noch unter Beobachtung ins Wohnzimmer durfte. Einige Male haben zwar meine Leute noch die weißen Feuerstöckchen in Brand gesetzt, doch sie ließen sie niemals aus den Augen, was mir sehr recht war. Die neue Schlaf- und Kuschelhöhle auf dem Kratzbaumstumpf hat sich übrigens sehr gut bewährt. Ich konnte schon halbe Vormittage darin verbringen, ohne von Nina und Tommy bedrängt zu werden. Die sind ohnehin mit ihren neuen Spielsachen beschäftigt, die sie beim Auswickelfest bekommen haben. Auf diese Art und Weise haben wir alle wirklich ein paar angenehme und ruhige Tage verbracht.
Anschließend tappte mein Frauchen in die Küche. Sie hielt sich den Kopf, der ihr weh zu tun schien, und meinte: „Ich brauche unbedingt ein Katerfrühstück!“ Fürsorglich wie ich nun mal bin, hätte ich ihr natürlich sofort etwas aus meinem Fressnapf angeboten ( Da waren noch Reste von gestern) , doch sie zog es vor, sich aus dem Winterkasten etwas zu nehmen.
Zum Glück dachte sie daran, mir auch etwas davon abzugeben. Saß heute beim Frühstück (das erst um die Mittagszeit stattfand!) auf ihrem Schoß und ergatterte drei Blatt frischen Schinken und etliche leckere Stückchen Käse. Wenn sie Kopfschmerzen hat, ist sie immer sehr zugänglich für Zärtlichkeiten. Auch den Rest der köstlichen Pastete durfte ich vom Papier lecken. Ich bedankte mich bei ihr mit einem hingebungsvollen Wangenküsschen und legte ihr zärtlich den Schwanz um den Hals:
Das war vielleicht eine Party, meine Liebe! Ich kanns ja verstehen, dass du mal eine Nacht durchfeiern wolltest, aber wies aussieht, fehlt euch Menschen einfach die Konstitution einer Katze! Wenn wir Vierbeinigen mal eine Nacht durchmachen, sind wir am nächsten Tag trotzdem noch fit.
Vielleicht solltet ihr zur Schonung eurer eigenen Nerven doch nicht so viel Radau machen…?


Menschen können Ruhe ja nie sehr lange ertragen, gestern erfasste sie wieder diese schon oft an ihnen beobachtete Unruhe.
Abends waren Gäste im Haus (Freunde von Herrchen und Frauchen), sodass Frauchen wieder den halben Vormittag und den gesamten Nachmittag in der Küche zubrachte, um besonderes Futter vorzubereiten.
Das hätte mich allerdings weniger gestört. Ich erbettelte mir einige Wurstränder und freute mich schon auf das Festessen am Abend.
Währenddessen schleppte Herrchen einen Karton seltsam anmutender Sachen ins Haus. Ich beschnupperte sie argwöhnisch – sie rochen irgendwie brandig – wollte er die vielleicht ins Feuerloch stecken?
Doch nichts dergleichen geschah. Herrchen stellte sie schließlich draußen auf der Terrasse ab und meinte zu Tommy, der ihm mit leuchtenden Augen zusah: „Das wird heuer ganz ordentlich zischen und puffen!“

Diese Ankündigung ließ mich gleich die Ohren anlegen. Mir kam da so eine dunkle Erinnerung hoch. Ich hoffte noch, dass sich meine Vermutung nicht bewahrheiten würde, doch leider kam es dann ganz anders.
Man kann sagen, die nächtliche Ruhestörung war perfekt.
Ich werds euch noch erzählen, doch nun muss ich unbedingt ein paar Stunden Nachtschlaf nachholen. Das Zusammenleben mit meinen Menschen kann ja mitunter echt anstrengend sein……

Wird fortgesetzt……………….

a.c.larin 03.01.2010 11:14

Das neue Jahr fängt gut an….

Brrrr! Das friert aber in den Pfoten! Jetzt bloß mal rasch ein bisschen Futter nachschieben und dann: Rauf auf die Ofenbank zum Durchwärmen!
Hoffentlich ist Minusch heute klüger und geht auch bald rein.
Musste sie kurz besuchen, um zu sehen, wies ihr geht. Sieht wieder ganz manierlich aus, die Kleine, obwohl ihr Fell noch ein wenig stumpf ist.
Na ja, aber das wird sicher bald wieder. Hab ihr von der Maus hinterm Holzstoß erzählt – vielleicht gehen wir die gemeinsam jagen, wenn sie wieder ganz beisammen ist? Musste ihr irgendwie Appetit drauf machen.
Hoffentlich kommt uns dieser Simba nicht zuvor. Der schlich heute so verdächtig durch unseren Garten. Hat der nichts Besseres zu tun? Vielleicht sollte ihn Camillo ein wenig observieren?

Überall konnte man noch Spuren des nächtlichen Treibens von vorgestern entdecken. Frauchen wird hoffentlich bald einen Eimer nehmen und den ganzen Mist wegräumen. Herrchen ist mit Tommy unterwegs, um Ersatzteile zu jagen. Irgendetwas an seinem neuen Spielzeug funktioniert nicht mehr ganz richtig. Vielleicht hätte ja auch Camillo nicht an den Kabeln herumkauen sollen, doch die waren wohl zu verlockend für ihn, weil sie so mauseschwanzähnlich aussehen…..

Kanns ihm aber nicht verdenken, dass er im Augenblick keine Lust hat, rauszugehen. Erstens ist es wirklich bitter kalt heute, und zweitens hängt ihm noch die eine Nacht hinterher, als sie ihn einfach draußen vergessen haben! Als sie kurz vor Mitternacht auf die Terrasse raus gingen, ist er dummerweise davon gezischt. Der Krach, der kurz darauf einsetzte, hat ihn wohl so erschreckt, dass er sich irgendwo verkrochen haben muss! Mir war die Sache ja gleich nicht geheuer.
Plötzlich war der Nachthimmel fast taghell! Immer wieder explodierten
unzählige bunte Sterne mit lautem Knall, bevor sie pfeifend und zischend zur Erde runter fielen! Feuer von oben! Hilfe! Wie schrecklich!
Die Menschen schien das aber gar nicht zu stören, im Gegenteil. Tommy johlte vor Vergnügen und auch mein Frauchen rief mehrmals: „Oh!“ und „Ui!“ Schließlich steckte Herrchen einige dieser verdächtigen Dinger, die er selber gefangen hatte, in die Erde vor der Terrasse und zündete sie am unteren Ende an.
Au weia, Feuer im eigenen Revier! Ich zog es vor, unter der Küchenbank in Deckung zu gehen. Ich hatte schreckliche Angst um mein Rudel, aber noch mehr um meinen eigenen Pelz. Und auch wegen Camillo sorgte ich mich, ausnahmsweise.
Ich weiß nicht mehr, wie lange dieser nächtliche Spuk andauerte, doch er war allemal lange genug, um in Panik zu geraten und Schwitzpfoten zu kriegen! Oh, diese Menschen!
Schließlich kehrte doch wieder Ruhe ein. Ich mauzte, weil ich merkte, das Camillo immer noch fehlte, doch Frauchen lachte nur und meinte: „Ach Samuel, sei doch nicht so ein Angsthase!“ Auch Herrchen lachte und holte eine Flasche Blubberwasser, die er dann gemeinsam mit Frauchen und den Freunden austrank.
Brrr! Hab kurz an seinem Glas gerochen. Was die Menschen da bloß dran finden?

Ich machte mir Sorgen um Camillo und sprang auf meinen Fensterplatz, um auf ihn aufmerksam zu machen, falls er doch noch dahergelaufen käme. Aber Camillo blieb hartnäckig verschwunden. Der Ärmste! Der musste ja einen gehörigen Schrecken abbekommen haben. Na, mir musste man das nicht erklären...

Schließlich ging diese laute Party zu Ende und auch in der Nachbarschaft ringsum wurde es wieder still und friedlich.
Ich seufzte – und rollte mich auf meinem Fensterplatz ein.
Armer Camillo!
Hoffentlich holte der sich jetzt nicht auch einen Mordsschnupfen….

Wird fortgesetzt!

a.c.larin 04.01.2010 08:41

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Rückblick und Ausblick

Langsam normalisiert sich die Lage wieder.
Tommy und Nina mussten heute wieder früh raus – es scheint, dass die Schule wieder angefangen hat. Für mich heißt das: Die friedlichen Vormittage in der Katzenkuschelhöhle finden wieder beinahe täglich statt!
Immer vorausgesetzt, dass Camillo sich dort nicht breit macht. Leider hat er sie nun auch entdeckt. Na ja, was solls: Nach dem Schrecken in der Sylvesternacht (so nennen die Menschen die kürzlich erfolgte Lärmbelästigung) hat er sich ein wenig Ruhe wohl auch verdient.

Im Grunde war er ja ganz schlau: Als er merkte, dass er bei uns nicht mehr rein konnte, weil sie auf ihn vergessen hatten, ging er rüber zu Helmstätts und kroch in deren Gartenhaus. So hat es ja seine Mutter auch gemacht. Zum Glück gibt’s die lockere Latte mit dem Schlupfloch da noch immer!
Heute Morgen saß er dann Mitleid heischend wieder vor unserer Türe, der Schleimer! Da kriegte er natürlich beim Frühstück die besten Bissen vom Menschenfutter ab! (Wenn sie ein schlechtes Gewissen haben, werden sie nämlich auch sehr großzügig.)
Minusch muss sich also wirklich keine Sorgen mehr um ihren Jungen machen – der hat schon einige Tricks drauf, die einem Kater das Überleben sichern können, egal, was da in Zukunft noch kommen mag……
Hauptsache, man lässt sich die gute Laune nicht verderben!

Ich denke ja immer, dass das den einzigen wirklichen Unterschied ausmacht: Nicht, was so kommt zählt, sondern wie mans nimmt!

Lasst euch also die Sonne auf den Bauch scheinen, Leute! Wenns denn unbedingt sein muss auch dreimal täglich! Unserer Klugheit reicht, wenn überhaupt, doch immer nur für den nächsten Augenblick!
Das genügt aber schon.
Macht euch nicht den Kopf schwer mit Dingen, die einmal waren oder mit jenen, die noch sein werden. Seid einfach nur jetzt da. Jetzt und Hier.
Denn heute beginnt die Ewigkeit.

Auch ich bin für euch heute und für immer da.
Ein schweigender Diener des Glücks hält still und lächelt, denn so dient er seine Sache am besten.
Und wenn er zufällig als Katze auf die Welt gekommen ist, dann schnurrt er. Miau! Das Leben kann doch auch schön sein!
Vergesst das nicht, niemals!
Denn vielleicht muss ich ja irgendwann mal diese Erde verlassen, aber in eurem Herzen, da werde ich immer da sein.
So ist das mit der Liebe und den vielgeliebten Wesen:
Einmal ins Herz geschlossen, leuchtet deren Licht darin für immer.
Das ists, was ich euch unbedingt noch sagen wollte.

In großer Liebe und ewig schnurrigem Angedenken,
mrrruau!

Euer Samuel




E N D E


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