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Naja, lieber Erich Kykal, mit deiner Antwort auf charis' Frage kann ich nun eher wenig anfangen. Klingt für mich ein bisschen wie das Loblied einer jungen Reiterin auf ihr Lieblingspferd...
In deinem eigenen Text, der offenischtlich von dir ungewollt mir sehr gut gelungen scheint, wolltest du wahrscheinlich bei "Auftakt" die Markierung auf die erste Silbe legen. Dein Gedicht ist eigentlich ein witziger, rhythmischer, wohl proportionierter Text. Ein ganz und gar schlechtes Beispiel, wenn man aufzeigen will, wie fürchterlich doch das moderne Gedicht 400 Jahre nach Opitz daherkommt. (Ja, ich hab gesehen, welche Reaktionen du in der geschützten Werkstatt der "Wiese" erhalten hast. Die eine kann ich unterschreiben. Die andere ist einfach nur peinlich, wenn sie nicht als Scherz gemeint ist. Ich entschuldige mich bei den dortigen Kommentatoren, dass ich nicht dort darauf eingehe. Ich gehöre nicht zu eurem erlesenen Kreis.) Schönen Abend wolo |
Lieber wolo,
Zitat:
Mir gefällt dein feinfühlig, sachkundiges Eingehen auf diesen Text, und dass du mir neue Sichtweisen darauf eröffnet hast, sehr. Und übrigens musste ich über die Leidenschaft, mit der du an die Sache gegangen bist, vergnügt lächeln. Es freut mich, dass ich dir einen "neuen" Rilke eröffnen konnte. Es hätte da vieles gegeben, dass sich nicht an die "üblichen Normen" hält, aber dieser Text gefällt mir persönlich sehr gut und er ist schön kurz für eine Besprechung :) Du hast mir auch viele Aspekte dieses Textes aufgezeigt, auf die ich nicht gekommen wäre. Die grünen Markierungen sind kaum zu sehen und ich weiß daher nicht, wo du die Betonung in Z1 siehst/hörst/sprichst. In der letzten Zeile hätte ich eigentlich auch mit zwei Senkungen begonnen, ich habe mich gefragt, warum er nicht einfach "im" schrieb. Aber ja, vielleicht, weil er das daktylische Grundkonzept in diesem nicht eigenständigen Vers nicht derart abrupt unterbrechen wollte; es eben nur eine Fortsetzung des Verses davor - wie du das ja sagtest. Interessant und eine schöne Metapher ist auch wie du es nennest "das Schlagen des nassen Segels". Die vielen (eigentlich verpönten - wie du sagst) "und", die fast etwas bildhaftes im Text haben wie ein Muster, wenn man den Text nur betrachtet, wie voher schon in Z4 und 5 mit "noch" - "und", empfinde ich jetzt durch deine treffende Metapher auch anders. Und ja, die Alliterationen statt der Endreime - nicht nur Stille und Sturm, was natürlich ein schönes Gegensatzpaar ist, auch Staub gehört für mein Gefühl dazu. Es ist jedenfall eine schöne Bewegung in dem ganzen Dingens. Mir wird das erst richtig bewusst, seit ich mich mit Distichen beschäftige. Das ist eine völlig andere Art zu schreiben, weil man den Leser viel deutlicher vor Augen führen muss, wohin die Reise gehen soll und weil jede kleinste "Unklarkeit" viel stärker durchschlägt - sprich stolpern lässt - als wenn man innerhalb einer gleichmäßigen Struktur "dahinleiert". Da kann man von Rilke denke ich, sehr viel lernen, der macht das mit Links. Wobei zB die Zeile: die Türen schließen noch sanft, und in denKaminen ist Stille mir nicht ganz einleuchtet: ich sehe hier keinen Grund, warum er das "in" betonen will, also diesem "innerhalb" der Kamine Bedeutung beimisst, auf "und" und "den" geht es aber schon gar nicht; hätte er das "und" hier weggelassen, wäre es ein "ruhiger" Daktylus, der ja zur Stimmung passt. Ich hätte als "Beginn der Erregung" dann eher den Artikel im Folgevers weggelassen, also "und Staub" geschrieben. Aber ich denke, es ist eher müßig, das so sehr zu zerpflücken; ich tue es ja auch nur zu Lernzwecken. Ich habe mich natürlich auch - wie du - gefragt, was hier einfach dichterische Intuition ist, und was ganz bewusst gesetzt ist. Wir werden keine Antworten mehr bekommen. Aber wir können uns daran erfreuen - und uns damit unterhalten. :) Ich verstehe durchaus, wie Eky den "schwarzen Hengst" bewundert. Also Eky, ich habe gar nichts gegen deinen intiutive Bewunderung, denn ich weiß eben nicht, ob Rilke nicht darüber schmunzeln würde, wenn er lese, wie wir versuchen, sein Gedicht zu zerlegen, um dem Genie ins handwerkliche Nähkästchen - das es vielleicht gar nicht gab - zu schauen. Aber es lohnt sich dann doch wieder, wolos Ausführungen finde ich sehr spannend und interessant. Ich möchte - sozusagen als Kompromiss zwischen "schwarzer Hengst" und klassischem Handwerk - noch meinen Liebling Herms Fritz zitieren, dessen Verse man vielleicht uns (Foren)dichter ins Stammbuch schreiben könnte: Tuast an die Stell vom Hian die Seel, gehst fehl, Tuast ban Wissn des Herz vamissn, is gschissn. Lieben Gruß und herzlichen Dank! charis |
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