Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 12.11.2011, 11:36   #1
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard Mysterium

Mysterium

Allgegenwärtig bleibst du doch verborgen,
wo liegt es, das Geheimnis im Konzept?
Du bist mir stets ein Rätsel, als Adept
stagniere ich und trete auf der Stelle.

Auch mein Versuch, mir Klarheit zu besorgen,
misslingt, da niemand wirklich etwas weiß;
bislang irrt jedes Denken nur im Kreis
und findet sie zu hoch, die letzte Schwelle.

Mit meinen Fragen bin ich nicht alleine,
es wächst das Wissen, wie du funktionierst,
wodurch wir dich gleichwohl nicht besser kennen.

Wir suchen im Atom, im Elfenhaine,
bis du erneut Gewissheit annullierst.
Wer bist du, Funke, den wir Leben nennen?
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (12.11.2011 um 21:55 Uhr) Grund: Ein Wort geändert.
Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2011, 18:23   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Stimme der Zeit,

mit dem Mysterium ist dir ein ausgezeichnetes Sonett gelungen, welches meiner Meinung nach diese Form wirklich erfüllt, und nicht nur ein in diesem Reimschema geschriebenes Gedicht ist, wie man es oft sieht. Der Gedanke der ersten Strophe wird 'von der Stelle aus' in der zweiten Strophe 'im Kreis' ausgeweitet. Die dritte Strophe weitet den Standpunkt vom ich zum wir, was ganz wichtig und passend ist, weil beim Sonett an dieser Stelle etwas Derartiges geschehen muss, und das Paradox Wissen-ohne-zu Kennen wird in der vierten Strophe verstärkt und mündet ist die Schlussfrage. Die einzige Zeile, die mir nicht optimal gelungen scheint ist die vorletzte. Eigentlich wird ja nicht die Empirik annulliert, sondern unsere Konzepte und Ideen werden durch Empirik annulliert. Außerdem ist die Empirik nach den Elfenhainen etwas zu eng. Nach den Atomen könnte sie angehen. Aber auch im Raum unserer Einbildungskraft und Phantasie ist das Mysterium natürlich nicht zu fassen. Etwas Besseres oder gar eine Lösung habe ich auch nicht. Vielleicht sollte man vorsichtshalber beim 'wir' bleiben, und das 'du' gar nicht aktiv werden lassen? Vielleicht sollte man aber alles so lassen, wie es ist, bevor man das wunderschöne Gedicht vielleicht noch verschlimmbessert.

Liebe Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2011, 21:54   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Thomas,

Zitat:
Die einzige Zeile, die mir nicht optimal gelungen scheint ist die vorletzte. Eigentlich wird ja nicht die Empirik annulliert, sondern unsere Konzepte und Ideen werden durch Empirik annulliert. Außerdem ist die Empirik nach den Elfenhainen etwas zu eng. Nach den Atomen könnte sie angehen. Aber auch im Raum unserer Einbildungskraft und Phantasie ist das Mysterium natürlich nicht zu fassen. Etwas Besseres oder gar eine Lösung habe ich auch nicht.
ab und zu neige ich dazu, zu "weit" zu denken. Ich schätze, das ist so ein Fall. (Faldi kann dir erzählen, dass ich manchmal frech in die "rhetorische Trickkiste" greife.) Und du hast natürlich recht! (Ich finde es aber lustig, denn du hast gerade meine Aussage widerlegt.)

Aber das Wort muss nicht sein. Was hältst du von "Gewissheit"? Ich ändere das entsprechend, denn ich wollte es absichtlich "überspitzen", aber so wichtig ist das nicht, so lange die "Grundaussage" erhalten bleibt. An einem Wort (zu viel gedacht) soll es nicht "hängen".

Jedenfalls möchte ich mich herzlich für deine Anerkennung bedanken, denn "wunderschön" hat noch niemand eines meiner Gedichte genannt. Daher gebe ich frei und offen zu: Jetzt bin ich nicht nur extrem verlegen, sondern auch glücklich.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 00:31   #4
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Stimme,

heute ist so ein Tag:
Erst war körperliche Schwerstarbeit angesagt (Wäsche, Reinemachen, Einkaufen), dann las ich hier Gedichte und bleibe beim 3. in folge "hängen" (positiv), wo es um Sein oder Nichtsein geht. (eKy und Galapapa)

Über das Sein haben Menschen, seit sie denken, viel gesagt, viel gemacht und viel geschrieben. Bis heute und ganz bestimmt noch bis übermorgen, bleibt diese Frage ohne Antwort.
Das geht auch aus deinem schönen und guten Sonett hervor: Es endet mit einer Frage.
Wir lesen, studieren, diskutieren und glauben manchmal, es erfasst zu haben - aber nur für kurze Zeit. Denn schon das nächste Hinterfragen wirft alles über'n Haufen. So geht es mir jedenfalls. (Ganz bestimmt nicht nur durch den Wissensstand geschehen, eher durch mein Ver- oder Unverständnis zum Wissen selbst.)


Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Allgegenwärtig bleibst du doch verborgen,
wo liegt es, das Geheimnis im Konzept?
Du bist mir stets ein Rätsel, als Adept
stagniere ich und trete auf der Stelle.

Wie treffend zum o. g. - Aber die lyrisch gestellte Frage ist sehr schön.

Auch mein Versuch, mir Klarheit zu besorgen,
misslingt, da niemand wirklich etwas weiß;
bislang irrt jedes Denken nur im Kreis
und findet sie zu hoch, die letzte Schwelle.

Ist die letzte Schwelle gewollt so hoch angesetzt, weil das Betreten dieser erst danach möglich ist? Wieder eine Frage.

Mit meinen Fragen bin ich nicht alleine,
es wächst das Wissen, wie du funktionierst,
wodurch wir dich gleichwohl nicht besser kennen.

Je mehr wir wissen, desto unklarer wird es. Das ist das beständige Ergebnis.

Wir suchen im Atom, im Elfenhaine,
bis du erneut Gewissheit annullierst.
Wer bist du, Funke, den wir Leben nennen?
Kann der Funke evtl. nur nicht reden oder sagt er: Nun warte doch ab ...

Gleichzeitig will ich mir die "Bequemlichkeit" des Abwartens nicht leisten.
Selbst um den Preis, dass es doch kein Mysterium ist, sondern schlicht eine Folge aus Entwicklung und NICHTS. Das aber würde mir direkt weh tun. Dafür waren alle anderen Gedanken zu phantastisch.
Ich gehe wieder ganz zu mir - darin habe ich eine Antwort, die ich noch nicht in Worte fassen kann.

Fragen macht aber Spaß - wie z.B. deine schöne sonettige.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 10:36   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

ich versteh nicht so viel von sonetten - aber das gedicht gefällt mir!

"gewissheit" sagt mir auch mehr zu als "empirik".

tja, wer bist du, leben?
hoffentlich kommen wir ihm nie auf die spur!
wir würden wahrscheinlich nur ( irreversiblen) blödsinn damit anstellen.

gerne gelesen, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 15:01   #6
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe Dana,

Zitat:
heute ist so ein Tag:
Erst war körperliche Schwerstarbeit angesagt (Wäsche, Reinemachen, Einkaufen), dann las ich hier Gedichte und bleibe beim 3. in folge "hängen" (positiv), wo es um Sein oder Nichtsein geht. (eKy und Galapapa)
Weißt du, ich glaube, dass dieses Thema alle Dichter schon immer (und immer wieder) bewegte und bewegt. Denn letztendlich "dreht" sich eigentlich alles "darum", denke ich. Freut mich, wenn du "hängen geblieben" bist, das geht mir auch oft so. Ich lese und lese, dann kommt ein Gedicht - und flüstert, sagt oder ruft: "Halt!"

Zitat:
Über das Sein haben Menschen, seit sie denken, viel gesagt, viel gemacht und viel geschrieben. Bis heute und ganz bestimmt noch bis übermorgen, bleibt diese Frage ohne Antwort.
Das geht auch aus deinem schönen und guten Sonett hervor: Es endet mit einer Frage.
Wir lesen, studieren, diskutieren und glauben manchmal, es erfasst zu haben - aber nur für kurze Zeit. Denn schon das nächste Hinterfragen wirft alles über'n Haufen. So geht es mir jedenfalls. (Ganz bestimmt nicht nur durch den Wissensstand geschehen, eher durch mein Ver- oder Unverständnis zum Wissen selbst.)
Danke erst Mal für dein Lob! Dieses Sonett wollte am Tag vorher "noch nicht raus", es kreiste als ungefähre Idee in meinem Kopf herum. Dann, gestern, kam der letzte Vers (als Erster) und schon "floss" es heraus. Manchmal "trage" ich tagelang so ein Gedicht mit mir herum. Liebe Dana, auch ich habe nicht studiert, und mit Lyrik sowie Philosophie befasse ich mich auch erst seit weniger als einem Jahr. Schon Einstein sagte: Vorstellungskraft ist wichtiger als Wissen. Damit hat er, so finde ich, recht. Ich persönlich glaube, er meint damit: Was nützt reines Faktenwissen, wenn es an Vorstellungskraft mangelt und man dadurch mit dem Wissen eigentlich nichts anfangen kann? Andersherum: Eine lebhafte Vorstellungskraft (Fantasie) kann, zumindest zu einem guten Teil, mangelndes Wissen "ersetzen". Natürlich geht es nicht ganz ohne Wissen, klar. Aber Fantasie ist eben "wichtiger". Auch der reine Verstand macht schließlich nicht den ganzen Menschen aus! Und außerdem können wir, wenn wir möchten, das ganze Leben lang lernen - ohne auszulernen, gerade das ist das Schöne. Wie sagt das alte Sprichwort: Durch Fragen lernt man! (Deshalb ärgert es mich immer maßlos, wenn ich Eltern zu ihren Kindern sagen höre: "Frag nicht so viel!" Da wird ein "wacher Geist" schon "im Keim erstickt". ) Ich lebe nach der Devise: Fragen, was das Zeug hält. Manchmal gibt es eine Antwort, oft nicht; und häufig ergeben sich aus einer Antwort zwei neue Fragen. Das ist ebenfalls das Schöne daran - es hört eben nie auf. Vielleicht hat Galapapa meine Intention nicht ganz verstanden, denn ich bin deshalb ein "zufriedener Mensch", weil ich immer weiter fragen kann ... Und es stört mich auch nicht, wenn es vieles gibt, das ich nicht verstehe(n kann) oder vieles, auf das ich keine Antwort finde.

Zitat:
Je mehr wir wissen, desto unklarer wird es. Das ist das beständige Ergebnis.
Gerade das meine ich. Neue Fragen, klasse! Für mich gibt es kein "beständiges Ergebnis", sondern die günstige Gelegenheit, weiter zu fragen, weiter zu denken. Ich liebe das!

Zitat:
Kann der Funke evtl. nur nicht reden oder sagt er: Nun warte doch ab ...

Gleichzeitig will ich mir die "Bequemlichkeit" des Abwartens nicht leisten.
Selbst um den Preis, dass es doch kein Mysterium ist, sondern schlicht eine Folge aus Entwicklung und NICHTS. Das aber würde mir direkt weh tun. Dafür waren alle anderen Gedanken zu phantastisch.
Ich gehe wieder ganz zu mir - darin habe ich eine Antwort, die ich noch nicht in Worte fassen kann.
Auch hier gibt es wieder etwas "Schönes zu entdecken". Nur weil eine Möglichkeit die wahrscheinlichste ist, schließt das noch lange nicht alle anderen denk- und undenkbaren Möglichkeiten aus. Außerdem: Es kann kein "Nichts" geben, allein durch die Existenz negiert sich dieses Wort selbst. Ich bin Realistin, ja, aber ich erlaube mir, meine Realität so zu sehen, wie ich das will - und nicht, wie die ganze Menschheit mir sagt, dass ich sie sehen soll oder muss. Wenn es nach der "Mehrheit" ginge: Wie viele Menschen glaubten lange Zeit, die Erde sei ganz sicher eine Scheibe? Nun, sie hatten trotz ihrer "großen Anzahl" eben nicht recht.

Und: Wir müssen auch nicht immer alles in Worte fassen können, manchmal genügt auch das Fühlen.

Zitat:
Fragen macht aber Spaß - wie z.B. deine schöne sonettige.
Ja, es macht unglaublichen Spaß, jedenfalls mir, und es freut mich zu lesen, dass du auch Spaß daran hast.

Mein Sonett lässt die Frage unbeantwortet - weil es gar nicht notwendig ist, immer eine Antwort zu haben.

Liebe Grüße

Stimme

--------------------------------------------------------------

Hallo, larin,

Zitat:
ich versteh nicht so viel von sonetten - aber das gedicht gefällt mir!
Vielen, herzlichen Dank!

Zitat:
"gewissheit" sagt mir auch mehr zu als "empirik".
Das fand ich "im Nachhinein" auch, Thomas hatte ganz recht. Manchmal brauche ich wohl ein wenig "zeitlichen Abstand" zu einem meiner Gedichte. Meist fällt mir dann noch etwas auf, das doch nicht ganz gelungen ist, und das ich dann gerne ändere.

Zitat:
tja, wer bist du, leben?
hoffentlich kommen wir ihm nie auf die spur!
wir würden wahrscheinlich nur ( irreversiblen) blödsinn damit anstellen.
Damit hast du vollkommen recht, denn der "Blödsinn", den wir mit dem "Bisschen", das wir zur Verfügung haben, bereits "anstellen", ist schon viel zu viel (leider teilweise wirklich irreversibler) Blödsinn ...

Danke fürs "Gerne gelesen".

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 16:17   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Stimme,

ja, das LEBEN ist schon ein Mysterium.
Ich weiß nicht, ob es sinnvoll wäre, dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.
Denn eigentlich - ist es nicht völlig sinnlos...?
Wir leben und sterben irgendwann - wozu?

...


Dein Gedicht zu dem Thema liest sich sonett und wirklich gut und flüssig.
Handwerklich ist daran nix auszusetzen, auch inhaltlich nicht.

Das einzige, das mir missfällt, ist die Tatsache, dass ich jetzt wieder beginne zu grübeln....

Auf die Frage am Ende deines Textes wird es (hoffentlich) nie eine Antwort geben,
aber sie (die Frage) ist sehr schön formuliert.


Gedankenvolle Grüße,
Chavali




__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (14.11.2011 um 19:22 Uhr) Grund: Gruß vergessen ;)
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 18:33   #8
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Liebe Chavi,

Zitat:
ja, das LEBEN ist schon ein Mysterium.
Ich weiß nicht, ob es sinnvoll wäre, dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.
Denn eigentlich - ist es nicht völlig sinnlos...?
Wir leben und sterben irgendwann - wozu?

...
das ist der "Punkt", wo sich beispielsweise bei Faldi und mir immer "die Geister scheiden". Sinnlos? Vielleicht, vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet. Aber grundlos? Wenn nichts ohne Grund geschieht, dann gibt es auch für das Leben einen - auch wenn er noch "unerkannt" ist (und evtl. noch lange bleibt). "Brauche" ich einen Sinn, oder genügt mir ein (unbekannter) Grund? Mir schon ...

Außerdem geht tatsächlich nichts "verloren", alles "wandelt" sich nur. Irgendwann, vor vielen Millionen Jahren, standen Bäume auf unserer Welt, die mit Hilfe von Sonnenenergie lebten. Sie "speicherten" also diese Energie in umgewandelter Form. Diese Bäume starben irgendwann, und im Laufe der Zeit, unter hohem Druck wurde aus Holz zunächst Braun- und dann Steinkohle. Wenn heute Steinkohle verbrannt wird, entsteht Wärmeenergie. Materie wird gerne als "gefrorene" Energie bezeichnet, das ist nicht so absurd, wie es sich im ersten Moment anhören mag. Energie wird nicht "verbraucht" und wird auch nicht zu "Nichts", alles befindet sich in einem steten Kreislauf der Veränderung. Wir auch. Das, was wir unser "Ich" nennen, ist nur die "Oberfläche" unseres Selbst, ein kleiner Teil des "Ganzen". Was wir fürchten, ist der Verlust von etwas, das gar nicht so wichtig ist. Außerdem: Wenn nichts verloren gehen kann - ? Wandel und Veränderung, sie sind weder "sinnlos" noch Grund zur Furcht. Ich sehe darin die Möglichkeit eines unerahnten und unerkannten "Abenteuers" - nämlich "alles Mögliche" zu sein (zu werden) ... und Zeit ist relativ.

Zitat:
Dein Gedicht zu dem Thema liest sich sonett und wirklich gut und flüssig.
Handwerklich ist daran nix auszusetzen, auch inhaltlich nicht.

Das einzige, das mir missfällt, ist die Tatsache, dass ich jetzt wieder beginne zu grübeln....
Die Unendlichkeit hat kein Ende - und die Ewigkeit ebenfalls nicht. Daher sind auch die Möglichkeiten unendlich. Jede Struktur kann unendlich oft in unendlicher Kombination "wieder entstehen" - wie aufregend!

Zitat:
Auf die Frage am Ende deines Textes wird es (hoffentlich) nie eine Antwort geben,
aber sie (die Frage) ist sehr schön formuliert.
Die Antwort gibt es sicher, irgendwo. Aber wahrscheinlich nicht für Menschen, nicht so "unentwickelt", wie wir sind. Wir würden sie gar nicht verstehen.

Aber jetzt, nachdem schon einige Kommentare da waren: Ich sprach absichtlich von einem "Funken", das sollte auf eine zweite "Lesart" hinweisen. Als sich die "Bausteine des Lebens" (organische Moleküle) bildeten - was ist der "Funke", der daraus etwas "Lebendiges" machte? Dass es geschah, ist klar. Was machte aus Molekülketten ein Lebewesen? Wir können organische Moleküle (Aminosäuren, Zucker, Purine, Milchsäure etc.) in Laboren erzeugen, aber wir können sie nicht "lebendig machen".

Selbst die Theorien des "Wie" sind umstritten und nichts ist wirklich bewiesen, es gibt mehrere davon. Aber was der "Lebensfunke" denn ist, das weiß niemand.

Danke für dein Interesse!

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
cyparis - herbstlaubgoldenes Mysterium Seeräuber-Jenny Experimentelles 5 02.06.2009 01:16


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:33 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg