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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 02.02.2010, 09:35   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Standard Winterbrunnen

Der schlafenden Becken grau gähnende Leere,
sie füllte der Schnee nur ein Weniges auf.
Als ob er die Anmut der Schalen beschwere,
verbirgt er der Ränder beschwingten Verlauf.

Der Marmor ist schmutzig von rußenden Tagen,
von herbstlicher Feuchte und manch einem Blick,
der sagt, dass ihr hartes und freudloses Ragen
den Augen nicht Mut macht, der Seele nicht Glück.

Zu kurz schauen solche ins Wandeln der Jahre:
Der Frühling ermächtigt ihr Wiedererwachen!
Dann reinigt die Brunnen aufs Neue das klare,
lebendige Wasser mit plätscherndem Lachen!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.02.2010 um 10:21 Uhr)
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Alt 02.02.2010, 18:00   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Standard

Lieber eKy,
dein Gedicht trägt ein mir vertrautes Gefühl, wenn ich an den jahreszeitbedingten "stillgelegten" Brunnen vorbei gehe.
Ein trauriges und "schmutziges" Bild mit Resten aus Jahreszeiten.
Verlassen und unbeachtet sind sie einfach da. (Nicht für einen Poeten )

Mit meinen Augen geschaut - mit deinen Worten wunderbar verdichtet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 02.02.2010, 19:16   #3
Chavali
ADäquat
 
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Hallo eKy,

solch einen Brunnen kenne ich hier auch.
Du hast den deinen mit wunderbar poetischen Worten beschrieben.
Jetzt in der nassen und kalten Jahreszeit tragen sie schmutzige Spuren.

Doch sehr schön sehen sie aus, wenn sie eine dicke Schneehaube tragen.
Aber am schönsten, wenn sie munter sprudeln und die Sonne warm scheint.

Mit Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (03.02.2010 um 10:21 Uhr)
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Alt 02.02.2010, 21:25   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Erich,

technisch einwandfrei bedichtest du hier den Winterbrunnen, der verschmutzt und verschneit kein besonders ansehnliches Bild abgibt.

Achtlos geht man vorüber oder rümpft gar ob des angesammelten Schmutzes die Nase.

Wer aber genauer hinschaut, der weiß, daß dies die Spuren sind, die das Leben hinterlassen hat, welches im Frühjahr wieder beginnt zu erwachen.

Das ist eben ein ewiger Kreislauf und die Relationen, die daraus entstehen.

Das eine kann ohne das andere nicht existieren.

Und doch verändert sich der Brunnen selbst eigentlich nicht.
Er ist und bleibt derselbe, jedenfalls relativ gesehen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 10.02.2010, 10:26   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, dana, chavali, falderwald!

Vielen Dank für eure freundlichen Beiträge!
Ich hatte beim Schreiben nur das Bild an sich vor Augen. So dichte ich fast immer: Ich folge einem starken Eindruck oder Gefühl und bin hinterher oft selbst überrascht, wo es mich dann hingetragen hat. Das Unterbewußte bricht sich da Bahn.
Ich muss also eingestehen, dass ich VORHER keinerlei Doppeldeutigkeiten oder Symbolik bewußt im Kopf hatte, als ich mich hinsetzte, um dies zu schreiben.
Nichtsdestotrotz sind eure Gedanken auch richtig, wenn man nur den Text an sich analysiert. Es KÖNNTE ja so gewesen sein, dass sich der Autor all das genauso gedacht hat...

LG, eKy
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Alt 10.02.2010, 11:48   #6
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Hallo eKy,

einfach nur schön. Musste es mehrmals lesen!

Liebe Grüße
Mandrillo
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2010, 07:39   #7
a.c.larin
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hallo erich,

ich habe dein gedicht schon mehrmals gelesen - aber vorerst nur beschwiegen
(ich wollte mich nicht durchs eigene geplapper um den genuss bringen).

da ich nun mehrmals in dem bild versunken und daraus wieder aufgetaucht bin, kann ich nur sagen: wunderschön!
ein stillleben der ganz besondernen sorte!

lg, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2010, 10:18   #8
Erich Kykal
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Hi, Mandrillo und larin!

Vielen Dank für die Bonusmeilen an Lob und Zusprache!
Manche kritisieren ja oft meine Lyrik als "zu romantisierend, zu wenig sozialkritisch, zu bieder und altbacken, nur der sprachlichen Schönheit verpflichtet, usw..."
Diese Leute haben nie zwischen meinen Zeilen gelesen! Oft sind von mir beschriebene Stimmungen, Naturvorgänge oder Gegenstände gleichsam Platzhalter, die auch für anderes stehen könnten. die wenigsten machen sich leider die Mühe, in solche Metaebenen einzutauchen.
Grundsätzlich haben sie ja auch recht - ich bin ein Lyriker der "alten Schule", ganz zweifelsohne - aber mir ist ja auch wurscht, was die sagen: Ich schreibe, wie es MIR gefällt, weil es eben primär MIR gefallen muss, was ich schreibe.
Alles andere ist ein willkommener Bonus, wenn's ein Lob ist, oder Jacke wie Hose, wenn man kritisiert oder gar verreißt.
Manchmal allerdings - wenn ein "Baby" allzu neu ist und mir gefühlsmäßig noch zu nahe steht, bin ich wie mit Scheuklappen geschlagen und kann mit Kritik nicht so distanziert umgehen, wie ich wohl sonst gerne möchte. Das aber nur am Rande - geht wohl manchmal jedem so...

LG, eKy
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