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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 10.12.2011, 09:03   #1
Cebrail
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Standard Geplauder

x x




y








Was dort tief im Brunnen liegt,
so schwer in meinem Herzen wiegt
und hallt im Raum,verdreht vom Traum
des Schenkens, jenseits jedes Lenkens,
nährt den Geist und doch so dreist
ist es zu Denken, ich könnte nun ertränken,
was mir im Grunde wichtig ist,
denn Nähe ist es, was du bist,
im Jetzt und Hier, bist du bei mir.

Doch Wege führen dich fort von hier,
um mich dereinst zu finden,
auf Pfaden, deren Winden
für mich, noch nicht,
ersichtlich ist.

Gedankenräume,
blasse Träume
schimmern durch,
doch sind´s die Bäume, die
einzigartig, fest verwurzelt,
schweigend dann, am Rande stehen,
um mir einfach zuzusehen
und still zu sagen,
„Komm mit uns.“

Gedankenangeln, welch ein Hangeln
die Äste rauf, um weit zu sehen,
die Welt aus dieser Sicht verstehen?
Nicht leicht, doch weicht
mit jedem Höherkommen,
die Angst und es wird wahrgenommen,
was unten dem zu Grunde liegt
und schwer in meinem Herzen wiegt.

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I
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__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas

Geändert von Cebrail (10.12.2011 um 19:56 Uhr) Grund: Fehler über Fehler ;-)
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Alt 10.12.2011, 17:32   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Cebi,

zunächst einmal: Was für ein faszinierender Rhythmus! Dieses Gedicht folgt dem "Klang", nicht dem Metrum.

Ich bin also ebenfalls dem Rhythmus "gefolgt", das funktioniert auch gut (bis auf zwei Stellen). Strophe 2 folgt "klanglich" Strophe 1, in Strophe 3 jedoch wechselt das, ich finde hier "taktet" es eher, deutliche Pausen, für mich ein wenig "stockend" (nicht als Fehler, nein, nur ganz anders als zuvor). Strophe 3 klingt für mich fast wie ein "Sprechgesang", etwas "abgehackt", fast "monoton". Wobei ich erwähnen möchte, dass am Ende von Strophe 2 ein "Übergang" stattfindet. In Strophe 4 "wechselt" der Rhythmus (für mich) innerhalb der Strophe, während die ersten 6 Verse irgendwie "zwischen" dem Klang von Strophe 1 und zwei liegen, sind die beiden letzten Verse wieder eindeutig "fließender" - was absolut zu deren Inhalt passt.

Für mich ist dieses Gedicht auf jeden Fall "Musik", es ist ein Lied. Daher sind hier die Regeln des "geschriebenen Metrums" auch nicht angebracht.

Ich möchte gerne die beiden Stellen kurz anmerken (wobei: Das ist nur mein persönlicher Rhythmus, jemand anderer "empfindet" bzw. sieht das vielleicht nicht so):

Zitat:
Doch Wege führen dich fort von hier,
Hier würde ich (rein aufgrund der Melodie) "führen" zu "führn" verkürzen, da "hakt" es ein wenig.

Zitat:
doch sinds die Bäume, die
einzigartig, fest verwurzelt,
Hier ist es das "die", das ich in der Melodie nicht an dieser Stelle "unterbringe", es will sich einfach nicht "fügen". Ich mache unwillkürlich nach "Bäume" Schluss und wechsle dann zu "die einzigartig, fest verwurzelt," als nächste (Lied)Zeile über.

Das soll jetzt keine Kritik sein, nur eine Rückmeldung, wie ich es "höre".

Es gibt ein paar kleine Tippfehler:

Zitat:
auf Pfaden, deren Winden - hier fehlt ein Komma
Zitat:
doch sind's die Bäume, die - beim Verkürzen von "es" muss ein Apostroph hin
Zitat:
um mir einfach zuzusehen - zuzusehen gehört zusammen
Zitat:
die Welt aus dieser Sicht verstehen? - die Ellipse stört mich nicht, aber hier bitte aufgrund von "(zu) verstehen" klein
Zitat:
mit jedem Höherkommen, - "dem" Höherkommen - "das" Höherkommen
Der Inhalt ist sehr tiefsinnig.

Zitat:
Was dort tief im Brunnen liegt,
so schwer in meinem Herzen wiegt
und hallt im Raum,verdreht vom Traum
des Schenkens, jenseits jedes Lenkens,
nährt den Geist und doch so dreist
ist es zu Denken, ich könnte nun ertränken,
was mir im Grunde wichtig ist,
denn Nähe ist es, was du bist,
im Jetzt und Hier, bist du bei mir.
Etwas belastet das LI, das tief im Inneren liegt; der "Hall" bzw. das "Echo" ist immer wieder zu hören, bestimmte Gedanken "tauchen" immer wieder "auf". Das LI versucht offenbar, diese Empfindungen so tief im Brunnen zu versenken, dass sie (erhofft) für immer "unten bleiben". Offenbar sind die Gefühle und Gedanken nicht zu "lenken", sie entziehen sich der Kontrolle. Hat das LI zu viel von sich "verschenkt", musste erlebt werden, dass sich Träume dadurch nicht erfüllen, sondern sich die Bedeutungen "verdrehen"? Für mich "reflektiert" sich das LI selbst im Brunnen, erkennt, dass es nicht richtig wäre, das zu tun, denn dabei würde das Wichtigste "mit ertränkt" - das LD, das im "Jetzt und Hier", der Gegenwart also, ganz beim LI ist und ihm Nähe schenkt.

Zitat:
Doch Wege führen dich fort von hier,
um mich dereinst zu finden,
auf Pfaden deren Winden
für mich, noch nicht,
ersichtlich ist.
Das LI fühlt, dass das LD sich von ihm entfernt. Die "Wege", auf denen das geschieht, bleiben dem LI (noch) unverständlich, die "Windungen" lassen das LD wohl immer wieder "außer Sicht" kommen. Allerdings ist das LI vertrauensvoll davon überzeugt, dass, egal wohin diese Wege auch führen mögen, das LD von ihnen am Ende wieder zu ihm (zurück)geführt wird. Das lässt mich noch einen kleinen Schritt weiterdenken, denn ich frage mich: Warum entfernt es sich dann? Vielleicht, weil das LD, um wirklich "ganz" beim LI sein zu können, "unterwegs" erst sich selbst "finden" muss?

Zitat:
Gedankenräume,
blasse Träume
schimmern durch,
doch sinds die Bäume, die
einzigartig, fest verwurzelt,
schweigend dann, am Rande stehen,
um mir einfach zu zusehen
und still zu sagen,
„Komm mit uns.“
Hier "sehe" ich ein Bild, bei dem Sonnenlicht durch das Blattwerk von Bäumen fällt. "Gedankenräume, blasse Träume" schimmern durch die Äste - "gefiltert". Für mich sind die Bäume Metaphern für "Beständigkeit", für Werte, gleichzeitig auch Symbole für den "Weg nach oben". Sie sind "fest verwurzelt", bieten Sicherheit - aber sie stehen trotzdem nur "am Rande", sie schweigen und sehen nur zu. Trotzdem teilen sie, auch im Schweigen, dem LI mit, dass es "mit ihnen kommen" soll. Hier bringt mich das Wort "mit" zum Nachdenken. "Zu" ihnen ergäbe eine ganze andere Bedeutung, aber das steht ja hier nicht. Bäume jedoch "bewegen" sich, zwar nicht von der Stelle, aber sie "wachsen" - nach "oben".

Zitat:
Gedankenangeln, welch ein Hangeln
die Äste rauf, um weit zu sehen,
die Welt aus dieser Sicht Verstehen?
Nicht leicht, doch weicht
mit jedem höher kommen,
die Angst und es wird wahrgenommen,
was unten dem zu Grunde liegt
und schwer in meinem Herzen wiegt.
Das LI ist der Einladung der Bäume gefolgt. Das Klettern, um nach oben zu kommen, ist anstrengend, denn es muss von Ast zu Ast "gehangelt" bzw. nach jedem einzelnen Gedanken "geangelt" werden, auf dem Weg zum "Baumwipfel" hinauf, denn dort oben bietet sich dann eine "weite Sicht". Hier wird das jedoch als Frage formuliert. Das LI fragt sich, ob es, wenn es in die "Weite" hinaussehen kann, auch die "Welt" endlich "verstehen" kann. Auf dem Weg nach oben allerdings verliert sich mehr und mehr die Angst. Was das LI dann allerdings sieht, ist das "was unten dem zu Grunde liegt und schwer in meinem Herzen wiegt". Meiner Intention nach macht das die "Kletterpartie" aber nicht unnötig, keineswegs. Denn von "oben" betrachtet wird das "zu Grunde liegende" sicher ganz anders gesehen, denn die Perspektive hat sich verändert.

Auf der Reise durch sich selbst findet man zu sich selbst zurück, um sich dann neu und anders zu sehen und sicher auch besser zu verstehen. Verstehe ich mich selbst, dann verstehe ich die Welt. (Ein Sprichwort.)

Meine einzige, kleine Kritik: Für mich passt der Titel überhaupt nicht dazu, denn unter "Geplauder" verstehe ich etwas "Seichtes, Bedeutungsloses". Vielleicht aber hattest du damit auch eine ganz bestimmte Absicht, die ich nur nicht erkenne (kann ja sein). Dann wäre es schön, wenn du sie mir erklären würdest.

Lieber Cebrail, das ist ein sehr schönes und sehr berührendes Gedicht, ich habe es wirklich gerne gelesen!

Liebe Grüße

Stimme
__________________
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (10.12.2011 um 17:35 Uhr) Grund: Kleine Ergänzung.
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Alt 17.12.2011, 12:05   #3
Cebrail
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Hey Stimmchen,
danke für deine, wieder mal sehr ausführliche Textarbeit, ich habe fast ein schlechtes Gewissen, denn in mir macht sich der Gedanke breit, dass du für deine Ausführungen länger gebraucht hast, als ich an den Zeilen geschrieben habe,
„Dieses Gedicht folgt dem "Klang", nicht dem Metrum.“
Stimmt wohl, ich habe dieses mal einfach drauf los geschrieben.
Und dieses mal ist der Liedermacher in mir wohl in den Vordergrund getreten.
Bei den von dir angesprochenen Stellen hast du recht und es ist auch so angedacht von mir wie du es beschreibst, ich spreche z.B. das „führen“ ohne das „e“ aus.
Als nächstes dann diese Stelle.
„doch sinds die Bäume, die
einzigartig, fest verwurzelt“
Hier habe ich mir das in etwa so gedacht.
Doch sinds die Bäume, DIE
einzigartig, fest, verwurzelt“
Ich wollte damit eine Unterbrechung schaffen,irgendwie, aber eigentlich
kann man es auch weglassen.
Und danke für deine Korrektur in Sachen Interpunktion und Rechtschreibung, manchmal bin ich zu ungestüm und überlese solche Dinge einfach. Ich weiß dass es so aussieht, als würde ich dem Leser gegenüber nicht den nötigen Respekt erweisen und hier einfach etwas schnell hingeschlumpftes einstelle, aber es ist dann einfach so, das ich auch noch fünf mal Lesen, solche kleinen Dinge überlese und sie mir erst auffallen, wenn ich mit der Nase darauf gestoßen werde, aber dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und ich muss mit der Scham leben, aber wenn es nicht mehr ist.
Deine Interpretation, was den Inhalt der Zeilen betrifft, ist sehr interessant und ich bin verblüfft, was du alles so herauslesen konntest.
Du weißt ja, wie die Idee zu diesen Zeilen zustande gekommen ist und ich bin diesen Gedankengängen einfach noch einmal gefolgt und habe meinen Kram daraus gestrickt.
Ich versuche mal mein Sichtweise zu erklären.
Da ist ein Gedanke, tief in uns drin, sagen wir mal z. B. die Sorge um unsere Kinder.
Die Angst um sie und ihre Zukunft, unser Wollen sie in die richtige Richtung zu lenken und doch müssen uns eingestehen, dass sie unser Geschenk gar nicht wollen, nicht nach unserem Muster leben wollen oder können und ihren eigenen Weg finden wollen/ müssen. Die Idee in uns wir könnten ihren Weg lenken und doch ist da auch die Einsicht, dass wir es nicht können, bzw. sie ihren eigenen Weg finden lassen müssen und dass sie trotz allem in unserer Nähe sind, sich dessen bewusst sind und wir die Zeit einfach genießen sollten. So in etwa.
In dem zweiten Teil dann, die Beschreibung davon.
Die Kinder gehen ihren Weg, einen Weg der sich uns noch erschließt, aber sie werden irgendwo ankommen, deswegen das „noch“.

Im nächsten Teil dann, sind die Wünsche die wir für sie haben und die Erkenntnis,
dass es einfach nicht viel nutzt immer nur eingreifen zu wollen sondern, dass es auch in
Ordnung ist zu warten und einfach da zu sein wenn wir gebraucht werden.

Mit der Beständigkeit und Verwurzelung, die wir uns durch unsere im Leben gesammelten Erfahrungen, ein Beispiel oder eine Art Anker zu sein, einfach zu signalisieren, wir sind für euch da..Wir stehen hier wie ein Baum, ein jeder einzigartig und doch ein Baum nur unter vielen der seinen Platz gefunden hat
Ich finde deine Erklärung hier einfach treffend und ins Schwarze getroffen.


Im letzten Teil dann, der Lebensweg und auch hier hast du es so gut beschrieben, wie ich es niemals hätte können. Da ist dann der Lebensweg, nicht immer einfach und doch notwendig.
Es geht darum seine eigenen Erfahrungen zu sammeln, darum nicht aufzugeben und eine eigen Sicht auf das Leben als solches zu gewinnen. Seinen eigenen Weg zu beschreiten.
Wie du schon richtig sagtest, die Welt ein wenig zu verstehen.
Der Titel, nun ja, er ist ja aus einem Geplauder entstanden.
Wenn man Chat mal einfach übersetzt, heißt es ja Plaudern und dass Plaudern nicht immer einfach und belanglos sein muss, zeigt uns ja das was wir so ab und an austauschen, manchmal scheint es belanglos, aber es ist ein Teil unseres Lebens und setzt man diese kleinen Teile zusammen und sieht sie als Ganzes ist nicht mal die Aussage, dass ich jemanden einen guten Morgen wünschen belanglos, irgendwie ist alles also wichtig oder auch nicht.
Und so kann man den Text nun verstehen wie man will, wichtig, nicht wichtig, daher geplaudert oder tief in den Gedanken gewühlt. Im Großen und Ganzen sind es ja nur Buchstaben die aneinander gesetzt, Worte ergeben und diese Worte dann, in ihrer Reihenfolge, einen Sinn oder Unsinn ergeben.
Stimmchen, ich muss dir hier wieder mal meinen Respekt für deine Mühe erweisen.
So viele Gedanken wie du sie dir machst, das hat einfach ein riesen DANKESCHÖN verdient.
Einen lieben Gruß an dich
C.
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„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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