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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 28.02.2018, 11:05   #1
Chavali
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Ein stattlicher Baum inmitten der Wiese
war einstmals der Ort für ein Treffen mit dir.
Noch schien nicht die Sonne aus wolkigem Himmel,
noch fegte ein Sturm übers schwarze Revier.

Sie kamen, um Hand an die Rinde zu legen,
zu fällen die Eiche, die Schatten nun warf,
doch Hunderte Vögel versperrten den Weg,
der Baum war für sie zwingend Lebensbedarf.

Da banden wir Bänder so bunt in die Zweige,
sie sprachen von Treue und gutem Vertraun.
Im Banne der blühenden Liebesgefühle
begannen wir Schlösser der Zukunft zu baun.

Der Eichenbaum steht noch, man fällte ihn nicht.
Man zog sich verärgert und murrend zurück.
Noch heute, als Treffpunkt liebender Paare,
beschützt er ihr inniges Glück.



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Alt 28.02.2018, 13:47   #2
Eisenvorhang
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Hallo Chavali!

Sehr sehr schön! Ich habe nichts anderes dazu zu sagen!

Ein Vorschlag:

Da banden wir Bänder so bunt in die Bäume, /abgerundete Aliteratio, begünstigt rollende Metrik
sie sprachen von Treue und gutem Vertraun.
Im Bunde der Liebenden, heiß warn die Träume /vollständiger Reim
begannen wir Schlösser der Zukunft zu baun.

Sehr gern gelesen!

vlg

EV
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Alt 28.02.2018, 16:33   #3
Chavali
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Hallo Eisenvorhang,
Zitat:
Sehr sehr schön! Ich habe nichts anderes dazu zu sagen!
danke Das freut mich wirklich sehr! Ich hatte schon gedacht, er wär zu kitschig oder gar unverständlich...

Was deine Vorschläge betrifft, sie hören sich gut an, das Problem ist aber, das LyrP (lyrisches Paar )
bindet die Bänder nicht in Bäume (MZ), sondern in den einen, gewissen Eichenbaum.

Was die Reime betrifft, so sind ja sowieso nur 2 Zeilen/Strophe gereimt, immer die zweite und vierte.
Aber Bäume - Träume ist schon ein netter Reim
Ich schaue noch mal drüber, könnte sein, dass ich noch ein bisschen was verändere.


thx nochmal und liebe Grüße!
Chavali
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Alt 28.02.2018, 16:46   #4
Sufnus
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Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
Ich hatte schon gedacht, er wär zu kitschig oder gar unverständlich...

[...]

Was die Reime betrifft, so sind ja sowieso nur 2 Zeilen/Strophe gereimt, immer die zweite und vierte.
Da ist garnix kitschig! Das sind ganz tolle Verse - und gerade die sparsame Reimverwendung ist meines Erachtens der Kniff hier... das würde ich persönlich eher nicht abändern (zumal meiner ganz bescheidenen Meinung nach der Reim "Bäume - Träume" recht bewährt rüberkommt und m. E. daher nicht sooooo viel an zusätzlicher Sprachschönheit beisteuert...

Evtl. könnte man noch über Glättungen bei "der Baum war für sie zwingend Lebensbedarf" nachdenken... sofern nach "für sie" eine kleine Zäsur gelesen wird, geht es rhythmisch wunderbar auf, aber vielleicht (Erich vor!) gibt es noch Möglichkeiten, dass fließender zu bauen...
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Alt 28.02.2018, 16:59   #5
Eisenvorhang
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Nun gut.

Ich las das gesamte Gedicht und mir fiel das mit den Reimen gar nicht auf, außer bei besagter Strophe.

Ich lass das mal als Kompliment stehen.

""Bäume - Träume" recht bewährt rüberkommt und m. E. daher nicht sooooo viel an zusätzlicher Sprachschönheit beisteuert..."

Sufnus, hier muss ich Dir widersprechen.

Lyrik braucht nicht zwingend Orginalität. Dahingehend zu dichten, kann sie vermurksen. Schau Dir mal von Erich die namenlose Hure an. Ganz einfache Worte und Reime - das Gedicht ist ein Subwoofer von Emotion.

Oder auch Rilke und Hesse. Wobei Rilke schon spezieller reimte (wintern - sintern bspw), oder Goll. Hesse war da aber ganz bescheiden und seine Gedichte sind einfach nur Hammer.
Ich glaube Gefühle in die richtigen Worte zu verpacken bewirkt mehr als "neues" zu erwirken.
Auch Rilke dichtete bspw. über die Einfachheit des Alltagswortes.

Die armen Worte, die im Alltag darben,
die unscheinbaren Worte, lieb ich so.
Auf meinen Festen schenk ich ihnen Farben,
da lächeln sie und werden langsam froh.

Ihr Wesen, das sie bang in sich bezwangen,
erneut sich deutlich, dass es jeder sieht;
sie sind noch niemals im Gesang gegangen
und schaudernd schreiten sie in meinem Lied.

r.m.rilke

vlg

EV
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Alt 28.02.2018, 17:31   #6
Sufnus
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Zitat:
Zitat von EVG Beitrag anzeigen
Lyrik braucht nicht zwingend Orginalität. Dahingehend zu dichten, kann sie vermurksen. Schau Dir mal von Erich die namenlose Hure an. Ganz einfache Worte und Reime - das Gedicht ist ein Subwoofer von Emotion.

Oder auch Rilke und Hesse. Wobei Rilke schon spezieller reimte (wintern - sintern bspw), oder Goll. Hesse war da aber ganz bescheiden und seine Gedichte sind einfach nur Hammer.
Ich glaube Gefühle in die richtigen Worte zu verpacken bewirkt mehr als "neues" zu erwirken.
Hm... also Originalität um ihrer selbst willen ist sicher keine so gute Idee - da stimme ich absolut zu. Und zustimmen würde ich auch, dass ein Gedicht in ganz einfachen Worten und ohne originelle Sperenzchen eine verquaste und hochgestochene Lyrik locker aussticht (und dabei sauschwer zu schreiben ist!).

Ich würde aber nicht soweit gehen, dass Originalität grundsätzlich ein Nachteil für ein Gedicht ist - das wäre auch eine sehr gefährliche Argumentation, weil Lyrik (und gereimte umsomehr) sowieso eine Abweichung vom "normalen" Sprachgebrauch zelebriert - als Lyriker die Originalität zu verdammen, heißt also nichts anderes, als am eigenen Ast zu sägen.

Was die sehr schönen Verse von Rilke angeht, bitte ich übrigens zu bedenken, dass in der vorletzten Zeile, "sie sind noch niemals im Gesang gegangen", nichts anderes steckt als das hohe Lob der Originalität...

Und ein Reimpaar wie "Bäume - Träume" schadet einem Gedicht natürlich nicht unbedingt, aber es ist in vielen Fällen (wie bei Chavalis schönen Zeilen) möglich, dass ein Gedicht dieses Reimpaar zumindest nicht nötig hat.

Ansonsten deute ich die universelle, salvatorische Formel zur Subjektivität von ästhetischen Meinungen hiermit nur an...
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Alt 28.02.2018, 17:43   #7
Eisenvorhang
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Ok - da stimme ich Dir zu, Sufnus. :-)

Die Zeile von Rilke verstehe ich allerdings anders. Nämlich, dass ihm das einfache Wort im Gesang noch nie enttäuscht hat; es ihm immer verlässlich war.

vlg!

EV
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Alt 28.02.2018, 18:23   #8
Chavali
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Hallo Sufnus und Eisenvorhang

es ist mir eine Freude, euch beim Diskutieren und Gedanken machen zuzuschauen und eure
nützlichen und interessanten Beiträge zu lesen.

Also Rilke und Hesse in einem Satz mit Erich zu verwenden, findet absolut meine Zustimmung

Es gibt so viele schöne, wohlklingende Gedichte, damals und auch heute.
Vielleicht sind manche Redewendungen schon des öfteren verdichtet worden.
Man ist nie dagegen gefeit, verschiedenes genau so oder ähnlich zu verwenden.
Da ist es schwer, wirklich Neues und noch nie da Gewesenes zu erfinden.
Manchmal gelingt es.
Aber das muss es vielleicht ja auch gar nicht. Mir ist es wichtig, immer Gefühl rüber zu bringen,
egal, ob als Natur- Denker- oder Liebesgedicht.

Habt beide herzlichen Dank!

Liebe Grüße
Chavali



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