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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 18.06.2012, 14:29   #1
Thomas
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Beiträge: 3.375
Standard Mein ganzes Jahr

Mein ganzes Jahr

Wenn du nur Frühling wärst,
nur scherzend, voller Jugend,
wenn du nur Sommer wärst,
nur blühend, voller Tugend,
wenn du der Herbst nur wärst,
beschenkend nur in Fülle,
wenn du nur Winter wärst,
nur ernsthaft und in Stille,
du wärst mein Alles, wärst
die Freude meiner Tage.
Doch du bist ganzes Jahr,
bist alles, was ich fühle, denke, sage,
erhoffe, träume und im Herzen trage.
Du bist mein ganzes Jahr.


Gewidmet S.M.

Geändert von Thomas (23.06.2012 um 21:23 Uhr)
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Alt 18.06.2012, 23:37   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo thomas,
eine schöne liebeserklärung ist das, allerdings "nurt" es mir ein bisschen zu viel. kann man das etwas einschränken?
und ich würde auch mehr abwechslung hineinbringen - und damit mehr spannung.

guck mal:

Mein ganzes Jahr

Wenn du nur Frühling wärst,
nur scherzend, voller Jugend,
wenn du bloß Sommer wärst,
erblüht in reifer Tugend,
wenn du der Herbst auch wärst,
beschenkend durch die Fülle,
und Winter nur,
so ernsthaft und voll Stille,
du wärst schon Alles,
wärst die Freude meiner Tage.
Doch du bist wie ein ganzes Jahr,
bist alles, was ich fühle, denke, sage,
erhoffe, träume und im Herzen trage.

Ja, du bist wie mein ganzes, buntes Jahr.


den letzten Satz, der die conclusio trägt, könnte man ruhig etwas absetzen, dann sackt die Botschaft noch deutlicher!

nimm, was du davon brauchen kannst!
lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 19.06.2012, 10:16   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
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Ort: österreich
Beiträge: 961
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hm, das "bloß" und das "auch", liebe larin, lieber thomas,

können aber nicht dasselbe wie das "nur". das "nur", wie ich thomas' gedicht lese, meint ja nicht dieses sehnende "nur", sondern das "allein".

wäre das so schön besungene LyrDu allein eine der vier jahreszeiten, wärs schon fein für LyrIch. es ist aber das ganze jahr. also das absolute ultimative, was LyrIch gar nicht zu wünschen wagt. da finde ich das "nur" in seiner durchgängigkeit sehr passend und stimmig, weil es eben auch dieses "sich-bescheiden" auch mit nur einer jahreszeit mehr hervorhebt.

außerdem trägt es eben auch den text, ist schlüssel-element und klangliche grundnote, das "nur". ich finds nicht zuviel. vor allem, weil man ja erkennt, dass es hier so gedacht ist.

mir gefällt es so sehr gut. gernst gelesen. danke.


liebe grüße,

fee
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Alt 23.06.2012, 21:21   #4
Thomas
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Liebe larin und fee,

vielen Dank für eure Kommentare, die ich nun endlich gemeinsam beantworten möchte. Das Gedicht ist relative schnell und ohne viel Nachdenken entstanden und ich fand es spontan schön. Da hat mich der Kommentar von larin natürlich schockiert. Das schlimme daran ist nämlich, dass es stimmt, was du sagst. Kurz darauf kam der Kommentar von fee, der auch absolut richtig ist. Damit hätte ich mich beruhigen können, aber so geht das bei mir nicht. Ich habe das Gedicht versucht zu verändern und habe im Nachhinein analysiert, was ich da eigentlich getrieben habe.

Es ist etwa so. Stellt euch einen Wandere vor, der in einer herrlichen Landschaft munter voranschreitet, immer neu schöne Ausblicke tun sich ihm auf, immer beschwingter wird dadurch sein Schritt und er öffnet sich immer mehr den schönen Naturbildern, die sich ihm hinter jeder Wegbiegung auftun. Da ist er schließlich auf dem Bergkamm angelangt. Ah! Er blickt ins Tal, sieht das gesamte Panorama, plötzlich erfühlt von erhabener Ruhe, und nun schätzt er alle die schönen Eindrücke der Wanderung als eigenständige Aspekte einer einzigen, vollkommenen Schöpfung.

Der Inhalt der Geschichte ist ganz anders als das Liebesgedicht, aber die Phrasierung ist identisch. Mit dem Ah! ist das Ende der 5 Doppelzeilen erreicht (zufällig beim Reim auf langem a, ganz unweit vom ä) und die Bewegung schließt sich zu einem ruhenden Kreis.

So gesehen ist das 'penetrante nur' gerechtfertigt und jeder Versuch, den ich unternahm, einige 'nurs' wegzubekommen, habe die wesentliche Dynamik eher gestört als gefördert. Bei meinen Versuchen ist mir auch klar geworden, dass ich diese Bewegung durch die winzige Variation in den Herbstzeilen, noch verstärkt habe. Aber mehr darf wahrscheinlich nicht sein.

Nach meinem ersten Schreck (und einem Dutzend versuchter Verschlimmbesserungen), bin ich mir nun recht sicher, dass das Gedicht so gut ist. Und ich bin euch beiden für eure Kommentare sehr dankbar.

Liebe Grüße
Thomas

Geändert von Thomas (23.06.2012 um 21:24 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2012, 10:20   #5
a.c.larin
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huch - erschrecken wollte ich dich aber nicht mit meinem kommentar!

aber die schlusszeile könnte man doch wirklich absetzen - vielleicht sogar so:

Du
bist mein ganzes Jahr.

(Wenn schon schwärmen - dann gleich mit Vollgas! )

lG , larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.07.2012, 22:38   #6
Thomas
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Liebe larin,
dein Kommentar freut mich sehr, und ich muss gestehen, dass die 'private' Version in der Tat noch eine Schlusszeile hat (die ich mich nicht zu veröffentlichen traue), die ganz in dem von dir gewünschten Sinne 'Vollgas' gibt.
Liebe Grüße
Thomas
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