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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 22.02.2015, 23:03   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Rettung

Durch die Ritzen zieht es kalt,
alles schließt die Läden,
Fenster, Türen, was uns halt
schützt vor Frost und Schäden.

Irgendwo brüllt laut ein Rind,
oder ist‘s der Sturm bloß?
Heftig wirbelnd prescht der Wind
auf den Kirchenturm los.

Gott sei Dank sind wir im Haus,
denn bei solchem Wetter,
jagt man keinen Hund hinaus,
höchstens einen Retter.

Horch! Schon hallt das Martinshorn
grauslich durch die Gassen!
Will dem Sturm in dessen Zorn
keine Opfer lassen.

Mutig stellt die FFW
an den Turm die Leiter.
Rasch steigt einer in die Höh,
erster Stock und weiter.

Bis zum offnen Glockenstuhl,
wo sich Pfarrers Katze,
laut miauend, gar nicht cool,
nicht mehr rührt vom Platze.

Lässt sich retten noch so gern
auf dem Arm des Helden.
Danke sagen liegt ihr fern,
Herrgott mög‘s vergelten.

Und der Retter denkt sich still:
Nochmals gut gelaufen.
Geht ins „Kreuz“ zu Ilsebill
einen Glühwein saufen.
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Alt 23.02.2015, 07:36   #2
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Hallo Wolo,

Mann, Du bist so fleißig, dass ich mit dem Kommentieren gar nicht hinterherkomme. Eigentlich wollte ich mich erst Deinem Bergfinkenhexa widmen (kommt noch). Aber jetzt hast Du die Vagantenstrophe mal eben im Vorübergehen so leicht und locker verarbeitet, dass ich wenigstens ein paar Sätze dalassen muss.

Wie ich sehe, hat das Schnörkelmonster auch wieder ganz schön mitgemischt, und ich habe den Eindruck, dass Du es extra für den kleinen Spaß eingeladen hast. Wenn man sie so nett augenzwinkernd verpackt (sehe ich da die freche Grimasse des Schalks?), können die kleinen inversiven Hopser durchaus auch witzig sein. Hier scheinen sie ja das kleine Monster ein bisschen auf die Schippe zu nehmen?

Diese hier ist vielleicht eine Spur zu dick aufgetragen?

Zitat:
Bis zum offnen Glockenstuhl,
wo sich Pfarrers Katze,
laut miauend, gar nicht cool,
nicht mehr rührt vom Platze.
Passt aber schon zur "unpässlichen" Situation, auch das doppelte "nicht" unterstützt das Bild der Unbeholfenheit.

Inhaltlich würde ich sagen, der Stoff passt ausgezeichnet zur Strophenform. Das Kreuz kann man, glaube ich, auch ohne Apostroph richtig zuordnen.

War gerne und schmunzelnd dabei.

Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (23.02.2015 um 07:41 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2015, 07:53   #3
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Guten Morgen Claudi

Ja, die Strophe mit deer Katze ist schlecht. Das Einschübsel und dazu noch das neudeutsche Wort passen nicht ins übrige. Dass man das doppelte "nicht" durchgehen lassen kann, sähe ich auch so, wenn das andere nicht wäre.

Die Inversiönchen stören mich ansonsten nicht, weil ich sie von Versform und Thema her fast erwarte. Aber wenn ich ganz ehrlichbin, muss ich zugeben, dass ich einfach rasch was hinklatschen wollte und mit Kurzzeilen immer meine liebe Mühe habe. Es gibt schon Gründe dafür, dass manche Leute (ich z.B.) so häufig den fünffüßigen Iambus benützen: Da geht das Dichten einfach einfacher. Also Absicht ja, aber nicht aus Spaß, sondern a) aus "Not" und b) weil ich finde, wenn es nicht zu dick aufträgt, passt's.

Danke für deine Anmerkungen!
Und dem, der's angeht, für die Idee. Denn der Drive, der diesem Vers eigen ist, drängt einen ja geradezu, sich weiter damit zu versuchen.

Bis bald
wolo

Ein weiterer dünner Faden ist das für Poesie so wichtige "still" - warum zum Teufel gibt es nicht mehr Reimwörter, die man dranhängen kann? Nicht mal bei den Vornamen!

"Geht mit seinem Kumpel Till
einen Glühwein saufen"
für wem das besser gefällt.

Geändert von wolo von thurland (23.02.2015 um 07:59 Uhr)
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Alt 23.02.2015, 08:24   #4
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Jetzt hab ich glatt vergessen, Deinen Doppelreim zu erwähnen, der mir sofort aufgefallen war. Neckisch! Und passt hier auch prima rein. Das ist meine Lieblingsstrophe.

Zitat:
Irgendwo brüllt laut ein Rind,
oder ist‘s der Sturm bloß?
Heftig wirbelnd prescht der Wind
auf den Kirchenturm los.
Ob nun bewusst oder "aus Not" geschnörkelt, spielt ja letztlich keine Rolle, wenn das Resultat stimmt. Ich bin wohl extrem allergisch gegen solche Satzverstümmelungen, die ich in ernsten Texten einfach nicht ernst nehmen kann. Noch schlimmer finde ich Elisionen des finiten Verbs, wenn es um eine ernst gemeinte Aussage geht. Das wirkt auf mich einfach jedes Mal unfreiwillig komisch.

EDIT:
Zitat:
Ein weiterer dünner Faden ist das für Poesie so wichtige "still" - warum zum Teufel gibt es nicht mehr Reimwörter, die man dranhängen kann? Nicht mal bei den Vornamen!
Jetzt, wo Du es sagst, fällt mir auf, dass lautes Denken wohl eher erwähnenswert wäre. Still ist fast schon pleonastisch. Aber auf einen Namen läuft es ja wohl sowieso hinaus. Edeltraut?

LG
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (23.02.2015 um 17:30 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2015, 16:24   #5
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Hi wolo,

du hast ja zur Zeit einen kolossalen Lauf

Gratulation zu dieser tollen Geschichte im Vagantenstrophenmuster, das zu einer solch galoppierenden Story
ja geradezu ermuntert.

Mir gefällt - klar, ne? - diese Strophe am besten:
Zitat:
Bis zum offnen Glockenstuhl,
wo sich Pfarrers Katze,
laut miauend, gar nicht cool,
nicht mehr rührt vom Platze.
Mir gefällt der Einschub! Und das neudeutsche Wort ist längst üblich!
So sind die Geschmäcker verschieden, wie die Leser der Gedichte.

Aber auch sonst gut gelungen!

Gern gelesen und geschmunzelt hat
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2015, 20:49   #6
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
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hallo chavali

danke für dein interessantes feedback. mich dünkt die strophe trotzdem etwas "überladen" mit "lyrischen spezialitäten" der krasseren art, die sicher hier zu vers, stil und thema passen, aber in der häufung die milch zum überlaufen bringen.

offnen / Pfarrers Katze / 2 mal einschübsel / partizip präsens / inversion
wenn man alles aufzählt, sieht das so aus.

dein schmunzeln ist mir aber willkommener lohn.

hallo claudi

ne., der denkt das schon eher "bei sich" und geht dann seelenruhig eins zwitschern. deshalb die alternative oben.

allen eine gute nacht
wolo
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