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Alt 21.03.2016, 17:21   #1
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Van Gogh wollte mit dem grünen Gewusel auf die innere Unrast und Fiebrigkeit hinweisen, die ihn in seinen letzten Jahren antrieb und - möchte man sagen - verbrannte! So gesehen kommt das Feuerartige nicht von ungefähr.
Wir sehen diese Gemälde heute als große Naturkulisse, ihm war es wohl eher trockene Sommerglut und innerer Brand. Dennoch wurde so Großes geschaffen!

Kandinsky kannte ich dem Namen nach. Erst bei der Suche im Netz nach neuen Bildern für die Sonette, fand ich ihn sozusagen. Die starken Farben und Kontraste, die dennoch insgesamt harmonieren, haben mich beeindruckt.


Hi, Sy!

Bierstadt ist einer der bekanntesten Landschaftsmaler des 19. Jhdts, hier und in Amerika, wo er auch viele Naturkulissen malte. Er war kein reiner Naturalist, sondern gefiel sich darin, das Geschaute im Bilde noch zu überhöhen, wie es für die Romantiker damals üblich war.

Picasso gefällt mir nur in der Frühphase wirklich gut, die blaue und die rosa Periode, als er meist Zirkusleute malte. Seine Figuren atmen eine fast greifbare Distanz und Schwermut, einen Lebensernst, der die plumpe Oberflächlichkeit ihrer bunten Kostüme konterkariert.

Zu Munch kann man stehen, wie man will. Ich persönlich halte ihn,was reines Handwerk betrifft, für bestenfalls Mittelmaß. Die Farben wirken allzu erdig, unrein und verwaschen, so als hätte er nie den Pinsel gereinigt. Seinen Bildern fehlt oft Tiefe, und er macht perspektivische und anatomische Schnitzer, die ungewollt passiert wirken, nicht wie ein Stilmittel. zB ist der Schatten des Mädchens im Bild "Pubertät" (kommt später) eigentlich nur eine formlose "Blase".
Dennoch wohnt seinen Darstellungen - bei aller Naivität in der Ausführung - mitunter eine Kraft inne, die man so nicht vermuten würde. Interessanterweise halte ich von seinem berühmtesten Werk ("Der Schrei") recht wenig - vielleicht habe ich es zu oft gesehen, aber es gefiel mir schon beim ersten Mal nicht, da ich es sah, sagte mir nichts als: Boah, das sind aber viele Streifen! eigentlich besteht alles aus Streifen! (Ich war 12)


Euch beiden vielen Dank für eure Gedanken zu Bildwerk und Wortwerk!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 22.03.2016, 10:38   #2
juli
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Lieber Erich,

Nach Munch, muß ich doch mal gucken, welches Bild danach kommt.



62) Bauernhaus in der Normandie (Berthe Morisot, 1865)

Das Bild, zeigt einen Waldausschnitt. Der Himmel ist klein und fast weiß. Das Grün ist tiefgrün bis fast Schwarz, also starke Kontraste. Das Gras ist strohig, und deutet darauf hin, daß es Sommer ist. Der Regen fehlt. In einer Lichtung liegt fast versteckt ein helles Haus. Wer mag da wohl wohnen? Auf jeden Fall hat der Mensch, der dort wohnt Natur pur um sich herum. Das Haus liegt in Frankreich, vielleicht ist das Licht deswegen anders.....

Das Sonett, beschreibt die Gedanken eines Betrachters. Das Haus zieht den Blick auf sich, und regt die Gedanken an. Es ranken Geschichten um das Haus. Mir fällt "Ganghofer" ein, aber das ist ja wohl ein Drama. Das muß es ja nicht unbedingt sein. Der Alltag und eine Familengeschichte sind spannend genug.

Beides zusammen, erinnert an Geborgenheit in einem Haus, und der Menschlichkeit, die dieses Haus mit Leben füllt, oder gefüllt hat.




63) Kinder (Valentin Serov, 1899)


Das Bild, zeigt zwei kleine Kinder, die so um die 5 - 6 Jahre jung sind. Beide sind gleich gekleidet, ein weisses Hemd und eine kurze blaue Hose. Sie stehen auf einer Anhöhe, und schauen aufs Meer. Jedenfall der Junge in dem Vordergrund, der Hintere schaut den Maler direkt an. Beide scheinen auf urlaubsreise zu sein. Das Bild erinnert mich daran, daß meine Eltern mich mit nach Hamburg genommen haben, und ich an der Binnenalster stehe, und aufs Wasser gucke. In der Nähe gab es ein Cafe, und nach dem Spazieregehen, gab es immer Kuchen mit Brause, auch eine immer gerne gewählte Kombination.

Dein Sonett, erinnert an die Erziehungsmethoden um 1899, meine Oma ist so groß geworden. Ich weiß sie ist sehr alt, aber ich bin ja ein Nachkömmling. Kinder mußten damsl funktionieren. Sie wurden wie kleine Erwachsene behandelt. Eine freie Meinung wurde nicht geduldet. Mein Opa hat immer gesagt:" Wer schnell ißt, der arbeitet auch schnell!" damit meinte er mich. Ich esse immer noch schnell. Dein Sonett erinnert daran, das Kindsein nicht immer so frei sein bedeutet wie es jetzt ist. Jetzt ist schon fast das Gewenteil der Fall, die Kinder brauchen mehr Struktur. Aber ich schweife ab.....

Beides zusammen, lenkt den Blick ins Nachdenkliche, über Generationen hinweg praktizierte Erziehung, und wie die sich gewandelt hat. Darauf muß man erst mal kommen, so ein Sonett zu schreiben.

Sehr gerne gelesen, auch wenn ich etwas abschweife, es ist ja nur deswegen, weil mich die Gedichte dazu anregen....

Liebe Grüße sy
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Alt 23.03.2016, 16:28   #3
Erich Kykal
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Hi, Sy!

62) An diesem Bild gefielen mir besonders die leicht verblassten, weißgrünen Farbtöne, die den fortgeschrittenen Sommer kennzeichnen.

63) Serov's Bild ist relativ bekannt. Ich dachte bei den adretten Matrosenanzügen daran, wie man Kinder früher wie Modepüppchen ausstaffiert und "Gassi" geführt hat, um mit dem so sichtbaren Wohlstand anzugeben. Die Kinder hatten zu gehorchen und zu funktionieren - gesehen, aber nie gehört, wie die Rede ging. Erst mit dem Fortgang des 20. Jhdts änderte sich dies langsam, und erst nach dem 2.WK wurde eine Kindheit in begüterten Kreisen - wenn man Glück hatte - lockerer und "kindgerecht"er.
Von den Armen und der Arbeiterklasse schweigen wir lieber: Bis weit ins 19. Jhdt hinein war Kinderarbeit von bis zu 10 Stunden täglich allgemein verbreitet! Ausbeutung und Gewalt waren dort alltäglich und es gab kaum ein Entkommen! Viele, schon in jüngsten Jahren in Bergbau und Fabriken verschlissen und/oder vergiftet, wurden kaum älter als 30! (Dennoch nannte man sich "das zivilisierte Abendland"!)


LG, eKy
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Alt 28.03.2016, 11:38   #4
charis
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Lieber Eky,

Ich habe wieder einmal nachgelesen. Erstaunlich in welch gleichbleibend hoher Qualität du schreibst! Wieder ein paar Eindrücke:

70) betonte Auftakte: interessant! Auch die Betrachtung; das Kreuz musste ich erst suchen. Die Schwestern haben keine Gesichtszüge - oder?

73) gefällt mir besonders gut! Das "blähen der Segel" irrierte mich irgendwie - passt zwar klanglich wunderbar, aber vielleicht wäre doch "bauschen" oder ähnliches irgendwie "unverfänglicher".

86) ganz erstaunlich, was du da siehst!

88) das Gedicht wird diesem Grauen, dass aus dem Bild spricht gerecht:
toll:
"Wer andere verwundet wird zur Wunde"

89) toll: "schattengraudurchschossen"

90) auch hier finde ich die transportierte Stimmung wunderbar. Besonders gefällt mir: "Geschnitzt aus schmalen Licht ..."

94) Ja, bestimmte Dinge bleiben manchen im Leben versagt - aber vielleicht bleiben einem dadurch einfach nur andere Sorgen und Schmerzen erspart. Das letzte Terzett macht mich betroffen: Diese Resignation und das schnell wieder verdrängen der Wehmut; das LI ist geübt darin, sich nicht darauf einzulassen, wenn etwas schmerzt. Ich frage mich, ob dieses Sich-von-sich-selbst-distanzieren-können der Segen oder der Fluch des Älterwerdens ist?


Und bei 100 soll das tatsächlich schon aufhören, ein bisschen geht schon noch!

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (28.03.2016 um 11:55 Uhr)
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Alt 28.03.2016, 13:22   #5
Erich Kykal
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Hi, Charis!

Danke für deine Überlegungen und das Lob!

Ja, hundert - ehrlich gesagt suche ich jetzt schon händeringend nach Bildern, die noch etwas in mir auslösen! Wenn man keine spezifischen Namen hat, im Internet schwer zu finden!

Das mit der gleichbleibenden Qualität erachte ich als selbstverständlich - aber ich habe durchaus meine persönlichen Favoriten und halte manches für weniger gelungen. Andere sehen das oft ganz anders ...

Aber natürlich gefallen sie mir alle! Sonst stünden sie nicht hier.

LG, eKy
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Alt 02.04.2016, 15:52   #6
charis
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ja, hundert - ehrlich gesagt suche ich jetzt schon händeringend nach Bildern, die noch etwas in mir auslösen!
Ja, da hätte ich vielleicht noch eins für dich

Lieben Gruß
charis
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Alt 02.04.2016, 16:01   #7
Erich Kykal
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HI, Charis!

Ja, ein Beispiel früher als selbstverständlich geltende Tierquälerei! Man nahm es gar nicht als solche wahr, denn der gute Christ machte sich ja auf seines Gottes Geheiß "die Erde untertan", und das beinhaltete, mit Tieren verfahren zu dürfen, wie's einem beliebte.

Du hast recht, das Bild bewegt mich - aber ich hab jetzt erst mal Dichterurlaub!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (07.06.2019 um 11:41 Uhr)
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Alt 02.04.2016, 16:19   #8
charis
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"Dichterurlaub"!? So etwas gibt es nicht!
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Alt 02.04.2016, 16:49   #9
Erich Kykal
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Doch - wenn man ihn sich erdichtet!
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Alt 30.03.2016, 10:52   #10
juli
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Hallo eKy,

"In meiner Pause hier", ich bin ja sonst immer deinen Gedichten den Nummern gefolgt, hab ich es nicht mehr geschafft nicht zu lesen. Ich habe geluschert, und jetzt weiß ich, daß hier noch viele Perlen auf mich warten.


64) Junge mit Hund (Edouard Manet, 1861)

Das Bild, zeigt einen Jungen mit einem Hund. Beide schauen sich tief in die Augen. Der gemeinsame Blick verschmilzt zu Liebe, der Hund fragt den Jungen: Hast du ein Leckerli für mich?! Ich weiß, weil ich einen Hund besitze, das es nicht NUR um das Leckerli geht.


Das Sonett, ja! Du beschreibst die Liebe der Beiden! Ich mag das Gedicht. Feines Teil.

Beides zusammen, bereichert sich. Das Sonett ohne das Bild ist sehr aussagekräftig, die Liebe zwischen Hund und Mensch ist auf den ersten Blick zu erkennen. Es ist ein schnörkelloses Gedicht, daß die Einfachen Dinge des lebens beschreibt.


65) Rote Rehe II (Franz Marc, 1912)


Das Bild, kenne ich. Es zeigt rote Rehe, die in kraftvollen Farben gemalt wurden. Das Grün der Landschaft ist satt und der blauweisse Himmel gibt dem Gemälde Kraft. Das Bild gefällt mir.


Das Sonett, fühlt sich in die Denkweise von Rehen hinein. Es ist ein bezauberndes Tiergedicht. Bezaubernd muß nicht kitschig sein, es beschreibt die Realität der Wildtiere, die ständig auf der Hut sein müssen, denn der Jäger schießt sie ab. Du beschreibst die Rehe beim Äsen, wie sie in die Landschaft eingebettet sind und welche Gefahren dort lauern. Es ist nicht hur Sonnenschein da....

Beides zusammen, mag ich, da mir das Bild und und das Sonett gefallen. Deine Tiergedichte finde ich sowieso alle klasse, weil sie so herzlich und realistisch sind.

Liebe Grüße sy

Bis bald...

Geändert von juli (30.03.2016 um 21:17 Uhr)
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