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Alt 30.10.2009, 08:15   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Efeu

Ich sah an Nußbaums letztem Streben
wuchern dunkle Efeureben.
Welch wundersames Wortebeben

liegt in der nächsten Efeufrucht!
Schwarz gibt sie, was Erfüllung sucht
und wird doch dann zu Distelflaum.

Habt Ihr den Efeu je betrachtet?
Habt Ihr im frühen Morgentraum
die Hände Euch mit ihm umnachtet?


Vor meinen Augen steht ein Baum.
Gefällt. Daß ich dort weinte: kaum
Dezennien her. Ich weinte

und war Kind. Er: Mir ein grüner Vater.
An seiner Brust: Der niegekannte Rater
ließ mich weinen.


All dies: Vorbei. Denn Barbarei
ist eingekehrt in diese Räume.
Schändung bleibt mir
statt der Weih'.



ad hoc 30.10.2009
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2009, 09:46   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

liebe cyparis,

dein gedicht erinnert mich an den vielgeliebten baum meiner kindertage: es war eine trauerweide, die in unserem garten stand und ihre zweige wie ein schützendes dach über mich breitete. als sie der hauserweiterung weichen musste, habe ich bittere tränen um sie geweint.....
auch efeu kann faszinierend sein: an warmen sommertagen gibt es darin ein gesumm und gebrumm von unzähligen kleinen geflügelten!
auch nun steht in meinem garten ein gewächs, das mir großen respekt abnötigt: ein ahornbaum, der trotz pilzbefall und tiefem riss in der borke weiterhin wächst, blüht und grünt - und das schon seit jahren!

in der natur ist sehr viel heimat zu finden.
danke , dass du mich mit deinem gedicht daran erinnert hast!

lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2009, 11:24   #3
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
Benutzerbild von Panzerknacker
 
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
Standard

Hallo Cypa,

und trotzdem kann der Efeu sich als schlimm erweisen, und so habe ich gehört, andere Pflanzen, dazu gehören auch Bäume so überwuchern, das sie absterben. Trotzdem gefällt mir dein Gedicht.

Der Knacki schickt Grüße in die Saarpfalz
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.
Panzerknacker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2009, 12:28   #4
Lena
Lyrische Träumerin
 
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Dort, wo meine Träume mich nähren.
Beiträge: 686
Standard

Liebe Cyparis.

Wie oft habe ich schon überlegt, was es wohl sei, was ich an deinen Gedichten so mag, so schätze,..so liebe.

Es ist nicht nur der Inhalt, nein, bei dir sind es die Gefühle, die du so ganz besonders an den Leser bringst.

Genau das ist dir hier in "Efeu (ad hoc ) wieder einmal gelungen.

Mich hast du in die Natur geführt..plötzlich ..weinen, Kind, "Er"..Barbarei, Schändung......................................... ......................................

Du hinterläßt mit diesem Gedicht viele Gefühle in mir..die mich stark bewegen.

(Der niegekannte ...nie gekannte?)

Sehr gerne gelesen

Lena
__________________
~ Mit lieben Gedanken ~


©auf alle meine Werke
............
Marion Baccarra
Lena ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2009, 20:51   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe larin,

hier ist wirklich ein Efeubaum gemeint. Die gab es bis vor Kurzem noch bei uns auf dem Friedhof.
Jetzt wurden sie abgesägt. Obwohl sie sowohl schattenspendend als auch gut zum Erhalt des Grundwassers waren.
Die Gründe für diese Barbarei wurden nicht genannt.
Weinen mußte ich, weil meine Großeltern ganz in der Nähe begraben wurden.
Großvaters (jetzt Mutters) Garten ist von einem Efeuteppich bedeckt. In dem ich mich (hin und wieder) als Kind fühlen kann.


Lieber Panzerknacker!

Du bist einem Irrtum aufgesessen. Nur schon tote Bäume werden von Efeu "niedergemacht". Für lebende Bäume ist Efeu wichtig: Er fängt Flüssigkeit auf, die er an die Rinde weiterreicht. Er "klimatisiert". Er bindet im Boden nötiges Wasser, das er selbst nicht braucht.
Nicht umsonst wird seit langem empfohlen, Mauern mit Efeu zu bedecken:
Isolator, Schutz vor Erosion, Heimstatt sowohl ungeziefervertilgenden Spinnentieren (grausel!) aus auch Kleinvögeln (Sperlingen), die dort ihre Nester bauen und bevölkern.


Liebe Lena,

es rührt wohl daher, daß all mein Empfinden in die Verse fließt.
Du hast ein sehr feines Gespür dafür, wie ich immer wieder beglückt feststellen kann.
(Mein "Vaterhaus" steht nur etwa 10 Meter entfernt vom Dorffriedhof, der jetzt so brutal geschändet wurde.)

Euch Dreien viele liebe
Nachtgrüße
von
cyparis!
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
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