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31.05.2016, 11:24 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Liebe Lai!
Zeitneutral? Sowas gibt es nicht. Sobald du ein Verb im Satz verwendest, hat es eine Zeit. Ist nun mal so. Darum heißt es auf Deutsch "Zeitwort" ... Ich weiß schon, du meinst eher "allgemein gehalten". Nun, so wie es jetzt da steht, passt das Präteritum durchaus, denn das Entgleiten der Zügel fand ja VOR dem (gegenwärtigen) Hoffen auf Wiederkehr statt. Wichtig war, die Mitvergangenheit in Z2 zu beseitigen, damit die Zeitlinie stringent verläuft. Mir sind übrigens schon oft sechshebige Zeilen "passiert", ohne dass ich es gleich erkannt hätte - man vertraut auf sein Gefühl, und die Sprachmelodie fließt ja auch wunderbar und alles, aber erst wenn man genau nachzählt, merkt man es! - Manchmal erst Tage oder Wochen, in meinem Fall zuweilen erst Jahre später! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
31.05.2016, 13:54 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Lailany,
Ich bin begeistert, daß ich hier ein so schönes Sonett lesen kann. Und wenn ich lese, du hättest es fast es die Tonne gedrückt! Um so froher bin ich das es hier ist! Es ist ein "Laigedicht", die Worte sind sehr lyrisch, der übertragende Sinn ist nicht lehrerhaft, er ist mitfühlend und weise. Die jungen Pferde sind gut beschrieben, ihr Freiheitswillen und ihre Wildheit. Das könnte man auch auf den Menschen übertragen, wie schon gesagt: weise. Der Umgang mit ihnen erfordert Fingerspitzengefühl und Geduld, damit deren Temprament in gelenkte Bahnen kommt. Die Erdnüsse von eKy sind klasse! Ich freue mich über dein Gedicht, begeisternd gelesen, ich mag Pferde und Menschen. Liebe Grüße sy |
31.05.2016, 16:23 | #3 |
Von Raben umkreist
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Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
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Liebe Lai,
alles ist gesagt, was bleibt, ist ein aufrichtiges Wow und die Bemerkung, "Das ist Lai, so wie wir sie lieben!" Und, wie im wirklichen Leben, kann anhand von Beispielen Vieles anschaulicher erklärt werden, als durch sachliche Erklärungen. Und seien sie auch noch so richtig und logisch. Schön, dass du mitgemacht hast, es ist mitunter sicher nicht leicht. Ich bekomme es am eigenen Leib zu spüren. Lieben Gruß Sid
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Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
01.06.2016, 12:15 | #4 |
/ Bil-ly /
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Liebe Lai,
Freut mich, wieder einmal ein Gedicht von dir zu lesen. Dein Durchbeissen hat sich ausgezahlt. Ich dachte als erstes an eine jungen Liebhaber , erst dann an einen Sohn. Wie auch immer - der letzte Vers hat mich jedenfalls traurig gemacht - so gehts: Frieden = sich mit dem Gewicht des Sattels, wofür auch immer der steht, abfinden - und vorbei ist's mit dem schönen Wildpferd, das wir so anziehend fanden. Der Wechsel der Zeiten in S1 stört mich nicht, aber eigentlich gehört die Z4 schon zur Antithese. Ich würde daher die Zeile drei eher mit einem Punkt abschließen. S2Z3 passt zu dieser Suche vielleicht auch: "meint, hie und da das Glück am Schopf zu fassen." Sehr gerne gelesen! Lieben Gruß charis Geändert von charis (01.06.2016 um 13:33 Uhr) |
04.06.2016, 07:49 | #5 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Liebe Kommentatoren
@ Eky, ja, "allgemein gehalten"... genau das hab ich gemeint. Zeitneutral hörte sich allerdings viel nobler an. Nun... jetzt passt ja alles, worauf es ankommt. Danke! Beruhigend zu hören, dass sich auch beim versiertesten Sonettierer Silben unentdeckt einschleichen können. Mir passieren solche Entgleiser sofort nach dem Posten. Denn aus unerfindlichen Gründen bekomme ich genau dann die Anwandlungen und plötzlichen Ideen zum Rumfummeln. @ Sy, wie schön, dass dir mein Sonett gefällt. Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich es gerettet hab. @ Sid, schon allein für deinen Kommi hat sich das Mitmachen gelohnt. Meine zeitweiligen Befürchtungen, dass ich das Dichten verlerne, sind jetzt auch wieder ein wenig beschwichtigt. @Charis, HA! Junger Liebhaber... Tztztztz... was du schon wieder denkst! Nunja, die Idee wär ja gut, aber an der Umsetzung haperts. Derlei Aufregungen erspare ich mir lieber. Deinem Rat bzgl Punkt in QU 1 bin ich gefolgt. Danke. Das "hie und da" gefällt mir nicht so gut, da es den Sinn ein bisschen verändert, was ich an dieser Stelle nicht möchte. Vielen herzlichen Dank, ihr Lieben für Besuch und Feedback. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
12.06.2016, 03:01 | #6 | |||||
geehrt und gefiedert
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Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Hallo Lailany,
Jetzt wurde schon einiges gesagt, doch das eine oder andere habe ich noch hinzuzufügen. Wenn du näher am ursprünglichen ersten Vers bleiben willst, würde ich dir empfehlen, ihn in den Konjunktiv zu setzen, aber statt der Peitsche die Hiebe zu streichen. Die Hiebe wären zu brutal. Doch da die Peitsche in der Reiterei "Gerte" heißt, wäre da aus meiner Sicht und keine Gerte könnte es dressieren Allerdings ist deine neue Version auch nicht schlecht. Also nur einen kleine Meinung, falls du zurück zum Anfang möchtest. (Die Gerte würde ich aber so oder so einbauen. Ist einfach näher am Inhalt. ) Zitat:
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Am klassischen Sonett warst du immerhin etwas näher als Sidgrani, auch wenn es nicht ganz passt. Aber das heißt ja nicht, dass es kein schönes Sonett geworden ist. So, jetzt habe ich vermutlich genug rumgekrittelt. nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
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30.07.2016, 09:30 | #7 |
Gast
Beiträge: n/a
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mir gefällt dein Sonett vom Wildpferd ausgesprochen gut, Lailany.
Ich sehe hier eine Metapher zu einem jungen Sohn, der das Elternhaus verlässt und provoziert. Das Wildpferd hat nämlich als PP "es". Genitiv für Wildpfernd wäre "sein", also seine Zügel. Wäre es also tatsächlich ein Wildpferd, würdest du danach nicht mit dem Subjekt "er" fortfahren. Ein Wildpferd würde auch nicht durch Gassen laufen, sondern durch die Prärie. Der Sattel des Lebens... Gerne gelesen Grüße von Koko |
01.08.2016, 20:50 | #8 |
ADäquat
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Beiträge: 13.001
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Liebe Lai
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16.07.2022, 06:31 | #9 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Liebe Leser und Kommentatoren,
herzlichen Dank fuer euer Interesse. Das 'wilde Pferd' hier beschreibt einen meiner Soehne, der noch nicht 'gezaehmt' ist und es auch nicht eilig hat damit. Versucht haben's einige, bislang nicht erfolgreich. Er ist so sturkoepfig wie die Mutter. LG von Lai
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