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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 24.05.2011, 19:04   #1
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard Kleine Stadt vor fünfzig Jahren


K
leine Häuser duckten sich

links und rechts der Straße,
Rosen blühten in dem Garten
vor der alten Klostergasse.

Lindenbäume streckten ihre
weiten Kronen hoch hinaus,
Katze Susi hascht nach einer
flinken grauen Mieselmaus.

Efeu wuchs am Haus des Pfarrers,
der die Menschen Demut lehrt,
der auch Trost den Alten spendet,
wurd von allen hier verehrt.

Mädchen spielten mit den Puppen,
Jungen fuhren mit dem Rad,
Babys schrieen in den Wagen,
Fußball
fand nur sonntags statt.

In den neuen Sonntagskleidern
gingen Eltern Hand in Hand,
Opa schaute manchmal kritisch
über seinen Brillenrand.


Kleine Stadt vor fünfzig Jahren,
dein Idyll fehlt mir heut sehr.
Doch die Zeit lässt sich nicht halten,
es gibt keine Wiederkehr.



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (24.05.2011 um 19:09 Uhr)
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Alt 25.05.2011, 19:31   #2
Stimme der Zeit
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Standard

Guten Abend, liebe Chavali,

genau so bin ich aufgewachsen, nur einen "Tick" dörflicher, also mit Nachbarn und einer entfernten Verwandtschaft mit der Hälfte der Einwohner, mit Tante-Emma-Laden, Einzelhandelsgeschäften, viel Zeit zum "Babbeln", geschenkten Saitenwürstchen vom Metzger und einem Pfarrer, der meine Urgroßmutter jede Woche besuchen kam.

Wir Kinder sind damals "im Rudel" zum Spielen unterwegs gewesen, bei 2 Bauernhöfen waren wir häufig in Ställen bei den Tieren zu finden. Im Park saßen bei schönem Wetter die "Älteren Leute", und die Katzen wanderten zum "Sich-durchfuttern" durch sämtliche Häuser. Auf den Bauernhöfen waren sie natürlich keine Haustiere, sondern "Mäusefänger". An den Häusern gab es noch eine Menge Schwalbennester, und an Fasching warf eine Frau immer Fastnachtskrapfen für die Kinderschar aus ihrem Küchenfenster - wenn einer danebenfiel, na, mit Salz schmeckte es besser ...

Ich empfinde, wie du siehst, eine Unmenge "nostalgischer Gefühle" beim Lesen deines Gedichts. Das war eine sorglose und deshalb auch schöne Zeit. Dann die "Anbindung" an die Stadt, die Einzelhandelsgeschäfte schlossen, die Postfiliale verschwand, die Kinder wurden erwachsen und die Sorglosigkeit "zog aus" - die Schwalben und die Katzen ebenfalls. Ein "kleinstädtisches Dorf" wurde zum Stadtrand.

Wie du siehst, bin ich mit dem Inhalt bestens vertraut, schön hast du das dargestellt, und so anschaulich, dass mir beim Lesen ganz wehmütig wurde ...

Was das Formale betrifft, ich finde es ansprechend, auch der Wechsel zwischen gereimt und ungereimt in deinem Kreuzreim. Ja, es war idyllisch, und trotzdem "Leben" drin, in der "kleinen Stadt". Dem Reimschema kann ich folgen, ich zähle keine Erbsen, denn da es stringent ist, habe ich keine Schwierigkeiten, auch mal "der" anstatt "auch" zu betonen, das klappt, sobald ich im "Rhythmus" bin, einwandfrei. Das sehe ich nicht so eng (außer bei mir selber).

Nur eine Kleinigkeit möchte ich fragen:

Zitat:
Kleine Häuser duckten sich
links und rechts der Straße,
Rosen blühten in dem Garten
vor der alten Klostergasse.
Die erste Strophe ist anders als alle Anderen, sowohl vom Reimschema als auch von der Silbenzahl her (sonst sind es immer 7 oder 8, hier einmal nur 6, in V1). Da du aber für gewöhnlich weißt, was du tust, denke ich, es ist Absicht - ich kann nur nicht erkennen, was der Grund ist. Erklärst du es mir?

Sehr gerne gelesen und in die Vergangenheit eingetaucht! (Auch wenn es bei mir noch keine 50, sondern eher 30 Jahre sind, aber das reicht schon ...)

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Alt 25.05.2011, 20:34   #3
Chavali
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Hallo liebe Stimme,

es freut mich sehr, dass du hier vorbeischaust und dir die "kleine Stadt" ansiehst.
Das Gedicht hätte noch viel länger werden können, alle die Dinge, die du ansprichst,
hätte ich auch noch unterbringen können, denn so kenne ich auch das kleinstädtische, fast dörfliche Leben.
Auch Parkplätze gab es am Straßenrand, keiner musste suchen, die meisten hatten eine kleine Garage am Häuschen
oder in der Siedlung.
Und bei Polterabenden kam noch die Braut mit Blechkuchen raus...

Was die Zeit betrifft, die ist hier willkürlich gewählt worden, um eine Zeitspanne herzustellen zwischen gestern und heute.
Zitat:
Die erste Strophe ist anders als alle Anderen, sowohl vom Reimschema als auch von der Silbenzahl her
Nun, vom Reimschema her nicht, denn es ist auch ein Kreuzreim mit zwei ungereimten Zeilen abcb.
Die Silbenanzahl ist geringer, das stimmt. Hat keine besondere Bedeutung; ich wollte nur keine Füllwörter verwenden.
Wenn du oder jemand einen Vorschlag ha(s)t, der passt, immer her damit
Zitat:
Sehr gerne gelesen und in die Vergangenheit eingetaucht!
Danke dir für deinen interessanten Beitrag!

Lieben Gruß, nostalgisch angehaucht,
Chavali




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Alt 25.05.2011, 20:57   #4
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Chavali,

ich bin's nochmal, ich glaube, ich hätte mit "Reimschema" besser erklären sollen, was ich meine, vielleicht habe ich das versäumt.

In allen Strophen hast du in den letzten Silben der Endreime (also an den "Versenden") das Muster:

x unbetont
X betont
x unbetont
X betont

Nur in der 1. Strophe ist es:

X betont
x unbetont
x unbetont
x unbetont.

Neugierhalber wollte ich nur den Grund für diesen "Unterschied" wissen.

Ja, abcb, natürlich, das ist durchgehend (und gut gemacht). Ich hätte mich deutlicher ausdrücken müssen, aber ich dachte, du weißt sicher selbst, worauf ich hinaus will.

Also: Sorry, nächstes Mal bin ich deutlicher im Bezug auf das, was ich meine, mein Fehler.

(Es gefällt mir aber immer noch richtig gut, auch wenn ich es jetzt gleich noch ein Mal gelesen habe - oder vielleicht sogar deswegen.)

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Geändert von Stimme der Zeit (25.05.2011 um 21:02 Uhr) Grund: "ein" gedacht - und zu schreiben vergessen. Tse ...
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Alt 26.05.2011, 19:15   #5
Chavali
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Hallo liebe Stimme
Zitat:
In allen Strophen hast du in den letzten Silben der Endreime (also an den "Versenden") das Muster:
ach das hast du gemeint, ja dann stimmt dein Einwand.
Zitat:
Neugierhalber wollte ich nur den Grund für diesen "Unterschied" wissen.
Ja, keine Ahnung. Es gibt keinen Grund. Es hat sich so ergeben, mein Bauchgefühl hat die Verse und Wort diktiert
Zitat:
Es gefällt mir aber immer noch richtig gut, auch wenn ich es jetzt gleich noch ein Mal gelesen habe - oder vielleicht sogar deswegen.)
ahhhh - schön, das freut mich sehr!


Dank dir und lieben Gruß,
Chavali
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