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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 01.01.2017, 13:44   #1
Wodziwob
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Beiträge: n/a
Standard Heulender Wolf


Heulender Wolf

Sag, warum sollt ich Kreide fressen?
Wolf bin ich doch als Welpe schon gewesen,
wachsam und scheu und immer auf der Hut,
gefährlich, wenn in Zwinger wollte pressen
und brechen mit Gewalt und Zucht mein Wesen,
wem nicht gefiel mein freier Geist, mein Blut.

Mit dem als Wilder ich geboren
in eine Zeit voll Zwang und Angst,
die mir das Atmen nicht erlaubt,
da fand ich überall verloren
mich in der Welt, um die du bangst,
und aller Würde mich beraubt.

So schöner ist mein Leben als das deine,
da niemand schreibt mir etwas vor,
und kostet's mich dasselbe, ist es gut.
Der ich um Hab und Gut und Tand nicht greine,
wer solches sammelt, ist ein Tor,
ein kaltes Herz, erstickt die letzte Glut.

So wenn mein Heulen dich erschreckt,
dann frage dich, für wen's gedacht,
du bist es nicht, des kannst du sicher sein.
Es gilt nur dem, der einmal Blut geleckt,
der jagt durch klare Sternennacht
und hat erkannt sein wahres Sein.




1.1.17

Geändert von Wodziwob (01.01.2017 um 22:14 Uhr) Grund: Änderung
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Alt 08.01.2017, 13:28   #2
juli
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Standard Hallo Wozi :)

Ein Gedicht von dir in der Rubrik " Natur"!

Da muß ich etwas sagen. Ich mag ja Tiere sehr gerne, weil sie ihrem Instinkt folgen und nicht " böse und falsch" sein können. Sie sind so wie sie sind, und damit für den Menschen, wenn er es denn gut meint mit den Tieren, ganz einfach einzuschätzen.

Grrrrr, hier sieht man die Wölfe laufen und jagen! * Wolfssmiley* Die Natur der Tiere wird von den Menschen geraubt, wir werden zu viele. Und angstmachende Raubtiere werden lieber zahmgezüchtet oder abgeschossen.

Guck mal was du gebrauchen kannst, ich habe keine Rücksicht auf Zeilenlängen gelegt, einfach nur norddeutsch zu glätten versucht und hatte Freude an dem Gedicht, weil mir der Inhalt und die Tierliebe gefällt.

Heulender Wolf


Sag, warum sollt ich Kreide fressen,
ich bin doch Wolf als Welpe schon gewesen,
ganz wachsam, scheu und immer auf der Hut -
gefährlich, wollte man mich in den Zwinger pressen,
und menschliche Gewalt verändern nun mein Wesen,
und auch den freien Geist, das Blut!

Als Wilder wurde ich geboren
in eine Zeit voll Zwang und Angst,
die mir das Atmen nicht erlaubt,
ich wirkte überall verloren
in einer Welt, um die du bangst,
und die mir alle Würde raubt.

So schöner ist mein Leben, als das deine,
denn niemand schreibt mit etwas vor,
und kostet es dasselbe, ist es gut.
Weil ich um Hab und Gut nicht greine,
wer solches sammelt ist ein Tor,
ein kalter Mensch, erstickt mir letzte Glut.


Und wenn mein Heulen dich erschreckt
dann frage dich, für wen ist es gedacht
du bist es nicht, da kannst du sicher sein.
Es gilt nur dem, der einmal Blut geleckt,
und jagt durch eine klare Sternennacht
denn das Natürliche ist mein.

Liebe Grüße und Grrrr sy


Geändert von juli (08.01.2017 um 13:47 Uhr)
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Alt 08.01.2017, 18:08   #3
Wodziwob
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Hallo Syranie,

sehr schöne Überarbeitung!

Wie gehabt, ich lasse die ursprüngliche Version unverändert stehen, damit man den Unterschied schön anschaulich, lehrreich und hilfreich nachlesen kann. Meine ist vielleicht ein wenig... knurriger.

Liebe Grüße
Wodziwolf
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Alt 09.01.2017, 13:27   #4
Kokochanel
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Guten Morgen, Wodz,

ich lese es als Metapher, so in der Art des "Steppenwolfes".
Darum gefällt mir die Aussage gut.
Syris Korrekturen würden es eleganter machen. Da stimme ich zu.
Gerne gelesen mit lG von Koko
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Alt 09.01.2017, 18:04   #5
Wodziwob
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Ach je, Koko, der Steppenwolf...

in ziemlich sehr jungen Jahren hab ich ihn gelesen, war quasi Pflichtlektüre, konnte mich sehr gut wiederfinden in der düsteren Stimmung und wütenden Verzweiflung... auch wenn's laut Hesse kein Jugendbuch hätte sein sollen. Vor ungefähr fünfzehn Jahren hab ich es mir ein zweites Mal zu Gemüte geführt, lag jede Menge Leben dazwischen, aber ich verstand es im Grunde nicht anders. Nüchterner vielleicht, weniger aufwühlend und selbstverständlicher... Da muss Mann durch, hilft nix.

Jedenfalls freut es mich, dass Dir meine Metapher gefällt.

Liebe Grüße
Wodz
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Alt 09.01.2017, 19:53   #6
Kokochanel
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ich dachte weniger an die Verzweiflung, denn Harry war ja ein recht unglücklicher Mensch.
Ich dachte eher an den "starken, einsamen Wolf", den der Volksmund denke ich erst durch das Lied von Maffay wahrnahm oder in es hineinhörte.

Dieser Steppenwolf-Mensch, den ich meine, hat aber wenig mit Harry oder dem des Liedes gemein. ich habe darüber mal ein Essay geschrieben. Diesen aber meine ich in deinem Gedicht zu finden.

Habe es in meinem Archiv gelöscht, weil ich dachte, nä, das interessiert doch keinen.
Jetzt bedaure ich das. Nun würde ich es gerne einstellen.
Schade, aber weg ist weg.
LG von Koko
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Alt 10.01.2017, 08:18   #7
Wodziwob
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Born to be wild...

Klingt so einfach, ist es aber nicht. Einsame Wölfe leben gefährlich, sogar Artgenossen töten mitunter einen dieser Herumstreifenden, wenn sie der Ansicht sind, ihr Revier gegen den Eindringling verteidigen zu müssen. In den allermeisten Fällen wird er zumindest vertrieben. Ein Rudel schenkt Sicherheit und erleichtert das Überleben, Wölfe sind vorbildlich sozial und sehr gesellig. Ein Einzelgänger indes legt enorme Strecken zurück, sein Erfahrungsschatz wäre grundsätzlich hilfreich, allein mit der Vermittlung hapert's, weil die Erfahrungen eben vollkommen andere sind als die im festen und geordneten Gefüge eines Rudels gesammelten. Der Außenseiter und Sonderling ist im Grunde nur deshalb einer, weil er von den in Gemeinschaften lebenden Artgenossen als solcher empfunden wird, in seiner eigenen Wahrnehmung ist er mit sich selbst im Reinen, er braucht nur niemanden, der ihm sein Daseinsrecht bestätigt. Weshalb es ihm denn allzu oft streitig gemacht wird.

Es ist interessant, dass gerade eine bedingungslos aufeinander angewiesene und im Gros nur in Gemeinschaften über-lebensfähige Gattung wie der Wolf immer wieder diese Einzelgänger hervorbringt, dass es gerade bei ihnen solche gibt. Sie werden so geboren, es dauert eine Weile, bis sie selbst es erkannt und akzeptiert haben, aber wenn, gibt es kein Zurück mehr. Und auch wenn es sich nicht auf den ersten Blick erschließt: Ihre Existenz hat einen Sinn. Weil sie sehr viel schwerer aufzuspüren und zu bejagen sind als auffällige und ortsgebundene Rudelverbände, haben sie womöglich dem Wolf sogar das Überleben gesichert, als der Mensch drauf und dran war, ihn restlos auszurotten.

Guten Morgen
Wodziwob
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