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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 19.06.2013, 16:46   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Im Hügelkreis des Waldes, wo die Steine
wie runde Häupter aus der Erde ragen,
sieht man den einen einen andern tragen,
der große erdgefasst, darauf der kleine.

So stehen sie im seltenen Vereine
und herrschen über tausend Heidelbeeren,
die sie zu ihrer Einigkeit bekehren,
als hätten sie Bedeutung nicht alleine.

Der stille Gast denkt die Figur ins Reine,
streift ihr ein Schicksal über und vergleicht
sein Bild mit jener Form, die schwer und leicht
zugleich erscheint, wie jedem hier das Seine.


Zum Geleit: Wackelsteine gibt es im Mühl- und Waldviertel häufig aufgrund der Wollsackverwitterung des Granits. Einige sind heute Naturdenkmäler.
http://www.google.at/search?q=wackelste
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.06.2013, 13:07   #2
Chavali
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Hi, eKy,

ein interessantes Naturphänomen beschreibst du hier in umarmenden Reimen, was hier sehr gut passt,
zumal in allen Strophen die erste und vierte Zeile jeweils den gleichen Reim hat.

Ein wenig - ich sag mal - ungeschickt wirkt für mich Strophe 3:
Zitat:
Der stille Gast denkt die Figur ins Reine,
streift ihr ein Schicksal über und vergleicht
sein Bild mit jener Form, die schwer und leicht
zugleich erscheint, wie jedem hier das Seine.
Vielleicht wäre diese gar nicht mal nötig gewesen, denn vorher ist schon alles gesagt darüber.

Übrigens danke für den Link - immer wieder lesenswert.

LG Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 23.06.2013, 13:35   #3
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Da würde mich doch mal brennend interessieren, wodurch diese Strophe auf dich einen "ungeschickten" Eindruck macht.

Inhaltlich oder formal - oder beides?

Darum geht es doch: Dass wir es sind, die solchen Dingen erst eine Bedeutung verleihen, dass wir dem ganzen einen Sinn, eine Auslegung umhängen.
Teufelsstein, Jungfernstein, Christophorusstein - wir denken Gestalten, Figuren, Mythen hinein und schaffen daraus Schamanenplätze, Waldkirchen, Hexentanzplätze - kurz, menschliches Theater.
Und je nach Verfassung und Neigung des "Autors" verschiebt sich die Kulisse von belustigend bis bedrohlich.

LG, eKy
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Alt 23.06.2013, 17:57   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

ich habe noch nie von naturgeschaffenen Wackelsteinen gehört. Gesehen schon, aber ich dachte immer, es wäre "Menschenwerk" oder ein "Fall", der eben so "natürlich" gehalten worden ist.
(Solche "Kunstwerke" schaffe ich oft beim Strandlauf an der Ostsee - natürlich mit kleineren Steinen, dafür aber drei und vier übereinander.)

Hier lese ich ein zauberhaftes Naturgedicht. Ganz besonders:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
der große erdgefasst, darauf der kleine.
und hier gefällt mir die durch und durch angebrachte und verständige Doppelung, die die Dichtung sich doch erlauben darf:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
sieht man den einen einen andern tragen,
Die Conclusio verlässt die Natur und überlässt sie in großer Breite dem Betrachter - wunderschön.

Liebe Grüße dem großen Dichter,
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 24.06.2013, 14:18   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Unter dem Gedicht, bei "Geleit", ist ein Link zu natürlichen Wackelsteinen, viele davon aus meiner Region (Wollsackverwitterung des Granits).

Kannst du gucken...

LG, eKy
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Alt 24.06.2013, 17:55   #6
Chavali
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huhu eKy,

Zitat:
Da würde mich doch mal brennend interessieren, wodurch diese Strophe auf dich einen "ungeschickten" Eindruck macht.

Inhaltlich oder formal - oder beides?
hm, ich kanns gar nicht weiter begründen, ja, vielleicht beides,
vielleicht kam mir die Sprache in diesem Zusammenhang fast ein wenig zu intellektuell vor.

Allerdings sehe ich die Strophe jetzt nach deiner Erläuterung doch ein wenig anders und stimme dir zu:
Hab ich mir doch auch schon im Gebirge manche Felsen als Gestalt zurechtgedacht....


LG Chavali
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Alt 29.06.2013, 20:01   #7
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
Hab ich mir doch auch schon im Gebirge manche Felsen als Gestalt zurechtgedacht....
Derlei würde dir bei mir im Mühl- und Waldviertel leichtfallen - hier bilden die kissenartigen Granittürme oft Gesichtskonturen oder erinnern an Tiere...

Hier zwei Beispiele aus der Stillensteinklamm:
http://4381strudengau.files.wordpres...4/waechter.jpg

LG, eKy
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