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Alt 07.12.2012, 19:25   #1
Christian Wolf
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.12.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 149
Standard Spiegelung am Wintersee

Farbenfrohe Schattenwelt über dunklem Grunde,
Scheinwelten im ewigen Erlöschen und Entstehn,
"Sphären" vom Sternenlicht erhellt, gewellt zu mancher Stunde,
Zuflucht eines "Steppenwolfs" beim einsamen Verstehn.

Geändert von Christian Wolf (09.12.2012 um 09:52 Uhr)
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Alt 07.12.2012, 20:43   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Mitösterreicher!

Kommata nach "Sphären" und "Steppenwolfs".

Dass es gereimt ist, gefällt mir. (Nenn mich altmodisch, aber ich steh drauf!)
Klanglich wäre es vielleicht schöner und runder, die Reimworte in Z2 und 4 zu verkürzen: Entstehn, entgehn.

Der Rest erschließt sich mir weniger:

Im Titel ist vom Phönix die Rede, in Z4 aber von einem Steppenwolf. Verwirrend.
Das Attribut "entgleitend" könnte auf Nahtoderfahrungen hinweisen.
Die farbenfrohen Schattenwelten sind ein Widerspruch in sich, auch über dem ominösen und nicht näher erläuterten dunklen Grunde.
Was das mit den Scheinwelten soll, kann ich nicht nachvollziehen.
Gelegentlich gewellte Spären? Naja...klingt, als würden da ein paar überreife Esoterikerklischees gedroschen...
Mit dem Kreislauf könnte das Werden und Vergehen alles Existierenden gemeint sein - so gesehen müht sich der Steppenwolf vergebens.

Sorry, vielleicht bin ich zu geradeaus. Wenn es einen tieferen Sinn in diesen Zeilen gibt, wäre ich für ein wenig Erklärungshilfe dankbar. Schöne Sprache allein reicht mir eben nicht für ein gutes Gedicht - so sprachlich erhaben es klingen mag, bedeuten sollte es schon auch etwas, und diese Bedeutung sollte der Durchschnittsleser auch ohne ein jahrelanges Studium der Psychoanalyse nachvollziehen können.

Gern gelesen, aber mit Fragezeichen über'm Kopf zurückgeblieben.

LG, eKy

PS: Deinen Daten entnehme ich nachträglich, dass du 16 und Schüler bist. Dafür ist der Text sehr gut und verheißt großes sprachliches Potential.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (07.12.2012 um 21:05 Uhr)
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Alt 08.12.2012, 11:52   #3
Christian Wolf
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.12.2012
Ort: Deutschland
Beiträge: 149
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Danke

Ich habe schon einige gefragt wie sie dieses Gedicht interpretieren würden,
dann sagte einer es seien Porlarlichter gemeint, der nächste meinte das Leben,
aber eigentlich ist es recht simpel nur kompliziert erklärt.

Es ist die Oberfläche eines Sees, das Sternenlicht bei Tag und Nacht,
die Sonne ist ja schließlich auch ein Stern, an der Oberfläche erkennt man die Häuser am Ufer wieder und doch sind es nur Abbilder, Schatten,
am Grund aber ist es finster, die Spiegelbilder verändern sich je nach Wellengang..

Dies habe ich versucht zu beschreiben als meine Klassenkollegen ein Spiel spielten, lauthals Lachten und an die Schönheit der Natur nicht im geringsten dachten, so war ich es der sich in sein ungeteiltes Veständnis zurückzog.

Geändert von Christian Wolf (08.12.2012 um 12:45 Uhr)
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Alt 08.12.2012, 20:38   #4
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
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Beiträge: 5.637
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Hallo Christian W.,
herzlich willkommen im Forum.

Mir erging es ähnlich wie eKy und ich war sehr auf deine Antwort gespannt.

Deine Antwort erhellte das Werk im sehr positiven Sinne.
Ich will gar nicht deine Jugend hervorheben. Im Gegenteil: Werk und Antwort sprechen für sich. Du sagst selbst, die Inspiration sei eher spontan und simpel.
Dafür aber tat sich mir ein wunderschönes Bild auf und es schadet uns "alten Hasen" gar nicht, dass wir es erläutert bekommen müssen.

Ich kann mir jetzt die Situation, das Sehen und deine unsagbar nett hingenommene Sicht und Unsicht der anderen sehr gut vorstellen.
Vor allem aber gefällt mir die gekonnt umgesetzte Lyrik - schön.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 08.12.2012, 21:34   #5
Christian Wolf
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Danke, freut mich sehr, dass es dir gefällt
Ich denke surreal Reales ist wahre Kunst (Dinge mit Worten zu beschreiben die in diesem Zusammenhang keinem anderen eingefallen wären).
Ich würdige einen Wilhelm B. mit seinem grandiosen Humor genauso,
aber liegt der Wert eines Gedichtes nicht darin mit wenig Worten viel zu sagen?
Man nehme Goethe, Rilke ist der grandiose Umschreiber es sind solch schlichte Dinge die in so sorgfältig gewählter und seltsamer Sprache ausgedrückt werden, dass es schon beinahe unreal erscheint,
dass man ewig vor seinen Gedichten brüten kann ohne zu verstehen worum es geht und wenn man es erklärt bekommt, plötzlich alles einen tiefen Sinn erhält.
Ich denke Gedichte sollte man interpretieren können,
wichtig ist aber auch das Bild vor dem inneren Auge, dass sich jeder aus seinem Unterbewussten bildet, drum bin ich gegen exakte Formen oder genaue Analysen und doch sind Form-Sinn und Sprach-vollendete Gedichte die schönsten.
Man sollte nicht vergessen, dass man als Künstler mit eigenen, hoffentlich ehrlichen Worten versucht seine Gefühle etc. zu beschreiben, daher fühlt jeder bei einem Gedicht anders als der Künstler der es geschrieben hat und für ihn hat es natürlich noch größeren Wert (meistens)

ich denke ich werds löschen und wenn es überarbeitet ist, wieder reinstellen, oder gibt es sonst eine Möglichkeit den Titel zu ändern?

LG. Christian
Danke

Geändert von Christian Wolf (08.12.2012 um 22:29 Uhr)
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Alt 08.12.2012, 22:03   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Das erinnert mich an meine eigene Jugend: Ich war mit 16 ein so isolierter Mensch, dass ich erst um jede Häuserecke lugte, um ja niemand mir Bekanntem begegnen und womöglich eine weitere Demütigung einstecken zu müssen.
Für den "letzten Schritt" war ich - glücklicherweise aus heutiger Sicht - zu feige, denn auch mir war die Schönheit dieser Erde immer Trost und ein guter Lebensgrund, da ich mehr davon erleben wollte.

Die Gründe für deine Einsamkeit mögen ganz andere sein als damals bei mir, und als lebenserfahrenerer Mensch tut man sich leicht, gutgemeinte Ratschläge zu geben, die aus Sicht eines solchen plausibel erscheinen, die der junge Mensch aber aus ebenjenem Mangel an Lebenserfahrung - nicht Dummheit, wohlgemerkt - einfach noch nicht nachvollziehen kann und sich eher geschulmeistert oder nicht ernst genommen fühlt.
Deshalb rate ich nichts. Den Weg durch sein Leben muss jeder selbst finden und/oder bestimmen, soweit es ihm möglich ist. Ich will nur sagen, dass mich dein Eingeständnis sehr berührt hat, da ich mein damaliges Ich darin wiederfand.

Zum Gedicht: Wenn man es weiß, erscheint alles klar, dennoch ist mir dieser Stil zu kryptisch. Ein Gedicht, über das ich lange nachdenken muss, weil es sich mir nicht schon beim ersten Lesen erklärt, empfinde ich eher als anstrengend. So schreibt beispielsweise auch ein Rilke sprachlich komplex, aber seine Gedichte sind - zumindest mir - trotz aller satztechnischen Komplexität immer sofort verständlich oder interpretierbar.
Deine Bilder erscheinen mir allzu verschlüsselt für solch freien Lesegenuss.
Aber lass dich nicht beeinflussen: In deinem Alter schrieb ich sicherlich nicht so gut! Und dies ist nur EIN Gedicht, kein Gesamtbild - wer weiß, was noch kommt??! Du stehst erst ganz am Anfang deiner potentiellen Möglichkeiten!

LG, eKy
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Alt 08.12.2012, 23:21   #7
Christian Wolf
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Danke ich bin wirklich sehr über eure ehrliche, bemühte und einfühlsame Kritik erfreut und auch das Forum scheint sehr offenherzig zu sein

Freut mich wenigstens hier ein wenig Anklang zu finden,
wenn schon der Rest der Foren und Dichter aus den selben heillosen Egoisten besteht, die sich ansonsten nur in der Realität herumtreiben

LG. und vielen Dank
Christian Wolf
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Alt 09.12.2012, 10:55   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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War der Titel schon zuvor da, und ich habe ihn übersehen?

Damit jedenfalls wird alles deutlich - man hat einen geistigen Ausgangspunkt für die Bilder, die nun nicht mehr rätselhaft und unverständlich, sondern vielmehr sehr originell und voller Tiefe wirken.

Auch die Änderung der letzten Zeile gefällt mir sehr. So passt das jetzt alles zusammen! Sehr gut gemacht!

LG, eKy


PS: Der "Steppenwolf" ist hier wohl eine Anspielung auf Hesse's Romanfigur, kein Tierbild - das hab ich beim ersten Lesen gar nicht wahrgenommen. Sorry.
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Geändert von Erich Kykal (09.12.2012 um 12:17 Uhr)
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Alt 09.12.2012, 14:03   #9
Christian Wolf
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Danke

Überhaupt kein Problem, ja ich habe es nachträglich verändert

Eigentlich sollte man ein Gedicht ja bereits ohne Erklärung verstehen, aber ich habe es natürlich bewusst verkompliziert daher bietet sich eine beschreibende Überschrift natürlich an.

Ich stecke gerade in den ersten 15 Seiten des Glasperlenspieles fest, aber es wäre dann mit Gedichten und Erzählungen mein zehntes gelesenes Hesse-Buch.

Er hat mich zum dichten inspiriert.
Am besten gefällt mir "der Steppenwolf" obwohl diese Figur eigentlich am Ende des Buches aufgelöst wird.
Meine Figur im Gedicht stellt also einen Einzelgänger dar der mit sich selbst und der Gesellschaft nicht wirklich im Reinen ist.
Ich konnte dieses Gedicht dank euch wirklich zum Besseren verändern!

Danke

LG, Chris

Geändert von Christian Wolf (09.12.2012 um 14:18 Uhr)
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