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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 27.03.2009, 22:43   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Der Gewohnheit Macht

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Wir dachten erst, sie wäre nur Besuch
und würd bald gehn, kam sie doch ungebeten.
Wir sprachen nicht, damit sie selbst erkennt,
dass wir um sie uns lieblos nur bemühten.

Sie regte auf, entfachte manchen Streit
und meinte gar, schon längst bei uns zu wohnen.
Wir blieben stumm. Die zugewies’ne Schuld
ging hin und her, uns beide ausgenommen.

Wir haben bald uns gänzlich abgewandt,
bedachten nicht die Wirkung ihrer Pillen.
Von Bitterkeit gezeichnetes Gesicht
war Grund für sie, noch tiefer einzudringen.

Es wurde eng, wir fanden keinen Halt,
nur starre Pfllicht ist zwanghaft mitgelaufen.
Ob diese Macht alleine jenen Bruch
verursacht hat, kann uns nichts mehr bedeuten.
.
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__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 28.03.2009, 16:08   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Dana,

man sagt nicht umsonst: das ist die Macht der Gewohnheit.
Man tut irgendwas, was man schon immer tat, ohne groß darüber nachzudenken,
bis man eines Tages (manchmal) merkt, dass die eingeschliffenen Gewohnheiten uns nicht mehr glücklich machen.

Die Gewohnheit ist eine starke Macht. Sie kann auch positive Auswirkungen haben.
Gute Gewohnheiten. Das Abendessen mit der Familie, regelmäßiger Sport,
die Gutenachtgeschichte für die Kinder vor dem Schlafengehen.

Hier aber, in deinem Gedicht, stellt das LI fast sachlich fest, was für Auswirkungen Gewohnheit im negativen Sinn in der Liebe,
im partnerschftlichen Umgang miteinander haben kann.

Jeder gibt dem andern heimlich die Schuld - man redet nicht mehr miteinander.
Und oft könnten gute Gespräche vieles klarstellen und schlechte Gewohnheiten zu vermeiden helfen...

Dein Gedicht, liebe Dana, erfasst die gesamte Misere einer gescheiterten Beziehung, die meist daran gescheitert ist,
dass man zu viel und zu lange geschwiegen hat.


Auch die Ausarbeitung gefällt mir und deshalb: gern gelesen und sinniert...


Liebe Grüße,
katzi
__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 29.03.2009, 21:02   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Standard

Liebe Katzi,
herzlichen Dank. Ja, mir kam es auf "Sachlichkeit", auf eine "nüchterne" Nachbetrachtung an. Danke für die insgesamt stimmige Interpretation. Das lyr.Ich will nichts anprangern und seinen Anteil am Scheitern nicht beschönigen.

Du hast mir da etwas vorgegeben - evtl. ein Gedicht über gute Gewohnheiten.
Schauen wir mal.
Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 04.04.2009, 09:25   #4
Behutsalem
Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 82
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Hallo Dana,

ich dachte ja erst an die Schwiegermutter,
die sich im Heim eingenistet hat.. die kann auch zur pittern Pille werden..

Jedoch sagen diese Zeilen viel, viel mehr aus.
Wie Gewohnheit zur Belastung werden kann
hast du hier wunderbar in Szene gesetzt.
Dein Werk ist für mich sehr homogen zu lesen
und ich lese in jeder Strophe sehr viel Fingespitzengefühl heraus.
Kein Du hast... sondern trotzallem ein Wir...

Sehr, sehr gerne gelesen,
behutsame Grüße, Behutsalem
__________________
©auf alle meine Werke

Die Reinheit der Gedanken zeigt sich nicht im geschriebenen Wort,
sondern in der Melodie die beim lesen erklingen kann.
©hkreische
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Alt 13.04.2009, 19:47   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Behutsalem,
ich musste erst schallend lachen, als du Schwiegermutter als das scheinbare Problem eingefügt hast. Es bietet sich geradezu an, weiß ich.

Herzlichen Dank für dein "behutsames Lob". Genau so ist es gemeint. Geht etwas schief, waren beide daran beteiligt, immer. (Ich weiß das)

Liebe Grüße
Dana
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Alt 13.04.2009, 21:16   #6
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 4.893
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liebe dana,
muss zugeben : auch mir kam kurz die schwiegermutter in den sinn!
aber die gewohnheit kann noch viel schlimmer sein : sie kommt schleichend daher, als alltag , routine, übung - zunächst einmal erscheint sie praktisch.
sobald sie aber einen pakt mit der langeweile schließt und das schweigen nach sich zieht , wird's übel....
vor allem, weil eingeschliffene muster nur sehr schwer zu durchbrechen sind.
man könnte auch sagen: die macht der gewohnheit ist die ohnmacht der phantasie...

nachdenklich über gewohnheiten nachdenkend
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 14.04.2009, 11:05   #7
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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Liebe Dana!

Dein Gedicht hat mir sehr gut gefallen!
Am besten finde ich:
Es scheint zunächst die Gewohnheit selbst zu sein, die sich an EUCH gewöhnt hat!:
und meinte gar, schon längst bei uns zu wohnen.

Das klingt mir sehr realistisch---ich habe lange Zeit in WG's gewohnt:
Schlimmer als jeder ungebetene Gast ist jene Macht der Gewohnheit!

Liebe Grüße
Feirefiz
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Hören Sie, bleiben Sie stehen und hören Sie:
dieses Gekläff! (Th.B.)
Alle meine Texte unterliegen der freien Verfüg- und Kommentierbarkeit
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Alt 01.05.2009, 16:35   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Liebe larin,
wenn die Macht der Gewohnheit die Phantasie ohnmächtig macht, dann kommt ein Stillstand. (Diese Anmerkung von dir hat mir besonders gefallen.)
Dem ist auch nichts mehr hinzu zu fügen - eigentlich wird gar das Gedicht überflüssig.

Lieber Feirefiz,
wie recht du hast mit dem Vergleich "ungebetener Gast" und "Dauermieter Gewohnheit".
Ersterer geht irgendwann, darauf kann man sich verlassen. Der Zweite kennt das "Kleingedruckte" im Vertrag und kann die Zeit sehr weit hinauszögern.

Ich danke euch für eure weisen Zustimmungen.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 02.05.2009, 08:21   #9
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo dana,

auch mir gefällt dein reimfreies Gedicht über die Macht der Gewohnheit, hier im negativen Sinne beschrieben, sehr gut. Jeder weiß, wie schwer es ist mit schlechten Gewohnheiten zu brechen. Im Laufe einer Partnerschaft kann es leicht dazu kommen, dass schlechte Gewohnheiten sich einschleichen, wie z. B. nicht mehr miteinander zu reden. Auch mag man dazu neigen, irgendwann zu sagen, der Andere muss mich nehmen wie ich bin, ich bin halt so. Auch der Alltagsstreß kann viel anrichten. Ein wirklich nachdenklich stimmendes Gedicht.

Viele Grüße
ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 03.05.2009, 10:10   #10
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Dana,


auch ich lese wie beim ersten Mal eine (meine) Schwiegermutter heraus.
Weil Deine Schilderung d i e Schilderung par excellence für mich ist.
Lediglich in der letzten Zeile vermisse ich das "zu". Oder ein "kann" statt "mag"?
Aber ich will nicht, ich kann nicht wieder und immer wieder "kleinkariert" sein.

Essenz: Wie deprimierend, daß Zeit nicht mit Glück gefüllt wurde!

Lieben Gruß
von
cyparis
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