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Alt 30.05.2016, 20:06   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Claudi!

Entweder du hast meine Aussagen in Blau nicht gelesen - dann kannst du nicht wissen, dass ich keinen Quellennachweis führen kann, wiewohl ich sicher bin, mich richtig zu entsinnen. Dort findest du übrigens auch meine Ansicht zum Thema "Duden" ...
Oder du hast sie gelesen und fragst nun im vollen Wissen darum, dass ich keine exakte Quelle nennen kann, um mich so argumentativ auszuhebeln und auflaufen zu lassen.


Hi Nachteule!

"Ich bin das Leben (als solches) zufrieden."

"Ich bin das Leben (als solches) müde" ist auch nicht falsch. (Jaja, ich weiß, du wirst auf "Ich bin des Lebens müde" beharren, und das ist ja auch richtig. Dennoch wirst du mich nicht überzeugen, dass mein Beispiel falsch sei, ob "Netrum", wie es 2mal bei dir heißt, oder nicht.)

Ich gebe keinen Fehler zu, wo kein Fehler IST, zumindest aus meiner Sicht, auch wenn ich mich außerstande sehe, dies zu beweisen. Ist mir ehrlich gesagt auch nicht wichtig genug, darob so viel - sinnlos - zu tippen! Warum, habe ich ebenfalls schon dargelegt.

Für die Form meiner Aufforderung wie für diese selbst habe ich mich entschuldigt (die inkompetenten Spitzfindigkeiten dazu darfst du dir sparen, die gehen an mir vorbei, ebenso wie alle anderen Versuche, mich verbal-manipulativ zu diskreditieren). Dass du es damit nicht gut sein lassen kannst, obwohl ich dich darum gebeten habe um des Friedens willen, beweist mehr über deine Probleme als über meine.

Lach mal schön weiter, wenn's dir gut tut, damit bist du sicher ein Weilchen beschäftigt ...
Ich habe nicht mehr dazu zu sagen und habe es auch nicht vor. Verbuche das ruhig als "Sieg", wenn du derlei brauchst.

Letzte Grüße, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (30.05.2016 um 22:15 Uhr)
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Alt 30.05.2016, 21:27   #2
Falderwald
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Hallo zusammen,

vielleicht helfen folgende Ausführungen bei dieser Diskussion weiter.

Goethe aus dem "Clavigio":

Beaumarchais. Es steht Ihnen an, die zu bedauern, die Sie unglücklich gemacht haben.

Clavigo sich setzend. Sind Sie das zufrieden?

Beaumarchais. Gut denn, ich gebe nach! Aber keinen Augenblick länger. Ich komme von Aranjuez, ich frage, ich höre! Und hat man Ihnen nicht vergeben, wie ich denn hoffe, wie ich's wünsche! – gleich auf, und mit dem Zettel in die Druckerei.

---------------------

Ich habe Folgendes gefunden.

Aus "Theoretisch-praktische deutsche Grammatik oder Lehrbuch zum reinen und richtigen Sprechen, Lesen und Schreiben der deutschen Sprache, nebst einer kurzen Geschichte und Verslehre derselben" von Dr. Johann Christian August Heyse, Fünfte, völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Ausgabe, Zweiter Band, Hannover, 1844:

...
Bei den übrigen o. g. Adjektiven ist der Akkusativ durch Verirrung des neueren Sprachgebrauchs, welcher diesen Kasus so oft an die Stelle des früheren Genitivs setzt, eingedrungen. Anlass dazu scheint die Verwechselung des jetzt ganz erloschen Genitivs "es" (dessen) mit dem Akkusativ "ez" (jetzt es) gegeben zu haben. In Sätzen, wie "ich bin es (d. i. dessen) los, müde etc." nahm man das "es" für den Akkusativ und sagte nun auch: "das bin ich los, müde etc". Ebenso ist in "ich bin es zufrieden" das "es" offenbar ursprünglich Genitiv, wird jetzt aber als Akkusativ verstanden, und man sagt daher auch: das (statt "dessen") bin ich zufrieden. Dem sei jedoch wie es wolle, so sind Ausdrücke, wie "ich bin ihn los, ich bin das Reisen müde, satt, überdrüssig" auf keine Weise zu rechtfertigen, da das Adjektiv für sich allein unmöglich einen Akkusativ wirklich regieren kann. Entschuldigen lässt sich der Akkusativ nur dann, wenn jene Adjektive sich mit dem Verbum werden verbinden (z.B. ich bin ihn los geworden; er ist das Reisen müde geworden etc.), weil diese Verbindung den Eindruck eines zusammengesetzten Verbums macht, welches vermöge seiner größeren Lebendigkeit eher fähig ist, einen Akkusativ zu regieren.
...

Des Weiteren fand ich bei Projekt Gutenberg-DE von Hermann Paul - Prinzipien der Sprachgeschichte.
Sechzehntes Kapitel - Verschiebung der syntaktischen Gliederung:

§ 203. Indem die Auseinanderreissung des grammatisch eigentlich eng Zusammengehörenden usuell wird, bilden sich neue Konstruktionsweisen heraus, von denen man, wiewohl sie ihren Ursprung dem Widerspruche zwischen grammatischer und logischer Gliederung verdanken, doch nicht mehr sagen darf, dass der Widerspruch noch bestehe. Das ursprünglich nur psychologische Verhältnis hat sich dann zu einem grammatischen entwickelt.

Häufig löst sich so der Genitiv aus der unmittelbaren Verbindung mit dem Worte, von dem er zunächst abhängig war. Wo er von einem prädikativen Adj. abhängt, ist die Verbindung immer keine ganz enge, und es macht nichts aus, ob man ihn als abhängig von dem Adj. allein, oder von dem Adj. in Verbindung mit der dazu gehörigen Kopula auffasst. Er hat daher eine ähnliche Selbständigkeit wie ein von einem Verbum abhängiges Objekt und geniesst dieselbe Freiheit der Stellung. Vgl. des Erfolges bin ich sicher. Nun ist der häufig von einer solchen Verbindung abhängige Gen. es lautlich mit dem Acc. (mhd. ez) zusammengefallen und in Folge davon auch vom Sprachgefühl als Acc. gefasst worden, vgl. ich bin es zufrieden. Ausserdem hat sich traditionell in einigen Fällen der Gen. nichts zu mhd. niht erhalten, der nun auch als Acc. gefasst werden musste, vgl. ich bin mir nichts Böses bewusst. Durch diese Umstände ist es begünstigt, aber wohl nicht allein veranlasst, dass weiterhin in mehreren Fällen der als Objektskasus gefasste Gen. mit dem Objektskasus kat' exochê'n, dem Akk., vertauscht ist, gerade so wie das bei vielen Verben (erwähnen, vergessen etc.) geschehen ist. Vgl. was ich mir kaum noch bewusst war (Wieland); sind sie das zufrieden? (Goe. und ähnlich öfters); wir sind die Probe zufrieden (Rückert); das bin ich vollkommen überzeugt (Le.); so viel bin ich versichert (Le.); ingedenk zu sein die bescheen Fragen (Weistümer). Häufig ist der Akk. bei habhaft werden, ganz allgemein bei gewahr werden, gewohnt, los, überdrüssig, schuldig sein oder werden. Wie das Adj. verhält sich natürlich das prädikative Adv., daher inne werden jetzt mit Akk. Begünstigt ist der Eintritt des Akk. jedenfalls dadurch, dass von solchen Verbindungen auch Sätze mit dass abhängen konnten (ich bin [es] zufrieden, dass du ihn besuchst), welche als Objekt gefasst werden konnten. Bei manchen dieser Verbindungen lässt sich nur der Akk. eines Pron. nachweisen. Daraus ersieht man die Einwirkung des es. Dass aber der Vorgang auch ohne eine solche Unterstützung möglich ist, ergibt sich aus analogen Fällen im Griech., vgl. epistê'mones ê^san tà prosê'konta (Xen.), éxarnós eimi tà erôtô'mena (Plato).
...
(Bitte § 203 unbedingt weiterlesen, ich wollte hier nur den Rahmen nicht sprengen.)

------------------------------------------

Auch wenn ich die Formulierung "Ich bin das Leben zufrieden" persönlich nicht sehr schön finde, bin ich der Auffassung, dass Erich nach den o. a. Definitionen durchaus richtig liegt.

Allerdings @ Erich halte ich trotzdem deine folgende Formulierung für nicht richtig:

Zitat:
Zitat von Erich
"Ich bin das Leben müde" ist auch nicht falsch.
Da gehört laut der o. a. Ausführungen ganz klar ein "geworden" dahinter, also: "Ich bin das Leben müde geworden." (oder: "Ich bin des Lebens müde".)

Mit "Ich bin 'es' zufrieden" liegt wohl eindeutig ein Sonderfall vor.

Vielleicht konnte ich ein wenig zur Klärung der Sachlage beitragen.


Liebe Grüße

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 30.05.2016, 22:24   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Vielen Dank für deine Erläuterung!

"Ich bin das Leben (als solches) zufrieden."

"Ich bin das Leben (als solches) müde."

"Ich bin das Leben (als solches) überdrüssig."

Beide Wendungen basieren eigentlich auf dem gleichen Prinzip. Warum eins gehen soll, das andere nicht, will mir nicht recht in den Kopf.
Hm, vielleicht, weil man für die letzteren einen Genitiv einsetzen kann: "Ich bin des Lebens müde", "Ich bin des Lebens überdrüssig", für die erste jedoch nicht: "Ich bin des Lebens zufrieden." geht nicht.
Dennoch hören sich alle obigen Sätze nach meinem Sprachgefühl nicht falsch an ...

Aber gut, es ging ursprünglich um die erste Phrase, also bin ich dankbar und halte inne. Schön zu hören, dass mein Gefühl mich nicht trog.

Vielen Dank nochmal, dass du dir so eine Arbeit gemacht hast!

LG, eKy
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Alt 23.07.2016, 13:05   #4
Wodziwob
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Und wegen dem Leben oder so,
wer brauch nicht viel, is' mehr so froh
... so allgemein irgendwie oder so...
ach, weißt du, ich weiß auch nich...

Schon interessant. Ich hab's gelesen, etwas mühsam Alles zugegebenermaßen, nun gut, dass Einbrecher mehr Angst haben vor Einbruch, ist möglicher Weise nicht unbedingt themabezogen... aber es gibt vor allem im Altdeutschen gängige Redewendungen, die aus heutiger Sicht grammatikalisch nicht korrekt sind. Ein "ich bin das Leben zufrieden" ist - von einem "es zufrieden" abgeleitet - da durchaus denkbar - (wen oder) was bin ich zufrieden? Na, das Leben eben.

Ich bin das Leben leid, ich bin es leid... so gesehen nichts anderes, vom Sinn her vielleicht das genaue Gegenteil, aber sonst... Da sich auch die deutsche Sprache in stetem Wandel befindet und noch dazu eine vergleichsweise alte ist, kann ich das rein gefühlsmäßig so stehen lassen. "Ich bin des Lebens zufrieden" hab ich eher selten gehört, "des Lebens froh" dafür umso öfter.

Fallbeispiel: Ich bin es müde. Sagt nun zum Beispiel einer "Ich bin dieses Leben müde", meint das ein ganz spezielles und gegenwärtiges, ist zwar rein falltechnisch nicht ganz sauber, doch denkt man unwillkürlich "Na, dann ändere etwas und fang ein neues an". Sagt er aber "Ich bin dieses Lebens müde", ist die Aussage gleichbedeutend mit "Ich bin des Lebens müde", also das Leben an sich müde, was es sehr viel schwieriger macht, ein neues aus dem Ärmel zu zaubern, im Jenseits vielleicht, aber nun. Ein einziger Buchstabe gibt einem Satz so eine sehr viel gewichtigere Bedeutung, der von der Norm abweichende Akkusativ dient der Konkretisierung im Gegensatz zum eher verallgemeinernden Genitiv. (sagt er hingegen "Ich bin lebensmüde", ist das zweideutig, weil lebensmüde als Synonym steht für draufgängerisch, halsbrecherisch leichtsinnig, und ein "Ich bin doch nicht lebensmüde" das Gegenteil davon bedeuten will. Nicht so wichtig jetzt.) Sprache ist eben lebendig, ja organisch.

Diese Beweglichkeit der deutschen Sprache, die Mehrdeutigkeit ihrer feinen Nuancen - grade in der Poesie sollte dieses verspielte Element aufrecht erhalten bleiben. Ich schreib sowieso immer: Ich bin's zufrieden.

Nur so ein paar rein persönliche Gedanken dazu
Wodziwob

Geändert von Wodziwob (24.07.2016 um 09:25 Uhr) Grund: Verdeutlichung
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Alt 17.12.2016, 12:41   #5
Angelika
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Ich mische mich mal ein. Man kann das "es" aus Sicht des Satzbaus (grammatikalisch) als auch aus Sicht der Wortart definieren.

Wenn ich sage "Ich bin es zufrieden", ist das "es" das Genitivobjekt (nicht Akkusativobjekt) Die Frage zur Bestimmung lautet: Wessen bin ich zufrieden?

Das "Es" kann aber auch ein unbestimmtes Subjekt sein, und zwar wenn ich sage: Es geht mir gut. (Frage: Wer oder was geht mir gut? Also Subjekt) Das wäre die grammatikalische Bestimmung.

Als Wortart aber ist es ein Personalpronomen, 3. Person Singular.

Die angesprochene Formulierung ist veraltet, aber völlig korrekt. Ich liebe solche veralteten Formen, manchmal gebrauche ich sie, und da kenne ich solche Diskussionen von Leuten, die sich in der deutschen Sprache nicht besonders gut auskennen, zu Hauf.

Angelika
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