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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 30.09.2010, 08:58   #1
Galapapa
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Standard Estonia

( den Opfern der Estonia und ihrem grausamen Schicksal zum Gedenken)

Ein Fürchterlicher Donnerschlag,
das Schiff beginnt zu beben,
und es vergeht ihr letzter Tag
im viel zu kurzen Leben.

In der Kabine alles still,
die Schiffsmotoren stehen,
sie ahnt, was sie nicht wissen will:
wir werden untergehen!

Es ist Verzweiflung, schreckenspur,
ihr Kind weint in den Armen.
Sie rennt im Angstschweiß auf den Flur.
Oh Gott, hab doch Erbarmen!

So viele, die in Panik sind!
Wo ist der Weg ins Freie
aus diesem Todeslabyrinth?!
Im Ohr Entsetzensschreie.

Bis dann das ganze Schiff sich neigt,
zum Boden werden Wände,
wobei das Wasser weiter steigt-
wenn sie nur Hilfe fände!

Das Kind im Arm, es weint nicht mehr,
erstarrt vor Angst und Schrecken.
Ganz langsam dringt das eis’ge Meer
auch in die kleinsten Ecken.

Die Frau versinkt, ein Schmerzensschrei,
der Kälte Nadelstiche,
sie wünscht nur noch, es wär vorbei,
das Unabänderliche.

Es ist der Tod, mit dem sie ringt,
ihr Kind ganz fest umschlungen.
Die salzig kalte Nässe dringt
am End in ihre Lungen.

So unermesslich großes Leid,
in jener bitt‘ren Stunde,
versank in dunkle Einsamkeit,
ins Grab am Meeresgrunde.
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Alt 09.10.2010, 12:40   #2
Galapapa
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Hallo Limes,
danke fürs Lesen und die Einstufung als wichtig!
Diese schreckliche Geschichte ging noch einige Jahre durch die Medien. Zur Klärung der Ursache hat man dann nichts mehr erfahren, so dass viele Fragezeichen geblieben sind. Inzwischen ist dieser Vorfall bei den meisten Menschen in Vergessenheit geraten, wehalb es wichtig war, zu erinnern.
Im "Stern" gab es damals einen begnadeten Journalisten, der diese Horrorgeschichte so eindrucksvoll geschildert hat, dass ich sie nie wieder vergessen kann. Mir blieb bis heute ein inheimlich mulmiges Gefühl, wenn ich auf dem Weg zu meiner Schwester nach Schottland immer wieder im Bauch eines solchen Reisenstahlkastens eingeschlossen in meiner Kabine liege, dem Motorenbrummen lausche und das Zittern der Wände spüre.
Dass dieses Unglück am 28. September 1994 geschah, hatte ich längst vergessen bzw. nie besonders beachtet. Warum auch?
Am 28. September dieses Jahres ging ich spät kurz vor Mitternacht zu Bett, konnte aber nicht einschlafen. Warum mir da die Estonia und ihr Schicksal eingefallen ist, wirtd wohl ein Geheimnis bleiben. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los und so stand ich schließlich auf und schrieb das Gedicht.
Am Tag darauf sah ich im Internet nach den Details, weil ich nicht mehr sicher war, ob die Fähre wirklich umgekippt ist, bevor sie sank. Dabei fiel mir das Datum auf und eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken bis in die Arme...
Das gehört eigentlich auch zu diesem Gedicht. Ein wahrhaft unglaublicher Zufall.
Danke fürs Lesen und Kommentieren!
Einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa
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