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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 03.06.2009, 17:52   #1
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Innen und außen

Im Labyrinth der Lebenswege
wurd ich so manches Mal gezwungen,
blind mitzulaufen, einer Lüge
mich zu bedienen, notgedrungen.

Wie lachte ich trotz Stolpersteinen,
weil an der Stelle alle lachten
und hörte doch im Widerhallen,
dass es so war, weil’s alle machten.

Resignation und Atempause
wollt ich mit Brücken überbrücken,
die schon zerbrachen, als ich leise
gestolpert bin in neue Tücken.

Ich stand allein in dunkler Gasse,
die andern sind davongelaufen,
und als Figur zu einer Glosse
versuchte ich mich freizukaufen.

Im Labyrinth der Lebensbühnen
such ich nach breiten, hellen Wegen,
nicht um zum Ausgang zu gelangen,
der kommt von sich aus mir entgegen.

Mit meinem Spiegelbild im Innern
muss ich jedoch alleine leben,
mit strengem Richter, dem Gewissen,
das niemals tröstet durch Vergeben.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 04.06.2009, 00:33   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo Dana
Ich kann zwar nicht allen Bildern deines Gedichtes konkret folgen; vielleicht, weils schon früher Morgen ist.
Das lyrische Ich hat sich schon mal im Spiegel angeschaut und eigene Handlungsweisen oder Denkarten betrachtet.
Wie oft im Leben folgen wir Ansichten oder Übereinkünften, weil sie von so vielen "vorgelebt" werden. Hier hast du einige (Irr)wege im Gedicht sehr schön beschrieben, auch die Erkenntnis des Li, dass im Grunde jeder allein sich Rechenschaft ablegen kann.

In der letzten Strophe gehst du sehr hart in der Aussage mit den Chancen des Gewissens um. Ich persönlich denke schon, dass Vergebung stattfinden kann. Doch Trost, so versteh ich auch deine Zeile, erlangt der Mensch dadurch nicht.

Folgendes fiel mir auf:

Im Labyrinth der Lebenswege
wurd ich so manches Mal gezwungen,
um mitzulaufen, einer Lüge
mich zu bedienen, notgedrungen.
da finde ich das "um" sehr unpassend. Warum nicht z.B. nur oder blind, oder stur etc?

Wie lachte ich trotz Stolpersteinen,
weil an der Stelle alle lachten
und hörte doch im Widerhallen,
dass es so war, weil’s alle machten.

Resignation und Atempause
wollt ich mit Brücken überbrücken,
die schon zerbrachen, als ich leise
gestolpert bin in neue Tücken.
da zweimal Brücken.

Ich stand allein in dunkler Gasse,
die andern sind davongelaufen,
und als Figur zu einer Glosse
versuchte ich mich freizukaufen.

Im Labyrinth der Lebensbühnen
such ich nach breiten, hellen Wegen,
nicht um zum Ausgang zu gelangen,
der kommt von sich aus mir entgegen.

Jedoch das Spiegelbild im Innern
muss ich allein und nackt durchleben,
mit strengem Richter, dem Gewissen,
das niemals tröstet durch Vergeben.


ein Spiegelbild durchleben? Ich ahne aber schon schon, was du ausdrücken möchtest.

Jedoch dem Spiegelbild im Innern
steh ich allein und nackt daneben,
...

oder

Mit meinem Spiegelbild im Innern
muss ich jedoch alleine leben,
...

oder anstatt Spiegelbild ein anderes Synonym.
Was meinst du?


Blaugold
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Alt 04.06.2009, 05:13   #3
Klatschmohn
MohnArt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
Standard

Liebe Dana,
Blaugold hat schon vieles ausgedrückt, was ich zu dem Gedicht sagen möchte.
Es ist schon so, wir können gar nicht schuldlos durch die Welt gehen, dafür sind wir eben Menschen, aber wir dürfen mit uns ganz sicherlich auch nicht unbarmherziger umgehen als mit anderen Menschen.

Liebe Grüße,
Klatschmohn
__________________

© Klatschmohn
Inselblumen
Trockenmohn
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Alt 05.06.2009, 12:26   #4
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo dana,

ein wirklich ernstes melanchonisches Gedicht im Reim hast du hier geschrieben. Dein Gedicht beschäftigt sich mit der Problematik des Gruppenzwanges, aus dem man nur schwerlich ausbrechen kann. Wie oft tut oder sagt man etwas, weil die Anderen um einen selbst herum, auch so handeln. Man selbst fühlt sich bei der Sache nicht wohl. Die innere Stimme meldet sich und rät ab. Doch wer schwimmt schon gern gegen den Strom? Wer möchte komisch angesehen werden? Doch, wenn man hier nachgibt, kann man leicht Fehler begehen. die das eigene Gewissen niemals vergeben wird. Diese Tatsache hast du ansprechend verdichtet.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 05.06.2009, 19:15   #5
Chavali
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Benutzerbild von Chavali
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Dana,

dein Gedicht über die Lebenswege des LI ist sehr beeindruckend.
Manchmal muss man im Strom mitschwimmen und scheitern, ehe man erkennt, dass eigene Wege zu gehen
sinnvoller ist.
Nur in sich selbst erkennt man, was gut für uns ist.
Man lebt nur einmal und irgendwann muss auch das Umfeld erkennen, dass der Mensch an seiner Seite ein eigenes Leben hat.

Ich habe an 2x 'brücken' nichts auszusetzen
Es passt einfach, ist sicher etwas ungewöhnlich, aber warum nicht?


Sehr nachdenkliches Werk mit Seele: wie von dir gewohnt.
Schön!


Lieben Gruß,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 09.06.2009, 22:12   #6
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Blaugold,
erstmal herzlichen Dank für deine intensive Beschäftigung mit meinem Innen und Außen. Für deine Vorschläge bin ich dir dankbar, sie überzeugen mich. Du kannst sehen, was ich übernommen habe.
An den überbrückten Brücken hänge ich jedoch. Sie sollten das "doppelte Hangeln" betonen.

Zitat:
Zitat von Blaugold
In der letzten Strophe gehst du sehr hart in der Aussage mit den Chancen des Gewissens um. Ich persönlich denke schon, dass Vergebung stattfinden kann. Doch Trost, so versteh ich auch deine Zeile, erlangt der Mensch dadurch nicht.
Ein guter, ernster Gedanke. Das lyr.Ich kann Vergebung erlangen, bzw. sich selbst vergeben. Trost ist zu oberflächlich und nur hinaus, vor sich hergeschoben. Ich müsste die Aussage so hinkriegen, dass das lyr. Ich nur durch sich selbst Vergebung erlangen kann. Ich denke noch darüber nach.

Liebe Klatschmohn,
das lyr.Ich geht sicher nicht ständig belastet durch's Leben. Mit der Aussage, dass man mit sich nicht unbermherziger umgehen sollte, als mit anderen, hast du den Knoten schon etwas entwirrt. Vielleicht sollte man in der Vergebung und Versöhnung, die man für andere gern und von Herzen bereit ist zu geben, sich selbst auch nicht auslassen.

Liebe ruhelos,
ja, die innere Stimme. Sie wird oft überhört bzw. im Gruppenzwang kaum wahrgenommen. Doch ist sie nachtragend. Sie holt ein.
So ist mein Gedicht auch gemeint, eine Art Inventur. Ein Erkennen im Bekennen.

Liebe Chavali,
dein Kommentar ist schon die Vergebung selbst. Es hilft nicht, sich nachträglich zu kasteien. Jeder "falsche" Weg war auch einer, der neue vorgegeben hat. Das lyr.Ich will bewusst nicht über das "Falsche" stur hinwegsingen - es will aufzeigen, dass es daran arbeitet.

Euch allen ganz herzlichen Dank,
liebe Grüße
Dana
__________________
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(Frederike Frei)
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