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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 27.08.2011, 21:54   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Das zweite Gesicht

.
.
.

Ich las in den Naturrubriken
von Schönheit und von Wundern gar,
ließ mich davon nur kurz entzücken;
mir stellt Natur sich anders dar:

In meinem Garten hat der Regen
fast alle Blüten flachgelegt,
zugleich fehlt jener Wassersegen
in Ländern, wo die Dürre fegt.

Vulkane speien und verderben,
Tsunamis schaffen große Not,
naturbedingtes Massensterben
im Fegefeuer "Abendrot".

Vom Himmel schlagen Blitze nieder,
der Hurrikan macht Städte platt,
Poeten schreiben Hohelieder,
als fänd das Wüten gar nicht statt.

.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 28.08.2011, 15:03   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe Dana,

das ist ein nachdenklicher Text, der auch die Leser zum Nachdenken bewegen soll - jedenfalls fasse ich ihn so auf. Da "Der Tag beginnt mit Spaß" und die "Denkeklause" recht weit "auseinander liegen" (im wörtlichen Sinne), kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass du ihn versehentlich hier platziert hast. Satirisch oder ironisch kommt er mir nicht vor, auch nicht lustig. Deshalb kann ich nur davon ausgehen, dass er absichtlich hier platziert wurde. Weshalb also? Ich kann nur vermuten, aber meines Erachtens nach wäre das Aufzeigen der Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Wunschdenken eine Möglichkeit.

Du erwähnst in deinem Gedicht die Poeten, die in der Naturrubrik "Hohelieder" schreiben, als ob das "zweite Gesicht" der Natur nicht existieren würde. Möchtest du durch die Rubrikwahl dieses Verhalten "widerspiegeln"? Mir scheint es so zu sein.

Alles hat seine "Schattenseiten", so wie jede Münze zwei Seiten hat. Die Schönheit bzw. Friedlichkeit der Natur, sagen wir, bei einem ruhigen Waldspaziergang, findet ihren Gegenpart in dem (von uns als "furchtbar" und "erbarmungslos" bezeichneten) "Wüten", zu dem sie fähig ist.

Unwetter, Dürrekatastrophen, Vulkanausbrüche, Tsunamis; es gäbe sicher noch eine Menge anderer Beispiele dafür. Aber das ergäbe ein sehr, sehr langes Gedicht. Die von dir aufgeführten Naturereignisse stehen symbolisch für die Gesamtheit solcher Ereignisse.

Kurze Anfrage: Meinst du mit

Zitat:
naturbedingtes Massensterben
im Fegefeuer "Abendrot".
die sogenannte "Rote Flut" bzw. "Rote Tide", die immer wieder auftritt (wobei deren zunehmende Häufigkeit wohl eher als von uns Menschen "hausgemacht" betrachtet werden kann, denn wir sind es, die die Meere überdüngen)? Bei toxischen Algen kann das zu einem Massensterben von Meereslebewesen führen. Oder sprichst du von dem Massensterben der Fische in China, dessen Ursache noch ungekärt ist? (Es würde mich nur interessieren.)

Zitat:
Poeten schreiben Hohelieder,
als fänd das Wüten gar nicht statt.
Liebe Dana, bis zu einem gewissen Grad bedarf der menschliche Geist der Möglichkeit der Ignoration. Wären wir uns in jedem einzelnen Augenblick unseres Lebens aller negativen Geschehnisse auf dieser Welt in allen Details ständig bewusst - wir könnten gar nicht leben, denn diese ständige "Bewusstheit" wäre unerträglich. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass wir ständig alles ignorieren sollten. Es ist eine "Gratwanderung" zwischen der positiven und der negativen Seite der Natur. Sie ernährt uns, ein Spaziergang im Wald oder Park oder ein Ausflug an einen See - das kann "Balsam" für die Seele sein. Würde ich aber noch einen See aufsuchen, wenn ich dabei nur an die potentielle Möglichkeit des Ertrinkens dächte?

Dieses "Gleichgewicht" der Natur muss auch der Betrachter in sich selbst wieder finden. Und bei jedem liegt die "Mitte" woanders. Es kommt auf die Person an. Es ist gut , wenn jemand, so wie du, die "hartnäckigen Verleugner" von Zeit zu Zeit darauf aufmerksam macht: Hallo, vergesst aber vor lauter "Schwelgen" nicht die Kehrseite der Medaille, denn sie gibt es auch!

Aber, gerade was das "innere Gleichgewicht" betrifft, ist es so, dass gerade dann, wenn eine schlimme Naturkatastrophe publik wurde, das Bedürfnis nach den schönen Seiten besonders groß ist, denn es ist ein "Gegengewicht" nötig, damit die "innere Waage" nicht einseitig kippt.

So, wie in allem, gilt es auch hier, das für jeden individuelle, "richtige" Maß zu finden. Ich vermute stark, dass es hier nicht um "Gedankenlosigkeit", sondern eher um die Frage geht, was psychisch ertragen werden kann.

Das hier ist aber keineswegs als Kritik an der Aussage deines Gedicht gemeint! Sondern eher der Versuch einer Erklärung, die (vielleicht), im Bezug auf die "innere Schwäche" vieler Menschen ein wenig von "Nachsicht" sprechen möchte. Denn: Trotz der Katastrophen existiert auch die friedliche Schönheit, und trotz der Idylle geschehen schreckenerregende Ereignisse. Die eine Seite existiert nicht ohne die andere, aber viele Menschen flüchten sich aus Angst auf die "sichere Seite". Die instinktive Fluchtreaktion vor einer übermächtigen Bedrohung, sie gibt es auch auf der "geistigen" Ebene. Und viele Menschen sind nicht sehr stark, das ist nun mal so ...

Ein schönes Werk von dir!
Es hat mich sehr nachdenklich gemacht (was es ja wohl auch sollte, schätze ich).


Eine Kleinigkeit zum "Formellen" noch:

Zitat:
ließ aber kurz mich nur entzücken;
ließ mich davon nur kurz entzücken;

Was meinst du?

Sehr gerne gelesen, kommentiert und nachgedacht.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 28.08.2011, 18:58   #3
ginTon
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hallo dana,

rein fomal ist der Text gelungen, ich schaue da jetzt auch nicht näher, weil ich weiß, dass du es kannst...rein inhaltlich entfuhr mir gleich nach dem Lesen der ersten Strophe ein hui:

Zitat:
Ich las in den Naturrubriken
von Schönheit und von Wundern gar,
ließ aber kurz mich nur entzücken;
mir stellt Natur sich anders dar:
da meines Erachtens nur in der Epoche der Romantik, die Natur fast ausschließlich hochlobend dargestellt wurde, besser gesagt die Schönheiten der Natur ... Realismus,Naturalismus etc pp. haben doch die Natur schon ganz anders beschrieben oder nehmen wir die moderne Ökolyrik. Gut, du hast natürlich Naturrubriken geschrieben und die in Literarturforen veröffentlichten Werke angesprochen, da gebe ich dir durchaus Recht, dass die Natur vor allem besungen wird oder weiß nicht, müsste man bald statistisch untersuchen...nachdenkenswerter Text...

LG gin
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Alt 02.09.2011, 22:18   #4
Dana
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Liebe Stimme, lieber ginTon,

nach euer beider Kommentaren, habe ich mich entschlossen, erstmal gar nicht und später vorsichtig in dieser Rubrik zu posten.
Ich lache unheimlich gern und bin als solche "verrufen" - aber wenn ich selbst beitragen will, lande ich im "Nachdenklichen".
Trotz des Wissens, dass Humor mehr Ernstaftigkeit trägt als Tragödien (), fehlt mir doch die Fähigkeit in Ernsthaftigkeit lachend zu machen.
Fühlt euch nicht betroffen - ich bin um eine Erkenntnis reicher geworden, durch euch - gönnt mir diesen Reichtum.

Ich wollte mit diesem Gedicht weder nachdenklich stimmen noch anprangern.
Mein Urgedanke war, die "lieben, naiven" (im positiven Sinne) Dichter auf's Korn zu nehmen. Dabei verlor ich mich in Naturkatastrophen, die alles andere als witzig sind/waren.
So schon einmal wagte ich diesen Versuch: Zeitenlieder

Trotzdem danke ich euch für eure Rückmeldungen, genau so wie sie sind.
Was ich nicht wollte, mich gegen die Natur zu wenden. Ich finde sie schön, wunderschön und werde sie immer wieder be- und ansingen.

Liebe Stimme, deine Anregung habe ich gern und überzeugt angenommen.
Die innere Mitte suche ich und manchmal glaube ich, sie zu haben. Ob sich das immer in Gedichten wiederspiegelt, erfahre ich durch euch und lerne dazu.


Ganz lieben Dank und liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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