Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Prosa und Verwandtes > Kurzgeschichten > Kurzgeschichten

Kurzgeschichten Geschichten, Erzählungen, Märchen, Fabeln

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 11.11.2009, 17:50   #1
Corazon
Gesperrt
 
Registriert seit: 05.11.2009
Beiträge: 624
Standard So spielt das Leben - so is' es eben

Ich erinnere mich noch oft an die erste Beziehung, die ich zu einer Frau
hatte. Als Teenager dachte ich noch, meine Hingezogenheit zu Frauen, das
wäre nur so eine temporäre Verirrung der Gefühle. Obwohl dieses Kuscheln
mit meiner Cousine, als sie bei uns zu Besuch war, schon deutlich
sexuell geprägt war.
Aber ich schweife ab. Ja, ich lernte eine nette Frau kennen, ich war so
neunzehn, zwanzig. Dass sie zehn Jahre älter war störte mich nicht. Sie
arbeitete nicht, da sie ein Baby hatte. Ich fragte nie, woher und wie,
ich dachte, wenn sie will, wird sie es mir irgendwann erzählen.
Wir kannten uns vier Wochen, ich war bemüht, sie nicht zu verlieren, ich
tat alles für sie, nicht nur in sexueller Hinsicht, ich bezahlte im
Restaurant oder das Benzin, wenn wir was unternahmen.
Wieder einmal hatte ich bei ihr übernachtet, wir sassen in der Küche und
frühstückten. Ihr Kind schlief noch, sie hatte so ein Babyphone, wo sie
hören konnte, wenn der Kleine aufwachte.
Dann klingelte das Telefon. Sie telefonierte nie vor mir. Sie nahm das
Telefon und ging ins Kinderzimmer. Das war am weitesten weg. Dummerweise
vergass sie, das Babyphone auszuschalten und ich hörte sie reden. Nur
einzelne Sätze:
"Ich hab mir so ne kleine Schlampe gesucht, mit der vertreib ich mir die
Zeit"
"Nee, hübsch ist sie nicht, so ne kackbraune"
"Ja klar, im Bett ist sie gut, sonst hätte ich sie doch längst in den
Wind geschossen"
"Ach die ist naiv, die denkt an Liebe"
"Wann kommst du denn wieder?"
"Sie wirds schon verkraften, was bleibt ihr übrig?"
Während ich so zuhörte schloss ich die Küchentür ab und prüfte mal, ob
man mit einer gusseisernen Pfanne ein Cerankochfeld zerschlgen kann. Es
geht. Das zersplittert so interessant, alle Teile hängen wie mit einem
Netz noch zusammen, egal wie zersplittert sie sind.
Die Glasscheibe in der Backofentür war erstaunlich robust. Erst als ich
die Microwelle dagegen schlug. zerbrach sie.
Für die Microwelle bedeutete das auch das Aus, sie bestand nun aus zwei
Teilen, Tür und Gehäuse.
Ein Fenster mit Doppelverglasung, ja von wegen wie im Film, dass das
sofort zerbricht, wenn man was dagegenwirft. Mit Tellern und Gläsern
hatte ich keinen durchschlagenden Erfolg. Erst eine Vase aus
Bleikristall brachte das gewünschte Ergebnis..
Ich ignorierte das Geplärre vor der verschlossenen Tür mit der
immerwiederkehrenden Drohung, die Polizei zu rufen. Statt dessen widmete
ich mich den Glaseinsätzen der Hochschränke. Billiges Material. Die
Kaffetassen reichten, um hier gezackte Öffnungen zu erzeugen. Überhaupt,
wenn man so eine Tür eines Hochschrankes über den Anschlag hinaus - mit
ein wenig Nachdruck - öffnet, bricht sie doch tatsächlich raus...mitsamt
Scharnieren.
Ich wollte mich gerade dem Geschirrspüler widmen, da brach die Polizei
die Küchentür auf. Sicher, war ja nur ein ganz einfaches Schloss.
Ich musste wieder staunen, wie zierlich ich doch bin. Ich habe so
schmale Handgelenke, dass die Polizisten sich Sorgen machten,
die Handschellen liessen sich womöglichauch in ihrer engsten
Position abstreifen. Also bekam ich so eine Art Kabel um die
Handgelenke, das ganz eng war. Was es alles gibt...
Ich denke so ein Babyphone ist eine tolle Sache. Natürlich sollte man
darauf achten, es nicht in eher unpassenden Momenten eingeschaltet zu
lassen. Meine Freundin, ja jetzt muss ich wohl leider sagen Ex-Freundin, wird
sicher künftig daran denken.
Corazon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2009, 17:23   #2
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi Corazón,

eine ganz alltägliche Geschichte, die sich später dramatisch zuspitzt.

Ich dachte immer, nur Männer wären Schweine. Weit gefehlt. Verständlich, dass einem da die Sicherungen durchbrennen.

Spannend erzählt.

Nur die Passage mit dem Babyphone gefällt mir nicht. Sie verliert sich zu sehr in Details und wirkt dadurch langatmig.

Ihr Kind schlief noch, sie hatte so ein Babyphone, wo sie hören konnte, wenn der Kleine aufwachte.

"wo sie hören konnte" ist nicht korrekt. Du könntest vielleicht schreiben "um zu hören" oder so.

Ein paar Tipp- bzw. Rechtschreibfehler sind noch drin, aber die lassen sich mit Hilfe der Rechtschreibprüfung leicht bereinigen.

Gern gelesen.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
  Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2009, 14:53   #3
Corazon
Gesperrt
 
Registriert seit: 05.11.2009
Beiträge: 624
Standard

Zitat:
Zitat von Seeräuber-Jenny Beitrag anzeigen
Nur die Passage mit dem Babyphone gefällt mir nicht. Sie verliert sich zu sehr in Details und wirkt dadurch langatmig.
Ihr Kind schlief noch, sie hatte so ein Babyphone, wo sie hören konnte, wenn der Kleine aufwachte.
"wo sie hören konnte" ist nicht korrekt. Du könntest vielleicht schreiben "um zu hören" oder so.
Ein paar Tipp- bzw. Rechtschreibfehler sind noch drin, aber die lassen sich mit Hilfe der Rechtschreibprüfung leicht bereinigen.
Liebe Seeräuber-Jenny,

ich mag Frauen sehr, die nur ein spöttisches "Hoppla" raushauen, wenn der Kopf fällt, sowas imponiert mir.
Wusstest du, dass das Schiff mit acht Segeln und fünfzig Kanonen meinen Namen trug?
"in anchient days in other lifes" wie die schwarze Witwe immer vor sich hinmurmelte.
Mich überrascht das ein wenig, dass du meinen schönen Text gefunden hast, der ja irgendwo zum gemeinsamen Kulturerbe der Menschheit gehört, "Sternstunden der Menschheit", wie man so sagt.

Natürlich magst du recht haben, dass ich mich etwas zu reichlich mit dem Babyphone befasse, ich werde das ändern. Und die Rechtschreibfehler natürlich auch. Ich bin bisschen Technik verliebt obwohl das manchen überraschen wird. Zur Zeit versuche ich mich an der Entwicklung eines Rasenmähers mit Sternmotor, der einzig logische Antrieb für so ein Teil.
Nun gut.
Ich freue mich, dass dir meine Geschichte trotz der kleinen Mängel gefallen hat, die werde ich bald korrigieren, wenn's mir wieder besser geht. Ich habe mich gegen die Schweinegrippe impfen lassen, und vertrage das denkbar schlecht. So ziemlich alle vom Arzt erwähnten möglichen Nebenwirkungen treten bei mir auf. Aber egal, das soll nur drei, vier Tage dauern, Es ist nicht so schlimm wie damals mit Belial und Luzifer in der Hölle Ägyptens.

Zur Geschichte noch eine Anmerkung:
Hier (in der BRD) schrammst du wegen so einer Lappalie haarscharf an einer Vorstrafe vorbei, in Peru hätte man dich gefeiert, da geht es um die Ehre. Es ist also richtig "andere Länder andere Sitten".

Grüss mir den Klabautermann wenn das Schiff mit den acht Segeln und den fünfzig Kanonen mit dir entschwindet.

Herzlichst

Corazon
Corazon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2009, 20:22   #4
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi Corazón,

Zitat:
Hier (in der BRD) schrammst du wegen so einer Lappalie haarscharf an einer Vorstrafe vorbei, in Peru hätte man dich gefeiert, da geht es um die Ehre. Es ist also richtig "andere Länder andere Sitten".
Recht hast du. Im coolen Deutschland gilt Leidenschaft als Krankheit. In Lateinamerika gehört sie zur Liebe dazu.

http://www.viva.tv/Videos/Detail/id/25823

Lieben Gruß und gute Besserung,
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (02.12.2009 um 05:24 Uhr)
  Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 13:50 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg