Gedichte-Eiland

Erich Kykal · 26.05.2013, 14:34

In grauen Windes Blätterrauschen treiben
entufernde Gedanken durch die Stunden.
Im Raunen wie von ausgekühlten Munden
steht Regensilber in den Fensterscheiben.

Das dünne Licht beeilt sich, will nicht bleiben,
als hätte heut es keinen Halt gefunden,
verblutet matt aus eines Abends Wunden,
den letzten Willen in die Welt zu schreiben.

Im fahlen Gegenlichte aber wiegen
sich auf dem Hügelkamm die ranken Bäume,
als wollten sie wie junge Vögel fliegen,

die Wurzelkrallen aus der Erde brechen
und mit dem Wind in unerlebte Räume
sich heben, die ein Besseres versprechen.

Hans Beislschmidt · 26.05.2013, 14:45

Hey Erich,

einfühlsam - philosophisch: - Salut vor der Natur.

Gelungen ist die Phantasie des Baum-Vögel-Vergleichs.
Eine Ode für den Augenblick, der nicht nur das Auge braucht, um die Weite zu erkennen.

Gruß vom Hans

Erich Kykal · 26.05.2013, 14:52

Hi, Hans!

Vielen Dank für die metaphorischen Blumen!

Wieder eines von den "Blick aus dem Fenster - Gedichten", Inspiration eines Augenblicks...

LG, eKy

***Dana*** · 08.06.2013, 19:17

Liber eKy,

der "Regenabend" trägt eine ganz eigene Stimmung. Ich las es mehrmals, ob der Bilder, die stimmig ineinander fließen und malte in Gedanken ein ganz anderes.
Ich sehe einen Menschen am Fenster stehen, der durch das Regensilber hindurchschaut. Es kommt Melancholie auf und vermischt sich mit Natur und Einsamkeit im Zimmer.
Da ich Melancholie mag, gefällt mir um so mehr dein naturverbundenes Sonett.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal · 08.06.2013, 23:48

Hi, Dana!

Da hast recht - der Typ, der da steht, das bin ich...

Das ist wieder eins dieser "Ich-kuck-mal-eben-aus-dem-Fenster-und-schreib-was-ich-sehe-Gedichte"!

LG, eKy

26.05.2013, 14:34	#1
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Regenabend In grauen Windes Blätterrauschen treiben entufernde Gedanken durch die Stunden. Im Raunen wie von ausgekühlten Munden steht Regensilber in den Fensterscheiben. Das dünne Licht beeilt sich, will nicht bleiben, als hätte heut es keinen Halt gefunden, verblutet matt aus eines Abends Wunden, den letzten Willen in die Welt zu schreiben. Im fahlen Gegenlichte aber wiegen sich auf dem Hügelkamm die ranken Bäume, als wollten sie wie junge Vögel fliegen, die Wurzelkrallen aus der Erde brechen und mit dem Wind in unerlebte Räume sich heben, die ein Besseres versprechen. __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (11.06.2014 um 07:19 Uhr)

26.05.2013, 14:45	#2
Hans Beislschmidt Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 09.02.2009 Ort: Saarbrücken Beiträge: 974	Hey Erich, einfühlsam - philosophisch: - Salut vor der Natur. Gelungen ist die Phantasie des Baum-Vögel-Vergleichs. Eine Ode für den Augenblick, der nicht nur das Auge braucht, um die Weite zu erkennen. Gruß vom Hans __________________ chorch chorch

26.05.2013, 14:52	#3
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, Hans! Vielen Dank für die metaphorischen Blumen! Wieder eines von den "Blick aus dem Fenster - Gedichten", Inspiration eines Augenblicks... LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

08.06.2013, 19:17	#4
*Dana* Slawische Seele Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Inselstadt Ratzeburg Beiträge: 5.637	Liber eKy, der "Regenabend" trägt eine ganz eigene Stimmung. Ich las es mehrmals, ob der Bilder, die stimmig ineinander fließen und malte in Gedanken ein ganz anderes. Ich sehe einen Menschen am Fenster stehen, der durch das Regensilber hindurchschaut. Es kommt Melancholie auf und vermischt sich mit Natur und Einsamkeit im Zimmer. Da ich Melancholie mag, gefällt mir um so mehr dein naturverbundenes Sonett. Liebe Grüße Dana __________________ Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen, ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei)

08.06.2013, 23:48	#5
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, Dana! Da hast recht - der Typ, der da steht, das bin ich... Das ist wieder eins dieser "Ich-kuck-mal-eben-aus-dem-Fenster-und-schreib-was-ich-sehe-Gedichte"! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

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