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30.05.2016, 22:24 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!
Vielen Dank für deine Erläuterung! "Ich bin das Leben (als solches) zufrieden." "Ich bin das Leben (als solches) müde." "Ich bin das Leben (als solches) überdrüssig." Beide Wendungen basieren eigentlich auf dem gleichen Prinzip. Warum eins gehen soll, das andere nicht, will mir nicht recht in den Kopf. Hm, vielleicht, weil man für die letzteren einen Genitiv einsetzen kann: "Ich bin des Lebens müde", "Ich bin des Lebens überdrüssig", für die erste jedoch nicht: "Ich bin des Lebens zufrieden." geht nicht. Dennoch hören sich alle obigen Sätze nach meinem Sprachgefühl nicht falsch an ... Aber gut, es ging ursprünglich um die erste Phrase, also bin ich dankbar und halte inne. Schön zu hören, dass mein Gefühl mich nicht trog. Vielen Dank nochmal, dass du dir so eine Arbeit gemacht hast! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
23.07.2016, 13:05 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Und wegen dem Leben oder so,
wer brauch nicht viel, is' mehr so froh ... so allgemein irgendwie oder so... ach, weißt du, ich weiß auch nich... Schon interessant. Ich hab's gelesen, etwas mühsam Alles zugegebenermaßen, nun gut, dass Einbrecher mehr Angst haben vor Einbruch, ist möglicher Weise nicht unbedingt themabezogen... aber es gibt vor allem im Altdeutschen gängige Redewendungen, die aus heutiger Sicht grammatikalisch nicht korrekt sind. Ein "ich bin das Leben zufrieden" ist - von einem "es zufrieden" abgeleitet - da durchaus denkbar - (wen oder) was bin ich zufrieden? Na, das Leben eben. Ich bin das Leben leid, ich bin es leid... so gesehen nichts anderes, vom Sinn her vielleicht das genaue Gegenteil, aber sonst... Da sich auch die deutsche Sprache in stetem Wandel befindet und noch dazu eine vergleichsweise alte ist, kann ich das rein gefühlsmäßig so stehen lassen. "Ich bin des Lebens zufrieden" hab ich eher selten gehört, "des Lebens froh" dafür umso öfter. Fallbeispiel: Ich bin es müde. Sagt nun zum Beispiel einer "Ich bin dieses Leben müde", meint das ein ganz spezielles und gegenwärtiges, ist zwar rein falltechnisch nicht ganz sauber, doch denkt man unwillkürlich "Na, dann ändere etwas und fang ein neues an". Sagt er aber "Ich bin dieses Lebens müde", ist die Aussage gleichbedeutend mit "Ich bin des Lebens müde", also das Leben an sich müde, was es sehr viel schwieriger macht, ein neues aus dem Ärmel zu zaubern, im Jenseits vielleicht, aber nun. Ein einziger Buchstabe gibt einem Satz so eine sehr viel gewichtigere Bedeutung, der von der Norm abweichende Akkusativ dient der Konkretisierung im Gegensatz zum eher verallgemeinernden Genitiv. (sagt er hingegen "Ich bin lebensmüde", ist das zweideutig, weil lebensmüde als Synonym steht für draufgängerisch, halsbrecherisch leichtsinnig, und ein "Ich bin doch nicht lebensmüde" das Gegenteil davon bedeuten will. Nicht so wichtig jetzt.) Sprache ist eben lebendig, ja organisch. Diese Beweglichkeit der deutschen Sprache, die Mehrdeutigkeit ihrer feinen Nuancen - grade in der Poesie sollte dieses verspielte Element aufrecht erhalten bleiben. Ich schreib sowieso immer: Ich bin's zufrieden. Nur so ein paar rein persönliche Gedanken dazu Wodziwob Geändert von Wodziwob (24.07.2016 um 09:25 Uhr) Grund: Verdeutlichung |
17.12.2016, 12:41 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
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Ich mische mich mal ein. Man kann das "es" aus Sicht des Satzbaus (grammatikalisch) als auch aus Sicht der Wortart definieren.
Wenn ich sage "Ich bin es zufrieden", ist das "es" das Genitivobjekt (nicht Akkusativobjekt) Die Frage zur Bestimmung lautet: Wessen bin ich zufrieden? Das "Es" kann aber auch ein unbestimmtes Subjekt sein, und zwar wenn ich sage: Es geht mir gut. (Frage: Wer oder was geht mir gut? Also Subjekt) Das wäre die grammatikalische Bestimmung. Als Wortart aber ist es ein Personalpronomen, 3. Person Singular. Die angesprochene Formulierung ist veraltet, aber völlig korrekt. Ich liebe solche veralteten Formen, manchmal gebrauche ich sie, und da kenne ich solche Diskussionen von Leuten, die sich in der deutschen Sprache nicht besonders gut auskennen, zu Hauf. Angelika |
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