06.12.2009, 13:36 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Frühschicht
Frühschicht
Extra früh ins Bett gegangen, um am Morgen fit zu sein. Schlaflos, trostlos wach gehangen, als die ersten Vögel sangen, stellte sich der Tiefschlaf ein. Grausam aus dem Traum gerissen, als der Weckerhenker schrillt, wohlig weich und warm die Kissen, Wecker an den Schrank geschmissen, jetzt schon müde und getillt. Pulverkaffee, Brot im Stehen, Pfarrer quatscht im Radio vom Verzeihen und Verstehen, Gott in allem Schönen sehen. Halt die Schnauze - schnell zum Klo. Vor mir sieben müde Stunden, dreizehn brutto Stundenlohn. Stechuhr sticht in alle Wunden, sieben lange Zeigerrunden, Hölle, dumpfes Leiden, Hohn. Geändert von norbert (10.12.2009 um 13:54 Uhr) |
06.12.2009, 13:57 | #2 | |
Gast
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Hallo norbert,
makellos! Eine Zeiler aber, nur ein Vorschlag: Zitat:
LG, Abraxas |
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06.12.2009, 18:57 | #3 |
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Lieber Norbert,
zum Lachen und zum Heulen zugleich! "Weckerhenker" ist natürlich suuuuper! Aber was, zum Kuckuck, ist "getillt" . Wort- und bildreich und absolut leicht zu lesen, ein Labsal! Herzliche Grüße, Medusa. |
06.12.2009, 19:02 | #4 |
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Guten Tag Medusa,
ich vermute - in dem Zusammenhang mit dem restlichen Text - er meint das, was passiert, wenn du einen Flipperautomaten bewegst, dagen trittst oder ihn rüttelst. Die Meldung "Tilt" leuchtet auf und das Spiel ist vorbei. Der Automat schaltet ab. In dem Text hat das lyrische Ich schon "abgeschaltet" bevor der Arbeitstag beginnt. Kann natürlich auch sein, dass ich das völlig falsch interpretiere. Gruss Corazon |
07.12.2009, 23:30 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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danke für eure kommentare,
corazon hat -getillt- genau richtig definiert und den textzusammenhang erklärt, danke. "til(l)t" habe ich bzgl. schreibweise gegoogelt, als eingedeutschtes wort wird es öfter mit ll geschrieben, im original wird es tatsächlich mit l geschrieben, über eure besserungsvorschläge muss ich erst nachdenken... Abraxas, dein vorschlag klingt gut - ich denk drüber nach. liebe grüße tiltbert |
08.12.2009, 18:26 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Norbert,
geht wie so manches deiner Gedichte geschmeidig über die Lippen und kalt unter die Haut, weil man so schön mitleiden kann. liebe Grüße vom Herbstblatt |
08.12.2009, 22:06 | #7 |
Slawische Seele
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Lieber Norbert,
damit triffst du genau den Nerv der Leidensgenossen. Wer kennt das nicht, dieses Einstellen auf den nächsten Tag und dann klappt das schnelle Einschlafen nicht. Kurz bevor man es aufgibt, weil die Nacht eh zu Ende geht, überfällt einen seligster und tiefster Schlaf. Du hast feinstens mein Leid verdichtet. Ich muss jeden Morgen um 6.00 Uhr hoch, also mitten in der Nacht. Die morgendliche Hast kann treffender nicht sein, in Bildern wie in der Umsetzung klasse. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
09.12.2009, 19:37 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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danke, herbstblatt und dana,
es bezieht sich auf die frühschicht meiner frau im altenheim - 7,5 std., metrisch auf sieben gekürzt. da sie keinen führerschein hat, fahre ich sie. sie kann eigentlich relativ gut schlafen, geht dann extrem früh ins bett - die einschlafprobleme hab ich eher, weil ich einfach ein nachtmensch bin. ich glaube auch, dass die meisten menschen keine persönliche erfüllung in ihrem job finden - und das nimmt angesichts der globalisierung eher noch zu. liebe grüße schichtbert |
10.12.2009, 09:53 | #9 | |
lebendig
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Hallo Schichtbert,
ein lustiges Gedicht aber mit viel Tiefgang. So wünsche ich mir humorige Lyrik. Es lässt sich, wie bereits angemerkt wurde, rund lesen. Darf ich einige Anmerkungen machen? Zitat:
Gruß von Quicksilver |
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10.12.2009, 11:20 | #10 | |
TENEBRAE
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Zitat:
Hi, quicksilver! Sehr gern gelesen, rund, rasant und "süffig". Erinnert mich an frühe Liedtexte von Heinz Rudolf Kunze! Noch ein knackig sozialkritischer Refrain dazu, und die Sache wäre perfekt! Meine Tipps sind dem Zitat anhängig. Mach draus, was du meinst. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (10.12.2009 um 11:22 Uhr) |
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