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Alt 23.01.2016, 16:21   #1
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard Sommerelegie

Ehe der Hahn noch kräht, ist der Schleim der Schnecken vertrocknet:
Netze aus Katzengold schimmern auf Steinen im Hof.
Einzelne haben den Weg ins rettende Gras nicht gefunden.
Hilflos kleben sie fest, hoffen, dass Tau sie erlöst.

Über die braunen Weiden erhebt sich die gleißende Sonne,
wirft in sturem Wahn Brand auf den dürstenden Berg.
Heere von Erlenrittern mit silberbeschlagenen Helmen
lagern nahe am Bach, trotzen entschlossen dem Sumpf,
wo der Schierling vor Hunger geifert und tobt wie ein Rudel
Wölfe. Sein Todeshauch streift mich und kühlt mein Gesicht.

Mittags dösen die Kühe zum Wiederkäuen im Schatten
breiter Tannen. Im Haus tickt als Orakel die Uhr,
kündet zeitlos den Takt, und die Schatten dehnen sich willig;
folgend den Rufen der Nacht schlucken sie gnädig das Licht.

Langeweile berauscht mich als fließe Absinth durch die Adern,
schärft mir die Sinne, dämpft Zweifel an meinem Verstand.
Ich meditiere fern der Welt und zähle versunken die nackten
Zehen, von eins bis zehn, achtsam dann wieder zurück,
schlage nach Schwärmen von Fliegen. - Die wissen wohl nichts von
Plagen des Karmas! - Bald holt mich barmherzig der Schlaf.


*****

Sommerelegie I

Früh am Tag schon trocknet der Schleim in den Spuren der Schnecken;
silbriges Katzengold glänzt auf verwittertem Holz.
Einzelne haben den Weg ins rettende Nass nicht gefunden,
tapfer kleben sie fest, warten, bis Tau sie erlöst.

Über den braunen Weiden steigt die gleißende Sonne,
wirft in sturem Wahn Brand auf den dürstenden Berg.
Mittags dösen die Kühe wiederkäuend im Schatten
breiter Tannen. Im Haus tickt als Orakel die Uhr,
kündet den zeitlosen Takt. Die Schatten dehnen sich langsam.
Folgend den Rufen der Nacht schlucken sie gnädig das Licht.

Aufgefädelt wie graue Perlen hängen die Erlen
über dem gurgelnden Bach, trotzen dem giftigen Sumpf,
wo der Schierling tobt wie eine hungrige Meute
Wölfe. Ein kalter Hauch streift mein erhitztes Gesicht,
Langeweile berauscht mein Gemüt als tränke ich Absinth,
schärft meine Sinne, dämpft Zweifel am wirren Verstand.

Fern aller Welt meditiere ich, zähle versunken die nackten
Zehen, von eins bis zehn, achtsam dann wieder zurück,
schlage nach quälenden Fliegen - die wissen wohl nichts von
Plagen des Karmas! - und bald holt mich barmherzig der Schlaf.

Geändert von charis (27.01.2016 um 07:56 Uhr)
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