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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 07.08.2010, 19:49   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
Standard Fruchtfliegensorbet

Fruchtfliegensorbet, daktylisch


Die Fruchtfliege, ärgerlich, sitzt auf den süßesten Früchten:
Fast alles, das gut ist und wunderbar schmeckt, wird gefressen,
Bevor wir dazutun, um davon ganz lustvoll zu essen!
Man will sie verjagen, verscheuchen, sie zwingen zu flüchten.

Die Fliegen erheben sich lässig zu schwärzlichen Schwärmen,
Um sich auf dem nächsten Kompott wieder niederzulassen.
Man möchte laut fluchen und schreien, doch einzig das Hassen,
Das bleibt uns, es hilft kein Vereisen und auch kein Erwärmen,

Sie schwimmen und sitzen auf Pudding, in Bowlen und Grützen,
Bevölkern die Schalen und Teller, ertrinken in Pfützen
Von Weinen und Säften: In Gläsern und Flaschen sind Leichen!

Wir sprühen mit Giften und Gasen, versuchen’s mit Dämpfen:
Es hilft uns kein Wehren, kein Locken, kein Wüten und Kämpfen:
Sie wollen auf keinen Fall gehen und werden nicht weichen.
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Geändert von Walther (08.08.2010 um 12:47 Uhr)
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Alt 08.08.2010, 10:53   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

ach walther,

dieser fliegenschwaden würde ich auch zu gerne herr werden!
da nutzt aber nix - nicht mal ein sonett im daktylus!
(bei uns heißen sie übrigens "minkelrn" oder "muckerln")

einzige abhilfe : alles wegsperren, was frucht, flüssigkeiten oder duftstoffe enthält ( inclusive sich selber)

die guten, alten , klebrigen fliegenfänger helfen nur bedingt ( außerdem bleibt man selber auch dran hängen )

bei "sogleich" stolpere ich ein bisschen - das sticht mir von der betonung zu sehr raus . "wieder" wäre da etwas flacher im klang.

ansonsten: sehr schön daktylisch!
viel zu viel hochkultur für das niedere fliegenvieh!

liebe grüße,
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2010, 17:48   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
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Lb. larin,

danke für Kommentar und Hinweis. Letzterer ist oben bereits umgesetzt.

In der Tat ist diese Plage ein Effekt der Erwärmung der Sommer und auch des zunehmenden Imports von Früchten aus dem Süden. Es gibt eben nichts ohne den berüchtigten Kollateralschaden.

LG W.
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Alt 16.09.2010, 20:20   #4
Dana
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Lieber Walther,

den Ärger über jene Plage kann ich nachvollziehen und habe dennoch das Gefühl, dass sie es wert ist, bedichtet zu werden. Vielleicht hast du es unbewusst sogar so gemeint.
Fruchtfliegen irren nicht. Sie wissen, was gut ist.

Man kann heute zu jeder Jahreszeit jede Frucht haben. Darunter solche, die an "Vollkommenheit" als Bild nicht zu überbieten sind. Schau dir nur die glänzenden, makellosen Äpfel an. Keine Made, kein Flecken - nur Apfel pur.
Erdbeeren im Februar usw.

Als Kinder wussten wir, dass ein "madiger Apfel" besonders süß ist. Er wurde gegessen.

Die makellosen und "unnahbaren" Früchte lösen in mir eine Unsicherheit aus, die ich "wissenschaftlich" nicht begründen kann.

Entschuldige bitte, dass ich fast "philosophisch" darauf eingehe.

Ich liebe Fruchtfliegen und Fliegen nicht. In diese Richtung wollte ich gar nicht.
Im Stillen denke ich aber, dass sie für uns evtl. richtungsweisend sind.

Die "langen", fließenden Verse habe mir auch imponiert.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.09.2010, 21:13   #5
Walther
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Lb. Dana,

das Gedicht entstand aus einer Laune heraus; es mag diese Zweckfreiheit sein, die ihm offensichtlich einen gewissen Charme verleiht. Mein Lieblingstantchen und die liebe Mutter mein meinten unisono, es sei an der Zeit, die gemeine Fruchtfliege zu bedichten.

Nun ist das Wort "Fruchtfliege" daktylisch: Xxx. Wer den einen oder anderen Zeichentrickfilm aus der Tom&Jerry Reihe sich vor Augen führt, kennt das Flieggeräusch nicht wohlgesonnener Insekten als ssssst-sst-sst. Auch daktylisch. Das muß ein Konzept sein, dachte ich, und fertig war das metrische Grundgerüst.

Nun ist es in der Tat so, daß die kleinen Tierchen wirklich wissen, was gut (und [über]reif) ist! Da sitzen sie nämlich. Chemiekeule vertreibt also nicht nur die Gesundheit sondern auch die Fruchtfliege.

In diesem Sinne wünsche ich frohes Dichten und Werken und entbiete Dir meinen herzlichen Dank für Deine Worte.

LG W.
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Alt 22.09.2010, 21:37   #6
Gert-Henrik
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Sie wollen auf keinen Fall gehen und werden nicht weichen.
Lästig, manchmal, keine Frage - aber ich habe das Werk (durchaus gern) nicht mit einer ablehnenden Wertung gelesen:

Seit die Fliegen bei uns nicht mehr totgeklatscht, zerdrückt und was was ich noch werden, sondern, mit etwas Aufwand, hinauskomplimentiert, hat sich der Schwarm doch seehr gelichtet!

Und: Fliegen sind für mich zu einem Symbol für überfällige Transformation geworden, denn sie sind heiß auf die Verwertung/Verwandlung überreifer, sterbender Dinge - also durchaus positiv

LG, L.
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Alt 24.09.2010, 17:47   #7
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Lb. Limes,

ich tue auch keiner Fliege etwas zuleide.

Danke und Gruß W.
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