19.11.2009, 00:30 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ein Stein
Mein Lebtag lauf ich kreuz und quer
meiner Bestimmung hinterher. Ich grüble und ich frage mich: Wer bin ich, wohin gehe ich?? Zu Höherem bestimmt, gewiss, verstand das Schicksal wohl was miss: Ich leb im Wolkenkuckucksheim, geh Bauernfängern auf den Leim, schufte für andrer Leut Karriere, komm Stärkeren stets in die Quere, will Toleranz und Fantasie, doch rufen alle: Utopie! Kann keine Fliege leiden sehn, kann diese Welt nicht mehr verstehn, glaube an Gott, doch Gott ist tot, seitdem herrscht Dunkelheit und Not, herrscht Hochmut, Habgier, Völlerei, herrscht Lüge, Hass, Hurrageschrei. Ich suchte Liebe, suchte Glück, bekam mein Herz kaputt zurück. Schnell mach ich meine Türe zu, dann hat die liebe Seele Ruh. Stieg aus dem Luftschloss gern hinab zur ewgen Ruh ins kühle Grab... Doch ist die Welt auch "hunds"gemein - ich rolle weiter meinen Stein. Schon David hat es ja bewiesen: Ein kleiner Stein erschlägt den Riesen!* _____ *Neufassung von "Gespenster" Geändert von Seeräuber-Jenny (19.11.2009 um 20:26 Uhr) |
19.11.2009, 10:15 | #2 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: im kalten schleidener tal
Beiträge: 1.011
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liebe jenny,
mit diesem ende gefällt es mir noch deutlich besser! ein meisterwerk! das ende finde ich grandios, weil es tröstend ist und die ehrt, denen wahre ehre gebührt: den "kleinen" kämpfern, die unbestechlich und uneitel ihren weg im sinne von gerechtigkeit und würde gehen: Zitat:
liebe grüße norbert |
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19.11.2009, 11:23 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Jenny!
Norbert lobt vollmundig, vielleicht, weil dieses Gedicht so ganz in "seinem" Stil ist - erst dachte ich tatsächlich, es wäre von ihm. Erst beim Nachlesen oben sah ich, dass du es bist. Indes, auch ich - der ich Norberts satirische Weltabwatschungen sehr schätze - kann nur loben und mich Norbert nur vollinhaltlich anschließen! Augenzwinkernder Wortwitz mit einem Quentchen Hoffnung in all dem Wust menschlicher Kälte und Dummheit! Schön gemacht! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
19.11.2009, 11:54 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ahoi norbert,
aye, mit diesem realistischen Ende gefällt mir das Gedicht auch wesentlich besser. Denn ist es nicht so, dass so ein kleiner Stein alles mitreißt, wenn er mal ins Rollen gekommen ist? Vielen Dank für dein Lob und deine wertvolle Anregung. Lieben Gruß Seeräuber-Jenny Ahoi eKy, wir Dichter leben mitten in unserer Zeit, sammeln ähnliche Erfahrungen und kommen wohl deswegen zum gleichen Ergebnis. Im Wust menschlicher Kälte und Dummheit... Das ist sehr treffend gesagt. Doch sind wir Dichter gut gerüstet, verfügen wir doch über ein heißes Herz und über die Waffe des Wortes! Danke und lieben Gruß Seeräuber-Jenny |
19.11.2009, 15:05 | #5 |
Gesperrt
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Beiträge: 2.213
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Liebe Jenny,
na klar, dieses Gedicht ist inhaltlich, in seiner Aussage und mit dem neuen Ende um Längen besser als Deine Erstfassung. Schöne, unverbrauchte Reime hast Du gefunden und flüssige Verse gebastelt. Rundum ein tolles Werk. Ich grüße Dich herzlich, Medusa. |
19.11.2009, 21:18 | #6 |
Gast
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Ahoi Medusa,
man könnte es eine bittere Bestandsaufnahme einer Altruistin in einer egoistischen Gesellschaft nennen. Doch empfinde ich nicht allein dieses Manko - das lässt mich auf bessere Zeiten hoffen. Lieben Gruß Seeräuber-Jenny |
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