Thema: An den Baum
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Alt 14.07.2015, 20:09   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Wolo!

a) Das "sich" in S1Z2 bezieht sich auf den Baum, der hier zwar nicht direkt genannt wird, allerdings im Titel darüber. Das "dich" schüfe einen direkteren Bezug zum "Du" in der Zeile darüber, wohl wahr, das "sich" hingegen hält die Sache allgemeiner, als naturwissenschaftliche Aussage, wenn man will - als einer der vielen Teilsätze, die in den ersten beiden Str. das Bild "Baum" lyrisch definieren.

b) Weder noch. Das "wie" impliziert eine Vergleichbarkeit oder Ähnlichkeit, kein Gegenteil und keine exakte Entsprechung. Ganz im Gleichgewicht ist ein Baum nie, sein stetes Wachstum dem Lichte zu belastet immer gewisse Zonen stärker, die sich dann mühen, sich zu verdicken, um die Form insgesamt wieder zu statischer Stabilität finden zu lassen. Wind und Sturm sind weitere Faktoren, ebenso wie die winterliche Entlaubung, Frostgewicht, Regen, usw...
Es kann also immer nur ein Quasi-Gleichgewicht sein, ein stetes Sichwandeln. Dieses "wie" erschien mir die poetischste Weise, dies auf kleinem Raum anzudeuten.

c) siehe meine Antwort an Faldi im Kommi vor dem deinen. Es bezieht sich auf den Baum, damit ebenso auf das Bild - das Wort steht hier für einen erstrebten inneren Seinszustand, für den der Baum als Gleichnis steht - und damit im übertragenen Sinne auch auf das LyrIch, das diesem Bilde gleichen will.
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Geändert von Erich Kykal (14.07.2015 um 20:12 Uhr)
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