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Alt 28.12.2013, 09:33   #12
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Sorry Erich,

so lässt sich eine Diskussion schwerlich führen.

Ich berufe mich nämlich hier nicht auf Sprachinstinkt, sondern auf klare grammatische Regeln.

Um herauszufinden, wie Hauptwörter im Dativ aussehen, muss man wissen, ob sie männlich, weiblich oder neutral, Einzahl oder Mehrzahl sind. Denn gemäss diesen Faktoren ändert sich die Endung der Hauptwörter, deren Artikel, die Adjektive und die Präpositionen.

Der zweifelhafte Satz:

"Doch ist auch er in Abendrot verglommen..."

Doch = Konjunktion
ist = Hilfsverb
auch = Modaladverb oder Konjunktion
er = Subjekt
in = Präposition
Abendrot = Dativobjekt
verglommen = Verb

Wer ist verglommen? - Er, der Tag
In wem ist der Tag verglommen? - Im Abendrot

Im Abendrot heißt gleich: In dem Abendrot.
Um das Abendrot zu verallgemeinern kann der bestimmte Artikel "dem" weggelassen werden.
Aus "in dem" aber wird immer "im" und niemals "in".

Sprachinstinkt hin oder her, dieses Mal trügt er dich.

Wenn du einen Dativ haben willst, musst du hier zwingend "im" verwenden.


Zitat:
Meine Version trennt Tag und Abendrot.
Das hat überhaupt nichts mit der Trennung von Tag und Abendrot zu tun.
Auch bei der korrekten Anwendung des Dativs bleiben diese beiden Begriffe getrennt.
Der Tag bleibt weiterhin das Subjekt und das Abendrot Dativobjekt.

Zitat:
Das Abendrot ist nicht ursächlicher Teil des Tages, sondern ein Zustand, eine Funktion, IN dem/der dieser bestimmte Tag verglimmt.
Nehmen wir einmal an, das Abendrot sei ein selbständiger Zustand, eine Funktion ist es nämlich ganz bestimmt nicht, so wäre es eine augenblickliche Beschaffenheit bzw. eine Art und Weise des Vorhandenseins einer Sache in einem bestimmten Augenblick, hier nämlich: die rote Färbung des westlichen Himmels durch den Sonnenuntergang.

Und oben schreibst du es doch schon selbst:

IN dem dieser bestimmte Tag verglimmt

Und was wird aus "in dem"?

Na? Natürlich "im", und sonst gar nix.

Nochmal (deine Worte):

Das Abendrot ist nicht ..., sondern ein Zustand, in dem dieser bestimmte Tag verglimmt.

Kürzen wir:

Das Abendrot ist ein Zustand, in dem dieser Tag verglimmt.

Umgestellt:

Im Zustand des Abendrots verglimmt dieser Tag.

Im Abendrot verglimmt dieser Tag.

"In Abendrot verglimmt dieser Tag", ist also definitiv unkorrekt.

Es bleibt dabei:

Der Tag ist in diesem Zustand des Abendrots verglommen.
Der Tag ist in einem Zustand des Abendrots verglommen.
Der Tag ist in dem Zustand des Abendrots verschwommen.
Der Tag ist im Zustand des Abendrots verglommen.
Der Tag ist im Abendrot verglommen.

Genau so:

Der Tag ist im Morgenrot erwacht.

Denn: Der Tag kann nicht in Morgenrot erwachen, aber in der Morgenröte (Femininum)

Falsch:

Der Jäger ist in Morgenrot auf die Pirsch gegangen.

Und jetzt prüfe selbst:

Zitat:
Doch ist auch er in Abendrot verglommen...
Es wäre zwar ganz schlechter Sprachstil doch durchaus erlaubt, den Dativ durch einen Artikel auszudrücken.

Welchen Artikel würdest du also "Abendrot" in deinem Satz beifügen?

Das kann bei einem Dativobjekt, wenn es ein Substantiv Maskulinum oder Neutrum ist, nur "dem" sein.

Also: Doch ist auch er in dem Abendrot verglommen.

Die Präpostion bestimmt bei Auslassung des Artikels den Fall, sonst ist letzterer nicht zu bestimmen:

Karl ist gestern beim Abendbrot verstorben.
Karl ist gestern im Abendrot gestorben.
Karl hat sich gestern beim Abendbrot im Abendrot verschluckt.

Merksatz:

Alleinige Dativbildung durch Präposition wie "in", "bei" oder "zu" bei Substantiven Maskulinum und Neutrum im Singular stets durch "im", "beim" oder "zum".
Ansonsten braucht es immer einen bestimmten oder unbestimmten Artikel oder ein Possessivpronomen, um den Kasus zu bestimmen.


Der Denkfehler:

"In Abendrot" ist nie und nimmer ein Dativobjekt und wird es auch niemals sein.
Denn es gibt nichts (1) in Abendrot, es geschieht nichts (2) in Abendrot und es widerfährt auch niemandem etwas (3) in Abendrot.

(1) Im Abendrot liegt ein ganz besonderer Charme.
(2) Im Abendrot färbt sich der westliche Himmel rot.
(3) Im Abendrot verglimmen die letzten Sonnenstrahlen.

Wenn der Tag in "Abendrot" verglimmen soll, dann musst du aus "Abendrot" zwingend ein Adjektiv machen.

Dann hieße es:

Zitat:
Doch ist auch er in abendrot verglommen
Denn das ist es ja, was du ausdrücken möchtest.

Du verwendest nämlich "Abendrot" fälschlicherweise als Eigenschaft.

Mach dich kundig oder lass den offensichtlichen Fehler stehen.

Ich kann dir ja nur das schreiben und versuchen zu begründen, was mir auffällt.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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