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Alt 17.08.2011, 13:24   #7
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Lord Skarak,

den Schluss zu Beginn:

Zitat:
So, ich hoffe da war vielleicht der eine oder andere interessante Denkanstoß für dich dabei. ^^
Aber sicher! ^^

Im Informatikbereich bin ich keine Expertin, aber mein Anti-Viren-Programm hat eine Sandbox, die ich generell für alle Downloads nutze - sicher ist sicher. Ich kam einmal in den Genuss eines Trojaners, das war schön. Die Festplatte neu formatieren und partitionieren zu müssen, ist ein reines Vergnügen, oooh ja!

Zum "Thema" an sich:

Zitat:
Denn ich glaube, keiner ist hier wirklich verletzbar allein durch das was im Forum stattfindet. Wenn jemand z. B. besonders sensibel ist und leicht emotional auf Trolling reagiert, so hat er doch stets die Möglichkeit sich auf die Tatsache zu berufen, dass die "miese Kritik" wohl offensichtlich von einem notorischen Quertreiber kommt und dass das Gedicht gut sein kann wie es will, es würde stets von der böswilligen Person verrissen, weil die Sache eben unpersönlichem Groll entspricht, der gar nichts mit dem besprochenen Gegenstand zu tun hat (und außerdem kann man subjektive und/oder unreflektierte Standpunkte stets auf irgendeine Weise als solche entlarven).
Das kommt auf die jeweilige Person an. Ich denke nicht, dass man diese Thematik verallgemeinern kann. Ja, mittlerweile ist meine "Haut" wesentlich dicker als noch vor (relativ betrachtet) kurzer Zeit, aber ich glaube, das ist bei jedem Benutzer anders. Meiner Einschätzung nach liegt es an der Fähigkeit zur Distanzierung. Anfangs konnte ich "Mensch" und "Nickname" nicht voneinander trennen. Was half? Ich legte mir ein "Image" zu.

Was sind "Trolle" eigentlich für Menschen? Meiner Meinung nach in den meisten Fällen eher arme Würstchen. Meine Großmutter war eine sehr lebenskluge Frau, sie erklärte mir schon als Kind einige Dinge, die ich auch als Erwachsene beherzige. Jemand, der wirklich etwas kann und ein "echtes" Selbstbewusstsein besitzt, ruht auch als gefestigte Persönlichkeit in sich selbst und hat es daher nicht nötig, großartig "herum zu tönen". Ergo: Trolle haben in Wahrheit keines, sie kompensieren mit ihren Auftritten ihre Mängel. Deshalb kann ich auch nicht anders, als sie auf eine gewisse Art sogar zu bemitleiden, denn in ihrem "echten" Leben haben sie wohl nichts zu "melden". Sie schlüpfen, versteckt hinter ihrem Nick, wie ein Schauspieler in eine Rolle. Nun ja, wer so etwas nötig hat ...

Zitat:
Anders sieht es aus wenn man persönliche Daten von sich zugänglich macht, dann macht man sich unter Umständen real angreifbar. Sollte jemand aber soetwas ausnutzen kann man nicht mehr von Trolling sprechen. Sowas wäre eher "Nachstellung", "Verunglimpfung" oder vielleicht "Hacking" etc.. Trolling an sich ist aber nur wirksam wenn man es wirken lässt. Insofern finde ich es eher harmlos, größtenteils ohne Folgen, eben sandkasten- oder "sandboxartig". Ja, deswegen finde ich die Metapher ziemlich gut gewählt. Zwar sind Internetforen grundsätzlich öffentliche Räume, allerdings herrscht hier z. B. kein Verbot sich zu vermummen. Und dieser Umstand hat wahrscheinlich schon so manche Katastrophe verhindert - und dafür anderen Vorschub geleistet. Denn auf der anderen Seite ergeben sich dadurch natürlich durchaus Möglichkeiten ernsthaften Schaden anzurichten, auch wenn dieser eher nicht durch einfaches "Trolling" entsteht. Also wieder dasselbe: letztlich ist diese Distanz des Internets wohl langweiligerweise einfach das, was sie ist. Mit Vor- und Nachteilen, wie alles andere, jene Zweischneidigkeit die sich in allem ausdrückt.
Das ist ein Bereich, in dem ich glücklicherweise von Anfang an sehr vorsichtig war. Außer den Forenbetreibern gab ich weder E-Mail-Adressen noch Telefonnummern oder andere persönliche Daten preis. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich bin bereits auf vorgegaukelte Freundschaft hereingefallen - aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Allerdings hörte bzw. las ich schon von regelrechtem "Psychoterror", PN- und E-Mail-"Bombardements" und nächtlichen Telefonanrufen. Demnach kann das wirklich "ausarten", wobei diese Art des "Trollings" wohl eher von psychisch kranken Persönlichkeiten ausgeübt wird. Mein "Troll Nr. 1" versuchte mich emotional unter Druck zu setzen und mir ein schlechtes Gewissen einzuimpfen, was dank der Unterstützung "erfahrener" User nicht funktionierte. Nummer 2 hat mir wohl, wie ich jetzt glaube, von Anfang an nur etwas vorgemacht und mich belogen. Mittlerweile würde ich aber sicher alleine damit fertig, denn ich lerne recht schnell und begehe den gleichen Fehler kein zweites Mal. (Es handelte sich auch um zwei völlig verschiedene "Fälle".) Andererseits hat diese "Distanz", von der du sprichst, auch Nachteile. Zwangsläufig verhindert das (notwendige) Misstrauen auch das Zustandekommen von möglichen Freundschaften, die ansonsten wertvoll sein könnten. Nicht zuletzt führt das manchmal auch zu Fehleinschätzungen, wie ich gerade in einem Fall - auf mich selbst bezogen - vermute. Tja ...

Zitat:
Ja, "es ist, was es ist"... Angeblich spricht die Liebe das. Dann finde ich die Liebe aber irgendwie ziemlich langweilig. Gott, ehrlich gesagt geht mir diese dualistisch-holistische Ausgeglichenheit des Weltgefüges im Ganzen ja sowas von entsetzlich auf den Zeiger... XD
Wer sich so heftig wehrt, dem - glaube ich kein Wort. Erich Fried, hm?

Zitat:
Allerdings kann es auch erheiternd oder gewinnbringend sein ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Das zeigt dein Text. Du schenkst den Trollen dort draußen damit sehr viel davon (und WÄHLTEST das zu tun, also bringt es dir ja offenbar etwas). Dieses Gedicht könnte so also sehr wohl als ein Schäufelchen betrachtet werden mit dem nicht nur ausgeholt, sondern sogar zugeschlagen wird. Wieso also sich nicht auch mal "mit einem Troll fetzen" wenn die eigene Psyche das zulässt? Wenn Trolle sich von Aufmerksamkeit "ernähren", dann sollte es doch auch möglich sein dafür zu sorgen, dass sie sich an ihr verschlucken oder soviel davon in den Rachen bekommen dass sie sich übergeben müssen... Oder die Aufmerksamkeit so bitter zu würzen dass der Troll entsetzt abzieht.
Ich mag deinen Sinn für Humor, denn er zielt bei aller rhetorischen Kompetenz und manchmal auch Schärfe nie unter die sprichwörtliche Gürtellinie. Und außerdem hast du absolut recht. Ich habe festgestellt, dass es mir tatsächlich Spaß macht mich über diese Dinge lustig zu machen, und, wie in "Ich Modgott, du nix", den Spieß umzudrehen und mich selbst gnadenlos zu verspotten. Aber: Ärgern oder aufregen kommt nicht in die Tüte!

Zitat:
Dass du aber sogar mit "Bedauern" reagierst, weil oft verschwendetes Talent zu erkennen ist finde wiederum ich bedauerlich, denn ein Troll der dir Böses will wird im Ausdruck dieses Bedauerns wahrscheinlich einen Punkt für sich verbuchen. So ist das schlimmste was man einem Troll antun kann, objektiv zu bleiben. Zumindest scheint mir das so. Jedenfalls glaube ich, dass es durchaus Möglichkeiten gibt sich "auf das Spielchen einzulassen" ohne gleich zu verlieren. Man kann nämlich durchaus "mitspielen" und trotzdem gelassen bleiben.
Sei nachsichtig mit mir, ich lerne dazu. So lange bin ich noch nicht "dabei". Mit der Zeit kommt die Erfahrung, nicht wahr? Jedenfalls bin ich bereits wesentlich gelassener als vor ein paar Monaten, das lässt doch hoffen.

Ein ehrliches Dankeschön für deinen ausführlichen und sehr interessanten Kommentar!

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (17.08.2011 um 19:17 Uhr) Grund: Kleine Ergänzung.
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