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Alt 06.04.2017, 22:02   #10
Kokochanel
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Nein, natürlich müssen wir nicht derselben Meinung sein, Thomas, ich sehe es nicht als Diskussion gegen den anderen, sondern mehr als ein gemeinsames Nachdenken über ein Thema, das beiden Denkanstöße vermittelt.
Da ich morgen Babytag habe, will ich noch antworten. Lächel.

Vielleicht sollte ich ganz allgemein feststellen, dass wirklich Neues nicht durch rationales Denken entsteht, sondern dass das Neue erst danach, um es verständlich und akzeptabel zu machen, rational erklärte und hergeleitet wird, die rationale Erklärung ist also nur eine Art Verputz – in der Poesie genauso..“- das ist in der Tat eine kluge These.
Man könnte allerdings auch fragen: Entsteht Neues erst durch Ratio ( mein Ansatz)oder entdecken wir es nur für uns als neu, also etwas vorher Unbekanntes? Es ist also vorher schon da, nur wir sahen entdeckten es nicht. (Dein Ansatz)
Ohne diesen Ansatz würde es keine wissenschaftliche Forschung geben!
Und obwohl es so rational ist, würde es seltsamerweise auch deinen Denkansatz stützen.
Es würde uns beide weiter bringen, denn er würde beide Sichtweisen eine Berechtigung geben. Deiner und meiner. Denn z.B. bei der Entdeckung neuer Sterne gehen wir davon ganz selbstverständlich aus, dass sie vorher schon da waren.
Es geht dir aber hier ja immer zum Bezug zur Lyrik oder Poesie. Auf die Poesie, also das Erschaffen von Poesie übertragen, hätte ich aber von dieser Basis ausgehend ein Problem.
Gedichte wären als in uns, wir müssten sie nur „entdecken“. Das kann ich mir nicht vorstellen, da Poesie immer wieder Worte sind, die neu gruppiert werden.
Ich würde also ein gutes Gedicht nicht als „schamanische Eingebung“ sehen, sondern neben dem Handwerk auch als Talent, Worte besser und passender in einen Einklang zu bringen mit der „rationalen“ Aussage, die es tragen soll.

Talent wiederum ist allerdings etwas, was sich wohl nicht erlernen lässt, es ist angeboren.
In der Mathematik kann ich nicht mitreden, weil mein Talent da doch her wissenschaftlich messbar niedrig war. GGG. Ich habe allerdings im Studium beim Seminar „Mathematik für Linguisten“ mit Erstaunen festgestellt, dass sich Sprache auf logische mathematische Sequenzen reduzieren lässt, die auch einer Logik folgten. Dieses berücksichtigend würde auch Poesie immer „unpoetischer“ machen.

Interessant wäre sicherlich ein linguistisches Forschungsprojekt, vielleicht für Masterabschlüsse oder Doktoranden, zu erforschen, ob sich die Mathematik für Linguisten auch auf die Poesie in ihrer Zusammensetzung anwenden lässt. Ich weiß nicht, ob so etwas schon einmal ein kluger Mensch gemacht hat. Vielleicht weiß es jemand.
Bei deiner These fällt mir ein unbefangenes junges Mädchen ein, die nach einem roten Luftballon greift und dann ein Gedicht in der Hand hält. Trifft es das, was meinst?

LG von Koko
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