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Alt 29.12.2011, 11:25   #1
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Die Raben sprechen: Es bleibe Finsternis!

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Die Raben sprechen: Es bleibe Finsternis!

In einer Welt aus Finsternis und Eis
verschlingen Raben alle unsre Träume,
hier irren Seelen durch die leeren Räume
und jede Wärme fordert ihren Preis.

Habt Acht: Hier gibt es alte Seelenfresser,
sie schleifen und polieren ihre Messer.
Sie gehen auf die Jagd. Wir sind die Beute.

Wir blicken ihnen täglich ins Gesicht,
nicht einmal, sondern viele, viele Male,
ergeben folgen wir dem Ruf: „Bezahle
mit deiner Seele für das Jenseitslicht!“

Habt Acht: Hier lauern wahre Ungeheuer,
sie lächeln und kassieren Seelensteuer.
Sie sagen dir: Der Tod, er ist das Leben.

Von wehenden Gewändern, ganz in Schwarz,
tropft Menschenblut, das schon seit alten Zeiten
für sie vergossen wird, denn sie begleiten
den Krieg mit Augen, kalt und leer wie Quarz.

Habt Acht: Hier singen Raben ihre Lieder,
sie krächzen jede Freiheit einfach nieder.
Unstillbar ist der Hunger dieser Meute.

Gesegnet werden Bomben und Gewehre,
gepriesen sei der Herr von Schmerz und Not,
ergebt euch und vermehrt euch sei Gebot;
verhungert, liebe Kinder, sagt die Lehre.

Habt Acht: Sie wandeln über rote Fluten
und predigen vom Schönen und vom Guten.
Sie trinken Wein, um uns den Durst zu geben.

Es gibt den Sonnenschein und auch das Licht,
es gibt die Menschlichkeit, es gibt die Wahrheit,
das Auge der Vernunft verschafft euch Klarheit:
Die dunkle Hand beschützt das Leben nicht.

Denn Raben fressen Aas. Sie lieben nicht.
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