Thema: Neujahr
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Alt 04.01.2012, 08:56   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Sanssouci,

beim ersten Lesen gelang es mir nicht sofort, aber beim dritten Mal entstand bei mir ein deutliches "Bild". Ich sah ein LI, das vom LD am Neujahrsmorgen mit zärtlichen Küssen geweckt wird.

Dann fügte sich die Geschichte auch zusammen, und entlockte mir ein Lächeln an der Stelle, an der die "Neujahrskarte" ungelesen liegenblieb. Ja, die kann auch am nächsten Tag noch gelesen werden.

Dann stelle ich mir vor, dass das LI zum Fenster geht und hinausblickt. Am Neujahrsmorgen ist es ja oft so, dass es einige "Unverbesserliche" gibt, die dann noch hier und da einen Böller "knallen" lassen. Das LI ist, meines Erachtens, sicher auch durch die Art und Weise, wie er geweckt wurde, so gut gestimmt, dass dieser "Silvesterabendabschiedsknall" (übrigens eine tolle Wortschöpfung!) als der "beste (Morgen)Gruß empfunden wird. Dort sieht das LI auch ein Paar, das wohl lange gefeiert hat und jetzt erst müde vom Silvesterball nach Hause geht.

Danach geht das LI (vielleicht?) ins Wohnzimmer, hört die "Neujahrsklänge" (evtl. auch Musik?) und das LD hat das Frühstück vorbereitet, Kaffeeduft zieht durch die Wohnung. Der Schmuck des Weihnachtsbaums glänzt im Licht.

Besonders schön finde ich die letzte Strophe. Ja, die "Rosenblütenlippen" küssen erneut. Sie sind wahrlich und wahrhaftig "da", erscheinen aber doch so luftig und zart - "wie jenseits noch". Eine neue Liebe?

Natürlich sind das nur meine Gedanken, ich kann mit meiner Interpretation auch "daneben liegen", allerdings finde ich die bei mir auftauchenden Assoziationen sehr schön.

Ich möchte auch diese Stelle noch erwähnen:

Zitat:
Kaffeeduft und Neujahrsklänge
Konzertieren insgeheim
Das finde ich hervorragend. Auch der Kaffeeduft "konzertiert". Es ist sicher im übertragenen Sinne als "Hintergrundmusik" gemeint, es gefällt mir.

Formal sagt mir auch der vierhebige Trochäus mit den alternierenden Kadenzen zu. Gemeinsam mit Wortwahl und Aussage erzeugt er hier (für mich) eine Art "Unbeschwertheit", ja, fast "Heiterkeit". (Nicht im Sinne von lustig! Eher im Sinn von "froh".)

Anmerken möchte ich auch, dass ich eigentlich in den allermeisten Fällen zu dem Gefühl der "Unvollständigkeit" tendiere, wenn eine nur teilweise Interpunktion vorhanden ist. Ich möchte das deshalb mitteilen, weil das hier nicht das Fall ist. Ich habe nicht die Empfindung, dass "etwas fehlt". Was dafür spricht, dass die Satzzeichen hier, ich kann es nicht "besser" ausdrücken, "richtig" platziert wurden. Also spreche ich dafür gerne ein Kompliment aus, dem begegne ich eher selten.

Mir gefällt hier beides sehr gut: Inhalt und Form.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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