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Alt 01.10.2014, 18:47   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

ich freue mich, dass du mir bescheinigst, theoretisch alles richtig gemacht zu haben.

Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich in diesen Strophen geschwelgt habe und ich da eine sehr schöne Melodie herauslesen kann.

Versuch es doch mal so:

Vollmondnacht,
im Hauchen erregter Winde kräuseln sich die Wellen zum Spiel,
die Wolken sind zerfächert,
golden erstrahlt im See ein Sternengefunkel.

Zauberhaft erfüllt die Romantik jener Stunde alle Sehnsucht und Hoffnung,
Träume streben auf,
beseelen des Geistes freie Sommergedanken.

usw.

Da die Verse laut Vorgabe nicht auf das Zeilenende ausgerichtet sein sollten, kommen natürlich in der Sapphischen Odenform heftige Enjambements zum tragen.

Aber ich habe es genossen.

Die letzte Strophe bricht natürlich mit all dem. Sie sollte im doppelten Sinne einen humorvollen Abschluss bilden.

Vielen Dank für deine Rückmeldung...


Hallo Nachteule,

Hauptsache, das wird kein goldener Abschuss.

Zu deiner Anmerkung mit der Metrik in "Haut reibt sich an Haut":

Ich finde, das kannst du gar nicht anders betonen, denn du gehst meines Erachtens von einer falschen Stelle aus und zwar "reibt" und "sich".
Das ist aber nicht ausschlaggebend.
Im Gegensatz zur "Haut" am Anfang, muss "reibt" unbetont bleiben.
Haut reibt = Xx und nicht Haut reibt = xX
Machen wir weiter:
Haut reibt sich - alleine wäre so zu betonen: Haut reibt sich = Xxx

So weit so gut.
Jetzt kommt aber noch ein "an" dazu und "Haut" also an Haut = xX und nicht an Haut = Xx

So mit hätten wir jetzt:

Haut reibt sich an Haut = XxxxX

Aber wie du selbst schreibst, kannst du es nicht fixieren und ich kann erklären, warum das so ist.

In der deutschen Sprache gibt es keine drei unbetonten Silben hintereinander.
Geschieht dies vermeintlich aber doch, wird die mittlere Silbe beim Lesen und Sprechen automatisch leicht angehoben.

Diesen Kniff kannst du immer anwenden.

Lies diese Zeilen mal so:

Haut reibt "sichan" Haut

Sternenlicht in der Entwicklung

Haar klebt fest im Föhn

Zeh bricht fast beim Tritt

Das bekommst du nicht fixiert...

Den Reimanschiss nehme ich zur Kenntnis, deshalb exklusiv für dich:

Liebe ist Vertrauen und soll nicht reden
über Dinge, die das Vertrauen brechen,
also schweigen hier nun des weisen Dichters
Sapphische Strophen.

Besser?

Winde und Lüfte lass ich mir noch mal durch den Kopf gehen...

Ich bedanke mich für deine Antwort...


Hi Claudi,

ja, was soll ich dazu noch sagen?
Auf jeden Fall freue ich mich, dass dir der Text an sich so gut gefällt.

Das Problem bei einer solchen, für mich absolut neuen, Form ist natürlich, dass man zunächst einmal versucht, die formellen Dinge einzuhalten.
Und darauf habe ich peinlichst genau geachtet und mich äußerst streng an die Vorgaben gehalten.
Danach galt es eine Idee umzusetzen. Dabei ist das heraus gekommen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Strophen nicht in einem Rutsch als Gedicht geschrieben wurden, sondern über mehrere Tage hinweg entstanden.

Ich bat aber weiter oben schon Chavali, den Text einmal anders zu lesen.

Das Raue und Kantige hatte ich nicht im Visier, ich dachte nicht, dass es für diese Form nötig sei.

Aber damit habe ich keinerlei Probleme.

Wenn wir daran arbeiten wollen, stelle ich den Text gern noch einmal in die Werkhalle als Arbeitstext ein.

Wir können ihn dort richtig umschleifen, das könnte Spaß machen.

Mit dem jeweiligen Adoneus habe ich mir auch viel Mühe gegeben. Schön, dass du das noch angemerkt hast, darüber habe ich mich gefreut.

Vielen Dank für deine freundliche Replik...


Ich bedanke mich fürs Lesen und Kommentieren...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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