Thema: in sicherheit
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Alt 30.08.2017, 08:51   #6
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Hi Fee_ reloaded,

das Ausdrucksstarke an deinem Text ist für mich das Kind, welches du nicht in die Gehirnwindungen und Retroperspektive eines Erwachsenen zwängst. Du lässt es in aller Unwissenheit und Naivität nochmals in dir aufleben. Du begleitest es über den Flur laufend ins Wohnzimmer und auf seinem Schulweg. Aber genau damit werden diese Gefühle transportiert, welches dem Gedicht diese besondere Stimmung geben. "Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben", war das Vorwort eines Jugendromans aus den Siebzigern, und solch ein Gedanke kommt auch bei mir an. Es ist alles gut, wie es war, sonst wäre es anderes gewesen. Kein Hadern, kein Nachhaken, keine Vorwürfe, kein Nachkarten. Es ist das kindliche Universum, welches zu einer größtmöglichen Offenheit bereit ist.
Trotz allem schwebt natürlich ein indifferentes Gefühl zwischen dem Muff von anno tobak unter den gestrengen Augen der Ahnen mit den ungeschriebenen Familiengesetzen und Erwartungen im Raume.
Wer kennt nicht diese unbeschwerten Hüpfekästchen Momente, dieses Austarieren von Gefühlen zu sich selbst, bei gleichzeitiger Abhängigkeit von elterlicher Annerkennung und von der Außenwelt.
Gerade durch das Zerbrechliche und Verletzbare zwischen den autobiographisch anmutenden Zeilen bekommt dieses Gedicht ein hohes Maß an Authentizität.
Ein leierndes Reimmaß würde diese verdichtete Atmosphäre mEa. zerstören.
Das Gedicht verzichtet auf alterssenile Weisheiten, auf Moral und dem Blendwerk hochgeistgehaltvollen Dichterhandwerks, und das steht ihm sehr gut zu Gesichte.
Gerne gelesen, lieben Gruß, AZ

Geändert von AAAAAZ (30.08.2017 um 09:11 Uhr)
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