Thema: Hybris
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Alt 20.08.2014, 23:16   #20
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Hallo eKy,

dass du mich da nicht missverstehst. Dein kunstvolles Dichten schätze ich sehr, sonst hätte ich vielleicht auch nicht das Bedürfnis, gerade zu diesem meinen Kommentar abzugeben. Es hebt sich einfach von deinen ansonsten tollen Sprachkünsten für mich zu sehr ab, und zwar inhaltlich.
Ich empfinde dich weder als mittelalterlich oder gar engstirnig, und ich weiß gar nicht, wer so etwas behaupten könnte. Deine Gedanken werden klug, klar und kunstvoll verschnürt an den Mann/ Frau gebracht und sind ein Genuss, ohne Frage. Das kann/ muss durchaus als Tradition im Sinne rilkischer Sprachpflege und Schönheit gewertschätzt werden.
Eine Albernheit, ein schräger Witz, ein agitatorisches oder gar provokantes Gedicht, ein Eperimentieren, etwas Gewagtes oder ein Ausbrechen aus der Form sind bei diesem Bekenntnis nicht zu erwarten. Aber warum auch, wenn dir nicht der Sinn danach steht, und du dich deinem Stil verschrieben hast.
Andererseits diskreditiert das Vokabularium in deinem Gedicht und dem nachfolgenden Thread schon ein klein wenig den ,,Andersgläubigen", auch wenn du mit ,,deinen persönlichen Abneigungen in punkto Lyrik" anderen Kollegen ,,kein allgemeines Werturteil diktieren willst" oder ,,keinesfalls versuchen willst, damit missionieren zu gehen!"
z.B.:
,,Unverstand "...
,,Ein Schwallen toter Zeilen in den Foren"...
,,so musenlos erscheinen manche Toren"...
,,und glauben Dichter sich dabei, die Narren!"
,,was an Gewölle solchen Mägen sich entringt,"
die ihren Teil von Welt nur schlecht verdauen?
,,Blindheit"...,, Eitelkeit"...etc.

Auch wenn die fehlerhafte Syntax, sinnbefreites Blabla oder Schlampereien in die Nähe von ,,Telegrammgedichten" gerückt werden oder wenn von ,,lyrischen Adrenalinjunkies" gesprochen wird, hebt es damit die eigene Vorliebe in den Olymp. ,,Ich kann mir kaum gute Lyril OHNE gleichförmigen Rhythmus vorstellen"....schreibst du, ( natürlich ohne ein allgemeines Werturteil abgeben zu wollen).
Ich kann nicht umhin, aus dem Gedicht und dem was du in dem Faden dazu schreibst eine gewisse Despektierlichkeit oder vielleicht sogar Arroganz abzuleiten, gegenüber Kollegen, deren Arbeit jenseits von deinen Vorlieben angesiedelt sind. Solch ein Urteil mag einem Könner der Materie und einem alten Hasen vielleicht billigend zugestanden werden, lässt mich aber aufhorchen, wenn ich an die Querdenker und Anfänger, an die Experimentierfreudigen oder auch Ahnungslosen denke.
Schlampig gemachte Gedicht oder lieblose Flüchtigkeiten stoßen mir ebenfalls unangenehm auf, dürfen aber nicht in einem Atemzug in den Kontext zu anderen lyrischen Spielarten gebracht werden, um sich über diese auszulassen, oder sich gar darüber zu erheben, das ist einfach unseriös, und lässt eine gewisse Eitelkeit und Respektlosigkeit durchschimmern.
Da du eigentlich wenig provokant unterwegs bist hat dein ansonsten so souveräne Stil zumindest für eine kleine Überraschung bei mir gesorgt, dem nicht unwidersprochen dieser Kommentar geschuldet ist.
Auch mit dem erklärenden Aufdröselversuch in eine 1. Ebene und eine Metaebene kann dein Gedicht nicht bei mir punkten. Das kommt konstruiert rüber und überzeugt mich nicht.
Ansonsten lese ich gerne in deinen anderen Gedichten weiter LG, AZ

Geändert von AAAAAZ (20.08.2014 um 23:18 Uhr)
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